Mehr von der Krimi-Elite! 7 Krimis (eBook)
1100 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8702-7 (ISBN)
5
„Ausziehen.‟ Der blonde Schönling knipste die Beleuchtungsanlage an und schraubte dann seine Kamera auf ein Stativ.
Rose spitzte die Lippen und zog die Brauen hoch. „Ausziehen?‟
Der Blonde stutzte. Verblüfft sah er sie an. Dann hellte sich seine Miene auf. Er lachte meckernd.
„Spiel nicht die Unschuld vom Lande, Baby. Soll ich vielleicht dein Passbild in unsern Katalog kleben? Unsere Kunden wollen sehen, was sie für ihr Geld bekommen. Also zeig, was du hast.‟
Rose legte ihre schwarze Lederjacke auf einen Stuhl. Die Behutsamkeit, mit der sie das tat, fiel dem Mann nicht auf. Rose ärgerte sich über sich selbst.
Bewirbst dich bei einem Begleitservice und wunderst dich, wenn du deine Titten zeigen sollst. Naives Mädchen, du!
Sie zog ihr rotes Muskelshirt aus und stieg aus den Jeans.
„Den Slip natürlich auch‟, sagte der Blonde gleichgültig. Er war so eine Art stellvertretender Geschäftsführer. Soviel hatte Rose herausfinden können.
Splitternackt stolzierte sie auf das beleuchtete Podest mit der hellblauen Kulissenwand.
„Leg dich auf die Couch und räkle dich ein bisschen‟, verlangte der Mann. Rose tat ihm den Gefallen. „Nicht so steif, Baby, du bist doch kein Brett! Du bist eine Frau, du willst gebumst werden, du bist sexy!‟ Er unterbrach sich und tauchte hinter seinem Fotoapparat auf. „Das bist du übrigens wirklich.‟ Sein schmieriges Grinsen bestätigte Rose′ ersten Eindruck – der Mann war weiter nichts als ein dreckiger, geiler Bock. „So eine schwarze Schönheit wie dich hatte ich seit Jahren nicht mehr vor dem Objektiv.‟
Er schoss ein Bild nach dem anderen. „Schon lange in San Francisco?‟
Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ein Jahr oder so.‟
„Was hast denn so getrieben bis jetzt?‟ Mit einer Handbewegung deutete er ihr an sich hinzulegen.
„Soll ich einen Lebenslauf schicken?‟ Ihre rauchige Stimme klang gelangweilt. „Oder ein polizeiliches Führungszeugnis?‟
„Warum nicht?‟, kicherte er meckernd.
Irgendwann verlangte er, dass sie die Beine spreizen und sich selbst befriedigen sollte. Rose sprang auf und verließ das Podest. „Wenn du dich aufgeilen willst, besuch ′ne Peepshow oder zieh dir ′nen Porno rein. Ich hab′ gezeigt, was ich zu bieten hab′, und jetzt Schicht!‟ Sie griff nach ihrem Höschen.
Der Mann musste ein paar Mal schlucken, bis er seine Verblüffung weggesteckt hatte. „Hey, hey! Du bist ja eine ganz Empfindliche!‟ Er begriff, dass die schwarze Lady mit den nicht mal streichholzlangen Haaren ein anderes Kaliber war, als die bleichen Girls, die sich tagein tagaus bei ihm die Klinke in die Hand gaben. Ein Kaliber, für das in Frisco gut gezahlt wurde. Verdammt gut.
„Hast ja recht.‟ Er montierte die Kamera vom Stativ und spulte den Film zurück. „Ich werd′ mal gleich in der Dunkelkammer verschwinden. Dann zeig′ ich die Fotos dem Boss. Und wenn sie ihm gefallen, wird er dich bestimmt persönlich kennenlernen wollen.‟
Er beobachtete sie, während sie ihr Muskelshirt überstreifte. Wieder das schmierige Grinsen. „Und sie werden ihm gefallen, da hab′ ich keinen Zweifel.‟ Er holte den Film aus der Kamera und öffnete eine schmale Tür neben dem Podest mit der Couch. „Warte draußen an der Theke und trink was auf Kosten des Hauses. ′Ne Stunde kann′s schon dauern.‟ Er verschwand in der Dunkelkammer.
Rose hatte es plötzlich sehr eilig. Hastig stieg sie in ihre Jeans und dann in ihre Turnschuhe. Noch während sie in die Lederjacke schlüpfte, stolperte sie zu dem Regal an der Wand, die dem kleinen Podest gegenüberlag. Mit dem Zeigefinger strich sie über die Buchrücken.
Nach zwei Minuten fand sie, was sie suchte. Sie zog eine daumendicke Hochglanzbroschüre heraus. Ein Katalog. Flüchtig blätterte sie ihn durch. Frauen en masse. Jeder war eine Doppelseite gewidmet. Fotos in den verschiedensten Positionen. Nacktfotos. Links oben Maße, spezielle Dienstleistungen und Vornamen – lauter Olgas, Tatjanas und Nataschas.
„Hast du auch ein Klo hier?‟ Sie stand auf und steckte den Katalog hinten in ihre Jeans unter Muskelshirt und Lederjacke.
„Ja!‟, kam es aus der Dunkelkammer. „Durch die Tür neben dem Waschbecken und dann die dritte Tür links!‟
Rose hätte auch draußen in der Nachtbar auf die Toilette gehen können. Aber der Schnüffelinstinkt hatte sie gepackt. Sie öffnete die Tür neben dem Waschbecken und trat auf einen schummrig beleuchteten Gang hinaus. Vor der Toilettentür blieb sie stehen und lauschte. Von fern hörte sie Männerstimmen.
Am Ende des Ganges eine Treppe. Ein dunkler Läufer auf den Stufen dämpfte ihre Schritte. Die Männerstimmen klangen aggressiv und gemein. Dann schrie eine Frau. Laut und anhaltend. Für Sekunden. Der Schrei brach ab und ging in ein gedämpftes Wimmern über.
Rose spurtete los. Im Obergeschoss wieder eine Zimmerflucht. Sie eilte von Tür zu Tür und lauschte an jeder. Der Raum, aus dem die Männerstimmen und das Wimmern kamen, lag am Ende des Ganges. Rose war nicht die Frau, die sich lange zierte. Ihr Instinkt gebot: „Geh hinein‟, und sie ging hinein.
Der kleine Raum war in grelles Neonlicht getaucht. Ein Bett, ein Schrank, ein kleiner Tisch, zwei Korbsessel. Vier Männer starrten sie an. Zwei Weiße knieten am Kopfende des Bettes und hielten ein Mädchen fest. Es war vollständig nackt. Das blonde Haar klebte feucht auf Stirn und Wangen. Rose sah sofort, dass das Mädchen höchstens siebzehn oder achtzehn Jahre alt war. Aus dunklen Augen starrte es Rose flehend an.
Vor ihr kniete ein lateinamerikanisch aussehender Bursche mit wirrem Wuschelkopf. Ohne Hose. Sein Schwanz ragte steif und wippend nach oben. Selten blöd glotzte er Rose an.
Der vierte Mann war groß und breitschultrig. Er trug einen edlen hellen Anzug. Und er war so schwarz wie Rose selbst.
Das Mädchen stammelte ein paar Brocken in einem Mischmasch aus amerikanisch und einer fremden Sprache. Einer Sprache, die Rose nicht beherrschte. Trotzdem erkannte sie den slawischen Klang der Worte.
„Lasst sie los!‟, verlangte Rose mit rauchiger, gefährlich leiser Stimme.
Die Männer reagierten zunächst nicht. Sie schienen völlig perplex zu sein.
„Wen haben wir denn da?‟, sagte der Schwarze plötzlich. Er machte einen Schritt auf Rose zu und zog ein Messer aus der Innentasche seines eleganten Jacketts.
Das arrogante Lächeln auf seinem Gesicht hielt sich nur wenige Augenblicke. Solange bis Rose blitzschnell unter ihre Jacke griff und ihre sechzehnschüssige P 226 SIG Sauer herausholte.
Statt stehen zu bleiben, stürzte der Kerl sich auf sie. Rose sprang zur Seite und drückte ab. Noch während er zu Boden ging, sah sie, wie die beiden Weißen auf dem Bett kurzläufige Revolver aus ihren Jacken holten. Das Mädchen kniff die Augen zusammen und schrie hysterisch auf. Rose zog durch, ohne nachzudenken.
Eine Stunde später hockte sie auf dem Gang und rauchte. In ihrem Arm das schluchzende Mädchen. Zwischen den Heulkrämpfen erzählte es seine Geschichte. Rose verstand kaum die Hälfte. Aber was sie verstand, verursachte ihr einen Brechreiz. Mit grimmiger Zufriedenheit beobachtete sie die FBI-Männer, die nacheinander vier Leichensäcke aus dem Zimmer trugen.
Am nächsten Morgen das zugeknöpfte Gesicht Edwin Stanfords, ihres Chefs. Vor ihm auf dem Tisch lag der Katalog mit den osteuropäischen Frauen. Die Kollegen neben ihr in der Konferenzecke betasteten die Bügelfalten ihrer Hosen oder betrachteten ihre Schuhspitzen. Zur Feier des Tages hatte Rose ein hellgraues Kostüm und eine weiße Bluse angezogen.
„Ihr Auftrag lautete: Im Milieu ermitteln und Beweise sicherstellen, die für eine Anklage wegen Frauenhandels ausreichen.‟ Stanfords Stimme verhieß mal wieder nichts Gutes. Mit der flachen Hand schlug er auf den Katalog. „Sie hatten den Beweis sichergestellt, Mrs. Warrington, und hätten gehen können. Und was machen Sie? Spielen Rambo und schießen vier Männer nieder.‟
„Ich wollte eine Straftat vereiteln, Sir.‟ Rose blitzte ihn an. „Dabei wurde ich angegriffen!‟
Das speckige Gesicht des SACs lief rot an. „Ihre Verteidigung war auffällig effektiv. Vier Tote.‟
„Auch die Angriffe drohten effektiv zu werden, wie Sie das nennen, Sir!‟ Das Sir spuckte sie regelrecht heraus.
Ihr Chef wurde noch lauter. „Mit was, zur Hölle, hat denn der halbnackte Mann Sie angegriffen?! Man hat keine Waffe bei ihm gefunden! Nicht mal ein Messer!‟
Rose biss die Zähne zusammen und schwieg. Der steife, wippende Schwanz des Kerls fiel ihr ein. Und das wimmernde Mädchen.
Der SAC stand auf und ging zu seinem Schreibtisch. Als wollte er in diesem Augenblick besonders offiziell wirken, setzte er sich kerzengerade in seinen Sessel. „Special-Agent Warrington – Sie sind vorläufig vom Dienst suspendiert.‟
Eisiges Schweigen im Raum. Rose′ Augen suchten Kontakt zu ihren Kollegen. Niemand gönnte ihr einen Blick. Die Firma in Frisco konnte verdammt hart sein.
„Wie lang ist vorläufig?‟, fragte sie mit brüchiger Stimme.
„Das wird das Office of Professional Responsibility in Washington entscheiden.‟
Schöner Mist! Du musst vor der Inquisition erscheinen! O Gott!
„Das Hauptquartier wird...
Erscheint lt. Verlag | 11.10.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror |
ISBN-10 | 3-7389-8702-9 / 3738987029 |
ISBN-13 | 978-3-7389-8702-7 / 9783738987027 |
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