Das Geheimnis der Villa Riccardi -  Norbert-Ullrich Neumann

Das Geheimnis der Villa Riccardi (eBook)

Ein Kriminalroman
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2023 | 1. Auflage
228 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-5827-2 (ISBN)
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Die Kunstfreunde Berger und Wolfrum erhalten überraschend eine Einladung in eine ländliche Villa am Gardasee. Sie treffen dort ihre alte Bekannte Chiara Tommaseo, einige Leute der gehobenen Gesellschaft und den Hausherrn und Kunstsammler Corrado Fischetti. Das Treffen scheint zunächst einen unbeschwerten Verlauf zu nehmen. Dann aber wird die heitere Atmosphäre jäh durch zwei unerfreuliche Ereignisse getrübt. Noch am Abend des ersten Tages wird einer der Gäste vermisst und am anderen Morgen gerät der Hausherr in einen unklaren, lebensbedrohlichen Zustand. Alle - auch Berger und Wolfrum - sind schockiert und völlig ratlos. Zufällig stoßen die Freunde auf Geheimnisse 'der besseren Gesellschaft', die weit in die Vergangenheit zurückreichen und vermutlich für die aktuellen Geschehnisse von entscheidender Bedeutung sind. Zusammen mit Maresciallo Cardano machen sie sich an die Aufklärung der mysteriösen Vorfälle.

Norbert-Ullrich Neumann, Jahrgang 1947, Nervenarzt im Ruhestand, lebt mit seiner Frau in Bayern. Er hat weit mehr als hundert medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. 'Der mysteriöse Kupferstich' ist sein zweiter Kriminalroman. Neumann ist passionierter Leser, Läufer und Golfspieler und Italienliebhaber.

Erstes Kapitel


Badeurlaube waren Bergers und Wolfrums Sache noch nie gewesen, was aber nicht heißen soll, dass sie nicht gerne ans Meer fahren würden. Jedoch nicht nach Rimini, Torremolinos oder Benidorm, auch nicht nach Mallorca oder auf die Malediven. Außerhalb der Hochsaison war Wolfrum gerne an der Nordsee und Berger an portugiesischen Stränden. In den Sommermonaten bevorzugten sie Urlaub in abgelegenen Bergdörfern Österreichs und Südtirols.

Nach Portugal hätte es auch diesmal gehen sollen. Ein Kollege von Bergers Vater hatte für 14 Tage in seine Quinta nahe bei Santiago do Cacem eingeladen. Nicht nur, dass man in dieser Gegend wunderbare Wanderungen und Radtouren machen konnte, lagen dort auch – im Oktober meist menschenleere – Strände mehr oder weniger vor der Haustür. Vom Flughafen Lissabon konnte man mit dem Mietwagen bequem in etwa eineinhalb Stunden anreisen. Da sich die alten und die jungen Bergers und die Wolfrums bestens verstanden und alle Portugal liebten, freute man sich auf erholsame, spätsommerliche Tage an der portugiesischen Atlantikküste. Dann aber kam etwas dazwischen und die Sache musste kurzfristig verschoben werden.

Vor eineinhalb Jahren hatten die beiden Kunstfreunde Chiara Tommaseo, eine nette alte Dame aus Castelfranco, kennengelernt. Zwar hatten sie sich seit der gemeinsamen »Abenteuer« rund um die verschwundenen Kunstschätze des Paolo Barone nicht mehr getroffen, aber man hatte gelegentlich telefoniert. Ein solches Telefonat hatte Wol-frum Anfang September erreicht.

Die Angelegenheit war kompliziert gewesen und die alte Dame hatte beim ersten Gespräch etwas weiter ausholen müssen. Ein gewisser Corrado Fischetti, ein Freund ihres Cousins Alessandro, hatte diesen sehr kurzfristig anlässlich seines Geburtstags eingeladen. Alessandro hatte absagen müssen, denn er befand sich zurzeit fernab in Argentinien. Da auch Chiara mit dem Jubilar, wenn auch nur oberflächlich, bekannt war und selbiger glücklicher Besitzer einer sehenswerten Kunstsammlung war, hatte Alessandro gemeint, sie könne ihn doch »vertreten«. Fischetti hatte sehr bedauert, dass Alessandro nicht kommen konnte, sich aber zugleich erfreut gezeigt, die Cousine auf seinem Anwesen bei Sirmione begrüßen zu dürfen.

Chiara hatte Wolfrum erklärt, von dieser überraschenden Einladung zunächst wenig begeistert gewesen zu sein. Dann aber habe sie an ihre bayerischen Freunde und Kunstliebhaber gedacht. Auch die würde Fischetti akzeptieren, hatte Alessandro im letzten Telefonat mitgeteilt, wenn es denn keine typischen Deutschen wären.

Typische Deutsche seien sie vermutlich nicht, hatte Wolfrum angemerkt, aber er müsse die Angelegenheit natürlich erst mit Berger besprechen. Ergebnis dieser Besprechung, in die auch die anderen erwartungsvollen Urlauber einbezogen wurden, war, dass die Reise nach Portugal um eine Woche verschoben wurde. Die beiden Freunde konnten also an den Gardasee fahren.

Chiara war begeistert gewesen, als Wolfrum ihr in einem weiteren Telefonat diese erfreuliche Mitteilung machen konnte. Sie hatte noch einmal betont, dass Corrado Fischetti in seiner Sammlung eine Reihe bemerkenswerter Stücke des italienischen Futurismus, unter anderem von Gino Severini und Luigi Russola, habe. Außerdem sei Fischetti, der seinerzeit eine wichtige Position bei Fiat innehatte, ein famoser Geschichtenerzähler, aber leider auch ein Zyniker. Das mit der Unterkunft sei schon geregelt. Auf Kosten des Gastgebers würde man in einem nahe gelegenen Hotel logieren können. Man würde Freitag und Samstag auf Fischettis Anwesen – der Villa Ric-cardi – verbringen. Am Sonntag, so hatte Chiara Tomma-seo vorgeschlagen, könne man nach Verona fahren und dort – wenn es den beiden passen würde – am Abend ein Konzert in der Chiesa di San Tomaso besuchen. Berger und Wolfrum stimmten zu, alle waren zufrieden und so machten sich Berger und Wolfrum an einem schönen Freitagmorgen auf die Reise an den Gardasee.

Seit etwa einer halben Stunden hatten beide nicht viel gesprochen. Berger hatte die Rückenlehne etwas nach hinten gekippt, die Augen geschlossen und schien zu dösen. Kurz hinter Trient sagte er unvermittelt: »Hier beginnt Italien«.

Wolfrum reagierte nicht sofort, sondern blickte erst zwei- dreimal zu seinem Freund, der völlig entspannt im Beifahrersitz lümmelte.

Schließlich meinte Wolfrum: »Das hast du an dieser Stelle schon mehrmals erwähnt. Du hattest auch eine Erklärung dafür, aber die ist mir entfallen.«

»Es war so eine Art Eingebung wenn du mir diese etwas geschwollene Formulierung gestattest. Ich meine mich zu erinnern, dass mir bei einer lange zurückliegenden Italienreise mit meinen Eltern, es muss in den späten Sechzigern gewesen sein, ziemlich genau an dieser Stelle der Gedanke kam, hier beginnt Italien. Später hat sich der Gedanke, jedes mal wenn ich an dieser Stelle vorbeikam, verfestigt.«

»Ja, ja es gibt so was. Solche Einfälle stammen zumeist aus der Kindheit, als man noch genügend Fantasie besaß«, murmelte Wolfrum.

»Vielleicht hat es nicht nur was mit Fantasie zu tun«, fuhr Berger fort. »Man verlässt hier das Gebirgige, das Land wird flacher und weiter und man kommt in die Region, in der schon zu K.-u.-K.-Zeiten das Italienische vorherrschte. Im Gegensatz zu Südtirol war das Trentino immer welsch.«

»Gut, dass uns keiner der italienischen Freunde hört, sie wären von dem Ausdruck ›welsch‹ vermutlich nicht begeistert.«

»Ah, schon wieder die political correctness. Südländisch statt welsch wäre vermutlich auch nicht mehr genehm. Aber wenn wir schon dabei sind, eine besonders »glanzvolle« Rolle haben die Italiener seinerzeit in Sachen Südtirol und Trentino nicht gespielt. Dass die Angelegenheit schon fast hundert Jahre zurückliegt, macht sie auch nicht besser.«

»Aber auch nicht schlechter, und wir sollten diese alten Geschichten wirklich ruhen lassen und lieber an unsere gegenwärtigen, netten Italiener denken.«

»Einverstanden. Aber noch ein Satz zu südländisch. Südländisch habe eine negative Konnotation, hat ein Klugscheißer vor kurzem mal geschrieben.«

»Na ja, da muss man schon eine schmutzige Fantasie haben.«

»Entschuldige, Hubert, noch ein Letztes. Warum schwappt dieser ganze Firlefanz wie political correctness, cancel culture, genderism, trigger warnings und so weiter aus den USA herüber? Als nächstes wird man Rumpel-stilzchen mit einem Warnhinweis versehen, weil darin das Wort Zipfelmütze vorkommt.«

Wolfrum schmunzelte und sagte: »Dort ist man eben besonders achtsam, klug und fortschrittlich.«

»Du hast schon bessere Witze gemacht. Ich denke, es ist so. Eine multikulturelle und traditionslose Gesellschaft wie die amerikanische neigt zu Neuerungen, aber auch zu blödsinnigen Ideen, zum Wertewandel und zur Gleichmacherei. Dazu kommt noch das schlechte Gewissen. Die Ureinwohner sind zum größten Teil beseitigt und die aus aller Herren Länder Zugezogenen müssen freilich für grenzenlose Vielfalt, Pluralismus und Weltbürgertum plädieren. Sind sie doch im Grunde alle illegale Immigranten.«

»Jetzt aber Schluss damit. Das vermiest einem ja den ganzen schönen Tag. Wir halten an der nächsten Raststätte, nehmen einen Caffè, vertreten uns die Beine und lüften den Kopf aus«,

sagte Wolfrum ganz entschieden.

Das Thema war damit beendet und einige Kilometer weiter verließen sie die Autostrada del Brennero und hielten an einem Autogrill. Während sie den Caffè und je ein Cornetto genossen, machten sie sich ein paar Gedanken über ihren Gastgeber Corrado Fischetti.

»Dass der gute Mann über Geld und eine Villa samt Landgut bei Sirmione verfügt und seinen 71. Geburtstag begeht, hast du mir ja schon erzählt«, sagte Berger. »Gibt es über ihn denn sonst noch Interessantes zu berichten?«

»Im Netz stehen nur ein paar kleinere Einträge, die sich vor allem auf seine Kunstsammlung beziehen. Zu den familiären Gegebenheiten findet man nichts Erhellendes. Fischetti scheint ein ordentliches und geruhsames Leben zu führen.«

»Sehr schön, dann passt er ja zu uns.«

»Das hoffe ich, aber noch haben wir ihn weder gesehen noch gesprochen«; erwiderte Wolfrum und sah dann kurz auf seine Uhr. »Wir wollten gegen 13 Uhr eintreffen. Das schaffen wir locker. Ich denke, ich rufe jetzt mal Chiara an, melde unser pünktliches Erscheinen und frage, ob vor Ort alles in Ordnung ist.«

Die beiden gingen ins Freie. Wolfrum telefonierte, Ber-ger setzte seine Sonnenbrille auf, ging ein paar Schritte Richtung Parkplatz und zündete sich eine Zigarette an. In diesem Moment fuhr ein dunkelblaues Audi Cabriolet ziemlich flott an ihm vorbei, um ein Stück weiter in eine Parkbucht einzubiegen. Ein Mann um die Vierzig schälte sich etwas mühsam aus dem Gefährt. Er trug einen sichtlich teuren aber zerknitterten und etwas zu engen Anzug. Sogleich zog er ein Smartphone aus der Jackentasche und begann leise...

Erscheint lt. Verlag 23.9.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7583-5827-2 / 3758358272
ISBN-13 978-3-7583-5827-2 / 9783758358272
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