Krimistunde für Kenner -  Alfred Bekker,  Eva Joachimsen,  Annette Paul,  Pete Hackett

Krimistunde für Kenner (eBook)

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2023 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-8272-5 (ISBN)
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Dieses Buch enthält folgende Krimis: Eva Joachimsen: Frohe Weihnachten Eva Joachimsen: Moritz' Eisenbahn Annette Paul: Wer bringt die Geschenke? Annette Paul: Still schweigt ... Annette Paul: Der Obdachlose Pete Hackett: Skrupellos Pete Hackett: Ron Harris: Geisel des Erbarmungslosen Alfred Bekker: Kommissar Jörgensen und die Schüsse auf Herrn Bock Alfred Bekker: Die Gen-Bombe Verärgert schaute der Anwalt Dr. Bernd Walter zur Tür, die zaghaft geöffnet wurde. Er hatte seine Sekretärin angewiesen, ihn unter keinen Umständen zu stören, damit er in Ruhe eine kniffelige Verteidigung vorbereiten konnte. Eine schlanke, rothaarige Frau im Hosenanzug betrat sein Büro. Er verbarg geschickt seine Überraschung und begrüßte sie. 'Guten Morgen, Monika. Was führt dich zu mir?' 'Deine Sekretärin wollte mich nicht hereinlassen, aber es ist wichtig.' Monika, der Frau seines ehemaligen Kompagnons, sah man ihr Alter nicht an. 'Bitte, mach es kurz, ich habe zu tun.' 'Karl-Heinz ist tot.'

Der Obdachlose


von Annette Paul


Verärgert schaute der Anwalt Dr. Bernd Walter zur Tür, die zaghaft geöffnet wurde. Er hatte seine Sekretärin angewiesen, ihn unter keinen Umständen zu stören, damit er in Ruhe eine kniffelige Verteidigung vorbereiten konnte. Eine schlanke, rothaarige Frau im Hosenanzug betrat sein Büro. Er verbarg geschickt seine Überraschung und begrüßte sie. "Guten Morgen, Monika. Was führt dich zu mir?"

"Deine Sekretärin wollte mich nicht hereinlassen, aber es ist wichtig." Monika, der Frau seines ehemaligen Kompagnons, sah man ihr Alter nicht an.

"Bitte, mach es kurz, ich habe zu tun."

"Karl-Heinz ist tot."

"Nein!" Bernd schrie fast, so schockiert war er, obwohl er damit gerechnet hatte, seit sein alter Freund, der brillante Anwalt Karl-Heinz Tiede aus der bürgerlichen Welt ausgestiegen war. Als seine Frau mit einem Klienten fremdging, hatte er heimlich zu trinken angefangen Während einer Verhandlung lallte er, verwechselte die Namen, daraufhin sprach Bernd ihn an. Doch er lehnte sowohl die Hilfe von seinen Freunden als auch einen Entzug ab. Anschließend ging es steil bergab mit ihm, bis er auf der Straße lebte.

"Die Polizei war gestern da. Daniel musste ihn identifizieren." Monika zog ein Taschentuch heraus und tupfte sich Tränen weg.

Typisch Monika. Für unangenehme Aufgaben fand sie jederzeit einen hilfsbereiten Kavalier, diesmal ihren Geliebten Daniel Lehmann.

"Wie ist er gestorben?", fragte Bernd mit belegter Stimme.

"Er ist in der Nacht zum Mittwoch erfroren. Es musste so kommen. Seit über zehn Jahren hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Dabei war er einmal meine große Liebe. Es war schwer, die Kinder allein zu erziehen, nachdem er mich im Stich gelassen hatte." Monika spielte ihre Rolle als arme, verlassene Frau gut, obwohl sie sich rechtzeitig Karl-Heinz’ Vermögen hatte übertragen lassen. Sie lebte nicht nur gut davon, sondern finanzierte sogar ihrem Geliebten die Firma. "Muss ich für die Beerdigung aufkommen?"

"Natürlich, ihr seid noch verheiratet", erklärte Bernd.

"Habt ihr sein Testament oder andere Unterlagen?" Monika schaute ihn durchdringend an.

"Nein." Bernd führte sie hinaus und atmete tief durch, als er die Tür hinter ihr schloss.


*


Nachdem Monika gegangen war, holte sich Bernd erst einmal eine Tasse Kaffee. Missmutig betrachtete er den Aktenberg auf seinem Schreibtisch. Der Fall musste warten, notfalls würde er ihn mit nach Hause nehmen. Jetzt beschäftigte ihn der Tod seines Exkollegen und Freundes zu sehr.

Als er die Tasse leergetrunken hatte, beschloss er, seinen Kollegen Peter ebenfalls von der Arbeit abzuhalten. Vor Jahren hatten Peter Prigge, Karl-Heinz Tiede und er zusammen die Anwaltskanzlei geführt

"Peter, wann hast du Kalle das letzte Mal gesehen?", störte er Peter.

"Hm, elf Jahre?" Peter schaute von einer Akte hoch.

"Monika Tiede war eben bei mir. Kalle ist tot, erfroren." Bernd schob das Adventsgesteck zur Seite und setzte sich auf die Schreibtischkante.

"Wir haben doch alle damit gerechnet, dass er sich umbringt." Seufzend klappte Peter die Akte zu.

"Kalle hat mich letzte Woche angerufen. Er wollte sein Leben ändern. Ich hatte ihm meine Hilfe zugesagt."

"Ein unglücklicher Zufall." Peter zuckte hilflos mit dem Achseln.


*


Kalles Tod ließ Bernd nicht zur Ruhe kommen; deshalb fuhr er am Samstag mit seinem Sohn Stefan zur benachbarten Kleinstadt, um Nachforschungen anzustellen. Stefan studierte seit zwei Jahren Jura und würde eines Tages in die Kanzlei eintreten. An seinem Patenonkel Kalle hatte er sehr gehangen.

Von der Polizei, die sie zuerst aufsuchten, erfuhren sie, dass Karl-Heinz Tiede am Mittwochmorgen von Schülern in den Wallanlagen tot aufgefunden worden war. Die Schule hatte die Polizei benachrichtigt.

"An der Leiche fanden sich keine Spuren von Gewalteinwirkung und im Schnee keinerlei Kampfspuren. Herr Tiede ist in der Nacht vom Dienstag zu Mittwoch erfroren. Er ist gestolpert und nicht mehr aufgestanden. Sein Alkoholspiegel war enorm hoch. Mehr kann ich Ihnen nicht mitteilen", meinte der Polizeihauptkommissar.

"Was machen wir jetzt?", fragte Stefan, nachdem sie die Wache verlassen hatten.

"Was schlägst du vor?"

"Wir fragen die Penner aus."

"Eine gute Idee, aber vorher möchte ich mit dem Pastor sprechen. Es gibt hier eine kirchliche Tafel für Obdachlose", sagte Bernd.


*


Sie hatten Glück. Pastor Schäfer wollte gerade das Gemeindebüro verlassen. Nachdem sie sich vorgestellt hatten, führte er sie ins Büro.

"Kannten Sie den erfrorenen Obdachlosen?", fragte Bernd.

"Er kam regelmäßig zu unserem Mittagstisch."

"Was wussten Sie von ihm?"

"Nur das er Kinder hatte. Ich schaue selten beim Mittagstisch rein. Frau Berger organisiert alles. Sie ist die gute Seele der Tafel und weiß sicher mehr", erklärte Pastor Schäfer.

Bernd ließ sich die Adresse von Frau Berger geben und fünf Minuten später saßen sie bei ihr im Wohnzimmer.

"Kalle kannte ich. Er war immer höflich und freundlich. Er kam regelmäßig. Schade, er wollte von der Straße weg. Einer unserer Ehrenamtlichen hatte einen guten Einfluss auf ihn. Er hatte ihn überredet zu den Anonymen Alkoholikern zu gehen. Kalle hatte bereits eine Wohnung angemietet und eine Arbeit als Verkäufer der Obdachlosenzeitung. Am Mittwoch sollte er dort anfangen, deswegen hat er sich von mir verabschiedet."

"Können wir diesen Bekannten sprechen?", fragte Bernd.

"Rolf? Der hatte vor ein paar Wochen einen tödlichen Autounfall. Er fehlt uns, als Ingenieur im vorgezogenen Ruhestand hatte er viel Zeit." Sie strich sich nachdenklich über ihre Haare. "Am besten fragen Sie meinen Mann. Kalle hat ihm irgendetwas anvertraut. Wissen Sie, mein Mann ist Chefredakteur der hiesigen Zeitung. Er hat mich nicht eingeweiht. Bevor er es veröffentlicht, will er es erst mit einem Anwalt klären." Leider war Herr Berger unterwegs, so dass sie ihn nicht fragen konnten.


*


"Jetzt laden wir ein paar Penner zum Essen ein, dann erzählen sie uns bestimmt etwas", schlug Stefan vor, als sie wieder im Auto saßen.

"Kein schlechter Gedanke, aber wir sollten sie einzeln befragen. Und wo finden wir sie?", überlegte Bernd.

"Vor dem örtlichen Kaufhaus. Vorhin sind wir an einem vorbeigefahren." Stefan wies seinem Vater den Weg.

Sie stellten den Wagen im Parkdeck ab. Vor dem Haupteingang standen drei Obdachlose. In sich zusammengesunken, versuchten sie, sich in der ausströmenden Luft zu wärmen. Von den Buden des Weihnachtsmarktes duftete es nach Glühwein und gebrannten Mandeln.

"Vater lass mich das machen, du passt hier nicht hin. Wir treffen uns an der Imbissbude", meinte Stefan und ließ den Vater stehen.

Er ging auf die Männer zu und sagte: "Hallo, bei der Kälte kann man einen Kaffee gebrauchen.",

Keiner reagierte.

Er zog ein Foto aus der Tasche und hielt es ihnen hin. "Kannte einer von Ihnen Kalle?"

"Bist du ein Bulle?"

Stefan schüttelte den Kopf. "Kalle war mein Patenonkel und mich interessiert, wie er gelebt hat. Wir können zusammen etwas Warmes trinken und eine Wurst essen."

"Ich kannte ihn", murmelte der Dicke. Die anderen nickten.

"Gut, einer nach dem anderen. Wir beiden gehen zur Imbissbude", Stefan nickte dem Dicken zu.

"Wer ist das?", fragte der Obdachlose, als Stefan sich an Bernds Seite stellte und für sie bestellte.

"Das ist mein Vater, Herr Walter. Ein Freund von Kalle. Er bezahlt die Rechnung." Und nach einer kleinen Pause: "Dürfen wir Ihren Namen erfahren?"

"Ich bin Wolfgang. Wolfgang Hofmann. Kalle, Frank und ich schlafen bei dieser Schweinekälte in einem leerstehenden Haus. "Wollte Kalle wirklich arbeiten?", fragte Stefan.

"Ja, er wollte diese Zeitung verkaufen. Das machen viele. Frank und ich sollten auch mitmachen. Aber das kann ich nicht." Er schob sich ein paar Pommes frites in den Mund.

"Haben Sie ihn am Dienstag gesehen?", wollte Stefan wissen.

"Da haben wir wie immer hier gestanden." Verlegen schaute Wolfgang an ihnen vorbei.

"Ist da etwas Besonderes passiert?", bohrte Stefan nach.

"Nein." Unruhig wechselte Wolfgang von einem Bein auf das andere. "Doch, Kalle hatte Geld. Er hat gleich am Morgen Korn gekauft. Und etwas zu essen."

"Woher hatte er das Geld?"

"Morgens ist ein Schulkind vorbeigekommen. Wir standen beim Eingang." Er zeigte auf das Kaufhaus. "Es ist zu Kalle gegangen und hat ihm einen Umschlag gegeben. Kalle meinte, dass wäre bestimmt das Christkind." Er nahm einen Schluck Kaffee.

"War jemand bei dem Kind?" Wolfgang schüttelte den Kopf. Mehr war aus ihm nicht herauszuholen. Als er sein Currywurst aufgegessen hatte, holte Stefan den nächsten Obdachlosen.

Von Frank Meyer erfuhren sie mehr. "Als das Kind kam, wartete auf der anderen Straßenseite eine richtige Dame und hat das Kind beobachtet." Beschreiben konnte er die Frau jedoch nicht.

"Ist Ihnen noch etwas aufgefallen?", bohrte Stefan nach.

Verlegen schaute Frank weg. Dann sagte er: "Wolfgang hat jetzt Kalles Schlafsack."

Als er gegangen war, fragte Stefan: "Ist Wolfgang der Mörder? Aus Habgier? Kalle hatte Geld und einen Schlafsack! Wolfgang...

Erscheint lt. Verlag 6.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-8272-8 / 3738982728
ISBN-13 978-3-7389-8272-5 / 9783738982725
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