Tod in Weener. Ostfrieslandkrimi -  Thorsten Siemens

Tod in Weener. Ostfrieslandkrimi (eBook)

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2022 | 1. Auflage
200 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-680-5 (ISBN)
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In einer Holzhütte im ostfriesischen Weener liegt die Leiche von Claas de Jong! Der ermordete Niederländer lebte zwar in Ostfriesland, arbeitete aber noch immer in seinem Geburtsland. Ein brisanter Fall, mit dem die ostfriesischen Ermittler Hedda und Enno Böttcher betraut werden. Der wütende Nachbar und ein bedrohliches Graffiti an der Haustür des Opfers erregen die Aufmerksamkeit der Ermittler. Die heißeste Spur ist für Hedda allerdings die blaue Murmel, die in unmittelbarer Nähe des Tatorts gefunden wurde und einem lukrativen Gewinnspiel zuzuordnen ist. Ist es tatsächlich die Gewinner-Murmel, die dem Besitzer eine Weltreise mit dem exklusiven neuen Kreuzfahrtschiff »Seamarbel« beschert? Aber warum hätte der Mörder die Glückskugel dann zurücklassen sollen? Die Puzzlestücke passen noch nicht so richtig zusammen, und zudem ahnt Enno zu diesem Zeitpunkt nicht, dass ein Test der ganz speziellen Art auf ihn wartet...

2. Kapitel


 

Nachbarschaftsstreit

 

25. Juli

 

Hedda und ihr Mann liefen gerade am Bontekai in Wilhelmshaven entlang und erinnerten sich dabei an die kleine Familienfeier, die am gestrigen Tag bei Ennos Vater Bento stattgefunden hatte. Die Sonne lachte von einem wolkenfreien Nachmittagshimmel auf sie herab.

»Die haben alle ganz schön blöd geguckt, als ich gesagt habe, ich dürfe keinen Alkohol trinken«, lachte Hedda.

»Und als du dann behauptet hast, wir würden Familienzuwachs bekommen, wollte es dir keiner glauben«, schmunzelte auch Enno.

Beide richteten ihren Blick auf Rocky, der neugierig seine neue Nachbarschaft erkundete und unentwegt stehen blieb, um die ungewohnten Gerüche aufzunehmen. Der Deutsche Schäferhund war sieben Jahre lang als Leichenspürhund bei der Polizei tätig gewesen, ehe er im Alter von neun Jahren gemeinsam mit seinem Diensthundeführer in den Ruhestand ging.

Als Hedda und Enno gestern gerade auf dem Weg zur familiären Grillfeier nach Neermoor waren, hatten sie einen Anruf von Jörg, dem Leiter ihrer Geheimeinheit, erhalten. Dieser hatte Rockys sensible Nase im letzten Jahr eingesetzt, um sie im Neuenburger Urwald nach einem Toten suchen zu lassen. Dabei war das Ermittler-Ehepaar dem Hund zum ersten und bis zum gestrigen Tag einzigen Mal begegnet.

Jörg teilte seinen jungen Teammitgliedern mit, dass Rockys Herrchen vor Kurzem an den Folgen seiner schweren Erkrankung verstorben war und sich leider niemand aus dessen Familie in der Lage sah, den Hund bei sich aufzunehmen. Daher hatte er den Rüden zunächst mit zu sich nach Hause genommen, musste aber leider feststellen, dass dieser sich überhaupt nicht mit seinem Kater Balu vertrug. Als er Hedda und Enno dann mit seinem spontanen Einfall konfrontierte, sie könnten doch den Schäferhund vielleicht bei sich aufnehmen, war das Ehepaar kurz rechts rangefahren, um darüber zu beraten.

Rocky war jetzt zehn Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenser­wartung dieser Rasse lag bei zwölf Jahren. Sie sorgten sich, ob ihnen ein baldiger Tod des Tieres nicht unnötig zu schaffen machen könnte, ließen dann aber doch ihr Herz sprechen und stimmten spontan zu. Um den trauernden Hund so schnell wie möglich in seinen neuen Alltag zu integrieren, schlug Jörg vor, ihn noch am selben Abend an Hedda und Enno zu übergeben. Die beiden hielten den Vorschlag für sinnvoll und änderten daher spontan ihren Plan, der ursprünglich vorsah, nach der familiären Grillparty in Neermoor auch zu übernachten.

Jetzt hatte Rocky die erste Nacht und den halben Tag in seinem neuen Zuhause verbracht und schien ganz langsam in seiner neuen Welt anzukommen. Nur wenn er in seinem Korb lag, in dem sich noch immer die alte Kuscheldecke befand, die er bereits bei seinem verstorbenen Herrchen besessen hatte, wirkte er so unendlich traurig, dass Hedda und Enno immer wieder die Tränen in die Augen schossen.

Ennos Handy vibrierte. Er griff in die Tasche seiner Shorts, schaute auf das Display, warf seiner Frau einen vielsagenden Blick zu und nahm das Gespräch entgegen. »Moin Jörg, wir gehen gerade mit Rocky Gassi.«

»Moin Jörg!«, rief Hedda laut und gut gelaunt aus dem Hinter­grund. Sie ging davon aus, dass er nur angerufen hatte, um sich nach dem Befinden des Hundes zu erkundigen.

»Wir sind in ungefähr fünf Minuten zu Hause«, antwortete Enno auf eine Frage, die Hedda nicht hören konnte.

Neugierig schaute diese daraufhin ihren Mann an. Ging es bei dem Anruf vielleicht doch nicht nur um Rocky?

Nachdem Enno die Tür zu ihrer Wohnung aufgeschlossen hatte, schlüpfte der Schäferhund sofort durch den Türspalt und trabte zu seinem Wassernapf, um gierig daraus zu trinken. Hedda entledigte sich in Windeseile ihrer Schuhe und warf ihrem Mann einen auffordernden Blick zu.

»Ich bin ja schon dabei«, reagierte Enno schmunzelnd und streifte sich den rechten Turnschuh ab, indem er sich mit seinem Linken auf dessen Hacke stellte. Er kannte die Ungeduld seiner Frau und genoss es gelegentlich auch, sie durch ein möglichst träges Verhalten zu reizen. Doch dieses Mal war seine Neugierde mindestens genauso groß.

Gemeinsam setzten sie sich an den Küchentisch und legten ihre Handys auf die Tischplatte. Gebannt schauten sie auf die Displays. Irritiert vom Verhalten seiner neuen Besitzer setzte Rocky sich neben sein neues Frauchen, legte seine Schnauze auf ihrem Oberschenkel ab und schaute sie mit einem treuen Hundeblick an.

»Alles gut«, versuchte Hedda ihr neues Familienmitglied zu beruhigen. Sie kraulte ihm den Nacken. »Wir warten nur auf einen ganz dringenden Anruf.«

Rocky spitzte die Ohren und sein Körper spannte sich sichtbar an, und nur einen Augenblick darauf klingelte eines der Mobiltelefone auf dem Tisch. Es war erneut Ennos Gerät, was Hedda jedoch nicht davon abhielt, als Erste danach zu greifen.

»Wir sind zu Hause. Was ist passiert?«, kam sie ohne Umschweife zum Punkt. Erst als sie den verdatterten Gesichtsausdruck ihres Mannes bemerkte, legte sie sein Smartphone zurück und aktivierte die Freisprechfunktion.

»Ich habe einen neuen Fall für euch«, sagte Jörg.

»Worum geht es?«, wollte Enno wissen.

»Heute Morgen wurde in Weener die Leiche von Claas de Jong gefunden. Er war ein niederländischer Staatsbürger, der in Weener gewohnt, aber in Holland gearbeitet hat. Aufgrund dieser brisanten Konstellation ist das Innenministerium selbstverständlich an einer raschen Aufklärung des Falls interessiert. Sie möchten daher, dass wir von Anfang an in die Ermittlungen eingebunden werden.« Jörg machte eine Pause, damit seine beiden jungen Ermittler die Trag­weite dieser Entscheidung verstanden.

»Wo ist er gefunden worden?«, fragte Hedda, nachdem sie die Stille in der Leitung nicht länger ausgehalten hatte.

»Er ist in einer kleinen Holzhütte am Swartwolder Kolk gefunden worden.«

»Swartwolder Kolk?«, fragten Hedda und Enno im Chor. Beide hatten diesen Namen noch nie zuvor gehört.

»Das ist ein durch Sandentnahme entstandener See, der irgendwo zwischen Leer und Weener liegt. Von der kleinen Holzhütte aus kann man wohl sehr gut Vögel beobachten.« Jörg berichtete seinen beiden Teammitgliedern, wie Claas’ Leiche gefunden worden war.

»Oh mein Gott!« Hedda legte erschrocken die Hände an ihre Wangen. »Zum Glück ist der Opa vorausgegangen. Stellt euch bloß vor, der kleine Junge hätte die Leiche als Erster gefunden.«

»Das wäre mit Sicherheit ein traumatisches Erlebnis gewesen«, stimmte der Geheimdienstleiter ihr zu. »Zumal er ja nicht einfach nur erschlagen oder erschossen worden ist.«

»Wie ist er denn dann umgebracht worden?«, fragte Enno.

»Irgendjemand hat ihm mit einem Messer die Kehle aufgeschlitzt. Der Anblick muss fürchterlich gewesen sein.«

»Gibt es schon einen Verdacht, wer das getan haben könnte?« Hedda war so angespannt, dass sie nichts mehr auf ihrem Stuhl hielt. Sie stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und beugte ihren Oberkörper direkt über das Smartphone.

»Die Spurensicherung läuft noch«, antwortete Jörg. »Die Frau des Opfers wurde befragt, aber sie steht verständlicherweise unter Schock. Sie kann sich nicht vorstellen, wer ihrem Mann so etwas angetan haben könnte. Dennoch konnte sie den ermittelnden Beam­ten einige Anhaltspunkte liefern.«

»Und welche?« Auch Enno erhob sich von seinem Platz und ging nervös neben dem Tisch auf und ab.

»Mit einem seiner Nachbarn soll es wohl einen lang andauernden Streit gegeben haben. Außerdem mussten die de Jongs erst kürzlich ein Graffiti von ihrer Haustür entfernen lassen.«

Hedda und Enno tauschten einen neugierigen Blick. »Was war das für ein Graffiti?«, fragten sie im Chor.

»Irgendjemand hat in Rot, Weiß und Blau die Worte ›Ihr sollt nach Hause fahren!‹ auf die Tür gesprayt.«

»Rot, Weiß und Blau?«, wiederholte Hedda. »Sind das nicht die Farben der niederländischen Flagge?«

Enno nickte zustimmend. »Und die Worte erinnern mich sehr an die Gesänge, mit denen Fußballfans der jeweiligen Heimmannschaft den Anhängern des gegnerischen Teams mitteilen, dass es in diesem Stadion für sie keine Punkte zu holen gibt.«

»Das hat die Polizei damals auch gedacht. Es gab nämlich an dem vorherigen Abend ein Freundschaftsspiel zwischen den Niederlan­den und der deutschen Fußballnationalmannschaft in Dortmund, das wir mit 3:1 gewonnen haben. Die Beamten gingen damals davon aus, dass ein übermütiger Fußballfan aus der Gegend für die Sachbeschä­digung verantwortlich sein muss, konnten allerdings den Täter nie ausmachen.«

Nachdenklich schaute Hedda ihren Mann an. Sie war nun wahrlich kein großer Fußballfan, hatte aber dennoch oft daneben gesessen, wenn er sich ein Spiel im Fernsehen angesehen hatte. »Aber singen die nicht immer ›Ihr...

Erscheint lt. Verlag 4.11.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-680-X / 396586680X
ISBN-13 978-3-96586-680-5 / 9783965866805
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