Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Folge auf Facebook:
https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
Kommissar Jörgensen und die Skrupellosen: Hamburg Krimi
von Alfred Bekker
1
Hamburg 1997…
Christoph Franz sah das Licht am Ende des Elbtunnels, der Hamburg-Othmarschen mit Hamburg-Waltershof verbindet. Der Tunnel führt tief unter der Elbe hindurch und tauchte in Hamburg-Waltershof wieder an die Oberfläche.
Franz kniff die Augen zusammen, als er aus dem Tunnel herausfuhr. Das gleißende Tageslicht blendete ihn etwas.
Er wusste nicht, dass sein Gesicht im selben Moment im Zielfernrohr einer Präzisionswaffe sichtbar wurde.
Das Fadenkreuz genau auf seiner Stirn ...
Franz atmete tief durch, dachte an den Termin in einer Anwaltskanzlei in Hamburg-Mitte, den er vor sich hatte.
Er kannte die Strecke wie im Schlaf.
Nur gut zweihundertfünfzig Meter noch, dann führte die Straße durch das Freie.
Franz hob den Blick.
Oberhalb der Tunnelausfahrt ging es auf der A7 weiter.
Gegen das grelle Sonnenlicht dieses kalten klaren Tages konnte er den Kerl mit dem Gewehr nicht sehen, der dort oben stand und ihn im Visier hatte.
Nur Sekunden waren vergangen, seit sein BMW den Ausgang des Elbtunnel passiert hatte.
Ein Geschoss ließ die Frontscheibe zerbersten und drang ihm mitten in die Stirn. Ein kleines, rundes Loch bildete sich etwas oberhalb der Augen. Ein roter Punkt, der rasch größer wurde.
Die Wucht des Projektils ließ Franz‘ Schädel mit einem Ruck gegen die Nackenstütze schlagen, die nicht richtig eingestellt war. Sein Hals war bereits seltsam verrenkt, als der zweite Schuss den Kiefer durchschlug und im Sitzpolster der Hinterbank steckenblieb, nachdem er die Nackenstütze zerfetzt hatte.
Der BMW brach aus seiner Bahn.
Die Hände des Toten verkrampften sich um das Lenkrad. Und der Fuß drückte noch immer auf das Gas.
Der Wagen schrammte gegen einen Lieferwagen, der zu bremsen versuchte und ins Schleudern geriet. Ein Sportcoupe jagte diesem von der Seite in den Laderaum.
Das Blech knickte ein wie Pappe.
Reifen quietschten.
Mit einem Knall fuhren weitere Fahrzeuge auf. Ein Sattelschlepper konnte gerade noch ausweichen, drängte dadurch eine Limousine von der Fahrbahn, so dass beide einen Augenblick später in den Leitplanken hängenblieben.
Der BMW jagte indessen mit unverminderter Geschwindigkeit weiter.
Wie ein Geschoss.
Am Steuer eine Leiche.
Die Kurve, die die Autobahn am Kohlbrand vollzieht, konnte er natürlich nicht mehr nehmen.
Frontal knallte der Wagen gegen eine Betonbarriere.
Der Motorbereich des BMW faltete sich in Sekunden zusammen, als bestünde er aus Zeitungspapier. Mit einem ungeheuren Knall wurde der Wagen gestoppt.
Oberhalb der Straße stand eine Gestalt und beobachtete in aller Seelenruhe das Geschehen. Der Mörder verzog das Gesicht.
Das Präzisionsgewehr verstaute er in einem Futteral. Dann griff er in die Innentasche seiner abgewetzten Lederjacke und holte eine Sprühdose mit schwarzer Farbe hervor.
Mit schnellen, sicheren Bewegungen sprühte er gekonnt einen Schriftzug auf den Asphalt.
BLOOD ANGELS stand dort im nächsten Moment in großen, zackigen Lettern.
Und etwas kleiner darunter: WIR SIND ÜBERALL!
Ein Opel hielt am Fahrbahnrand.
Der Mörder lief mit ein paar schnellen Schritten auf den Wagen zu und stieg ein. Mit quietschenden Reifen fuhr der Opel davon und war Augenblicke später im Verkehrsgewühl verschwunden.
»Alles okay?«, fragte der Fahrer.
Der Mörder atmete tief durch.
»Ich glaube schon«, sagte er.
»Wir nehmen jetzt die nächste Abfahrt und fahren dann zurück nach Othmarschen.«
»Warum?«
»Weil ich den Wagen von dort habe. Ich stelle ihn wieder genau an die Stelle, wo er stand.«
»Der Besitzer wird sich freuen.«
»Wenn jemand den Wagen gerade beobachtet hat und die Polizei bei dem Kerl auftaucht, wohl nicht mehr.« Ein irres Kichern folgte. Den Fahrer schien diese Vorstellung sehr zu amüsieren.
Der Mörder zuckte hingegen nur die breiten Schultern.
2
Am Ausgang des Elbtunnels war der Teufel los, als Roy und ich dort eintrafen. Mein Freund und Kollege Roy Müller saß am Steuer eines Mercedes, den wir von der Fahrbereitschaft der Kriminalpolizei Hamburg zur Verfügung gestellt bekommen hatten. Es war eine große Limousine.
Roy stellte sie am Straßenrand ab. Der Ausgang des Elbtunnels war in beide Richtungen gesperrt worden. Und das würde sicherlich noch ein paar Stunden so bleiben.
Wir stiegen aus.
Ich schlug mir den Mantelkragen hoch.
Ein verdammt kalter Wind wehte von der Elbe herüber und ließ einem die Nase innerhalb weniger Augenblicke krebsrot frieren.
Zahlreiche Einsatzwagen von Polizei, Autobahnpolizei und Feuerwehr drängten sich auf dem Asphalt. Dazu kamen noch etliche medizinische Rettungsteams und Beamte der Mordkommission, der zentralen Erkennungsdienst der verschiedenen Polizeiabteilungen der Stadt Hamburg, der auch von unserem Büro häufig in Anspruch genommen wurde.
»Das sieht ja furchtbar aus«, murmelte Roy mit gerunzelter Stirn.
Ich nickte nur.
Gegenüber einem uniformierten Polizisten zeigten wir unsere Dienstausweise.
Der Beamte nickte knapp.
»Schlimme Sache ...«, meinte er.
»Wieder ein Anschlag dieser Gang, die sich die BLOOD ANGELS nennt?«, fragte ich. Viel hatte man uns nicht gesagt. Die Nachricht hatte uns erreicht, nachdem wir gerade unser Büro im Präsidium betreten hatten. Wir waren sofort losgefahren.
»Wird Zeit, dass mit dieser Terror-Bande endlich aufgeräumt wird, wenn Sie mich fragen«, meinte der Beamte. »Sehen Sie sich doch an, was die hier angerichtet haben!« Er deutete in Richtung des entstandenen Chaos und dann in die entgegengesetzte Richtung. »Dort hat der Kerl gestanden und abgedrückt. Wahllos - irgendein Auto. Nur um seinen Mut zu beweisen oder weil er BMWs nicht leiden konnte ...« Der Beamte atmete tief durch.
Als Streifenpolizist war er sicher einiges gewohnt. Das war kein Job für zartbesaitete Gemüter.
Aber das hier nahm ihn sichtlich mit.
»Ich kann verstehen, wenn jemand reich sein möchte und einen Geldtransport überfällt, weil er das für seine große Chance hält. Ich kann auch verstehen, wenn jemand im Streit jemanden erschlägt, weil ihm einfach eine Sicherung durchbrennt. Mein Gott, aber das hier ...« Er schüttelte den Kopf. »Es ist so völlig sinnlos.« Da konnte ich ihm nur zustimmen. Ich nickte. Er sagte: »Ich hoffe, der Kerl kriegt, was er verdient.«
»Das hoffe ich auch«, erwiderte ich.
Ich blickte zu einem Lieferwagen, der aussah wie ein zerdrückter Blechsarg. Einige Männer waren gerade damit beschäftigt, jemanden aus dem Schrotthaufen herauszuschneiden. Eine Blutlache war auf dem kalten Asphalt zu sehen. Sie war schon angetrocknet.
Eine Tragödie, dachte ich. Die Wut des Polizisten konnte ich nur zu gut verstehen.
»Fünf Tote«, raunte er mir zu. »Und es ist noch nicht klar, ob von den Verletzten alle überleben werden ...«
3
Kommissar Lothar Jacobs, Leiter der Mordkommission Hamburg-Mitte, trat auf uns zu. Das Walkie Talkie ragte ihm aus der Manteltasche. Das Haar war ungekämmt, und er hatte garantiert noch nicht gefrühstückt. Sein Gesicht wirkte grau.
»Hallo, Uwe«, begrüßte er mich knapp. Ich kannte ihn von verschiedenen Einsätzen her. Roy begrüßte er mit einem Kopfnicken. »Die Spurensicherer werden noch eine ganze Weile zu tun haben, aber es sieht ganz nach einer dieser verfluchten Mutproben aus, mit denen die BLOOD ANGELS ihre neuen Mitglieder aufnehmen.« Er deutete auf den Blechhaufen, der vor diesem Attentat einmal ein BMW gewesen war. Einige Mitarbeiter der Spurensicherung machten...