Der Ring des Jodlers -  Nikolas Sternfuchs

Der Ring des Jodlers (eBook)

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2018 | 3. Auflage
184 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7528-0819-3 (ISBN)
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"Der Ring des Jodlers" ist eine satirische Fantasy-Komödie, die Elemente und Personen aus berühmten Fantasy-Werken, sowie aus Märchen, TV-Sendungen, der wilhelminischen Epoche, der NS-Epoche und der während des Schreibens (2007-2010) aktuell gewesenen Politik parodiert und miteinander verknüpft.

Nikolas Sternfuchs studierte Philosophie und Geschichte an der Universität Würzburg und schrieb währenddessen sein Erstlingswerk "Der Ring des Jodlers".

Kapitel I


Zwei Touristen im Meditationslager


Auf dem Exerzierplatz eines teutomanischen Meditationslagers salutierte eine Gruppe inhaftierter Halblinge vor einem aufgeblasenen Gummikobold in Lebensgröße, der im Zentrum des Platzes mit Turban und verschränkten Beinen dasaß.

Vor jedem Halbling lag ein Meditationskissen parat. Neben der Gummipuppe stand jedoch ein Kobold, der ganz und gar nicht nach einem Esoteriker aussah. Er trug eine schwarze Uniform und dazu eine rote Armbinde mit dem Emblem der Nasalsozialisten – dem Smiley mit Nasenbärtchen.

An der schwarzen Uniform erkannte man die Mitglieder einer gefürchteten Sonderabteilung der Nasalsozialisten, die sich auf die Produktion von schlechter Musik zu Folter- und Hinrichtungszwecken spezialisiert hatte.

Hierbei handelte es sich um die vom Reichsproduzenten Heinrich Pimmler geleitete Dachorganisation für Singende Deppen und Schwachköpfe, kurz DSDS genannt.

Der uniformierte Kobold sprach zu den Halblingen: „Stillgestanden, ihr Drecksäcke! Ich bin Feldwebel Mark Mettwurst und heiße euch herzlich willkommen in unserem Lager.“

Die Halblinge sahen ihn mit ausdruckloser Mine an.

„Was ist euch bloß über die Leber gelaufen? Freut ihr euch denn gar nicht auf euren kostenlosen Meditationskurs?“, fragte der Feldwebel. Bevor einer der Halblinge darauf antworten konnte, öffnete sich die Tür einer Baracke, aus der ein anderer Kobold herauskam, der eine ähnliche Uniform wie Feldwebel Mettwurst trug, jedoch mit höheren Rangabzeichen und diversen Orden geschmückt war. Zielstrebig marschierte er auf die Gruppe zu und platzierte sich zwischen Mettwurst und dem Gummikobold, der ihm zum Verwechseln ähnlich sah.

Der Feldwebel sprach: „Achtung, Leute! Erhebt eure Mittelfinger und begrüßt unseren Kommandanten mit einem fröhlichen Geil Fickler!“

Dem Befehl gehorchend streckte jeder Halbling seinen Mittelfinger dem Kommandanten entgegen und rief laut: „Geil Fickler!“, was die offizielle Grußformel im nasalsozialistischen Teutomania war.

Der DSDS-Kommandant erwiderte den Gruß mit den Worten: „Geil Fickler, ihr Flitzpiepen! Ich bin Oberst Dieter Bodenlos und freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Für die Dauer eures Aufenthalts bin ich euer Guru und werde euch mit meiner musikalischen Meditationstechnik ins Nirwana befördern.“

Unter den Häftlingen befand sich auch der erfolgreiche Geschäftsmann Billy Beutelschneider, der mit einer Vermittlungsagentur für strippende Elfenmädchen ein Vermögen gemacht hatte. Der alte Billy, der kurz vor seinem einhundertelften Geburtstag stand, war zusammen mit seinem Neffen Frohodio zum Wandern und Bergsteigen nach Teutomania gekommen. Die beiden ahnungslosen Touristen mussten ihre geplante Bergtour jedoch auf unbestimmte Zeit verschieben, da sie bereits bei ihrer Ankunft am Isargarder Flughafen von DSDS-Soldaten verhaftet und in dieses Meditationslager gebracht worden waren, das Billy irrtümlich für ein Ferienressort hielt.

„Unser Gastgeber macht doch einen netten und überaus gepflegten Eindruck“, sagte Billy zu seinem Neffen.

„Wart´ s nur mal ab, Onkel Billy! Diese DSDS-Offiziere tragen zwar schicke Uniformen, aber ihr Musikgeschmack ist einfach grauenvoll“, erwiderte Frohodio, der schon diverse Gerüchte über die musikalischen Machenschaften der DSDS gehört hatte.

Sodann ertönte erneut die Stimme des Kommandanten: „Herhören, ihr geschwätzigen Aushilfsbuddhisten! Ich werde euch nun meinen berühmtesten Song vorspielen, den ich zusammen mit meinem Ex-Kameraden Thomas Andersrum aufgenommen habe, als wir beide noch Modern Walking waren.“

Auf diese Unheil verheißende Ankündigung hin verkrampften sich Frohodios Eingeweide und der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Als er sah, wie zwei Soldaten ein Grammophon anschleppten, fing er an zu beten.

„Oh, ihr Götter! Warum muss es nur so grausam enden?“, dachte er in seiner Verzweiflung, während er sich vergeblich nach einem Fluchtweg umschaute.

Das Lager war zwar nur von einem gewöhnlichen Gartenzaun umgeben, doch patrouillierte auf jeder Seite ein bis an die Zähne bewaffneter Gartenzwerg als Wächter.

„Mit diesen aggressiven Zipfelmützen möchte ich mich lieber nicht anlegen“, dachte Frohodio und verwarf seinen Fluchtplan.

Er war kurz davor, alle Hoffnung aufzugeben, aber dann entdeckte er einen Kaugummi-Automaten, der neben dem Eingang einer hölzernen Baracke stand.

Der Automat schien Frohodio im Geiste zu sich zu rufen: „Frohodio, komm zu mir! Frohodio, eile herbei! Nun komm endlich, du lahme Ente, oder soll ich auf dich warten, bis ich verrostet bin?!“

Diese Worte dröhnten in Frohodios Kopf, bis sich der verwunderte Halbling dazu durchrang, dem Ruf des Kaugummi-Automaten zu folgen.

Da Frohodio auf einem brimborischen Elite-Internat zu tadellosem Benehmen erzogen worden war, wollte er sich nicht ohne Erlaubnis von der Gruppe entfernen. Also hob er die Hand und hoffte, dass der Kommandant ihn aufrufen würde, bevor die Soldaten mit dem Grammophon ankommen würden.

„Ja, du da drüben“, sagte der Oberst und deutete auf Frohodio.

„Verehrter Herr Oberst, würden Sie mir bitte die Freundlichkeit erweisen, mir noch einen letzten Kaugummi zu genehmigen?“, fragte Frohodio.

„Aber klar doch!“, antwortete Dieter Bodenlos.

Von neuer Hoffnung erfüllt lief Frohodio auf den Kaugummi-Automaten zu, der inzwischen ganz still geworden war, als wenn er etwas zu verbergen hätte. Frohodio warf eine Münze ein und zog einen Kaugummi heraus, oder vielmehr glaubte er dies zu tun. Tatsächlich hatte der Automat einen goldenen Ring ausgespuckt, den Frohodio nun in der Hand hielt. Als er ihn staunend betrachtete, stellte er fest, dass in die Oberfläche des Ringes ein rätselhafter Text eingraviert war. Dieser Text lautete:

„Ein Ring, kaum zu toppen, um mit Elfen zu poppen, ihre Gunst zu gewinnen und sie gleich zu bespringen.“

Voller Vorfreude steckte sich Frohodio den Ring an den Finger und wartete darauf, dass nun eine nackte Elfe auf einem ungesattelten Pferd angeritten käme, um den lüsternen Halbling aus dem Meditationslager zu entführen. Er hielt begierig nach der Elfe Ausschau und wartete und wartete und wartete… Schließlich kamen zwei DSDS-Soldaten, die Frohodio packten und ihn zurück zu der versammelten Meditationsgruppe schleppten.

Dort wartete Onkel Billy schon ungeduldig auf seinen Neffen und sagte etwas zu ihm, das Frohodio allerdings nicht verstand. Genauer gesagt, hörte Frohodio keinen einzigen Laut, sondern sah nur Billys Mundbewegungen. Irritiert schaute er zum Kommandanten, der einen Befehl zu geben schien, dabei aber völlig stumm blieb.

Frohodio war verwirrt. Doch als er sah, wie die anderen Halblinge auf den bereitliegenden Meditationskissen Platz nahmen, tat er es vorsichtshalber auch.

Auf einmal kam ihm der Gedanke, dass die sonderbare Stummheit der anderen auf eine plötzliche Taubheit seiner Ohren zurückzuführen sei, die womöglich durch diesen mysteriösen Ring verursacht wurde. Fasziniert von der Vorstellung, nun doch einen echten Zauberring zu besitzen, fasste Frohodio den Entschluss, seine Theorie einer experimentellen Untersuchung zu unterziehen. Zu diesem Zweck zog er den Ring wieder ab und schupste anschließend seinen Onkel.

„He! Was soll denn das, du unverschämter Bengel!“, schimpfte Onkel Billy laut und deutlich, woraus Frohodio den Schluss zog, dass der Ring tatsächlich Taubheit verursachte und somit ein echter Zauberring sein musste.

„Ich hatte Recht! Das ist tatsächlich ein Zauberring!“, staunte Frohodio.

„Was redest du da für einen Blödsinn?“, fragte Onkel Billy.

Daraufhin zeigte ihm Frohodio den Ring und erklärte ihm leise, was es damit auf sich hatte.

„Alle mal herhören! Dieter möchte etwas sagen!“, rief der Feldwebel.

„Ja, supi! Das Grammophon funktioniert noch und wir können in zwei Minuten loslegen“, verkündete der Oberst.

Frohodio steckte sich sofort den Ring wieder an den Finger und dankte den Göttern für die Erfindung des Kaugummi-Automaten.

Plötzlich fiel ihm ein, dass der Ring wahrscheinlich nur auf seinen Träger wirkte, sodass Onkel Billy den grässlichen Klängen, die schon bald aus dem Grammophon tönen und mit Ausnahme von Kobolden, die einen miserablen Musikgeschmack hatten, alles Leben im Umkreis von einem Kilometer vernichten würden, schutzlos ausgeliefert war. Während der Kommandant seine goldene Schallplatte polierte, dachte Frohodio fieberhaft nach, wie er seinen Onkel retten könnte. Schließlich kam ihm eine Idee.

„Onkel Billy, du musst sofort dein Hörgerät ausschalten!“, rief er aufgeregt.

Billy schüttelte nur den Kopf und zeigte seinem besorgten Neffen den Vogel.

Da Frohodio wusste, wie unglaublich stur...

Erscheint lt. Verlag 14.8.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7528-0819-5 / 3752808195
ISBN-13 978-3-7528-0819-3 / 9783752808193
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