Copyright
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /
© dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Folge auf Twitter:
https://twitter.com/BekkerAlfred
Erfahre Neuigkeiten hier:
https://alfred-bekker-autor.business.site/
Zum Blog des Verlags!
Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
https://cassiopeia.press
Alles rund um Belletristik!
Kommissar Jörgensen und die menschliche Bombe
von Alfred Bekker
1
Hamburg 2001
Wir trugen Nachtsichtgeräte und kugelsichere Westen.
Mitten in dem Waldstück im Stadtpark befanden sich mehrere Limousinen mit laufendem Motor auf einen schmalen, unbefestigten Weg, der normalerweise nur von Joggern benutzt wurde. Etwa ein halbes Dutzend Personen standen herum. Männer in dunklen Anzügen und MPis im Anschlag ließen nervös den Blick schweifen.
Ein hagerer Mann mit grauen Haaren und ein Koloss mit starkem Übergewicht standen sich gegenüber. Jeder hatte einen seine bewaffneten Leibwächter in der Nähe. Unter den Bodyguards des Hageren befanden sich mein Freund und Kollege Roy Müller ...
Wir hatten ihn als verdeckten Ermittler bei Jan Sieweke, einem Kokain-Händler untergebracht. Da einige von Siewekes Leuten in letzter Zeit bei den immer wieder aufflackernden Bandenkriegen umgekommen waren, hatte Roy die Chance gehabt, ziemlich schnell in eine ziemlich wichtige Position zu kommen. Über die Mikrofone, die Roy am Körper trug, hörten wir jedes Wort, das gesprochen wurde.
Wir standen kurz vor dem entscheidenden Moment.
Der Mann, an den wir eigentlich heran wollten, war der Dicke.
Anton Plonka, einer der aggressivsten Bandenchefs, die zur Zeit aus der Unterwelt emporstrebten. Er hatte einen Teil des Kokain-Handels binnen kürzester Zeit unter seine Kontrolle gebracht. Wir hatten Grund zu der Annahme, dass er dabei nicht einmal vor der Ermordung von Verwandten haltgemacht hatte. Ein Krimineller, dem die Regeln der Altvorderen offenbar nicht sonderlich viel bedeuteten. Plonka war 32 - wenn ihm nicht ein früher Tod durch seine Fettsucht einen Strich durch die Rechnung machte, hatte er eine glänzende Karriere in der Unterwelt vor sich.
Aber wir dachten gar nicht daran, ihn noch weiter hochkommen zu lassen.
Plonka hatte jetzt schon genug auf dem Kerbholz.
Und in dieser Nacht wollten wir den Sack zumachen.
Irgendwo zwischen den Büschen saß einer unserer Kollegen mit einer Video-Kamera. Richtmikrofone waren außerdem noch auf die Szenerie gerichtet. Wir waren also nicht nur auf die Mikros angewiesen, die der Kollege Roy Müller gut getarnt am Körper trug.
Man konnte nie wissen ...
Das Schlimmste, was uns passieren konnte war, am Ende ohne gerichtsverwertbare Beweise in nennenswertem Umfang vor dem Staatsanwalt zu stehen. Dieser Schlag gegen das organisierte Verbrechen musste sitzen. Andernfalls hatten wir in den nächsten Jahren einiges an Ärger zu erwarten. Denn zweifellos hatte der Dicke große Pläne.
»Erst das Geld!«, sagte einer von Plonkas Leuten.
Wir hörten ihn alle über unsere Ohrhörer. Ich hielt die Dienstpistole vom Typ SIG Sauer P226 mit beiden Händen, wie zwei Dutzend weitere Kollegen bereit dazu, jeden Moment aus dem Gebüsch hervorzustürzen und der Aktion den krönenden Abschluss zu geben: Plonkas Verhaftung, nachdem man ihn in flagranti beim Deal seines Lebens erwischt hatte.
Jeder von uns wartete darauf, dass der stellvertretende Chef Stefan Czerwinski den Einsatzbefehl an uns alle weitergab. Bis dahin hieß es, regungslos auszuharren.
Jan Sieweke winkte einem seiner Leute. Ein bulliger Kerl im dunklen Anzug kam mit einem Koffer herbei, öffnete ihn, so dass Anton Plonka den Inhalt sehen konnte.
»Jetzt die Ware!«, forderte Jan Sieweke.
In Anton Plonkas Mundwinkel steckte ein Zigarrenstummel. Er nahm ihn mit zwei Fingern heraus, verzog das Gesicht.
Das Ding war ihm offenbar verloschen. Anstatt etwas zu sagen, machte er eine knappe Geste. Einer seiner Leute öffnete einen Kofferraum. Plonka deutete dorthin. Er spuckte irgendetwas aus, winkte Sieweke herbei und ging mit ihm zusammen zum Wagen.
Die Leibwächter beider Seiten wurden etwas nervös, als Plonka seine fleischige Pranke auf Jans Schulter legte.
Sie erreichten den Wagen.
Es standen zu viele Leute herum. Man konnte nicht sehen, was sich im Kofferraum befand. Aber wenn sich unser V-Leute-Netz nicht völlig vertan hatte, dann war der Kofferraum voll von sorgfältig abgepacktem Kokain höchster Reinheitsstufe.
Kollege Roy Müller wich etwas zurück. Er wusste, dass es gleich losgehen würde. Sein Blick streifte kurz über die umliegenden Gebüsche. Er wollte natürlich möglichst nicht in der Schusslinie stehen, wenn es losging.
Wir trugen Kevlar-Westen, Roy aber nicht.
Plonka nahm ein Plastikpäckchen aus dem Kofferraum heraus. Der Inhalt war weiß.
»Hier, Jan! So guten Stoff hast du noch nie ...«
Weiter kam Plonka nicht mehr. Eine gewaltige Detonation riss Jan Sieweke förmlich auseinander und erwischte auch den nur wenige Zentimeter von ihm entfernt stehenden Plonka. Beide wurden durch einen Feuerball eingehüllt. Die in der Nähe stehenden Leibwächter wurden wie Puppen durch die Luft geschleudert. Schreie gellten durch die Nacht.
»Verdammt, was ist da los?«, hörte ich meinen Kollegen Fred Rochow über mein Headset, das mich mit den anderen akustisch verband.
Ganz offensichtlich war jemand schneller als wir gewesen und hatte Plonka auf seine Weise ausgeschaltet. Leider würde ihm jetzt niemand mehr irgendwelche Fragen stellen können.
Aber das war vielleicht auch der Sinn dieser Aktion.
Druckwelle und Hitze waren bis zu uns spürbar gewesen.
Wer immer dahinter stehen mochte, hatte auf Nummer sicher gehen wollen.
Sekunden später glich der Treffpunkt mitten im Waldstück einem Schlachtfeld. Schrecklich verstümmelte, halbverkohlte Leichen und Leichenteile lagen überall herum.
Die Überlebenden rappelten sich auf. Einer der Kerle ließ vor lauter Nervosität seine MPi losknattern. Einige Zweige kamen von den Bäumen herunter.
»Einsatz!«, befahl Stefan Czerwinski über Headset an alle.
Auch wenn diese Aktion absolut nicht so verlaufen war, wie wir sie geplant hatten - wir mussten sie jetzt so zu Ende bringen, dass uns wenigstens die niederen Chargen der Bande nicht durch die Lappen gingen. Ich sah mich nach Roy um.
Er trug zwar Mikros am Körper, so dass wir hören konnten, was in seiner Umgebung gesprochen wurde, aber ein Ohrhörer wäre zu risikovoll gewesen.
Wir stürzten mit der Waffe im Anschlag aus unserer Deckung hervor.
»Kriminalpolizei! Waffen fallenlassen!«, erscholl es über ein Megafon.
Offenbar glaubte einer der Kerle nicht daran, er ballerte mit seiner MPi drauflos. Ich warf mich zu Boden.
Sandra Matting, eine junge Kollegin, die gerade bei uns auf der Dienststelle angefangen hatte, erwischte die Garbe voll. Ihr Körper zuckte. Der Großteil der Projektile traf sie am Oberkörper. Dort, wo die Kevlar-Weste sie gut schützte. Trotzdem konnten solche Treffer blaue Flecken, manchmal sogar Rippenbrüche verursachen, denn die Aufprallenergie der Geschosse wurde durch die Undurchlässigkeit der Weste ja lediglich auf ein größeres Gebiet verteilt, so dass ihnen die Durchschlagskraft genommen wurde. Die Wucht blieb.
Sie schrie auf.
Eine Kugel erwischte sie am Kopf.
Der MPi-Mann ließ uns keine andere Wahl. Nur Sekundenbruchteile später zuckte auch sein Körper. Mehrere von uns feuerten auf ihn. Er sackte zu Boden, blieb regungslos liegen.
Vielleicht hatte er einfach nicht daran glauben können, dass es wirklich die Kriminalpolizei war, das sie eingekreist hatte.
Angesichts der Explosion hatte er wohl eher mit einer konkurrierenden Gang gerechnet.
Für Kollegin Sandra Matting war es der erste und letzte Einsatz dieser Art gewesen.
Wir rappelten uns auf, stürmten weiter. Die anderen überlebenden Gangster waren zum Glück vernünftiger. Angesichts der Übermacht warfen sie die Waffen weg.
Jetzt sah ich auch Roy. Er hatte sich hinter einer der Limousinen verschanzt.
Einen nach dem anderen nahmen wir fest. Insgesamt fünf Personen. Ein weiterer war in einem beklagenswerten Zustand. Er lag in seinem Blut. Über Funk forderten...