Tschitschawi – der Diktatorenkiller

Demokratur: Die Manipulation afrikanischer Völker durch falsche Wahlver(sp)/(b)rechen
Buch | Softcover
180 Seiten
2023
indayi Edition (Verlag)
978-3-910273-31-3 (ISBN)
18,99 inkl. MwSt
Tschitschawi - der DiktatorenkillerDemokratur: Die Manipulation afrikanischer Völker durch falsche Wahlver(sp)/(b)rechenvon Constant Kpao SarèDemokratur! Die Menschen sind es leid, immer wieder in die Fallen der Oppositionspolitiker zu tappen, die demokratische Werte versprechen und sich, sobald sie an der Macht sind, zu wahren Henkern ihres eigenen Volkes werden. Das Volk traut nur noch Gott zu, der Diktatur in der Welt ein Ende zu setzen. Pastor Tschitschawi baut auf diese Erwartung der Menschen auf und beginnt, Wunder zu wirken: Jeden Tag um Mitternacht stirbt ein Diktator, dessen Name nach der Abstimmung während des Gottesdienstes bestimmt und festgehalten wurde. Kimilizu, der Größte, Gombo, der Löwensohn, und Raufe, der Fuchs sterben hintereinander. Yeo, der egozentrische Hühnerboss, öffnet lieber die Tür für den Rücktritt als Präsident, der seine demokratische Integrität durch eine Vertrauensfrage ans Parlament nicht bescheinigen konnte: "Ich ziehe es vor, am Leben zu bleiben und das Wenige, was ich mir erspart habe, mit meiner Frau und meinen Kindern zusammen zu essen.". Aber das Leben muss weitergehen... Und das Leben geht weiter ... Wie?

Geboren 1974 in Djougou (Bénin), associate Professor für deutsche Literatur an der Université d’Abomey-Calavi (UAC / Benin). Studium der deutschen Literatur und Sprache an der Université Nationale du Bénin, Universität des Saarlandes (Deutschland) und Université Paul-Verlaine de Metz (Frankreich), sowie der Verwaltungswissenschaften an der deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer. Promotion in Germanistik (2006). Seine Forschungen widmen sich u. a. der postkolonialen Erinnerungskultur in der zeitgenössischen deutsch-sprachigen Afrika-Literatur, wozu er auch zahlreich publiziert.

Tschitschawi – der Diktatorenkiller Demokratur: Die Manipulation afrikanischer Völker durch falsche Wahlver(sp)/(b)rechen von Constant Kpao Sarè Die Mäeutik des Narren: Ein Nachtmärchen Ein Narr lud sich unerwartet in eine ernste Versammlung unter dem Palaverbaum ein und verdrehte die Tagesordnung zu seinem Vorteil. Während die Kulisse der Versammlung bereits aufgestellt wurde und sich die freiwilligen Redner anmeldeten, um in einer Reihenfolge zu sprechen, die der Kultur und Zivilisation Fugas würdig war, drang der Narr – unter Missachtung jeglicher Formalität, Höflichkeit und Sicherheit und unter Bruch des vorher festgelegten Protokolls – in die Mitte der Anwesenden ein und schaffte es, seine schwere, männliche Stimme der sonst lauten und fröhlichen Menge aufzuzwingen, die aber in Gegenwart Seiner Majestät des Königs immer so niedlich, respektvoll und kaum hörbar war. Der Narr blickte dem König direkt in die Augen und stellte ihm ohne Umschweife jene Frage, von der man sagt, dass sie so leicht zu beantworten ist, solange sie nicht an einen direkt gerichtet ist. Denn in Wirklichkeit stürzt diese Frage, die nur ein Ja oder Nein erfordert, selbst den größten Redner in Verwirrung und Verzweiflung oder zumindest in Panik: „Sir, bist du glücklich?“, warf ihm der Narr entgegen. Zunächst tat der König so, als würde er das inakzeptable Eindringen eines Nicht-Individuums bei einem so feierlichen Anlass ignorieren. Doch der Narr wiederholte seine Frage laut und deutlich und lief bereits Gefahr, sie wie eine wiederholende Melodie den vielen neugierigen jungen Leuten aufzudrängen, die im Übrigen mit dem Narren denselben Status als Ungeladene teilten. Da weder die Einschüchterungsversuche der prominenten Anwesenden noch die großen Drohgebärden des strengen Moderators, des unter Zeitdruck stehenden Zeremonienmeisters und des gestressten Protokollleiters die unscheinbare Frage unhörbar machen konnten, die bald in Form eines störenden, lästigen, quälenden und obsessiven Refrains die Runde durch das Dorf zu machen drohte, dachte der König, er könne mit einem einfachen Ja oder einem einfachen Nein antworten. Doch als Seine Majestät seine Leibwache davon abhielt, den ungläubigen Eindringling zu schikanieren und zu misshandeln, und sich anschickte, die banale Frage des Narren zu beantworten, bemerkte Futa, der Berater des Königs, die Rechtsprechung, die sich möglicherweise etablieren würde und die schwerer loszuwerden wäre als die Frage des Narren. Denn in der tausendjährigen Kultur und Tradition von Fuga ist es seit Menschengedenken nicht vorgekommen, dass sich ein König direkt an einen einfachen, namen- und klassenlosen Untertanen gewandt hat. Selbst die Mitglieder der Bruderschaft der tapferen Jäger verdienten sich ihren Namen Dudua nur, weil der König dadurch sicher sein konnte, dass er täglich und zu jeder Jahreszeit in der königlichen Küche etwas Wildfleisch fand, das ihm und seinen zahlreichen Nachkommen gut schmeckte. Selbst diese Jäger hatten noch nie in ihrem Leben das Privileg gehabt, direkt mit Seiner Majestät zu sprechen, dem König der Könige des gesamten Dudus-Reiches. Privat und öffentlich tauscht sich jeder in diesem Königreich mit dem König über seinen vereidigten Dolmetscher aus, der als Einziger berechtigt ist, zwischen den königlichen Neuronen und denen der irdischen Welt zu vermitteln. In diesem phantasmagorischen Weltbild konnte das „Ja“ oder „Nein“ des Königs vom einfachen Volk zu Recht und schnell als Beweis dafür interpretiert werden, dass jeder zu jeder Zeit und an jedem Ort dem König eine Frage direkt stellen und eine Antwort erhalten kann. Der Bauer Futa, der in diese hohe Kultur gründlich eingeweiht war, erkannte schnell, dass es seine Pflicht war, sofort zu reagieren, bevor die Welt zusammenbrach. In seinem Inneren war er sich bewusst, dass die Dringlichkeit ihn, den Berater des Königs und Sprecher aller Bauern, dazu berechtigen könnte, so zu handeln. So verstieß Futa seinerseits gegen das Protokoll, indem er die Frage des Narren beantwortete, ohne sich vorher mit dem Dolmetscher des Königs abzusprechen. „Lieber würde ich abends mit meinem weißen Huhn und meinem Krug Palmwein am Königshof vorbeischauen, um mich für diesen Fauxpas zu entschuldigen, als etwas Irreparables zu meinen Lebzeiten geschehen zu lassen“, sagte er sich. Ohne also groß nachzudenken, beschloss Futa, die Frage des Narren mit „Ja, ich bin glücklich“ zu beantworten. Er wusste jedoch nicht, dass der Narr eine Reihe von ebenso einfachen wie banalen Fragen zu stellen hatte, deren Zweck es war, seinem Gegenüber Wahrheiten zu entlocken. „Ja? Aah ... der Berater des Königs ist glücklich. Also ist es ganz sicher, dass der König glücklich ist. Das ist sicher“, kommentierte der Narr, bevor er die nächste Frage stellte: Bauer, hast du ein Haus? Ja. Mit Türen und Fenstern? Jawohl. Mit Stühlen im Inneren? Ja, natürlich. Hast du hunderttausend Franken in diesem Zimmer? Nein. Hast du hunderttausend Franken irgendwo? Nein. Aber du bist verrückt? Nein, du bist der Verrückte, das kann jeder sehen. Ich? Ich soll verrückt sein? Ich bin verrückt? Aber warum denn? Ich habe hunderttausend Franken hier in meiner Tasche. Warum sollte ich verrückt sein? Wenn ich heute krank bin und ins Krankenhaus gehe und man von mir hunderttausend Franken verlangt, die kann ich bezahlen. Aber du, Bauer, du kannst nicht zahlen. Würdest du mit dem Möbel aus deiner Wohnung zahlen können? Nein. Mit den Fenstern zahlen können? Nein. Siehst du? Im Zentrum des Lebens steht der Mensch, nicht das Haus. Du bist einfach verrückt. Nicht ich. Die Türen in deinem Haus schützen nicht, gar nicht. Du kaufst dir Türen für über fünfhunderttausend Franken, die nicht einmal dazu dienen, hunderttausend Franken zu sichern? Aber du bist verrückt ... du bist gar nicht glücklich. Doch, doch ... ich bin glücklich, aber im Leben wählt jeder seinen Teil des Lasters und muss dafür bezahlen, und muss für seine selbstverschuldeten Sünden bezahlen. Bei dir sieht man, dass du gerne im Freien unter den Sternen schläfst. Aber das kann nicht jeder. Das will ich nicht. Während der Bauer weiter so argumentierte, hatte der Narr bereits freiwillig den Ort des Geschehens verlassen und schimpfte weiterhin: „Verrückt... du bist verrückt. Bauer, du bist verrückt. Er ist verrückt, dieser Bauer. Der Bauer ist verrückt. Ihr seid alle verrückt. Sie sind verrückt, diese Leute… Der König ist verrückt. Bist du glücklich, Seine Majestät?“ Allein in der Mitte des Kreises geblieben, den die Menge gebildet hatte, die plötzlich Zuschauer einer improvisierten Szene geworden war, setzte der Bauer Futa seine Litanei fort, als müsse er die Versammlung von seiner Zurechnungsfähigkeit und von seinem Nicht-Wahnsinn überzeugen. Mit beiden Händen ineinandergelegt, als würde er ein Gebet sprechen, drehte er sich im Kreis, drehte sich um die eigene Achse, warf immer wieder fragende Blicke zu seiner Frau in der Menge, hoffte auf ein Kopfnicken als Bestätigung seiner Rede und argumentierte wie folgt: Ich zum Beispiel trinke kein Alkohol. Ich rauche auch nicht. Aber ich liebe meine Frau. Das ist meine Wahl, bei ihr habe ich meine Freude und mit ihr teile ich mein Kreuz mit Zärtlichkeit. Für sie lebe ich. Für sie arbeite ich. Sehen Sie sich meine Hände an, Bauernhände, steinig und hart. Aber das stört mich nicht. Was glauben Sie, warum ich so hart arbeite? Das ist so, damit ich meine Frau und die Kinder, die sie mir geschenkt hat, ernähren kann. Wenn ich impotent wäre, sexuell impotent, würde ich niemals diese Gewalt gegen mich selbst anwenden. Ich bin kein Masochist ... Wenn es nur darum ginge, mich selbst zu ernähren, würde ich nur um Almosen bitten und wäre so glücklich wie der Narr, der gerade Papierbündel aus seiner Tasche gezogen hat, um uns glauben zu machen, dass er hunderttausend Franken hätte. An diesem Punkt seiner Rede kehrte der Blick des Bauern, der sich erneut in der Menge umgesehen hatte, um nach Bestätigung zu suchen, ziemlich enttäuscht zurück. Denn, ob es nun Zufall oder Pech für den Bauern war, dass seine Formulierung „ich wäre so glücklich wie der Narr“ mit der Antwort des Narren zusammenfiel, der sogar aus der Ferne schrie und dessen Stimme die Menge erreichte. Er sagte: „Nein, der Bauer ist nicht glücklich. Der König ist auch nicht glücklich“. Frau Futa, die diese Botschaft ganz deutlich gehört hatte, fand die Argumentation des Narren so schlüssig, dass sie den fragenden und nach Bestätigung suchenden Blick ihres Mannes diesmal nicht mit einem Kopfnicken unterstützen wollte; was den enttäuschten Blick des Bauern erklärte. In diesem Moment wurde dem prominenten Gast, der bis dahin geschwiegen hatte, klar, dass er diese goldene Gelegenheit nutzen musste, um die Botschaft zu überbringen, die er der Bevölkerung mitteilen wollte. Er hatte nämlich eine offizielle Einladung des Königs erhalten, um mit der Bevölkerung von Fuga zu sprechen. Während einer seiner zahlreichen Reisen in die Hauptstadt, bei denen er die politischen Führungskräfte und Eliten seines Königreichs traf, die in den Arkanen der Macht auf nationaler Ebene saßen, erfuhr der König von der Absicht der Regierung, eine Krankenversicherung für alle einzuführen. Der König, der sich als Aufklärer seiner Bevölkerung verstand, war von der Idee begeistert, dass jeder nach seinen Möglichkeiten solidarisch zur Einrichtung eines Fonds beitragen könnte, aus dem alle Bürger unabhängig von ihrem Rang und ihrer Stellung in der Republik behandelt werden könnten. Er forderte seinen Gesprächspartner, den Minister der Republik, intuitiv auf, ihm unverzüglich eine Delegation zu schicken, die seinen Leuten die Berechtigung und Vorteile der Krankenversicherung erläutern sollte. In diesem Zusammenhang war auch die Ankunft des prominenten Gastes aus der Hauptstadt, des Generaldirektors der staatlichen Krankenversicherung höchstpersönlich, zu sehen. Als Letzterer also merkte, dass die Tagesordnung, die er mit Hilfe seiner Mitarbeiter zusammengestellt hatte, durch den Exkurs des Narren sehr gut eingeleitet worden war, gab er dem Protokollchef ein Zeichen, dass er in diesem Moment das Wort ergreifen wollte. Da die Protokollregeln bis dahin ohnehin von niemandem beachtet worden waren, ließ sich der Protokollchef nicht lange bitten, bevor er dem hohen Gast das Wort erteilte. Dieser stieg in medias res in das eigentliche Thema ein, um den Anschluss an die Aufwärmübung nicht zu verlieren, die der Narr, ohne es zu wollen oder zu wissen, zur Vorbereitung der Sitzung eingeführt hatte, bevor er die Bühne verließ: Seine Majestät König von Fuga, verehrte Gäste in Ihren Rängen, Graden und Qualitäten, liebe Bevölkerung von Fuga, meine Damen und Herren, mit der Genehmigung des Gesundheitsministers und unter der erleuchteten Führung Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik habe ich die große Ehre, Ihnen die Premiere dessen zu liefern, was die Regierung unseres schönen Landes geplant hat, um Frauen, Kinder, Jugendliche, Männer und ältere Menschen aus dem Leid und der Hilflosigkeit gegenüber Krankheiten zu befreien. In Wirklichkeit sind wir, wie jeder sehen kann, seit Beginn der heutigen Sitzung nicht weit von unserem Thema entfernt gewesen. Wahrlich, ich sage Ihnen, unser Freund, der Narr, hat Recht: Glück bedeutet in erster Linie Gesundheit. Was nützen uns unsere schönen Häuser und Autos, wenn wir dann, wenn wir einmal krank sind, nicht mehr in der Lage sind, uns selbst angemessen zu pflegen? Unser Staatspräsident hat das verstanden und gut daran getan, seine Regierungsvision mit den Worten „nie wieder so etwas in meinem Land“ zu deklinieren. Meine Damen und Herren, ich bitte Sie, mir diese schöne Vision unseres Präsidenten, des Vaters der Nation, nachzusprechen. Nie wieder in meinem Land! Ja... danke... Nie wieder wird ein Familienvater mit der Sorge schlafen gehen, dass er seine Angehörigen nicht versorgen kann, wenn sie krank sind. Nie wieder wird das passieren! Nie wieder wird eine Mutter zögern, zur Schwangerschaftsvorsorge oder in die Entbindungsstation zu gehen, weil sie Angst davor hat, womöglich das ganze Geld auszugeben, das für die Ausstattung des Neugeborenen vorgesehen ist. Nie wieder! Nie wieder werden in unserem Land Unfallopfer im Freien draußen vor den Krankenhäusern warten, ohne erste Hilfe zu erhalten, und auf die Ankunft ihrer Familienangehörigen warten, die zuerst zur Kasse gebeten werden, bevor sich die Ärzte an ihren hippokratischen Eid erinnern. Nie wieder! Nein, niemals mehr, nie wieder werden Rekonvaleszenten und Genesene, die nicht in der Lage sind, die Kosten für die Behandlung und für pharmazeutische Produkte zu begleichen, von den Krankenwärtern als Geiseln genommen. Nie wieder wird das geschehen! Seine Majestät König von Fuga, liebe Bevölkerung von Fuga, meine Damen und Herren, dies ist also die Vision unseres geliebten Präsidenten. Ich stelle fest, dass alle hier Anwesenden dieser Vision zugestimmt haben. Was müssen wir nun als Einzelne tun, um diese edle Vision so schnell wie möglich zu verwirklichen? Alles, was wir tun müssen, ist zuzustimmen, dass jeder von uns fünf Prozent (5%) seines Jahreseinkommens spendet – und das war‘s. Das klingt kompliziert, aber keine Angst, es ist ganz einfach. Lassen Sie es mich erklären: Dort in der großen Hauptstadt gibt es Leute, die eine Million Franken pro Monat verdienen. Diese werden jeweils fünfzigtausend Franken pro Monat einzahlen. Hier in Fuga gibt es Leute, die am Ende des Jahres ihre Ernte verkaufen und schätzungsweise hunderttausend Franken verdienen werden. Auch diese müssen fünftausend Franken in die Gemeinschaftskasse einzahlen. Es kommt nicht drauf an, wie viel man als Einzelner zahlt. Sondern es geht vor allem darum, dass Sie mit der Einzahlung Ihrer fünf Prozent zeigen, dass Sie Mitglied unserer Gesellschaft sein wollen, die wir uns als wohlhabend und gesund wünschen. Denn sobald Sie Ihren Beitrag entrichten, gilt das Solidaritätsprinzip für Sie, unabhängig von der Krankheit, an der Sie leiden. Was auch immer die Behandlung kosten wird: Der Solidaritätsfond, den die Regierung gerade eingerichtet hat, wird die gesamte Behandlung und die Medikamente übernehmen, die der Arzt verschreibt. Die Regierung hat bereits alle Maßnahmen bezüglich dieses Fonds ergriffen. Niemand wird auf der Strecke bleiben. Übrigens werden auch die Menschen, die im Land und im Königreich Fuga als bedürftig anerkannt sind, in das Solidaritätssystem einbezogen und wie alle anderen behandelt werden. Bevölkerung von Fuga, meine Damen und Herren, ich darf Sie nun darum bitten, mit Ihrer Akklamation Ihre Zustimmung zu dieser Vision zu bekunden, die Ihr König, der König von Fuga, voll und ganz teilt. Er hat mich offiziell eingeladen, heute hierher zu kommen und mit Ihnen die Vision unseres Staatspräsidenten zu teilen. Ich danke Ihm dafür und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! Bei der Erwähnung, dass der König die Vision des Staatspräsidenten unterstützte, wartete die anwesende Menge nicht auf das Ende des Satzes des Tagesredners ab, sondern begleitete ihn mit starkem und kräftigem Applaus. Nachdem er sein Märchen erzählt hatte, schaute Dudu seinen Gesprächspartner an und erwartete, dass er die Frage stellen würde, die in diesem Fall nie ausbleibt, nämlich die Frage: „Und die Moral von der Geschichte?“ Dudu wollte die Gelegenheit nutzen, um vor seinem ehemaligen Schulfreund damit zu prahlen, wie glücklich er sich schätzen könne, jetzt in der Grande Nation zu leben, wo diese Frage der Krankenversicherung seit Jahrhunderten selbstverständlich geworden war. Er wollte sich erlauben, dieses Gefühl der westlichen Selbstsicherheit und Überlegenheit auszukosten, nach dem Motto: „Arme Afrikaner, ihr habt es wahrlich nicht leicht, weiß Gott! Aber tut doch etwas! Wir Europäer wissen bereits, wie man eine solche moderne Solidarität in der Republik organisiert. Warum schmeißt ihr eure angebliche afrikanische Solidarität nicht einfach in den Mülleimer der Geschichte, denn sie ist offensichtlich heute überholt und obsolet geworden. Warum lernt ihr nicht von uns, wie so etwas funktioniert, indem ihr einfach nachahmt. Selbst die Affen machen das sehr gut. Nachahmen …“ Da ihm die Frage nach der Moral von der Geschichte nicht gestellt worden war, hatte sich Dudu damit begnügt, auf eine Reaktion seines Freundes zu achten, eine Reaktion, von der er sich wünschte, dass sie aus Glückwünschen bestand, aus Komplimenten darüber, wie sehr sein langer Aufenthalt in der Grande Nation seine Redekunst nicht hatte auslöschen können. Er hoffte, dass sein Gegenüber ihm mit der bekannten Weisheit gratulierte: „Bravo! Ich sehe, dass der Aufenthalt des Baumstamms im Wasser ihn nicht in ein Krokodil verwandelt hat. Du bist ein Stolz für uns alle. Du hast unsere Redekunst nicht vergessen, auf die wir so stolz sind.“ Doch die ersten Worte seines Gesprächspartners empfing er wie eine kalte Dusche. Fast gelähmt und handlungsunfähig sagte er kein Wort mehr, sondern sank in das weiche Sofa, das ganz aus Vogelfedern bestand. Er fragte sich innerlich, wie viele Vögel wohl gestorben sein müssen, damit er, ein engagierter Umweltschützer in der Grande Nation, sich hier in Yeo-Land dank des Komforts des umweltfreundlichsten Sitzmöbels nach hiesigen Verhältnisse wie neugeboren fühlen kann. Doch Djetnan kümmerte sich nicht mehr um die Unbequemlichkeit oder das Wohlbefinden seines Besuchers, sondern konzentrierte sich auf die Worte seines eigenen verstorbenen Großvaters. In seinem seit einigen Jahren gewöhnlich fiebrig gewordenen Gedächtnis, das sich aber gerade heute als treu und fleißig erwiesen hat, kamen ihm diese Worte immer wieder in den Sinn. Tatsächlich hat er diese Warnung seines Großvaters vor dem Erzählen von Märchen während des Tages bei mehr als einer Gelegenheit gehört.

Tschitschawi - der DiktatorenkillerDemokratur: Die Manipulation afrikanischer Völker durch falsche Wahlver(sp)/(b)rechenvon Constant Kpao SarèDie Mäeutik des Narren: Ein NachtmärchenEin Narr lud sich unerwartet in eine ernste Versammlung unter dem Palaverbaum ein und verdrehte die Tagesordnung zu seinem Vorteil. Während die Kulisse der Versammlung bereits aufgestellt wurde und sich die freiwilligen Redner anmeldeten, um in einer Reihenfolge zu sprechen, die der Kultur und Zivilisation Fugas würdig war, drang der Narr - unter Missachtung jeglicher Formalität, Höflichkeit und Sicherheit und unter Bruch des vorher festgelegten Protokolls - in die Mitte der Anwesenden ein und schaffte es, seine schwere, männliche Stimme der sonst lauten und fröhlichen Menge aufzuzwingen, die aber in Gegenwart Seiner Majestät des Königs immer so niedlich, respektvoll und kaum hörbar war.Der Narr blickte dem König direkt in die Augen und stellte ihm ohne Umschweife jene Frage, von der man sagt, dass sie so leicht zu beantworten ist, solange sie nicht an einen direkt gerichtet ist. Denn in Wirklichkeit stürzt diese Frage, die nur ein Ja oder Nein erfordert, selbst den größten Redner in Verwirrung und Verzweiflung oder zumindest in Panik: "Sir, bist du glücklich?", warf ihm der Narr entgegen.Zunächst tat der König so, als würde er das inakzeptable Eindringen eines Nicht-Individuums bei einem so feierlichen Anlass ignorieren. Doch der Narr wiederholte seine Frage laut und deutlich und lief bereits Gefahr, sie wie eine wiederholende Melodie den vielen neugierigen jungen Leuten aufzudrängen, die im Übrigen mit dem Narren denselben Status als Ungeladene teilten. Da weder die Einschüchterungsversuche der prominenten Anwesenden noch die großen Drohgebärden des strengen Moderators, des unter Zeitdruck stehenden Zeremonienmeisters und des gestressten Protokollleiters die unscheinbare Frage unhörbar machen konnten, die bald in Form eines störenden, lästigen, quälenden und obsessiven Refrains die Runde durch das Dorf zu machen drohte, dachte der König, er könne mit einem einfachen Ja oder einem einfachen Nein antworten. Doch als Seine Majestät seine Leibwache davon abhielt, den ungläubigen Eindringling zu schikanieren und zu misshandeln, und sich anschickte, die banale Frage des Narren zu beantworten, bemerkte Futa, der Berater des Königs, die Rechtsprechung, die sich möglicherweise etablieren würde und die schwerer loszuwerden wäre als die Frage des Narren. Denn in der tausendjährigen Kultur und Tradition von Fuga ist es seit Menschengedenken nicht vorgekommen, dass sich ein König direkt an einen einfachen, namen- und klassenlosen Untertanen gewandt hat. Selbst die Mitglieder der Bruderschaft der tapferen Jäger verdienten sich ihren Namen Dudua nur, weil der König dadurch sicher sein konnte, dass er täglich und zu jeder Jahreszeit in der königlichen Küche etwas Wildfleisch fand, das ihm und seinen zahlreichen Nachkommen gut schmeckte. Selbst diese Jäger hatten noch nie in ihrem Leben das Privileg gehabt, direkt mit Seiner Majestät zu sprechen, dem König der Könige des gesamten Dudus-Reiches. Privat und öffentlich tauscht sich jeder in diesem Königreich mit dem König über seinen vereidigten Dolmetscher aus, der als Einziger berechtigt ist, zwischen den königlichen Neuronen und denen der irdischen Welt zu vermitteln. In diesem phantasmagorischen Weltbild konnte das "Ja" oder "Nein" des Königs vom einfachen Volk zu Recht und schnell als Beweis dafür interpretiert werden, dass jeder zu jeder Zeit und an jedem Ort dem König eine Frage direkt stellen und eine Antwort erhalten kann.Der Bauer Futa, der in diese hohe Kultur gründlich eingeweiht war, erkannte schnell, dass es seine Pflicht war, sofort zu reagieren, bevor die Welt zusammenbrach. In seinem Inneren war er sich bewusst, dass die Dringlichkeit ihn, den Berater des Königs und Sprecher aller Bauern, dazu berechtigen könnte, so zu handeln. So verstieß Futa seinerseits gegen das Protokoll, indem er d

Erscheinungsdatum
Verlagsort Darmstadt
Sprache deutsch
Maße 125 x 190 mm
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Afrika • Afrikanisch • alleinherrschaft • Amtsmissbrauch • Demokratie • Demokratisch • Diktator • Diktatur • Ethik • Glaube • Herrschaft • Herrscher • Ideologie • Killer • Korruption • Macht • Machtmissbrauch • Manipulation • Meinungsfreiheit • Moral • moralisch • Mord • Opfer • Opposition • Pastor • Politik • Politiker • politisch • Predigt • Recht • Regierung • Regierungsform • Religion • Spannung • Wahl • Wahlen • Weltpolitik
ISBN-10 3-910273-31-9 / 3910273319
ISBN-13 978-3-910273-31-3 / 9783910273313
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