The Atlas Complex (eBook)

Spiegel-Bestseller
Macht ist grenzenlos

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
672 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491612-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Atlas Complex -  Olivie Blake
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Das lang erwartete Finale der explosiven Atlas-Trilogie von Bestsellerautorin Olivie Blake. Die talentiertesten Magier wurden auserwählt - aber nur die Klügsten werden überleben. Die Ereignisse in der Bibliothek von Alexandria spitzen sich zu, und jeder der sechs Auserwählten muss sich die Frage stellen, ob die Suche nach grenzenloser magischer Macht sie verändert. Wie sie sich selbst beschränken können, um menschlich zu bleiben. Oder wen sie verraten müssen, um ihre wahren Ziele zu erreichen. Für Leser*innen von Leigh Bardugo, Cassandra Clare oder Sarah J. Maas »The Atlas Six versetzt sechs ebenso gerissene wie begabte Charaktere in eine magische Bibliothek und lässt sie gegeneinander antreten. Was folgt, ist ein wunderbarer Wettstreit des Intellekts, der Leidenschaften und der Magie - halb Krimi, halb Fantasymysterium und von Anfang bis Ende eine wahre Freude.« (Holly Black)

Olivie Blake liebt und schreibt Geschichten - die meisten davon fantastisch. Besonders fasziniert ist sie dabei von der endlosen Komplexität des Lebens und der Liebe. Sie arbeitet in Los Angeles, wo sie von ihrem Lieblings-Pitbull gnädig toleriert wird. Ihr selbst publiziertes Buch 'The Atlas Six' wurde auf TikTok zur Sensation, bevor es von Tor Books erneut veröffentlicht und in über zwanzig Sprachen übersetzt wurde.   

Olivie Blake liebt und schreibt Geschichten - die meisten davon fantastisch. Besonders fasziniert ist sie dabei von der endlosen Komplexität des Lebens und der Liebe. Sie arbeitet in Los Angeles, wo sie von ihrem Lieblings-Pitbull gnädig toleriert wird. Ihr selbst publiziertes Buch "The Atlas Six" wurde auf TikTok zur Sensation, bevor es von Tor Books erneut veröffentlicht und in über zwanzig Sprachen übersetzt wurde.    Alexandra Jordan (*1992) lebt in Münster und übersetzt Literatur (Ernest Cline, Matt Ruff) und Videospiele.

Die Atlas-Trilogie ist bemerkenswert.

Eilif


Der blonde Mann, der in der Grand Central Station aus dem medäischen Transporttunnel trat, trug eine extrem auffällige Sonnenbrille. Und außerdem mehrere Schichten Illusionszauber. Manche waren erst kürzlich aufgelegt worden, die meisten jedoch schon vor Jahren oder gar Jahrzehnten. Also keine hastig übergeworfene Verkleidung, sondern eher eine permanente kosmetische Korrektur. Die Pilotenbrille hatte einen interessanten Farbverlauf; der Goldton schillerte vom oberen Rand zur Mitte hin ins Silberne. Die Brille erinnerte Eilif an eine Perle mit schimmernder Hülle, Schatz eines gefühlskalten Ozeans. Vielleicht hatte diese Brille ihre Aufmerksamkeit erregt oder das unangenehme Gefühl, dass der Mann ihr mit unergründlichem Blick direkt in die Augen sah.

Das war nicht Nico de Varona. Ärgerlich, möglicherweise katastrophal. Doch Eilif war klug genug, um ihre voraussichtlich allerletzte Chance zu ergreifen.

»Da«, sagte sie ungeduldig zu dem Navy SEAL neben sich. Er zog eine Grimasse, als schmerzten ihm die Ohren. Warum nur? »Der da. An dem klebt überall Blut.«

Dem Mann hing der Dunst von den Schutzzaubern des Hauses, das er verlassen hatte, noch immer deutlich an, entströmte wellenförmig seinen Poren. Wie eine Aura aus giftigen Dämpfen oder ein mieses Parfüm. Wobei dieser Mann sicher nur teures Parfüm auflegte.

»Das ist Ferrer de Varona? Trägt er eine Illusion oder so?«, fragte der Marine – nicht an Eilif gewandt, sondern an das Maschinchen in seiner Ohrmuschel. Der Kerl war gar nicht in Blau gekleidet, schon gar nicht Marineblau. Eilif beschlich der Verdacht, dass sie sich mit Amateuren eingelassen hatte. »Im Briefing hieß es doch, die Zielperson ist eher klein, Latino, dunkle Haare …«

Eilif beobachtete, wie sich die Menschenmenge für den Blonden freundlich teilte. Nein. So etwas passierte definitiv nicht in New York City. Sie zerrte den SEAL am Ärmel. Es waren insgesamt drei, doch dieser stand ihr am nächsten. »Schnappt ihn euch. Los.«

Er riss seinen Arm los. »Ich glaube, der Tracker spinnt irgendwie.«

Wieder sprach er nicht mit ihr. Schade, sie hätte ihm gesagt, dass etwas Magisches ihm das eingeflüstert hätte; dass sein komischer Tracker immer irgendwie spinnen würde, weil er ein überaus gewöhnlicher Mensch war, und dies war eben der Preis der Gewöhnlichkeit. Ja, der SEAL besaß einiges an Muskeln, wahrscheinlich einigermaßen schnelle Reflexe, was sich insgesamt zu einer überdurchschnittlichen Leistung summierte, wenn auch von nicht weiter beachtenswerter Sorte. Eine gute Tötungsmaschine. Von denen war Eilif allerdings schon vielen begegnet. Bleibenden Eindruck hatte bisher keine hinterlassen.

Sie wartete nicht ab, bis der SEAL von seinem medäischen Befehlshaber das Offensichtliche erfuhr. Sie hechtete in die Schneise, die der Blonde bei seinem wichtigtuerischen Auftritt hinterließ, was Hektik bei den anderen zwei Marines in der Nähe auslöste. Gut. Sie würden ihr nachsetzen, Eilif würde den Blonden stellen, und dann würde sehr schnell sehr klar werden, dass nichts in Ordnung war, dass Nicolás Ferrer de Varona sie wieder einmal an der Nase herumgeführt hatte und dass sie statt seiner nun ihn vorfanden: einen ebenso außergewöhnlichen Blonden, der ganz offenbar aus demselben Haus gekommen war. Das Haus mit dem Blut in den Schutzzaubern.

Von hinten zischte etwas an ihr vorbei, irgendwo oberhalb ihrer Schulter. Eilif folgte dem Goldschopf durch die niedrigen Bogengänge und preschte hinter ihm Richtung Straße.

»Die rennt!«

»Er meinte doch, das könnte passieren. Bleib einfach an ihr dran …«

Eilif achtete nicht auf sie, sondern jagte ihrer Freiheit hinterher, vielleicht auch ihrem Verderben. »Stopp!«, rief Eilif vom Bahnhofseingang aus. Rauchwölkchen begleiteten ihre Stimme. Es fühlte sich gut an, es wieder zu benutzen, dieses Ding in ihrer Brust, das manche als ihre Magie bezeichnen würden. Eilif bezeichnete es als ihr Selbst. Um zu überleben, musste sie es verbergen, ihr Selbst-Sein, ihr Ja-Sein – das Ding, das ihr die Hoffnung auf ein Morgen gab. Im Gegensatz zu ihren Deals. Die gaben ihr das Gefühl von einem Jetzt, einem Irgendwann, einem Heute.

Ihr Ruf teilte die Menschen auf der Straße wie einen Vorhang, den Pulk aus Glücksjägern und Fahrrädern und ewig köchelnder Wut. Ein Mann mit silbernen Ohrstöpseln merkte nichts und lief einfach weiter. Einen Augenblick lang staunte Eilif über die Effektivität von modernem Matrosenwachs. Viel wichtiger aber: Der Blonde war stehen geblieben, die Schultern rührten sich nicht mehr in ihrer Hülle, einem weißen Leinenhemd. Zunächst wirkte er völlig unberührt von der feuchtheißen Vormittagsluft des Frühsommers, doch Eilif bemerkte die Magie, die ihm schwallweise entströmte. Als er sich umdrehte, entdeckte sie eine feine Schweißperle auf seiner Stirn, die rasch hinter die Unnahbarkeit der spiegelblanken Brille rann.

»Hallo«, sagte er mit karamellweicher Stimme. »Mein Beileid.«

»Wofür?«, fragte Eilif, die ihn zum Stillstand gebracht hatte und gar nicht tot war. Noch nicht.

»Ich fürchte, du wirst die Begegnung mit mir bereuen. Geht fast allen so.« Ein völlig unzerknirschtes Lächeln legte sich auf seinen magisch manipulierten Mund, während die beiden SEALs die Wirkung von Eilifs Befehl abschüttelten, sich rechts und links von ihr aufbauten und hoffentlich demnächst als hilfreich erwiesen.

»Den da«, sagte sie und stieß sie an. Zwei Köpfe fuhren zu dem Blonden herum, zwei Hände legten sich zeitgleich auf die Gewehre, die ihn nicht verfehlen würden.

Verhaften, lautete die Anweisung. Bezwingen, hieß es in den Bestimmungen zu Eilifs Deal; wie ein Tier, das aus seinem Käfig ausgebrochen war. Ihr war klar, dass im echten Leben, abseits der Pläne von Strategen und Theoretikern, Wörter oft ihre Bedeutung wechselten. Bezeichnenderweise verhielt es sich mit ihren eigenen Worten genauso. Versprochen hatte sie den Zutritt zu dem Haus mit den blutigen Schutzzaubern. Lebendig oder tot, bevorzugte Zielperson oder nicht, der Blonde war jetzt ihre einzige Rettung. Nehmt ihn, zerteilt ihn in kleine Ster, formt ein Vorhängeschloss aus seinem gebrochenen Leib, egal. Ihre Seite des Vertrags hing nicht vom Zustand der Lieferung ab. Nach so vielen Jahren, so vielen Deals hatte sie gelernt, genau aufs Kleingedruckte zu achten.

Zum Ausweiden brauchte es keine Magie. Das wusste Eilif. Doch bei bestimmten Gelegenheiten schadete ein bisschen Magie keinesfalls, also tat sie ihr Bestes, um den Blonden hier festzuhalten. Sie kannte ihn nicht, konnte ihn nicht hassen. Dennoch konnte sie für ihr eigenes Leben mit dem seinen bezahlen.

Bedauerlicherweise ging alles schief, und das nahezu sofort. Eilif hatte ein feines Gespür für das Leise, für minimale Bewegungen, wie den Unterschied zwischen einem Wunsch und einem Bedürfnis. Oder das hauchdünne Zögern eines Schützen. Der SEAL links von ihr erlitt einen Gedankengang oder etwas sehr Ähnliches. Einen Puls der Sehnsucht eher, einen Stich von Reue.

Jemand, merkte sie, schlug hier zurück.

Noch eine Schweißperle zeigte sich und verschwand hinter der schillernden Brille des Blonden. Der SEAL rechts von Eilif zuckte auf wie eine Kerzenflamme. Zorn vielleicht, oder Begehren. Eilif kannte ihn gut, den Blitz der Eingebung, auf den es auch bei vielen ihrer eigenen Fähigkeiten ankam. Die optische Täuschung, die unter bestimmten Umständen wie ein Sinneswandel aussehen konnte. Hinter ihr war die Bewegung erlahmt, es folgten keine weiteren SEALs. Egal welche atmosphärische Veränderung die beiden neben ihr in diesen gefährlichen Schwebezustand versetzt hatte, jetzt verschmolzen sie, vereinten sich in leichterer, höherer Berufung. Wie Cumuluswolken, die sich zu einem durchscheinenden Cirrusschleier formten, oder ein Akkord in Moll, der sich in Dur auflöste.

»Das Problem ist deine Verzweiflung«, sagte der Blonde. Erst nachdem die Schüsse hätten knallen sollen, fiel Eilif auf, dass er sie direkt ansprach. Eine seltsame, überdeutliche Stille umgab sie, das Schweigen der SEALs war auf die Menschenmenge übergegangen, und eine theatergleiche Stille hatte sich über die Straße gelegt, als würde gleich das gesamte Publikum aufspringen und in tosenden Applaus ausbrechen. »Es ist wirklich nicht persönlich gemeint«, fügte der Blonde hinzu und beobachtete ihr verspätetes Gedankenrattern.

Ein kompletter Häuserblock in Schweigestarre versetzt. Die SEALs, die Nico de Varona hatten überwältigen sollen, nutzten am Ende nichts. Dann war es jetzt es vielleicht so weit. Vielleicht war es jetzt vorbei.

Nein. Nicht heute, nicht jetzt.

»Geht mir genauso«, erwiderte Eilif kühn und versuchte, nur an eins zu denken: Du bist mein.

Bedenklicherweise schlüpfte jedoch noch ein anderes Element durch ihr fest gespanntes Gedankengewebe; kein Zögern, sondern Schlimmeres. Wie die Schweißperle des Blonden: ein Stück Schmerz, geboren aus...

Erscheint lt. Verlag 26.6.2024
Reihe/Serie Atlas-Serie
Atlas-Serie
Übersetzer Heide Franck, Alexandra Jordan
Zusatzinfo 6 s/w-Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Babel • Booktok Bestseller • Bücherfantasy • dark academia • Dark Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy-Bücher wie Cassandra Clare • Fantasy für Erwachsene • Fantasy Neuheit 2024 • Fantasy Roman 2024 • Fantasy-Roman für Leigh Bardugo Fans • Magie • New Adult Fantasy • Phantastische Bibliothek • Phantastische Literatur • TikTok Bestseller • Urban Fantasy
ISBN-10 3-10-491612-8 / 3104916128
ISBN-13 978-3-10-491612-5 / 9783104916125
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