Chronik der Sternenkrieger: Drei Abenteuer #15 (eBook)
500 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7579-6 (ISBN)
Captain Barus setzte sich auf und blickte aus dem Sichtfenster seiner Kabine. Der Kommandant des Sondereinsatzkreuzers SONNENWIND hatte sich für ein paar Stunden aufs Ohr gelegt. Er gähnte noch einmal kurz.
Der Blick aus dem Sichtfenster hatte es in sich.
Es war der Blick auf ein Monster.
Genauer gesagt: Auf das Monster, hinter dem die SONNENWIND nun schon eine geraume Zeit herjagte.
Black Hole X wurde es genannt.
Ein supermassives Schwarzes Loch - unübersehbar in seiner dunklen, ehrfurchtgebietenden Schönheit. Denn es verdeckte einen großen Teil der Sterne. Das Schwarze Loch selbst hatte eine Ausdehnung, die kleiner war als die des Jupiters. Seine Masse betrug allerdings mehr als das Tausendfache der Sonnenmasse. Black Hole X war ein mittelschweres Schwarzes Loch. Normale stellare Schwarze Löcher hatten eine Masse zwischen einer und einigen Dutzend Sonnenmassen. Demgegenüber standen die sogenannten supermassiven Schwarzen Löcher, die häufig im Zentrum einer Galaxis zu finden waren. Die besaßen die Masse von Millionen Sonnen vom Sol-Typ. Sagittarius A war ein Beispiel dafür.
Die mittleren Schwarzen Löcher schwankten zwischen hundert und einigen tausend Sonnenmassen. Das supermassive Schwarze Loch Sagittarius A, das sich im Zentrum der Milchstraße befand, hatte demgegenüber eine Masse von 3,6 Millionen Sonnenmassen. Es gab aber auch wahre Massemonster von bis zu 12 Milliarden Sonnenmassen.
Barus konnte nicht anders, als von diesem dunklen, geheimnisvollen Gebilde fasziniert zu sein.
Ein gutes Dutzend Sonnensysteme und darüber hinaus noch eine ganze Reihe bisher kaum untersuchte planetengroße Objekte umkreisten dieses dunkle Schwerkraftmonstrum. Die gewaltigen Gravitationskräfte in seinem Inneren zogen sie unaufhaltsam zu sich heran. Die Bahnen der Planeten und Sonnensysteme, die das Schwarze Loch umkreisten schienen erstaunlicherweise sehr stabil zu sein. Auch das war ein Phänomen, das weiterer Untersuchungen bedurfte.
Das Wichtigste an Black Hole X war allerdings der Umstand, dass hier der Endpunkt jener Exodus-Bewegung war, die den gesamten Trans-Alpha-Sektor erfasst hatte. Überall hatten die Etnord die von ihnen eroberten Welten verlassen, um sich hierherzubegeben.
Und davon abgesehen sprach auch einiges dafür, dass hier der Ursprung jener geheimnisvollen Lichtsonden zu finden war, die seit einiger Zeit überall für Aufsehen gesorgt hatten. Nicht nur hier, im Trans-Alpha Sektor, sondern auch vierzigtausend Lichtjahre entfernt, auf der anderen Seite der Galaxis im Irdischen Sektor.
Was mochte so viele Raumschiffe dazu bewegen, hierherzupilgern, als wäre dieses dunkle Etwas ein Heiligtum? Captain Barus hatte diese Frage schon seit Langem einfach nicht mehr losgelassen. Ganze Zivilisationen hatten ihre angestammten Planeten verlassen, nur um hierherzugelangen. Ohne einen sehr guten Grund geschah so etwas nicht. Zumindest war Barus davon überzeugt.
Noch tappte die Crew der SONNENWIND im Dunkeln, was diese entscheidende Frage anging.
Gegenwärtig hielt sich die SONNENWIND in einem mittleren Abstand zu Black Hole X. Es waren so unermesslich viele Raumschiffe zu diesem Ort unterwegs, dass ein einzelnes Raumschiff dabei nicht auffiel, zumal all diese Schiffe von ihrer Bauweise und der verwendeten Technik her sehr unterschiedlich waren. Nahezu jedes raumtaugliche Vehikel schien in einem Umkreis von mindestens tausend Lichtjahren auf den Weg geschickt worden zu sein, um sich hierher aufzumachen.
Ein kosmischer Ruf an die Diener der Alten Götter, dachte Barus. Das muss es wohl sein!
Die Etnord waren vermutlich ein Hilfsvolk der ALTEN GÖTTER gewesen. Und Lichtsonden, die überall in der Galaxis wie aus dem Nichts heraus aufgetaucht waren, hatten sie dorthin gerufen, wo die ERHABENEN ihren Sitz hatten.
Das war zumindest die vorläufige Theorie.
Aber Barus hatte von Anfang an nicht so hundertprozentig an diese Theorie geglaubt. Es hatte von Beginn an ein paar Punkte gegeben, die ihn stutzig gemacht hatten. Dazu gehörte unter anderem der Umstand, dass die mysteriösen Lichtsonden auch auf der anderen Seite der Galaxis im Irdischen Sektor aufgetaucht waren.
Die Etnord hatten zwar seinerzeit versucht, auch diesen Teil der Galaxis ihrem Reich einzuverleiben, aber das war gescheitert. Den Erkenntnissen des Space Army Corps nach gab es keine Etnord im Irdischen Sektor.
Für wen galt dann die Botschaft der Lichtsonden in diesem Gebiet?
Für andere Diener der ALTEN GÖTTER?
Wer kam dafür in Frage?
Die K’aradan?
Deren Zivilisation war immerhin alt genug, um überhaupt in Betracht zu kommen.
Das Tür-Signal ertönte.
“Herein”, sagte Captain Barus.
Er stand auf. Die Schiebetür zu seiner Kabine öffnete sich. Vor ihm stand McKee, seine Erste Offizierin.
“Gibt es etwas Besonderes, McKee?”
“Ich muss Sie dringend unter vier Augen sprechen.”
“Gut. Dazu gibt es einen Captain’s Room.”
“Der ist möglicherweise nicht sicher. Kommunikationstechnisch gesehen, meine ich.”
Captain Barus registrierte, dass sich aus McKees strenger Knotenfrisur eine Strähne irgendwie herausgestohlen hatte. Das war ungewöhnlich bei ihr. Für ihre Verhältnisse schon fast derangiert, dachte Barus. McKee scheint wirklich zutiefst beunruhigt zu sein ...
“Sie denken, dass der mutmaßliche kommunikationstechnische Angriff, den es durch den Fern-Kontakt mit dieser Yroa-Kolonie gegeben hat, doch schädliche Folgen gehabt haben könnte?”, vermutete Barus.
“Das vermutet unser Kommunikationsoffizier”, sagte McKee.
Der Kommunikationsoffizier der SONNENWIND war Guofeng Smith. Da er nicht der Einzige an Bord der SONNENWIND mit dem Nachnamen Smith war, wurde meistens mit Vor- und Zunamen über ihn gesprochen, um Verwechslungen zu vermeiden.
Sich unter diesen Bedingungen einen Namen zu machen, war natürlich nicht ganz einfach.
Aber Guofeng Smith war für seine Genauigkeit und vor allem sein datentechnisches Talent bekannt. Wenn er den Verdacht hatte, dass entgegen ersten Annahmen doch Schadsoftware in die Systeme der SONNENWIND gelangt war, dann musste man das zweifellos ernst nehmen.
Die STERNENKRIEGER unter Captain Sunfrost war schwer beschädigt in der Yroa-Kolonie gelandet und wurde dort großzügigerweise instand gesetzt. Aber diese Großzügigkeit war offenbar doch nicht ganz so selbstlos, wie man auf den ersten Blick denken konnte. Alles hat seinen Preis, dachte Captain Barus. Und in diesem Fall bestand der Preis wohl darin, dass man den Yroa Informationen gewährt.
“Den Kontakt mit Admiral Nainovel und der LEVIATHAN ist ja auf Grund unserer eigenen Lage ohnehin auf ein Minimum reduziert”, sagte Barus. “Insofern besteht ja wohl erst Mal keine Gefahr, dass sich die Bedrohung weiterverbreitet.”
“Es war der Admiral, der vorsorglich bis auf Weiteres jede Kontaktaufnahme untersagt hat”, erinnerte McKee. “Wir hatten Kontakt zur LEVIATHAN. Es ist theoretisch auch möglich, dass der Schaden auf diese Weise entstanden ist.”
“Sie meinen quasi auf indirekte Weise.”
“Genau.”
McKees feingeschnittenes Gesicht wirkte einen Moment lang nachdenklich. Dann hob sie die Augenbrauen. “Möglicherweise haben wir dem ganzen Problem bisher nicht die Priorität eingeräumt, die angemessen gewesen wäre.”
“Gehen wir einfach von Folgendem aus, McKee: Das, was wir suchen, wollen auch andere. Die Geheimnisse der Alten Götter, beziehungsweise der >Erhabenen<, wie sie ja auch genannt werden. Und bisher sind wir uns ja wohl darin einig, dass diese mysteriösen Lichtsonden auch etwas mit diesem Themenkomplex zu tun haben.”
“Sie denken, dass wir Opfer eines versuchten Fernraubs von Informationen geworden sind?”
“Haben Sie eine bessere Erklärungen, McKee?”
“Nein, Sir.”
“Ich gehe davon aus, dass sich die STERNENKRIEGER-Crew von Captain Sunfrost im Augenblick in einer Art Gefangenschaft befindet, auch wenn die Umstände dieser Gefangenschaft vielleicht sogar ganz angenehm sind.”
“Die Crew der STERNENKRIEGER war zweifellos auf die Hilfe der Yroa angewiesen”, gab McKee zu bedenken. “Sie hatten vermutlich keine andere Wahl. Ich nehme sogar an, dass sie gar nicht wussten, dass bereits die erfolgte kurze Kontaktaufnahme oder der entsprechende Versuch datentechnisch eine toxische Wirkung hatten.”
“Wie lange wird es dauern, bis wir den Schaden so einigermaßen überblicken können?”
“Da wage ich keine Prognose, Captain. Wir müssen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch mit bösen Überraschungen rechnen.”
Barus nickte leicht. “Es würde mich nicht wundern, wenn hier irgendwann ein Schiff dieser Yroa-Kolonie auftaucht ...”
“Ja, Sir, auch damit werden wir rechnen müssen.”
In diesem Augenblick schrillte der Alarm durch das Schiff.
Barus stellte über seinen Kommunikator eine Verbindung zur Brücke her.
“Hier spricht der Captain, was da los?”
Die Stimme von...
Erscheint lt. Verlag | 27.4.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
ISBN-10 | 3-7389-7579-9 / 3738975799 |
ISBN-13 | 978-3-7389-7579-6 / 9783738975796 |
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