Was die Sterne dir schenken (eBook)
432 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46808-1 (ISBN)
Dani Atkins, 1958 in London geboren und aufgewachsen, lebt heute mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Hertfordshire. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Mit ihren gefühlvollen und dramatischen Liebesgeschichten erobert sie nicht nur die SPIEGEL-Bestsellerliste, sondern auch stets die Herzen der Leserinnen. Bislang sind folgende Romane der Autorin erschienen: »Die Achse meiner Welt«, »Die Nacht schreibt uns neu«, »Der Klang deines Lächelns«, »Sieben Tage voller Wunder«, »Das Leuchten unserer Träume«, »Sag ihr, ich war bei den Sternen«, »Wohin der Himmel uns führt«, »Bis zum Mond und zurück« und »Sechs Tage zwischen dir und mir«.
Dani Atkins, 1958 in London geboren und aufgewachsen, lebt heute mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Hertfordshire. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Mit ihren gefühlvollen und dramatischen Liebesgeschichten erobert sie nicht nur die SPIEGEL-Bestsellerliste, sondern auch stets die Herzen der Leserinnen. Bislang sind folgende Romane der Autorin erschienen: »Die Achse meiner Welt«, »Die Nacht schreibt uns neu«, »Der Klang deines Lächelns«, »Sieben Tage voller Wunder«, »Das Leuchten unserer Träume«, »Sag ihr, ich war bei den Sternen«, »Wohin der Himmel uns führt«, »Bis zum Mond und zurück« und »Sechs Tage zwischen dir und mir«.
Kapitel 1
Das Brummen der Triebwerke machte mich schläfrig. Ich hatte gedacht, ich würde kein Auge zubekommen, aber irgendwie hatte ich es gerade geschafft, einzunicken, als ich durch einen gellenden Aufschrei hochschreckte. Es gibt ein paar Dinge, die man einfach nicht erleben will, und dazu gehört ein panischer Schrei auf einem Linienflug, genauso wie ein Telefonanruf, der einen mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt. Beides hatte ich innerhalb der letzten vier Stunden erlebt.
Während ich ungeschickt versuchte, meinen Sitz per Knopfdruck wieder in die aufrechte Position zu bringen, fiel mir auf, dass auch andere Passagiere von dem Schrei geweckt worden waren. An mehreren Plätzen waren die Leselampen eingeschaltet. Es dauerte ziemlich lange, bis ich begriff, dass alle Blicke auf mich gerichtet waren. Als bräuchte es noch weitere Beweise, kam ein Mitglied der Crew entschlossenen Schrittes den Gang entlang auf mich zu. In der 747 war es so dunkel, dass man mein Erröten nicht sehen konnte, doch meine Wangen brannten spürbar.
Die Stewardess flüsterte leise, um die Mitreisenden nicht zu stören, obwohl eine derartige Rücksichtnahme nach meinem Aufschrei wahrscheinlich gar nicht mehr nötig war.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie freundlich.
Ich nickte und war überrascht von ihrer Fürsorglichkeit. In dieser Situation hätte ich mit Wut oder Verärgerung besser umgehen können. Mitgefühl hingegen drohte mir den Rest zu geben.
»Tut mir leid, ich muss schlecht geträumt haben. Ich wollte niemanden wecken.«
Sie lächelte verständnisvoll. »Kein Problem. Auf einem Flug am frühen Morgen schläft sowieso niemand gut. Sie glauben gar nicht, wie viele Passagiere beim Fliegen Albträume bekommen.«
Ich lächelte matt zurück, denn mein Albtraum war noch nicht vorbei.
»Kann ich Ihnen etwas zu trinken oder zu essen bringen?« Ich lehnte dankend ab, wie schon zwei Stunden vorher kurz nach dem Take-off. Meine innere Uhr ging immer noch nach New Yorker Zeit, und ich war es nicht gewohnt, so früh am Morgen irgendeine Mahlzeit zu verzehren.
»Ich mache mich am besten mal frisch«, sagte ich und stellte mit einem Blick auf die Anzeige erleichtert fest, dass das nächstgelegene WC aktuell nicht besetzt war.
Verlegen murmelte ich den Fluggästen in den umliegenden Reihen, von denen mich viele immer noch neugierig ansahen, eine Entschuldigung zu. Vielleicht warteten sie auf einen weiteren unterhaltsamen Ausbruch meinerseits, der für etwas Ablenkung gesorgt hätte. Doch es würde keinen geben, da war ich mir sicher. Bis der Flieger dort landen würde, wo ich umsteigen musste, würde ich keinen Schlaf mehr finden.
Nachdem ich hinter mir verriegelt hatte, lehnte ich mich mit dem Rücken kraftlos an die Falttür. Die Toilette war so eng wie ein Sarkophag und schon jetzt kein allzu schöner Anblick mehr, obwohl der Flug erst ein paar Stunden dauerte. Ich zog eine Handvoll Papiertücher aus dem Spender und hielt sie unters kalte Wasser, drückte sie dann auf mein erhitztes Gesicht. Niemand sieht bei greller Beleuchtung gut aus, doch die Neonröhre über dem Spiegel war besonders ungnädig mit meiner blassen Haut. Meine Sommersprossen, die an einem guten Tag wie Goldstaub wirken konnten, erinnerten jetzt an Schlammspritzer. Ein unglücklicher Vergleich.
Sie war voller Schlamm – ihre Füße waren voller Matsch.
Die Worte meiner Mutter hatten sich in meinen Kopf eingebrannt, auch in elftausendfünfhundert Metern Höhe war ihre Stimme noch ganz nah.
Ich starrte mein Spiegelbild an, als hätte ich es noch nie gesehen. Meine Wangen waren rot, und meine Augen sahen riesig aus – nicht süß wie bei Figuren in Disney-Filmen, sondern groß und vor Angst geweitet, wie schon die letzten vier Stunden. Mein kastanienbraunes Haar war stumpf und ohne jedes Volumen und hätte dringend gewaschen werden müssen, was für heute Morgen eigentlich vorgesehen gewesen war. Doch ein verzweifelter Anruf meiner Mutter mitten in der Nacht hatte die Pläne für einen gemütlichen Tag über den Haufen geworfen.
Jeff hatte mein Telefon noch vor mir gehört. Er hob den linken Arm, der quer über seinem und meinem Kissen lag, und rüttelte mich wach.
»Dein Handy klingelt«, nuschelte er mit seinem Brooklyn-Akzent ins Kissen.
Ich runzelte die Stirn und griff danach, schaute erst nach der Uhrzeit und dann auf den Anrufer. Auch wenn ich schon seit vier Jahren in den USA lebte, verrechneten sich manche meiner alten Freunde aus Großbritannien immer noch, was den Zeitunterschied anging. Doch nicht Mum. Sie hatte überall in ihrem Haus Uhren, die nach New Yorker Zeit gingen.
Ich schwang mich aus dem Bett, und da es mich in meiner kalten Wohnung fröstelte, zog ich meine dicke Strickjacke an, während ich in den Mini-Flur hastete und dabei den Anruf annahm.
»Mum?« Ich hatte keinen Schimmer, warum sie mich sprechen wollte, aber meine Stimme zitterte leicht.
Das merkwürdige Geräusch am anderen Ende der Leitung hatte nichts mit schlechtem Handyempfang oder miserabler Tonqualität zu tun. Ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, denn in den einunddreißig Jahren meines Lebens hatte ich erst ein paarmal erlebt, dass sie weinte.
»Mum, was ist? Was ist passiert?«
Noch mehr Tränen, dann ein verworrener Satz, den man unmöglich verstehen konnte.
Unbewusst war ich zu der uralten Heizung im Flur gelaufen, die auch dann noch die Wärme hielt, wenn die anderen Heizkörper längst abgekühlt waren. Mir war kalt vor Entsetzen, es war fast, als wüsste ich es schon.
»Ist was passiert? Bist du krank?«
Meine dreiundsiebzigjährige Mutter hatte eigentlich eine sehr robuste Konstitution, auch wenn sie so schmächtig war wie ein Spatz.
»Nicht ich. Amelia«, schluchzte sie.
Meine Knie wurden weich, und ich ließ mich mit dem Rücken an der Wand langsam neben dem Heizkörper zu Boden sinken.
»Mimi?«, fragte ich. Der kindliche Kosename war aus den Tiefen meiner Erinnerung hochgekommen. So hatte ich sie nicht mehr genannt, seit ich sechs Jahre alt gewesen war und endlich den Namen meiner älteren Schwester richtig aussprechen konnte.
»Sie haben sie ins Krankenhaus gebracht. Von da rufe ich gerade an«, antwortete Mum, und erst jetzt fielen mir die ungewohnten Hintergrundgeräusche auf.
»Ist sie krank? Hatte sie einen Unfall?« Ich feuerte meine schlimmsten Ängste heraus.
»Ja … also, nein, nicht wirklich einen Unfall. Sie … hat sich verirrt. Glauben sie zumindest.«
»Unterwegs im Auto?«, fragte ich in dem Versuch, mir etwas Sinnvolles zusammenzureimen.
»Nein. Bei einem Strandspaziergang. Nachts.«
»Das verstehe ich nicht, Mum! Warum ist sie mitten in der Nacht, im Januar, am Strand spazieren gegangen? Es muss doch eiskalt gewesen sein. Und wie in aller Welt konnte sie sich verirren? Sie kennt die Küste bei ihrem Cottage in- und auswendig!«
»Ich weiß es nicht, Lexi. Nichts an der ganzen Sache ergibt irgendeinen Sinn. Und sie scheint es auch nicht zu begreifen. Sie haben ihr Beruhigungsmittel gegeben, weil sie so durcheinander war.« Von all den entsetzlichen Dingen, die Mum bis jetzt gesagt hatte, war es das, was mir am meisten Angst einjagte. Amelia war die Vernünftige. Der »weise Kopf auf jungen Schultern«, so hatten sie alle genannt, als sie mit nur sechzehn Jahren der Fels in der Brandung wurde, auf den Mum und ich uns stützten, nachdem wir Dad durch ein unerklärliches, tragisches Unglück verloren hatten. Meine Schwester war immer meine erste Anlaufstelle gewesen. Sie hatte mir beigebracht, wie man Tampons benutzt, wie man quadratische Gleichungen löst und mit dem Auto das Drei-Punkt-Wenden hinbekommt, was mein Fahrlehrer zu seiner Verzweiflung nie geschafft hatte. Ich war die Träumerin in der Familie gewesen, die die Nase ständig in Bücher gesteckt hatte. Amelia hingegen hatte quasi als fertige Erwachsene das Licht der Welt erblickt.
Dass meine ältere Schwester mitten im Winter orientierungslos am Strand herumirrte – wo sie sonst jeden Tag spazieren ging –, wollte mir nicht in den Kopf.
»Sie fürchten, dass sie eine starke Unterkühlung hat«, fuhr Mum fort. »Sie war eiskalt, als sie eingeliefert wurde.«
Ich dachte an das letzte Mal, als Amelia mich im Winter in New York besucht und sich jedes Mal wie für eine Polarexpedition ausstaffiert hatte, selbst wenn sie nur einmal um den Block gehen wollte.
»Sie haben sie kurz vor Sonnenaufgang im Watt gefunden«, sagte Mum mit zittriger Stimme. »Da draußen war es minus ein Grad, aber sie hatte bloß ein Nachthemd an und war barfuß.«
»Was zur Hölle …«, brummelte Jeff und blinzelte schläfrig, als ich das Deckenlicht anknipste. »Was ist los?« Er griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch. »Meine Güte, Lexi, es ist gerade mal halb drei!«
»Ich muss packen«, sagte ich angespannt und zerrte meinen Koffer vom Kleiderschrank. Er plumpste auf die Matratze und streifte Jeffs Fuß, der allerdings auch auf meiner Betthälfte lag.
»Was?«, fragte er. Er war immer noch schlaftrunken, wohingegen ich einen extremen Adrenalinschub hatte.
»Der Anruf … das war meine Mutter«, sagte ich, während ich irgendwelche Kleidungsstücke aus der Kommode zog und planlos in den Koffer warf. »Amelia ist im Krankenhaus. Sie wurde nachts am Strand aufgefunden und hat eine Unterkühlung.«
Jeff fuhr sich mit einer Hand durch das volle, vom Schlafen zerzauste dunkelblonde Haar. »Ach du Scheiße.«
Ich zerrte noch ein paar Pullover aus einer Schublade und warf sie in Richtung Koffer, wo die meisten auch landeten. Jeff griff...
Erscheint lt. Verlag | 1.1.2024 |
---|---|
Übersetzer | Simone Jakob, Anne-Marie Wachs |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
Schlagworte | Amnesie • Bestseller • Beziehung • Bücher zum Träumen • Dani Atkins • Dani Atkins Bücher • Dani Atkins Bücher deutsch • Dani Atkins Bücher Reihenfolge • Dani Atkins deutsch • Dani Atkins Romane • Die Achse meiner Welt • Drama • Dramatische Liebesromane • dramatische Romane • Dramatischer Roman • Emotion • Emotional • England • Familiendrama • Familiengeschichten • Familiengeschichten Romane • Frauenbücher • Frauenromane • gefühlvolle Unterhaltung • Große Gefühle • Herzerkrankung • ich war bei den Sternen • Künstliche Befruchtung • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesgeschichten • Liebesgeschichten Bücher • Liebesroman • Mitfühlen • Notfall • poetische Romane • Romane Drama • Romane England • Romane für Frauen • Romane Liebe • Roman für Frauen • Roman Krankheit • Romantik • Roman Trauer • Sag ihr • Schicksal • schicksalsromane • Schicksalsschlag • Schwestern • Schwestern Roman • Sechs Tage zwischen dir und mir • Träumen • Übernatürlich • Unfall • Verlust Buch • Wahrheitssuche • Wohin der Himmel uns führt |
ISBN-10 | 3-426-46808-5 / 3426468085 |
ISBN-13 | 978-3-426-46808-1 / 9783426468081 |
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