Outlander - Ein Schatten von Verrat und Liebe (eBook)
992 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45200-4 (ISBN)
Diana Gabaldon, geboren 1952 in Arizona, war Professorin der Meeresbiologie, als sie zu schreiben begann. Mit »Feuer und Stein« begründete sie die international gefeierte und millionenfach verkaufte Highland-Saga 'Outlander'. Diana Gabaldon ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Diana Gabaldon, geboren 1952 in Arizona, war Professorin der Meeresbiologie, als sie zu schreiben begann. Mit »Feuer und Stein« begründete sie die international gefeierte und millionenfach verkaufte Highland-Saga "Outlander". Diana Gabaldon ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Barbara Schnell, Jahrgang 1964, übersetzt seit 1997 alles, was Diana Gabaldon schreibt. Mit der Autorin arbeitet sie eng zusammen. Weitere Autor:innen, deren Texte sie übersetzt hat, sind Sam Heughan & Graham McTavish, Walter Satterthwait oder Dana Stabenow.Wenn sie nicht am Schreibtisch arbeitet, berichtet sie für die Klimaseite der Frankfurter Rundschau aus dem Rheinischen Braunkohlerevier oder fotografiert Dressurpferde und ihre Reiter:innen.
3
In welchem die Frauen wie immer die Scherben aufsammeln
Chestnut Street Nr. 17, Philadelphia
Wohnsitz von Lord und Lady John Grey
William hatte das Haus wie ein Donnerschlag verlassen, und es sah so aus, als sei vorher der Blitz eingeschlagen. Ich fühlte mich jedenfalls tatsächlich so, als hätte ich ein furchtbares Gewitter überlebt; Haare und Nerven standen mir gleichermaßen zu Berge und bebten vor Aufregung.
Jenny Murray hatte das Haus gleich nach Williams Aufbruch betreten, und auch wenn ihr Anblick kein ganz so großer Schock war wie der Rest, so verschlug er mir doch die Sprache. Ich starrte meine ehemalige Schwägerin mit großen Augen an – wobei sie ja bei Licht betrachtet immer noch meine Schwägerin war, weil Jamie noch lebte. Er lebte.
Es war keine zehn Minuten her, dass er in meinen Armen gelegen hatte, und die Erinnerung an seine Berührung durchzuckte mich flackernd wie elektrische Funken in einer Leidener Flasche. Mir war dumpf bewusst, dass ich lächelte wie eine Idiotin, trotz der Zerstörungen, der erschütternden Szenen, trotz Williams verstörter Reaktion – wenn man eine solche Explosion denn als »Verstörung« bezeichnen konnte –, trotz der Gefahr, in der sich Jamie befand, und trotz der vagen Neugier, was Jenny oder aber auch Mrs Figg, Lord Johns Köchin und Haushälterin, wohl im nächsten Moment sagen würden.
Mrs Figg war glatt, rund und glänzend schwarz, und sie hatte die Angewohnheit, sich lautlos gleitend von hinten anzuschleichen wie eine Stahlkugel.
»Was ist denn hier los?«, knurrte sie, während sie plötzlich hinter Jenny auftauchte.
»Heilige Mutter Gottes!« Jenny wirbelte mit großen Augen herum und fuhr sich mit der Hand an die Brust. »Wer in Gottes Namen seid Ihr?«
»Das ist Mrs Figg«, sagte ich und verspürte ein surreales Bedürfnis zu lachen, trotz – oder vielleicht auch wegen – der Ereignisse, die sich just abgespielt hatten. »Lord John Greys Köchin. Und Mrs Figg, dies ist Mrs Murray. Meine, äh, meine …«
»Schwägerin«, sagte Jenny entschlossen. Sie zog ihre schwarze Augenbraue hoch. »Wenn du mich noch nimmst, Claire?« Ihr Blick war unverwandt und offen, und das Bedürfnis zu lachen verwandelte sich abrupt in ein nicht minder heftiges Bedürfnis, in Tränen auszubrechen. Von allen Quellen des Beistandes, die ich mir ausgemalt hätte … Ich holte tief Luft und streckte die Hand aus.
»Oh ja.«
Ihre kleinen festen Finger verwoben sich mit den meinen, und so einfach war es besiegelt. Es waren weder Entschuldigungen nötig noch Worte der Verzeihung. Die Maske, die Jamie trug, hatte sie nie gebraucht. Was sie dachte und fühlte, sah man ihren Augen an, diesen schrägen blauen Katzenaugen, die sie mit ihrem Bruder gemeinsam hatte. Sie wusste jetzt, wer und was ich war – und wusste, dass ich ihren Bruder mit Herz und Seele liebte, ihn immer geliebt hatte, trotz der geringfügigen Komplikation, dass ich gegenwärtig mit jemand anderem verheiratet war. Und dieses Wissen löschte Jahre des Misstrauens, des Argwohns und der Verletzungen aus.
»Das ist ja wirklich wunderbar«, sagte Mrs Figg in dem Moment knapp. Sie kniff die Augen zusammen und drehte sich geschmeidig um die eigene Achse, um das Panorama der Zerstörung zu betrachten. Das Treppengeländer war oben abgerissen. Zerborstene Geländerteile, löcherige Wände und blutige Flecken markierten den Weg, den William nach unten genommen hatte. Kristallsplitter des Lüsters übersäten den Boden und glitzerten festlich im Licht, das durch die offene Tür hereinströmte, die wie trunken an einer Angel hing.
»Merde auf Toast«, murmelte Mrs Figg. Abrupt wandte sie sich mir zu, die schwarzen Johannisbeeraugen immer noch zusammengekniffen. »Wo ist Seine Lordschaft?«
»Ah«, sagte ich. Ich merkte, dass dies eine zähe Angelegenheit werden würde. Mrs Figg empfand zwar für die meisten Leute nur tiefe Missbilligung, doch John war sie treu ergeben. Sie würde alles andere als angetan sein zu hören, dass Seine Lordschaft entführt worden war, und zwar von …
»Da wir gerade dabei sind, wo ist mein Bruder?«, erkundigte sich Jenny und sah sich um, als erwartete sie, dass Jamie plötzlich unter der Sitzbank hervorkriechen würde.
»Oh«, sagte ich. »Hm. Nun ja …« Möglicherweise sogar mehr als zäh. Denn …
»Und wo ist mein lieber William?«, wollte Mrs Figg wissen und zog die Nase kraus. »Er ist hier gewesen; ich rieche das stinkende Toilettenwasser, das er für seine Wäsche benutzt.« Missbilligend stieß sie mit der Schuhspitze gegen ein Stück Putz, das sich gelöst hatte.
Ich holte noch einmal tief Luft und klammerte mich fest an die Reste meines Verstandes.
»Mrs Figg«, sagte ich, »vielleicht wärt Ihr ja so freundlich und würdet uns allen eine Tasse Tee machen?«
Wir SAßEN IM SALON, während Mrs Figg sich von den Verwüstungen weiterhin murmelnd und kopfschüttelnd einen Überblick verschafft hatte. Nach vollendeter Inspektion war sie zum Küchenhaus geeilt, um neben der Teezubereitung auch ihre Schildkrötensuppe im Auge zu behalten.
»Schildkrötensuppe lässt man besser nicht verschmoren, oh nein«, sagte sie streng zu uns, als sie bei ihrer Rückkehr die Teekanne mit dem gepolsterten gelben Teewärmer abstellte. »Nicht, wenn sie so viel Sherry enthält, wie Seine Lordschaft es gerne hat. Fast eine ganze Flasche – das wäre eine schlimme Verschwendung guten Alkohols.«
Mein Inneres kehrte sich prompt nach außen. Schildkrötensuppe – mit viel Sherry – war für mich mit einer lebhaften und sehr intimen Erinnerung verbunden, die sich um Jamie und ein Fieberdelirium drehte und darum, wie das Auf und Ab eines Schiffes dem Beischlaf förderlich ist. Ein Gedanke, der dem bevorstehenden Gespräch wiederum nicht im Mindesten förderlich sein würde. Ich massierte mir die Stelle zwischen den Augenbrauen, um die summende Wolke der Verwirrung zu zerstreuen, die sich dort sammelte. Die Luft im Haus fühlte sich immer noch elektrisiert an.
»Apropos Sherry«, sagte ich. »Oder was Ihr sonst an Hochprozentigem greifbar hättet, Mrs Figg …«
Sie sah mich nachdenklich an, nickte und griff nach der Karaffe auf der Anrichte.
»Brandy ist stärker«, entschied sie und stellte sie vor mich hin.
Jenny betrachtete mich mit der gleichen Nachdenklichkeit. Sie streckte die Hand aus, goss einen ordentlichen Schluck Brandy in meine Tasse und verfuhr ähnlich mit der ihren.
»Nur für alle Fälle«, sagte sie mit hochgezogener Augenbraue, und wir tranken erst einmal. Ich glaubte zwar, dass ich etwas Kräftigeres brauchen würde als Tee mit Brandy, um die Wirkung der jüngsten Ereignisse auf meine Nerven zu lindern – Laudanum zum Beispiel oder einen ordentlichen schottischen Whisky –, doch der Tee half sicher fürs Erste auch ein bisschen. Er war heiß und aromatisch und ließ sich als sanftes Wärmerinnsal in meiner Mitte nieder.
»Nun denn. Besser, ja?« Jenny stellte ihre Tasse ab und sah mich erwartungsvoll an.
»Es ist zumindest ein Anfang.« Ich holte tief Luft und lieferte ihr eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse des Morgens.
Jennys Augen waren denen ihres Bruders verstörend ähnlich. Sie sah mich an, kniff sie zu, dann noch einmal, schüttelte den Kopf, wie um ihn zu klären … und akzeptierte, was ich ihr gerade erzählt hatte.
»Jamie ist also mit deinem Lord John auf und davon, die britische Armee ist hinter ihnen her, der hochgewachsene, aufgebrachte Junge, dem ich auf der Eingangstreppe begegnet bin, ist Jamies Sohn – nun, natürlich ist er das; das könnte selbst ein Blinder sehen –, und in der Stadt wimmelt es von britischen Soldaten. Und das ist alles?«
»Eigentlich ist er gar nicht mein Lord John«, widersprach ich. »Ansonsten, ja, das ist im Wesentlichen die Lage. Dann hat dir Jamie also von William erzählt?«
»Aye, das hat er.« Sie grinste mich über den Rand ihrer Teetasse hinweg an. »Ich freue mich so für ihn. Aber was hat der Junge denn dann? Er sah eher danach aus, als würde er nicht einmal einem Bären aus dem Weg gehen.«
»Was habt Ihr gesagt?«, unterbrach uns Mrs Figgs Stimme abrupt. Sie stellte das Tablett hin, das sie mitgebracht hatte, und der silberne Milchkrug und das Zuckerschälchen klapperten wie Kastagnetten. »William ist wessen Sohn?«
Ich kräftigte mich mit einem Schluck Tee. Mrs Figg wusste, dass ich mit einem gewissen James Fraser verheiratet gewesen und theoretisch...
Erscheint lt. Verlag | 2.10.2023 |
---|---|
Reihe/Serie | Die Outlander-Saga | Die Outlander-Saga |
Übersetzer | Barbara Schnell |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
Schlagworte | Amerika • Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg • Bürgerkrieg • Claire Fraser • Das flammende Kreuz • Das Schwärmen von tausend Bienen • Der Ruf der Trommel • Diana Gabaldon • Diana Gabaldon Highland Saga Reihenfolge • Die geliehene Zeit • Die Outlander-Saga • Echo der Hoffnung • Ein Hauch von Schnee und Asche • ferne Ufer • Feuer und Stein • Graf von Ellesmere • Highlander • highland romane • Highland Saga • historische Abenteuerromane • historische Romane 18 Jahrhundert • historische romane amerika • historische Romane Bestseller • historische Romane Schottland • Historische Romane Serie • historische Romane USA • Jamie Fraser • Liebe • Liebes-Roman • Outlander • Outlander Band 8 • Outlander Buch • Outlander Reihe • Outlander Reihenfolge • outlander saga • Outlander Saga Band 8 • Outlander Serie • Rückkehr • Schottland • Starke Frauen • totgeglaubt • unehelicher Sohn • Zeitreise • Zeitreise Liebesromane |
ISBN-10 | 3-426-45200-6 / 3426452006 |
ISBN-13 | 978-3-426-45200-4 / 9783426452004 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 3,0 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich