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Alfred Bekker
© Roman by Author
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Kommissar Jörgensen und das Messer
von Alfred Bekker
1
Mein Zuhause, das ist ein kleines Apartment in Hamburg Mitte. Eigentlich mehr eine Schlafstelle als eine Wohnung. Ich lebe dort nicht, ich schlafe dort. Meistens esse ich noch nicht einmal dort. Ein paar Sachen bewahre ich dort auf. Das ist aber auch schon alles. Sehr oft bin ich nicht in diesem Apartment - und das hat in erster Linie mit meinem Job zu tun. Ich bin nämlich viel unterwegs.
Umso unangenehmer war dann das, was ich an diesem speziellen Tag erlebte.
Ich kam nach Hause und erlebte eine üble Überraschung.
»Sie können da jetzt nicht rein«, sagte jemand, der wichtig aussah oder zumindest so tat, als wäre er es. Er hatte mich im Treppenhaus abgefangen. Eigentlich kannte ich solche Situationen ja. Aber aus der anderen Perspektive.
»Ich wohne hier«, sagte ich.
»Sind Sie Herr Jörgensen?«
»Ja.«
»Herr Uwe Jörgensen?«
»Genau der.«
»Wir konnten Sie leider nicht erreichen.«
Das ist bei mir keine Seltenheit. Ich bin Kriminalhauptkommissar und in einer Sonderabteilung tätig, die sich ‘Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes’ nennt.
»Ja, aber jetzt bin ich ja hier...«
»Sie können jetzt nicht in Ihre Wohnung.«
»Wieso nicht?«
»Da sind gerade die Kollegen drin.«
Mir fiel das Firmenemblem auf der Jacke des Mannes auf. Da war ein großes S und darunter stand etwas kleiner Stegemann.
»Es sind Hornissen in den Kästen Ihrer Rollläden. Die müssen da raus, sonst zerstören die die Wände.«
»Und da gehen Sie einfach so in meine Wohnung?«
»Mussten wir.«
»Woher hatten Sie denn den Schlüssel?«
»Vom Vermieter. Wie gesagt, wir konnten Sie nicht erreichen, der Vermieter konnte Sie nicht erreichen, aber wir mussten sofort handeln. Schließlich steht ja auch ein wirtschaftlicher Schaden auf dem Spiel...«
»Schon, aber...«
»Dauert nicht lange. Die Kollegen verstehen ihr Handwerk. Sie sind die Biester in Kürze los. Und wahrscheinlich schlafen Sie auch besser, wenns nicht mehr so brummt...«
Das Brummen war mir in der Tat aufgefallen. Aber ich hatte eher an irgendein Elektrogerät vom Nachbarn gedacht.
Wie man sich doch täuschen konnte.
»Und gestochen werden wollen Sie von den Biestern sicher auch nicht!«
»Nee, nicht unbedingt.«
»Na, sehen Sie.«
Ich atmete tief durch.
Wie es schien, blieb mir im Moment nichts anderes übrig, als abzuwarten.
Der Gedanke daran, dass das Brummen, das ich in letzter Zeit wiederholt bemerkt hatte, von diesen ungebetenen Gästen stammte, die durchaus lebensgefährlich zustechen konnten, ließ mich schlucken.
Gefahren lauern eben überall.
Und Hornissen waren nicht ohne.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass ich es in Kürze noch mit einer Hornisse ganz eigener Art zu tun bekommen würde.
Mit einer Hornisse nämlich, die eigentlich ein Mensch war.
Aber tödlich zustechen konnte sie auch.
Und sie war noch um einiges gefährlicher, als die ungebetenen Gäste, die sich bei mir einquartiert hatten und jetzt ihrer fachgerechten Entfernung harrten.
*
Es zog sich fast eine Stunde hin, ehe ich wieder in meine Wohnung konnte. Aber das Brummen war nicht mehr zu hören. Und die Spuren, die die Schädlingsbekämpfer hinterlassen hatten, hielten sich in Grenzen.
Ich ließ mich in einen Sessel fallen und schloss für einen Moment die Augen.
Hätte schlimmer kommen können, dachte ich.
Es hatte auch schonmal ein Killer auf mich in den eigenen vier Wänden gewartet.
Aber das war heute glücklicherweise nicht der Fall gewesen.
Die Tatsache beunruhigte mich allerdings, dass mein Vermieter offenbar einen Wohnungsschlüssel gehabt hatte. Eigentlich war das nicht in Ordnung. Aber sollte ich mich deswegen beklagen? Die Wohnung war schwer genug zu bekommen gewesen.
Ich sah mich um.
Meine vier Wände hatten weniger Persönliches an sich, als ein Hotelzimmer, in dem man schon eine Nacht geschlafen hatte.
Aber das hing mit der Art von Leben zusammen, das ich führte.
Ein Leben, in dem das Wort Privat eigentlich ein Fremdwort war und keinen Platz hatte.
Ich stellte den Fernseher an, um mich noch etwas abzulenken. Gegessen hatte ich schon in einem Fast Food Restaurant. Im Fernsehen lief ein alter Western.
Ein Indianer erlegte einen Bären mit einem Messer.
Völlig unrealistisch, dachte ich.
Ein Schlag mit der Tatze und der Mann wäre tot gewesen.
Und das Messer konnte den Bären unmöglich so schnell töten.
Es sei denn…
Man traf ihn genau.
Zum Beispiel das Herz.
Aber das war nicht so einfach.
Oder man hatte ein ganz besonderes Messer.
Ein Messer mit Superkräften.
Genau so eins, wie es ein Killer benutzte, der sich ‘die Hornisse’ nannte.
Aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich darüber noch nichts Weiteres.
2
Kriminaldirektor Bock, der Chef unserer Abteilung, war zu diesem Zeitpunkt noch in seinem Büro, das am Ende eines langen Flures im Polizeipräsidium von Hamburg gelegen war.
Das war nichts Ungewöhnliches.
Herr Bock war oft der Erste, der zum Dienst erschien und oft der letzte, der das Gebäude verließ.
Abgesehen natürlich von der regulären Nachtschicht des Dauerdienstes.
Herr Bock hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt.
Das Jackett hing über dem Stuhl.
Die Hände steckten in den weiten Taschen seiner Flanellhose.
Er sah aus dem Fenster, von dem aus man einen weiten Panoramablick hatte.
Herr Bock wirkte nachdenklich. Seine Familie war vor Jahren einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Seitdem hatte er sich vollkommen dem Beruf gewidmet. Ein Privatleben kannte er nicht mehr. Die Bekämpfung des Verbrechens war seine Mission. Daneben hat in seinem Leben kaum noch etwas anderes Platz.
Herr Bock sollte das Büro an diesem Tag nicht mehr verlassen.
Es kam immer wieder mal vor, dass er eine Nacht durcharbeitete. Hin und wieder gönnte er sich dann eine Stunde Schlaf auf einem ausklappbaren Feldbett, das er immer für solche Zwecke bereithielt.
Ein viel benutztes Feldbett, wie man sagen musste.
In dieser Nacht benutzte Herr Bock es aber nicht. Es gab zu viel zu erledigen. Telefonate vor allem. Aber auch sorgfältige Aktenarbeit.
Viele Fälle werden am Schreibtisch gelöst und nicht durch Schießereien und Verfolgungsjagden.
Sachkenntnis war die wichtigste Waffe gegen die organisierte Kriminalität.
Und darin vor der anderen Seite einen Vorsprung zu gewinnen war nicht einfach.
Am frühen Morgen, noch zu nachtschlafender Zeit bekam er dann einen Anruf.
Ein Mann war getötet worden.
Und die Methode ließ ihn aufhorchen.
Er zog aus all den Jahren, die er nun schon im Dienst war, sofort eine Verbindung zu anderen Fällen.
Fälle, die mit einem Killer zu tun hatten, der ‘die Hornisse’ genannt wurde.
3
Hier in Hamburg hast du keine Zukunft, dachte der Mann – aber in diesem Moment wusste er noch nicht, wie gnadenlos zutreffend diese Aussage war.
Eine Vorhersage.
Eine düstere Prophezeiung, die sich erfüllen sollte.
Er ahnte es.
Bald sollte er Gewissheit haben.
Georg Logall lockerte jetzt die Krawatte. Er atmete tief. Das Revers seines Jacketts war mit Champagner bekleckert und sein Gang wirkte unsicher, als er den Dynamite Club auf St. Pauli verließ.
Champagner, obwohl es eigentlich nichts zu feiern gab. Das war eigentlich widersinnig. Aber wenn er sich schon betrank, dann wenigstens...