Mädchenfeuer (eBook)

Spiegel-Bestseller
Ein Kommissar-Bark-Krimi

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-30380-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mädchenfeuer -  Anna Jansson
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Ein Kinderskelett in einer Höhle, ein ehemaliges Pflegeheim und ein nie aufgeklärter Brand: Kommissar Bark ermittelt in seinem 4. Fall!
In einer Höhle im schwedischen Naturschutzgebiet Skärmarboda wird das Skelett eines neunjährigen Mädchens gefunden. Kriminalinspektor Kristoffer Bark und sein Team von der Polizei Örebro verfolgen die Spur bis zu einer Familie, die vor 50 Jahren Kinder in Pflege genommen hat. Nach einem bis heute ungeklärten Brand galt das Mädchen als verschollen. Der Hinweis auf die Tote kam von Magdalena Fernåker, einem selbsternannten Medium, die jedoch spurlos verschwindet, bevor Bark sie befragen kann. Bei der gerichtsmedizinischen Untersuchung wird festgestellt, dass das kleine Mädchen vor seinem Tod Schreckliches durchgemacht haben muss. Und dann stellt sich heraus, dass Kristoffer Barks engstes Umfeld in den Fall verwickelt ist ...

Die »Kommissar Bark«-Reihe:
Band 1: Leichenschilf
Band 2: Witwenwald
Band 3: Puppenblut
Band 4: Mädchenfeuer
Alle Bände können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

Anna Jansson wurde 1958 auf Gotland geboren, wo auch all ihre Bücher spielen. Ihre Kriminalromane über die Kommissarin Maria Wern haben sich fast zwei Millionen Mal verkauft. Sie wurden in siebzehn Sprachen übersetzt und sind außerdem als Fernsehserie auch international sehr erfolgreich.
Anna Jansson hat drei erwachsene Kinder. Mit ihrem Lebensgefährten lebt sie in der Nähe der mittelschwedischen Stadt Örebro, wo auch ihre Reihe um den Kriminalkommissar Kristoffer Bark spielt.

2


Kriminalinspektor Kristoffer Bark verließ das Turmzimmer und die Polizeizentrale. Es war Freitag, und er freute sich auf das Wochenende. Die Ferien waren zu Ende, aber das Wetter war immer noch fantastisch, obwohl es schon Herbst wurde. Er hatte mit seinem Vater verabredet, dass sie heute Abend am Ånnabodasjön grillen wollten. Seine kleine Schwester Kristina würde auch dabei sein, und wenn sie den Grill erst einmal angeworfen hatten, würden sie vom Steg aus eine Runde schwimmen gehen. Bei Kristoffer war kürzlich Epilepsie diagnostiziert worden, und er durfte für eine gewisse Zeit nicht Auto fahren. Deshalb würde Kristina ihn in der Drakenbergsgatan in Tybble abholen, wo er seit der Scheidung in einer Dreizimmerwohnung lebte. Es war eine ruhige Gegend gewesen – bis vorigen Herbst, als zwei Gewaltausbrüche und Schusswechsel das Viertel erschüttert hatten. Wahrscheinlich ein Bandenkrieg. Es war zwar niemand zu Schaden gekommen, doch begleitete die Bewohner des Stadtteils nun ein neues und fremdes Gefühl von Unsicherheit.

Kristoffer packte den Rucksack mit allem, was er für den Abend brauchte, und ging zum Parkplatz. Kristina war pünktlich. Er rutschte auf den Beifahrersitz ihres roten Mazda Miata. Es war immer noch ungewohnt und frustrierend, nicht selbst fahren zu dürfen.

»Pünktlich wie immer!«, sagte Kristina lachend. Sie wurde ihrer Mutter mit jedem Jahr ähnlicher. Das zum Pferdeschwanz gebundene dicke, blonde Haar und der schlanke Körper ließen sie jünger aussehen als die 46 Jahre, die sie zählte. Je nachdem wie das Licht fiel und welcher Laune sie war, waren ihre Augen mal blau und mal grün. Weil beide gern ihren jeweiligen Geburtsnamen – Bark und Löv – behalten wollten, hatten Kristina und ihr Mann als Kompromiss den Nachnamen Barklöv angenommen. Ihre Kinder waren inzwischen ausgeflogen und studierten in Umeå und Göteborg. Kristina hatte Kristoffer schon bei ihrem letzten Treffen anvertraut, dass sie es in dem Haus in Kumla viel zu still fand, seit Morgan und sie allein dort wohnten.

»Und wie steht's so um Leben und Liebe?«, fragte er, ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten.

Kristina seufzte hörbar. »Morgan und ich sitzen am Küchentisch und haben nichts, worüber wir reden könnten. Es ist fast, als wären wir in der Gegenwart des anderen plötzlich schüchtern, obwohl wir doch mehr als ein halbes Leben zusammen verbracht haben. Ein Gefühl der Leere, wenn du verstehst, was ich meine«, erklärte sie. Und dann brach sie in Tränen aus.

»Was ist denn, Kristina?«, fragte Bark, legte den Arm um seine kleine Schwester und drückte sie an sich. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sie das letzte Mal hatte weinen sehen. Da musste etwas Ernstes vorgefallen sein. Würden sie sich scheiden lassen? Hatte Morgan sie betrogen? Hatte jemand in der Familie eine Krebsdiagnose erhalten? Er strich ihr übers Haar, bis sie sich beruhigt hatte und erzählen konnte.

Kristina wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir das alles erklären soll, wo du doch allem gegenüber, was man nicht beweisen kann, so skeptisch bist«, sagte sie und ließ die Hand, die sie schon auf den Zündschlüssel gelegt hatte, wieder sinken. Sie standen immer noch auf dem Parkplatz.

»Versuch es«, ermunterte er sie und suchte den Blickkontakt zu ihr.

»Ich war gestern bei einem Medium«, sagte sie überraschenderweise und wandte sich ihm mit neuer Intensität zu. »Jetzt mach nicht so ein Gesicht, denn dann erzähle ich gar nichts. Es war so: Ich habe in der Zeitschrift Grenzland von dem neuen Medium Magdalena Fernåker gelesen, und das hat mich neugierig gemacht. Dann war ich voriges Wochenende auf diesem Kurs in Medialer Achtsamkeit. Das habe ich dir ja erzählt. Magdalena war eine der Seminarleiterinnen auf Himlagård.«

Kristoffer runzelte die Stirn und nickte, obwohl ihm das völlig entgangen war. Oder besser gesagt hatte er gedacht, dass es dabei um Medien und Journalistik ginge und nicht um ein »Medium«. Kristina war eigentlich ausgebildete Journalistin, doch dann hatte das Leben sie auf andere und verschlungenere Wege geführt. War es in dem Kurs wirklich um Spiritismus und Geisterwesen gegangen? Hatte sie vor, einen Artikel darüber zu schreiben?

Kristina sah ihn eindringlich an, um seine Aufmerksamkeit einzufangen. »Und weißt du, was Magdalena Fernåker zu mir gesagt hat?«

»Nein. Ich bin irgendwie nicht so hellseherisch veranlagt.« Er wollte nicht einmal einen Witz machen, sondern es rutschte ihm einfach so heraus. Doch Kristina hatte es offenbar überhört.

»Magdalena sagte zu mir, ich solle auf meinen Mann aufpassen. Sie habe Strömungen wahrgenommen, dass mir etwas Böses widerfahren würde. Eine Herzenstrauer.«

Bark konnte seine Reaktion nicht kontrollieren. »Was sind denn das für Dummheiten? Du wirst dich doch wohl nicht von einer alten Spökenkiekerin erschrecken lassen, die Unfug über deinen Mann erzählt? Sie hat gesehen, dass du einen Ehering trägst, und hat dir dann die Informationen entlockt, die sie brauchte. Diese Leute arbeiten mit cold reading, sie deutet also dein Mienenspiel und kleine Bewegungen. Wenn du wütend ausgesehen hast, als du deinen Mann erwähnt hast, war es nicht weiter schwer zu erraten, dass ihr Probleme habt. Ohne dass es dir bewusst war, hast du vielleicht genickt oder sahst bekümmert aus, und da ist sie weiter auf das eingegangen, was du sofort bestätigt hast. Wenn du das nächste Mal zum Pferderennen gehst, bitte sie vorher um ein paar Tipps.«

Jetzt bemerkte sie die Ironie. »Ich wusste schon, dass du so reagieren würdest! Warum kannst du nicht deine vorgefassten Meinungen einfach mal ablegen und mir die paar Minuten zuhören, die es dauert, etwas Wichtiges zu sagen? Für mich ist es jedenfalls wichtig«, fügte sie hinzu.

»Entschuldige. Ich höre zu.« Kristoffer richtete sich aus der unbequemen Haltung auf, in die er geraten war, als er versucht hatte, seine Schwester zu trösten. Es fiel ihm schwer, das kleine Lächeln zu unterdrücken, das sich breitmachen wollte, als ihm klar wurde, dass es um nichts Schlimmeres als die Verkündigungen einer Wahrsagerin ging.

Kristina blickte ihn enttäuscht an, aber das Bedürfnis zu erzählen siegte über die Lust, ihn mit Schweigen zu bestrafen. »Ich war zusammen mit meiner Nachbarin Nana bei dem Medium. Wir haben eine gemeinsame Stunde gebucht, weil das billiger ist, als einzeln zu gehen. Als Magdalena die Augen geschlossen hat, um sich in meine und Morgans Beziehung einzuschwingen, konnte sie alles wie Bruchstücke aus einem Film sehen und spüren. Sie sah, wie Morgan eine andere Frau küsste. Eine junge Frau mit schönen braunen Augen und langem blondem Haar.«

Kristina schüttelte sich und sah Kristoffer wachsam an, als würde sie nach Zeichen suchen, dass er ihr nicht glaubte. Dann fuhr sie fort. »Ich musste sofort an Jenny Lovik denken, das neue Mädchen, das in Morgans Firma Trainee ist. Sie hat langes, blondes Haar, und Morgan ist fasziniert von ihrer Energie und Kreativität, das hat er mir erzählt. Begreifst du, Kristoffer? Was sie gesagt hat, ist wahr! Da stimmen viel zu viele Details überein, als dass ich es einfach wegwischen könnte. Magdalena sieht in Bildern. Sie hat die altmodischen Möbel, das Kaminfeuer und die Jugendstil-Erkerfenster im Salon beschrieben und die Kristallkandelaber im Wellness-Bereich. Das gelbe Holzhaus mit Glockenturm, den See und das weiße Badehaus draußen auf dem Steg, auf dem Morgan die blonde Frau geküsst hat. Da wurde mir klar, dass das in Loka Brunn gewesen sein muss. Es war so deutlich, als würde ich es selbst sehen. Morgan war kurz zuvor dort auf einer Konferenz gewesen. In Loka. Was sagst du dazu?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es gespürt. Er war so ungewohnt fröhlich, ohne dass ich einen Grund dafür hätte erkennen können. Manchmal steht er seitdem am Fenster und lächelt über etwas, woran er denkt, oder über jemanden, an den er denkt. Und wenn ich frage, was los ist, dann sagt er, nichts Besonderes. Begreifst du jetzt, dass es stimmt, Kristoffer?«

»Aber hast du denn Morgan gefragt, was davon stimmt? Es ist ziemlich übel, wenn du ihm misstraust, ohne mit ihm darüber zu sprechen. Vor allem jetzt, wenn eure Beziehung nicht in Bestform ist. Daraus wird leicht eine Selffulfilling Prophecy. Du bist misstrauisch. Er fühlt sich infrage gestellt und wird sauer. Du findest, er geht auf Distanz, und wirst noch misstrauischer. Das klingt nach einer unheilvollen Spirale. Ich finde, du solltest mit ihm reden.«

Kristina sah ihren Bruder trotzig an und legte einen Kickstart mit dem Auto hin. »Das werde ich auch!«

Sie schwiegen, bis sie aus der Stadt heraus waren. Kristoffer war klar, dass sie wütend auf ihn war. Seine Erfahrung hatte ihn gelehrt, jetzt den Ball flach zu halten, bis der schlimmste Ärger verraucht war.

Als sie auf den Grävevägen Richtung Garphyttan gekommen waren, erzählte sie weiter, doch jetzt aus einer anderen Perspektive. »Bei dem Kurs auf Himlagård hat Magdalena, also das Medium, noch von einer anderen Sache erzählt, die dich eigentlich interessieren müsste. Es geht um einen Mord.«

»Okay«, sagte er in leichtem Ton, um die Stimmung nicht zu ruinieren, da sie gerade etwas aufgetaut war.

»Über den Mord hat auch was in Grenzland gestanden. In dieser Reportage hat sie erzählt, dass ein Kind von der anderen Seite versuchen würde, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Ein kleines Waisenmädchen von neun Jahren. Das Mädchen könne keinen Seelenfrieden finden und nicht weiter ins ewige Licht gehen, weil sie so einen schrecklichen Zorn in sich habe. Sie müsse...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2024
Reihe/Serie Kristoffer Bark
Kristoffer Bark
Übersetzer Susanne Dahmann
Sprache deutsch
Original-Titel Tala med de döda (KB4)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2024 • Anne Mette Hancock • Bestseller • Brandstiftung • Cold Case • Dunkelsommer • eBooks • Ermittlerkrimi • Hagebuttenblut • Jørn Lier Horst • Krimi • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimi Neuerscheinungen 2024 • Krimireihe • Krimis • Leichenblume • Leichenschilf • Lina Bengtsdotter • Löwenzahnkind • Maria Wern • Mohnblumentod • Mord • Neuerscheinung • Örebro • Pageturner • Pflegeeltern • Pflegeheim • Polizeiarbeit • puppenblut • Schweden • Schwedenkrimi • Skandi-Crime • Skandinavische Krimis • Stina Jackson • Thomas Enger • Thriller • tote Kinder • ungelöste Fälle • Verschwundene Kinder • verschwundenes Mädchen • Witwenwald
ISBN-10 3-641-30380-X / 364130380X
ISBN-13 978-3-641-30380-8 / 9783641303808
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