Die Brücke zurück zu mir -  Greta Valentin

Die Brücke zurück zu mir (eBook)

Roman nach wahrer Begebenheit
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2023 | 1. Auflage
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99139-941-4 (ISBN)
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Von einem Tag auf den anderen verändert sich alles. Max ist 17 Jahre, als eine niederschmetternde Diagnose einen rauhen Umbruch mit sich bringt: Colitis Ulcerosa. Neben Schmerzen, Krämpfen, Gewichts,-und Blutverlust, verliert er zunehmend seine Lebensfreude. Darüber hinaus gesellt sich auch noch eine Depression dazu, der er einen Namen gibt: Depri Will Als die Ärzte auch noch die Speiseröhre und Teile des Darms entfernen wollen, gibt es für Max nur mehr die eine Möglichkeit. Er will sein Leben beenden. Genau an diesem Punkt, an einer Brücke, beginnt ein Erwachen. Es beginnt eine abenteuerliche Reise nach Sibirien, die alles verändert. Manchmal pflanzt das Leben genau dort einen hoffnungsvollen Samen, wo wir es am wenigsten erwarten.

Greta Valentin (Pseudonym) wurde 1972 in Steyr (OÖ) geboren und lebt in ihrer Wahlheimat Wien. Sie schreibt seit ihrer Jugend Geschichten und Erzählungen. "Maiglöckchen und Testosteron" ist ihre erste Veröffentlichung.

1. Am seidenen Faden

Die Welt hatte aufgehört zu sein, wie sie gestern war. Etwas in Max ist zerronnen, dass nicht mehr seiner Realität entspricht. Ein Stück Hoffnung, die verloren gegangen ist.

Er wartet vergeblich auf die neue Stimme in ihm, aber er kann sie nicht hören. Sie ist leise geworden, kaum hörbar. Es ist nur noch ein Murmeln, das er noch wahrnimmt. Eine Stimme, die verloren gegangen scheint.

Sie ist zerronnen in all der Aussichtslosigkeit seines trostlosen Daseins.

Ein lautes Schweigen, das schon länger an seinen Lippen hängt und sich ausbreitet. Erschöpft von seinen Krankheitsschüben, die alles Leben aus ihm herauspresst haben, sehnt er sich nach Ruhe. Die Stadien von blutigen Durchfällen, Krämpfen und Erbrechen, die verhindern, ein normales Leben zu führen, haben alles in ihm verkümmern lassen. Dieses wunderbar leichte Leben, das er davor gelebt hat. Es war so unkompliziert und unbekümmert. Nicht nachzudenken, was der nächste Tag bringen mochte. In den Tag hineinleben, essen, schlafen, Fußball spielen, Freunde treffen. Das leichte und aufregende Leben eines Teenagers genießen. Max hat sich gedanklich bereits von seinen Träumen und Ambitionen verabschiedet. Er hat keine Kraft mehr, die er mobilisieren kann, an sich selbst zu arbeiten oder gar die Welt zu erobern.

All die Arztbesuche und unangenehmen Untersuchungen, die er die letzten zwei Jahre über sich ergehen lassen musste und die letztendlich seine Aussichtslosigkeit nicht lindern konnten, haben nun ein Ende. Das hat Max heute beschlossen. Er will all die Schmerzen, die ihm jegliche Lebensqualität geraubt haben und es noch immer tun, verabschieden.

Jetzt wollen die Ärzte ihm noch Speiseröhre und Teile des Darms entfernen. Was würde das für ein Leben sein, ohne Aussicht auf Genesung? Würde er das überhaupt überleben und wenn ja, wie? Er wäre ein Wrack. Völlig unbrauchbar und nutzlos. Ein sinkendes Schiff, das auf Sand aufgelaufen ist, ohne Aussicht auf eine Kurskorrektur. Nein, das wäre kein Leben für ihn. Sein Leben liegt jetzt schon in Trümmern, die nur mehr von den Resten seines alten Lebens zusammengehalten werden. Diese mitleidigen Augen der anderen, die ihn angaffen, als wäre er ein Ausstellungsstück.

Max kann kein Auge zu tun. Es ist nicht die Angst, die ihm den Schlaf raubt, es ist die Entschlossenheit, eine ganz andere Entscheidung zu treffen. Einen Beschluss, den er ganz allein mit sich ausmacht. Er ist 20 Jahre und darf eigene Entscheidungen treffen. Es ist sein Leben. Während er stundenlang vor sich hinstarrt, entscheidet er sich gegen 3:00 in der Früh, sich nicht operieren zu lassen. Um 9:00 verlässt er auf Revers das Spital.

Der drängende Zuspruch der Ärzte kann nichts an seinem Entschluss ändern. Die Entscheidung ist gefallen.

Die Abhängigkeit von seiner Familie, die bereits so viel an Kraft und Zuwendung investiert hat, belastet ihn. Ein Bild, das Max gar nicht gefällt. Er ist ein junger Mann im besten Alter, er sollte doch ein leichtes, sorgloses Leben führen, dem unaufhaltsamen Drang folgen, die Welt zu erobern. All das ist verloren gegangen, zerronnen durch die Schmerzen, die viel zu lange schon seine Gastfreundschaft überstrapazieren. Es hat ein schlechtes Gewissen, eine so große Last für seine Familie zu sein. Dieser Abhängigkeit, die sich langsam eingeschlichen hat und ihm jegliche Freiheit und Lebensfreude raubt, will er nun ein Ende bereiten. Seine Vitalität, die sich aus dem Staub gemacht hat und seiner Opferrolle Platz macht, aus der es scheinbar kein Entrinnen gibt. Es ist Zeit, dieses Leben, das schon lange keines mehr ist, zu beenden. Sein Dasein, das jegliche Lebendigkeit verloren hat. All seine Pläne haben sich in Luft aufgelöst. Er fühlt nichts mehr.

Die Angst hat er längst hinter sich gelassen. Die Erfahrung seines jungen Lebens im Rucksack, vermischt mit ein paar schönen Erinnerungen im Gepäck, steht er nun auf der Brücke.

Einen Platz, den er nur zu gut kennt, an dem er schon so oft vorbeigefahren ist. Die Holzbrücke ist schon etwas älter, an manchen Stellen etwas morsch, eine Art Reliquie aus alten Zeiten. Dennoch wirkt sie robust. Sie ist aus zwei Felsvorsprüngen gebaut und an manchen Stellen mit Moos bewachsen. Zwischen großen und kleinen Steinen, die wie ein Zement das Gerüst zusammenhalten, sprießt abwechselnd auch Gras aus der Erde. Die Brücke liegt etwas abgeschieden, mitten im Wald. Eingetaucht in eine mystische und düstere Stimmung, die ihre Geheimnisse birgt, ähnlich seinem Gemütszustand. Begleitet von einer Ruhe, die er im Moment nicht aushält, drängen seine lauten Stimmen hier noch mehr in den Vordergrund.

Darunter befindet sich ein steiler Abhang mit Gras bedeckt, der zu einem kleinen Bach führt. Er ist in der Vergangenheit schon immer gern durch den Wald gelaufen. Seine Augen streifen oberflächlich durch das Grün der Umgebung, während seine Ohren das Geräusch des Baches aufnehmen. Nur wenige Einheimische kommen ab und zu an diesem schönen Plätzchen vorbei.

Heute drängen sich wieder einmal Selbstmordgedanken hoch, die sich eng um seinen Herzbeutel schmiegen und das Klopfen seines Herzens einengen und ihm die letzten Lebenszeichen entziehen. Max flüchtet förmlich hierher, an diesen stillen Ort. Obwohl er die Stille eigentlich gar nicht aushalten kann, fordert sie viel zu viel Aufmerksamkeit. Der emotionale Schmerz möchte gehört werden, aber Max verdrängt ihn, hat er genug körperliche Schmerzen, die ihm den Tag erschweren. So drängt er den Schmerz weiter nach hinten, damit er ihn nicht fühlen muss.

Die Vorstellung hinunterzuspringen und all dem Drama ein Ende zu bereiten, ist nicht neu in seinen Gedanken. So oft hat er sich dieses Szenario ausgemalt. Sein Rad, das er kaum mehr in der Lage ist, vor sich her zu schieben, so sehr hat er an Kraft und Lebenswillen verloren, lässt Max erschöpft auf der Brücke zu Boden sinken. Seine Krankheit hat ihn verschluckt; Alles, was ihn als Mensch ausmacht, ist verloren gegangen. So scheint es zumindest.

Er kann nicht mehr klar denken. Sein Kopf ist müde, ebenso sein ausgelaugter schmerzender Körper, den er hinter sich herschleppt.

Max schaut in die Tiefe, die ihn wie ein Sog in seinen Bann zieht. Der rauschende Bach wirkt lebendiger als sein Herzschlag. Eine reine Energiequelle, die sich pulsierend ihren Weg sucht.

Es ist, als würde er etwas schwanken. Sein geschwächter abgemagerter Körper, der lediglich eine Silhouette seiner selbst darstellt, entzieht sich seiner Kontrolle. Sein Geist ist nicht mehr im Stande, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles rund um ihn verschwimmt. Seine Grenzen verschmelzen lautlos. Seine Brille kann den Blick nicht mehr klären, also legt er sie wortlos am Boden ab.

Die Kraft, sie zurechtzurücken, ist verloren gegangen. Die Aussichtslosigkeit hat seinen Blick getrübt, während alles, was je Bedeutung hatte, in Schall und Rauch aufgegangen ist. Alle Farbenklekse sind verblasst und gänzlich verloren gegangen. Seine Jeans hängt belanglos schlackernd an seinen Beinen, während sein Shirt deutlich zu groß scheint. Jegliche Körperform hat sich verabschiedet. Seine Jeans, die er hochgekrempelt hatte, erlaubt einen Blick auf seine dürren Beine, die alle Kraft verloren haben.

Max flüchtet vor den Schmerzen, die ihm weder einen klaren Blick erlauben, noch ein normales Leben mehr ermöglichen. Die schmerzvollen Qualen, die all das Leben aus ihm herausgesaugt hat, das ihn ausmacht, stehen nun mit ihm gemeinsam an der Brücke.

All seine Lebensfreude, seine Leichtigkeit und sein Lebenswillen haben sich verabschiedet.

Die Angst zu gehen, wechselt zu einer Art Panik davor, zu bleiben und sich weiter der Schwere seiner Situation auszusetzen, die ihm das Lachen von den Lippen gewischt und die Leichtigkeit aus seinem Herzen gespült hat. Er ist nicht mehr im Stande zu weinen. Seine Tränen sind langsam in der Aussichtslosigkeit seiner Situation erstickt. Ein Zustand, der für die anderen nicht mehr zu tragen ist, denkt Max. Seine Opferrolle wickelt sich wie ein Kokon um ihn und lässt kaum mehr etwas von dem früheren lebensfrohen Max übrig. Im Gegenteil, sie nimmt ihm die restliche Sicht auf seine Wahrheit.

Er fühlt eine Leere, die sich neben seine Angst stellt und ihr keinen Raum mehr erlaubt. Während sein Blick sich noch einmal auf den Weg in die Vergangenheit macht, schließt er seine Augen und versucht noch einmal seinen Atem wahrzunehmen. Sein Brustkorb hebt sich kaum merklich und senkt sich wieder. Er kann nichts fühlen. Stille.

Nicht einmal sein Atemzug erzählt ihm mehr von der Intensität des Lebens. Er ist schwach und in Folge oberflächlich geworden. Angestrengt lässt er noch einmal die Luft hineinziehen und wieder hinaus, ohne jedoch eine Form von Vitalität zu spüren.

Sein Kopf ist nicht mehr im Stande, sich zu heben und seinen Blickwinkel zu verändern.

Die Schübe seiner Krankheit haben ihn irgendwann überrollt, ihm die Lust auf andere Menschen genommen. Sie haben ihm...

Erscheint lt. Verlag 13.3.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
ISBN-10 3-99139-941-5 / 3991399415
ISBN-13 978-3-99139-941-4 / 9783991399414
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