New Yorker Mordnächte: 4 Krimis -  Alfred Bekker,  Franklin Donovan,  Thomas West,  H. Bedford-Jones

New Yorker Mordnächte: 4 Krimis (eBook)

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2023 | 1. Auflage
600 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-7214-6 (ISBN)
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Dieser Band enthält folgende Krimis: Club der Mörder (Alfred Bekker) Trevellian und die Stimme, die man töten wollte (Franklin Donovan) Die Smaragde der Bestie (H.Bedford-Jones) Der Gangster-Clan (Thomas West) Das FBI ist Bronco Belucci in die Quere gekommen, einer seiner Söhne ist tot. Das schreit nach Rache, ganz in der Tradition der sizilianischen Blutrache: Trevellian und Tucker müssen sterben! Gleichzeitig aber ist der Gangster daran interessiert, seine Geschäfte in Las Vegas zu festigen und bis nach New York auszuweiten. Eine harte Nuss für die Agenten des FBI, die sich einer gerissenen Verbrecherfamilie gegenüber sehen.

Trevellian und ​die Stimme, die man töten wollte: Action Krimi


Franklin Donovan




»Ich weiß nicht…« Die Frau am Telefon war unsicher.
»Nur keine Hemmungen, Ellen.« Die Stimme von Jay Rafferty klang warm und verständnisvoll. »Erzähl es all den Hörern da draußen in New York.«
Und die verzweifelte Anruferin faßte Vertrauen. Schließlich sprach sie ja nicht mit irgend jemandem, sondern mit Jay Rafferty. Dem Radio-Moderator, dessen Name in der Ostküstenmetropole bekannter war als der des Bürgermeisters. »Es stimmt nicht mehr zwischen Hank und mir. Hank ist mein Mann, mußt du wissen.«
»So. Es stimmt nicht mehr zwischen euch.« Plötzlich schlug die Stimmlage von Raffertys Organ um. Seine Stimme klang wie ein Messer. Wie ein rostiges, stumpfes Messer, das große Wunden reißt. »Wieso meinst du eigentlich, daß dejne läppischen Hausfrauenproblemchen mich und ein paar Millionen andere New Yorker überhaupt interessieren? Daß du uns nicht damit zu Tode langweilst, eh?«
Die Anruferin war zu schockiert, um antworten zu können. Und der Radio-Talkmaster setzte nach: »Ich mache diesen Job schon ein paar Jahre verdammt erfolgreich. Und weißt du auch, warum, Ellen? Weil ich die Menschen kennengelernt habe. Ich höre sofort, was mit ihnen los ist. Und ich muß sagen, daß ich deinen Mann verstehen kann. Du bist nichts weiter als eine dumme Schlampe! Eine miese, dumme Schlampe, Ellen!«
***
Rafferty war immer lauter geworden. Die letzten Worte schrie er förmlich in sein Mikrofon.
Halb New York lauschte gebannt. Das war ›Big Talk‹, wie sie die Sendung kannten und schätzten. Alle Hörer fragten sich, ob die Anruferin -Ellen, 41 Jahre alt, wohnhaft in Staten Island - noch eine Erwiderung auf die Angriffe von Rafferty über die Lippen brachte.
Sie würden es nie erfahren.
Denn bevor sie etwas sagen konnte, zerriß eine Explosion das Studio von Jay Rafferty.
***
Cindy Rafferty drehte sich vor dem großen dreiteiligen Spiegel. Neben ihr auf dem Frisiertisch stand ein kristallener Flacon mit einer neuen französischen Parfum-Kreation. Eine exklusive Marke, mit der sie auch bei den versnobtesten Parties in Manhattan Aufmerksamkeit erregen würde.
Etwas anderes als den Duft trug die Frau mit den langen blonden Haaren zur Zeit nicht.
Sie drehte sich hin und her, strich mit beiden Händen über ihren flachen Bauch, die wohlgeformten Oberschenkel und die apfelförmigen Brüste. Cindy war attraktiv. Und sie wollte es so lange wie möglich bleiben.
Neben ihrem satinbezogenen Designerbett stellte sie sich mit dem Rücken gegen die Wand und ging langsam in die Knie. Eine Übung, um die Bauchmuskeln zu straffen. Cindy legte großen Wert darauf, immer in Topform zu sein.
Das Telefon unterbrach ihre Übungen. Sie hechtete quer über das Bett und angelte den Hörer von der Gabel. »Hallo.«
»Cindy? Hier ist Mark!«
Die Blondine seufzte. Mark Jenkins. Ein ewiger Verehrer von ihr, ansonsten der geborene Verlierer. Immer wieder hatte sie ihn abblitzen lassen, aber er war hartnäckiger als die Steuerfahndung. Doch Cindy Rafferty stand nur auf Siegertypen.
»Was willst du denn schon wieder, Mark?« Sie verdrehte genervt die Augen Richtung Zimmerdecke. Das konnte der Anrufer natürlich nicht sehen. Doch ihr Tonfall drückte ebenfalls alles andere als Begeisterung aus.
»Hast du kein Radio gehört, Cindy?« Seine Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Das klang nicht, als ob er sich die tausendste Abfuhr für eine Einladung zum Essen abholen wollte. Es mußte etwas passiert sein.
»Ich habe meine Stereoanlage zertrümmert, Mark. Als meine Scheidung von dieser widerlichen Kreatur Jay Rafferty durch war, habe ich mir geschworen, nie wieder eine seiner kranken Sendungen zu ertragen. Und damit ich nicht aus Versehen einen der anderen Psychopathen einschalte, die RadioTalkmaster genannt werden, habe ich mein Gerät gleich zerlegt.«
»Jays Sender ist hochgejagt worden. Mir einer Bombe! Mitten in der Show!«
Cindy konnte eine gewisse Befriedigung nicht verbergen. »So, dann hat also endlich jemand das getan, was sich Tausende von New Yorkern seit Jahren wünschen. Hat endlich einmal jemand dieses Schandmaul Jay Rafferty zum Schweigen gebracht. Wer das getan hat, dem sollte man die Ehrenmedaille verleihen. Aber wenn du mich fragst…«
Die Tür wurde aufgerissen. Hektisch und voller Panik brach Cindy die Verbindung ab.
»Mit wem hast du telefoniert?«
Die Stimme von Graham Gregson war so tief wie der Atlantik. Dort, wo die ›Titanic‹ ihr feuchtes Grab gefunden hat.
Der Mann nahm den Türrahmen in seiner ganzen Breite und Höhe ein. Ein lebender Rammbock. Sein Spitzname ›Grizzly‹ war treffend. Die Kraft eines Bären steckte in ihm.
»Mit niemandem, Graham.« Der Mund der Blondine verzerrte sich zu einem Lächeln, als ob sie gerade in eine Zitrone gebissen hätte. »Da… da hat sich jemand verwählt.«
»Verwählt, soso.« Der erlesene Parkettfußboden des 10-Zimmer-Apartments an der Upper East Side erzitterte unter seinen Schritten. Er kam auf das Bett zu. »Das will ich hoffen, daß sich jemand verwählt hat.«
›Grizzly‹ Gregson ließ seinen von Muskeln schweren Körper auf die Matratze nieder. Mit einer Zärtlichkeit, die niemand diesem Monster zugetraut hätte, strich er leicht über Cindys linke Wange.
Sie erschauerte. Seine tief liegenden Augen blickten alles andere als zärtlich.
»Wenn ich herausfinde, daß du mich betrügst«, fuhr der Riese fort, »dann muß ich dir leider alle Knochen brechen. Und deinem Liebhaber natürlich auch. Fair ist fair.«
***
»Greift an!« Annie Franceso war in einer denkbar schlechten Position. Jedenfalls auf den ersten Blick. Die Agentin des FBI New York stand allein und ohne Waffen sechs Männern gegenüber, die einen dichten Kreis um sie gebildet hatten.
Der Kampf begann. Annie schwang ihren linken Fuß so hart und effektiv wie eine Abrißbirne. Während ihr das rechte Bein festen Stand gab, drehte sie sich um die eigene Achse und verteilte heftige Tritte. Sie suchte sich einen Gegner, den sie niederprügeln wollte, um aus der Umklammerung auszubrechen.
Die Wahl fiel auf mich.
Meine Kollegin zielte mit ihrem linken Fuß auf meinen Bauch, doch ich hatte den Angriff kommen sehen und wehrte mit meinem rechten Bein ab.
Sekundenbruchteile später war sie nähergerückt und schoß ein Feuerwerk von Faustschlägen auf meine Deckung ab. Ich wich nicht zurück und schonte sie auch nicht mit meinen Kontern. Damit wäre niemandem gedient gewesen.
Wir übten hier in der FBI-Trainingshalle für die rauhe Realität auf den New Yorker Straßen. Die FBI-Agentin stand in der Übungsrunde Les Morell, Jay Kronburg, Blackfeather, Clive Caravaggio, Milo Tucker und mir selbst, Jesse Trevellian, gegenüber. Kollegen, die ihr weder an die Wäsche noch ans Leben wollten. Aber wir mußten sie so hart angreifen wie möglich. Nur so konnte das Training auch etwas bringen.
Einer ihrer Schläge kam durch, und ich fürchtete, meine Zähne würden durch die Gegend fliegen.
Doch noch hatte sie den Kreis nicht durchbrochen. Zumal die anderen G-men mit Schlägen und Tritten weiter auf die eindrangen.
Annie säbelte zwischendurch immer mal wieder mit ihrem linken Bein um sich herum. Verschaffte Platz.
Obwohl wir beim FBI alle verschiedene Kampfsportarten beherrschen, ist Annie Franceso so begeistert davon wie niemand sonst im FBI Field Office New York. Wir_nennen sie ›Miss Lee‹, wegen ihrer Verehrung für den unvergessenen Kung-Fu-Filmstar Bruce Lee. Besonders dessen Sport hat es ihr angetan. Sie übt dieses traditionelle chinesische ›Tempelboxen‹ der buddhistischen Mönche in jeder freien Minute bei einem alten weisen Meister. Und die Wirkung ihres Trainings bekam ich gerade schmerzhaft zu spüren.
Diesmal hatte ich ihren Fuß nicht kommen sehen. Ich war so mit der Faustabwehr beschäftigt, daß mich der Tritt in den Bauch unvorbereitet traf.
Ich taumelte einen Schritt zurück. Mit einem durchdringenden Schlachtruf drang Annie weiter auf mich ein.
»Trevellian! Tucker!« rief in diesem Moment Archie, das ›Mädchen für alles‹ in der Sporthalle. »Schluß mit den Spielereien! Ihr habt einen Einsatz.«
Schwer atmend ließen wir die Fäuste sinken. Meine dunkelhaarige Kollegin klopfte mir anerkennend auf die Schulter: »Ganz schön lange standgehalten, lieber Jesse! Aber beim nächsten Mal mache ich dich platt!«
»Kein Kunststück!« konterte ich. »Ich war schon halb besiegt, als ich deinen neuen Lippenstift gesehen habe!«
Lachend verschwand sie in der Damenabteilung der Dusche.
»Was sich liebt, das neckt sich«, flötete mein Freund und Kollege Milo Tucker, als wir unter der Dusche standen. »Warum wohl Annie immer so gerne auf dich losgeht?«
»Weil du dich nicht wäscht!« rief ich und warf mit der...

Erscheint lt. Verlag 28.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-7389-7214-5 / 3738972145
ISBN-13 978-3-7389-7214-6 / 9783738972146
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