Sternenweg 17 (eBook)

Ein Parkplatz! Eva konnte ihr Glück kaum fassen. Dreimal war sie um den Block gekreist, Cruisen genannt, die tägliche Hoffnungstour automobiler Anwohner in Hamburgs dicht besiedelten Stadtteilen. Souverän parkte sie ihren Beetle ein - genau vor ihrer Haustür: Sternenweg 17 in Hamburg-Eppendorf. Perfekt. »Da haben Sie aber Glück gehabt!« Die nette Nachbarin von gegenüber grüßte winkend mit Daumen hoch. »Mein heutiger Sechser im Eppendorfer Parkplatz- Lotto!«, lachte Eva zurück und drückte den Hebel, um das Cabrio-Dach zu schließen. Sie holte ihre Schultasche und die Einkaufstüten aus dem Kofferraum und eilte voll bepackt die drei Stufen zur Haustür hoch. Gerade wollte sie ihr Gepäck absetzen, um den Schlüssel aus den Tiefen ihrer Handtasche zu kramen, als die Tür von innen geöffnet wurde. »Ganz ehrlich, liebe Eva, wenn du eine Kühlschrank- Lieferung erwartest, solltest du schon vor Ort sein!« Curt Cremer aus dem Erdgeschoss links hielt ihr zwar galant die Haustür auf, konnte aber sein Missfallen nicht verbergen. »Wieso Kühlschrank?«, fragte Eva irritiert, als sie im selben Moment das riesige Paket im Eingangsbereich entdeckte. »Das soll für mich sein?! Ich habe nichts bestellt, kann sich nur um einen Irrtum handeln.« Eva stellte ihre Taschen ab und sah sich das Monstrum genauer an. »Wurde um acht vom Paketboten angeliefert. « Curt hielt ihr den Lieferbeleg hin: »Da! Eva Winkelmann, Sternenweg 17. Das bist du. Ganz ehrlich, meine Liebe, allmählich nimmt das hier überhand. Ich bin doch kein Concierge, der ständig irgendwelche Paketsendungen annimmt. Und dann noch um acht in der Frühe.« »Das tut mir wirklich sehr leid. Du musst mir aber glauben: Ich habe nichts bestellt! Außerdem, auch ganz ehrlich, lieber Curt: Du wirst mir darin recht geben, dass ich so gut wie nie irgendetwas habe anliefern lassen oder bei dir irgendwelche Depots hätte abarbeiten müssen.« Eva konnte ihre Aufregung kaum verbergen. »Was mache ich jetzt nur? Ich brauche keinen Kühlschrank! Um Gottes willen, wie kann ich den nur wieder loswerden?« Sie suchte hektisch nach dem Klebezettel, um den Absender ausfindig zu machen. »Hier, der fiel mir vorhin gewissermaßen vor die Füße.« Curt hielt ihr einen in Folie verpackten roten Lieferschein entgegen: »Kommt aus China.«