Eine Lady lebt gefährlich (eBook)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
264 Seiten
CORA Verlag
978-3-7515-1621-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Eine Lady lebt gefährlich - Sarah Maclean
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Ist der Ruf erst ruiniert, sündigt es sich ganz ungeniert. So könnte das Motto von Lady Sesily Talbot lauten. Kein Mensch aus der Londoner High Society schaut zweimal hin, wenn die unabhängige Schönheit einen Gentleman in die dunklen Gärten hinter einem Ballsaal in Mayfair lockt ... Doch diese Treffen sind nicht das, was sie zu sein scheinen. Nur Caleb Calhoun, der beste Freund ihres Bruders, ahnt, dass Sesily im Schutz der Nacht verwegenen Plänen nachgeht, um Frauen in Not zu helfen. Um sie bei ihren gefährlichen Aktivitäten zu beschützen, sucht er, wann immer es geht, ihre Nähe. Allerdings begibt er sich damit selbst in Gefahr - denn Sesilys verlangenden Kuss, den er ihr vor langer Zeit gestohlen hat, kann er einfach nicht vergessen ...



Sarah MacLean wurde in Rhode Island geboren und besuchte die Harvard University, bevor sie ihren ersten historischen Roman schrieb. Bereits ihr Debüt landete auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Die zweimalige Gewinnerin des begehrten RITA-Awards verfasst regelmäßig Zeitungskolumnen über Liebesromane und engagiert sich zudem für Feminismus. Mit ihrem Ehemann lebt Sarah MacLean in New York.

PROLOG


Vergnügungspark Vauxhall Gardens

Oktober 1836

Erst als die Stelzenläuferin näher kam, begriff Sesily Talbot, dass jemand ein Spielchen mit ihr trieb.

Sie hätte es sofort bemerken müssen, sobald sie das Boot verlassen und die zum Fluss gelegenen Tore der Vauxhall Gardens durchschritten hatte. Da war dieser Tänzer gewesen, verkleidet als gigantischer Pfau mit strahlend blauen Schwanzfedern, die so weit gespreizt waren, wie ein Stadthaus in Marylebone breit war. Er hatte sie abgefangen, als sie sich von den ausgetretenen Pfaden entfernen wollte, und auf die Tanzfläche gezogen.

Dort hatte der wunderschöne Vogel sie in einem wilden, wirbelnden schottischen Tanz festgehalten. Zu einem Tanz hatte Sesily noch nie nein sagen können, und so machte sie gerne mit, bis sie trotz des kühlen Oktoberabends atemlos und erhitzt war. Erst dann entzog sie sich dem heiteren Treiben, um einen ruhigeren Ort zu suchen. Eine Stelle, an der sie für sich bleiben konnte. Wo sie ihre Geheimnisse für sich behalten konnte.

Sesily war gerade einmal eine Minute in der Dunkelheit abgetaucht gewesen, als die Feuerschluckerin sie gefunden hatte. Sie baute sich vor ihr auf, mitten auf dem Pfad, der sich unter einem Netz aus Drahtseilen hindurch wand und jene herbeilockte, die es tiefer in die anzüglicheren Bereiche des Parks zog.

Rote Papierlaternen glühten verführerisch hinter der Künstlerin, die sich Sesily in den Weg gestellt hatte. Ihr Gesicht war weiß geschminkt wie bei einem Clown, hellblaue Augen zwinkerten ihr zu, als sie ihre Fackel näher hielt und die tiefschwarze Nacht entflammte.

Sesily wusste, was von ihr erwartet wurde, und zögerte nicht, „Oh“ und „Ah“ zu rufen. Sie ließ zu, dass die Künstlerin mit einem tiefen Knicks und einem bezaubernden „Nicht diesen Weg, Mylady“ ihre Hand ergriff. Sie führte Sesily zurück zum Licht, fort von der Route, die sie eingeschlagen hatte.

Schon da hätte sie merken können, dass sie eine Schachfigur war.

Kein Bauer, sondern eine Königin. Gleichwohl jemand, mit dem gespielt wurde.

Sie bemerkte es nicht. Später wunderte sie sich über ihre Begriffsstutzigkeit – das war ungewöhnlich für ihre achtundzwanzig Jahre. Ungewöhnlich für jemanden, der es genoss, Bescheid zu wissen. Ungewöhnlich für eine Frau, die ihre Lebensaufgabe darin sah, alles unter Kontrolle zu haben und die Fäden in der Hand zu halten.

Stattdessen verbrachte Sesily Talbot die nächste Stunde damit, selbst eingewickelt zu werden.

Geködert von einer Wahrsagerin.

Unterhalten von zwei Mimen.

Erheitert von einem unzüchtigen Puppenspiel.

Immer wieder versuchte sie, tiefer in den Park hineinzugelangen – fort von den offiziellen Aufführungen, hin zu jener Art Unterhaltung, die zu Gerüchten und Skandalen führte und sie von der Leere in ihrer Brust ablenken sollte. Doch immer wieder wurde sie abgefangen und daran gehindert, sich auf leichtsinnige Abenteuer einzulassen.

Abenteuer, die eher ihrem Ruf entsprochen hätten. Sesily Talbot war der Fleisch gewordene Skandal, die vollbusige Schönheit, die ungebundene Erbin und Königin des verwegenen Abenteuers. Die meisten Londoner nannten sie Sexily Talbot, wenn sie glaubten, sie würde nicht zuhören – als sei das etwas Schlechtes.

Mit achtundzwanzig Jahren war Sesily die zweitälteste und einzige unverheiratete Tochter des außerordentlich wohlhabenden Jack Talbot. Der ehemalige Bergarbeiter stammte aus einfachen Verhältnissen, hatte sich aus dem Ruß hochgearbeitet und seinen Titel bei einem Kartenspiel gegen den Prinzregenten gewonnen. Als ob das nicht genug wäre, hatte sich der frischgebackene Earl of Wight darangemacht, mit seiner extravaganten Gattin und den fünf gefährlichen Töchtern im Schlepptau verheerende Schäden an der Aristokratie anzurichten. Die Töchter erschütterten die feine Gesellschaft mit ihren Skandalen, bis sie beneidenswerte Partien machten. Die Schmutzigen S nannte man sie, denn Seraphina, Sesily, Seleste, Seline und Sophie waren im Kohlenstaub geboren worden. Doch jetzt herrschten sie als Duchess, Marquise, Countess sowie als Gemahlin des reichsten Pferdezüchters Britanniens über London.

Und dann war da noch Sesily, die zehn Jahre damit verbracht hatte, Traditionen und Titel zu verspotten und Regeln und Vorschriften zu missachten. Was sie natürlich zur gefährlichsten der fünf Töchter machte. Sie interessierte sich nicht für die Spielchen des Adels. Sie kümmerte sich nicht um ihre angeblichen Konkurrentinnen, die sie vom anderen Ende des Ballsaals aus finster anstarrten. Sie verfolgte nicht die gleichen Ziele wie der Rest der Gesellschaft.

Leichtsinnige Sesily.

Sie ließ sich weder in die Schublade für alte Jungfern stecken noch an den äußersten Rand von Mayfair verbannen, wo die gefallenen Mädchen ihr Dasein fristeten.

Wilde Sesily.

Stattdessen blieb sie reich, adlig und heiter und interessierte sich ganz offenkundig nicht für die Meinungen der anderen. Sie war weder willens noch fähig, sich von ihrer Mutter, den Schwestern, einem Begleiter oder der Gesellschaft zähmen zu lassen.

Skandalöse Sesily.

Tadel half nicht. Genauso wenig wie Missachtung. Oder Missbilligung. Was dem Adel keine andere Wahl ließ, als sie zu akzeptieren.

Gelangweilte Sesily.

Allerdings nicht an diesem Abend. Langweile mochte sie schon häufig nach Vauxhall geführt haben, aber niemals alleine. Normalerweise kam sie mit einer Freundin, mit einem ganzen Dutzend Freunde. Sie kam, um sich lärmend unterhalten zu lassen und ein wenig von dem zu kosten, was ihr wieder einmal Ärger einbringen würde. Doch an diesem Abend wollte sie etwas anderes. Etwas hatte sie gepackt, hatte in ihr das Verlangen geweckt, die übelste Art von Ärger zu suchen. Sie wollte das Schicksal herausfordern. Es anschreien.

Enttäuschte Sesily. Wütende Sesily.

Beschämte Sesily.

Sie war auf die schlimmste nur denkbare Weise in Verlegenheit gebracht worden. Von einem Mann. Von einem hochgewachsenen, breitschultrigen, nervtötenden Mann mit grünen Augen, hemdsärmelig und mit einem albernen Hut im amerikanischen Stil, der ganz und gar nicht nach Mayfair passte, aber verwirrend gut das etwas zu kantige Kinn zur Geltung brachte. Der ganze Kerl war viel zu kantig und ausgesprochen ungeschliffen.

Er war der einzige Mann, den sie je gewollt hatte und nicht gewinnen konnte.

So viel zum Spitznamen Sexily.

Doch sie weigerte sich rundheraus, ihre Enttäuschung öffentlich zu zeigen. Das taten andere Leute, nicht aber Sesily.

Sesily Talbot riss sich zusammen, puderte sich das Gesicht und fuhr nach Vauxhall.

Wenn sie nicht so beschäftigt damit gewesen wäre, sich im Stillen der Enttäuschung dieses Abends hinzugeben, hätte sie natürlich schon viel eher gemerkt, dass sie beobachtet und hierhin und dorthin bugsiert wurde. Jedenfalls lange, bevor die Stelzenläuferin aus den Schatten der hohen Bäume trat, die den Weg zum hinteren Bereich von Vauxhall säumten. Den Dunklen Weg.

In den vergangenen zehn Jahren war Sesily bei den meisten Besuchen in Vauxhall Gardens irgendwann den aufmerksamen Blicken der Eltern, der Anstandsdame, der Schwester oder einer Freundin entwischt und den stets dunklen Pfad entlanggehuscht. Es zog sie unwiderstehlich zu diesem Ort, an dem es keine öffentlichen Darbietungen gab, der stattdessen eher Ungestörtheit bot. Der wegführte vom Feuerwerk, den Zirkusvorführungen und den Heißluftballons, hin zu anzüglicheren Dingen. Zu Vergnügungen, die man für verkommen halten könnte.

In all den Jahren hatte sie noch nie einen der Gaukler so weit oben an diesem Weg gesehen. So tief in der Dunkelheit

Und ganz gewiss nicht kurz vor Mitternacht in der letzten Woche der Vauxhall-Saison. Selbst zu dieser später Stunde drängten sich die Besucher im Park, und die Künstler sollten damit beschäftigt sein, die feiernden Menschenmassen zu unterhalten, die über die luxuriösen Verlockungen des Ortes staunten.

Und doch waren da der Tänzer und die Feuerschluckerin gewesen, und jetzt schenkte die Stelzenläuferin mit der riesigen Perücke und der übertriebenen Schminke ihr ein strahlendes Lächeln. „Nicht diesen Weg, Mylady!“, sagte auch sie.

In diesem Moment wusste Sesily Bescheid.

Sie blieb unvermittelt stehen, legte den Kopf in den Nacken, um zu der Künstlerin hoch über ihr aufzublicken, die in unglaublich üppige, prachtvolle Röcke gekleidet war – Röcke, in denen sich jede normale anständige Frau die Füße brechen würde. „Ich soll heute also überhaupt keinen Weg nehmen?“

Der kalte Herbstwind trug das laute Lachen zu Sesily herunter. Es wurde noch von dem hellen Feuerwerk unterstrichen, das in einem anderen Teil des Parks begonnen hatte und die staunenden Massen anlockte.

Sesily interessierte sich nicht für die tanzenden Sterne am Himmel. „Oder ist für mich heute Abend ein anderer Weg vorgesehen?“

Das Lachen wurde zu einem wissenden Lächeln, und die Stelzenläuferin wandte sich ab. Es war keine Frage, dass Sesily ihr folgen würde, und plötzlich kam sie sich vor wie ein Pfeil, abgeschossen von einem Bogen, der weit weg vom angepeilten Ziel ganz woanders landete.

Obwohl Ärger, Enttäuschung und dieses Gefühl, das sie sich niemals eingestehen würde, immer noch heiß in ihrer Brust brannten, konnte Sesily sich ein Lächeln...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2023
Reihe/Serie Historical Gold
Historical Gold
Übersetzer Maria Beck
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7515-1621-2 / 3751516212
ISBN-13 978-3-7515-1621-1 / 9783751516211
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