Dorian Hunter 113 (eBook)

Herrin der Seelen

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3903-0 (ISBN)

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Dorian Hunter 113 - Earl Warren
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Schon als sie mit dem Postbus in Darendorf einfuhren, fiel ihnen die unheimliche Atmosphäre im Ort auf. Man sah kaum Menschen auf der Straße, und wenn doch, dann flüchteten sie vor dem großen, gelben Bus oder malten mit den Händen seltsame Zeichen in die Luft, fletschten die Zähne oder schnitten Grimassen.
Auf dem Marktplatz entdeckten Coco Zamis, Unga, Donald Chapman und Burian Wagner das Denkmal. Es wurde von einem schwarzen Tuch verhüllt.
»Es ist ein Dämonenstandbild«, flüsterte Coco leise, als hätte sie Angst, gehört zu werden. »Wenn mich nicht alles täuscht, stellt es Luguri dar ...«

Die Nachrichten über seltsame Vorkommnisse im Bayerischen Wald reißen nicht ab. Offenbar stehen die Menschen dort unter Luguris Bann. Aber was genau hat der Erzdämon vor? - Die Antwort darauf gibt Earl Warren in Band 113, 'Herrin der Seelen'!


1. Kapitel


Coco ließ nicht locker. »Sie kommen doch öfter hier durch. Haben Sie nicht mitbekommen, wie das Denkmal aufgestellt wurde? In dieser Gegend sollen seltsame Dinge vorgehen, wie man hört.«

Jetzt zuckte der Fahrer zusammen. »Ich tue nur meine Arbeit«, erwiderte er. »Auf alberne Gerüchte höre ich nicht. Es ist dummes Gerede, dass es hier Menschen geben soll, die sich wie Wölfe betragen, dass Wölfe umherstreifen und viele Menschen den Verstand verloren haben. Sogar blutleere Leichen sollen im Bayerischen Wald gefunden worden sein. So ein Unsinn!«

Er sah aber gar nicht so aus, als hielte er das alles für Unsinn – im Gegenteil: er hatte eine Heidenangst.

Coco überlegte, ob sie diesen Mann hypnotisieren sollte. Aber es lohnte sich nicht; er wusste zu wenig.

Unga und Burian Wagner waren schon ausgestiegen. Coco folgte ihnen. Der Fahrer stieg aus dem Bus, öffnete das Gepäckfach und stellte drei Koffer heraus. Dann kletterte er eilig in seinen Bus zurück, dessen Motor er nicht abgestellt hatte, gab Vollgas und brauste davon.

Kopfschüttelnd schaute Burian Wagner ihm nach. »Den hat es aber wirklich erwischt.«

Von den drei Neuankömmlingen, die auf dem Marktplatz von Darendorf standen, passte nur Burian Wagner in dieses bayerische Dorf. Wagner war ein Urbayer – stämmig, kräftig, mit einer gesunden rosigen Gesichtsfarbe.

Er stammte aus dieser Gegend. Zur Feier seiner Heimkehr hatte er sogar knielange Lederhosen angezogen, und er trug einen Hut mit einem Gamsbart auf dem Kopf und einen derben Knotenstock in der Hand.

Die bildschöne aparte schwarzhaarige Coco mit ihrem modischen blauen Reisekostüm und der zwei Meter große, wie ein männlicher Heldendarsteller aussehende Unga wirkten gegen ihn exotisch. Don Chapman, den dreißig Zentimeter großen Zwerg, sollte vorerst niemand sehen. Er blieb in der Tasche.

Unga und Burian Wagner nahmen die drei Koffer auf. Zuerst gingen sie zu dem Denkmal, das sie magisch anzog.

Sie konnten sich nicht vorstellen, was es darstellen sollte. Die Konturen waren seltsam.

Noch verhüllte ein schwarzes Tuch das Denkmal.

Coco trat heran, hob einen Zipfel an und spähte unter das Tuch. Sie musste sich anstrengen, um etwas zu erkennen. Dann fuhr sie zurück.

»Was ist?«, fragte Burian Wagner.

»Es ist ein Dämonenstandbild«, flüsterte Coco leise, als hätte sie Angst, gehört zu werden. »Wenn mich nicht alles täuscht, stellt es Luguri dar, den Erzdämon.«

»Bist du sicher?«, fragte Burian.

Coco nickte. Alle drei schauten nun besorgt auf das überlebensgroße Standbild.

Auch Don Chapman steckte den Kopf aus der Tasche. »Ich kann unter dem Tuch an dem Denkmal hochklettern und es mir genau ansehen«, erbot sich der Zwerg.

»Das kommt nicht infrage«, sagte Coco entschieden. »Dämonenstatuen sind oft mehr als bloße Standbilder.«

Als sollten ihre Worte bestätigt werden, ertönte in diesem Augenblick ein dumpfes Grollen.

Es kam von dem Standbild.

Ein Windstoß bewegte das Tuch, und man sah einen monströsen steinernen Krallenfuß.

»Geht weg!«, sagte eine Stimme. »Wartet, bis die Zeit sich erfüllt hat und die Enthüllung erfolgt! Dann könnt ihr mich sehen.«

»Die Statue hat gesprochen«, sagte Unga. »Wir sollten uns zurückziehen – vorerst jedenfalls.«

Keiner von den anderen hatte etwas dagegen. Eilig traten sie den Rückzug an.

Welche Verhältnisse herrschten hier im Bayerischen Wald, dass die Statue des furchtbarsten Dämons mitten auf dem Marktplatz aufgestellt wurde?

Die vier zweifelten kaum noch daran, dass es sich um eine Luguri-Statue handelte.

Das unheimliche Fluidum, das das Standbild verbreitete und das sie jetzt immer deutlicher spürten, bestätigte ihre Vermutung. Die Statue hielt etwas in den Händen. Den Konturen nach konnte es eine Opferschale sein.

Die vier Besucher gingen über den Marktplatz, um den herum sich das Rathaus, die Post und ein paar Geschäfte gruppierten. Die Kirche lag am anderen Ende des Dorfes, das sicher nicht mehr als fünfzehnhundert Einwohner zählte.

Coco, Burian Wagner, Unga und auch Don Chapman spürten, dass sie von allen Seiten beobachtet wurden. Die Darendorfer spähten heimlich aus Fenstern und Türen. Die wenigen Leute, die sich auf der Straße oder auf dem Marktplatz befanden, vermieden es, die vier Fremden direkt anzuschauen.

Es gab zwei Gasthöfe am Marktplatz. Coco steuerte den Gasthof »Zum Arber« an. In der Schankstube sah sie niemanden, was um diese Tageszeit in Bayern ungewöhnlich war. Normalerweise hätten ein paar Leute Brotzeit machen müssen.

Unga und Burian Wagner stellten die Koffer ab, und Coco rief nach dem Wirt und der Bedienung.

Endlich kam jemand durch die Tür hinter der Theke: ein feister, kleiner Mann mit weiten Hosen und Augen, die nicht mehr Leben hatten als erloschene Asche.

Der Mann – er konnte Mitte der fünfzig sein – schlurfte herbei. »Sie wünschen?«

Außer Burian Wagner mussten sich alle Mühe geben, seinen Dialekt zu verstehen.

Coco, Don Chapman und auch Unga beherrschten die deutsche Sprache. Don Chapman hatte in seiner Vergangenheit als Secret-Service-Agent Deutsch gelernt, und Unga, der sprachlich recht begabt war, beherrschte inzwischen die englische, deutsche und französische Sprache fließend und machte auch im Spanischen sehr gute Fortschritte. Burian Wagner wiederum konnte außer seiner Muttersprache ein mit bayerischem Akzent gefärbtes Englisch und einigermaßen Französisch sprechen.

Da sie sich in Deutschland befanden, redeten die vier meistens deutsch, seltener auch englisch.

Burian fiel es auf, dass der Wirt nicht das übliche »Grüß Gott« gebrauchte. Dämonen und auch die von ihnen Besessenen vermieden es, den Namen Gottes in den Mund zu nehmen.

Burian fasste den Mann schärfer ins Auge. »Kennst du mich nicht mehr, Sepp Unterebner?«, fragte er dann. »Ich stamme aus Winden und bin etliche Male bei dir eingekehrt.«

Der Wirt schüttelte den Kopf, so langsam wie eine Marionette, die ein ungeübter Puppenspieler bediente.

Burian stemmte die Fäuste in die Seiten. »Ich bin Burian Wagner, der Kräuterdoktor aus Winden. Der Naturheilpraktiker, der deine Tochter Grete vom Keuchhusten geheilt hat. Willst du etwa wirklich behaupten, dass du mich nicht kennst, Sepp?«

»Doch«, leierte der Wirt. »Jetzt erkenne ich dich, Burian Wagner.« Er sagte es mit so viel Begeisterung, als spräche er zu einer Fliege an der Wand.

Burian Wagner sah Coco an. Er wollte wissen, ob sie vorhatte, den Wirt zu hypnotisieren. Coco schüttelte unmerklich den Kopf.

»Wir brauchen drei Zimmer«, sagte Burian zu dem Wirt. »Hast du welche frei?«

Unterebner nickte wie eine Marionette. Er wollte sich zur Tür wenden, die ins Treppenhaus führte, aber Burian hielt ihn zurück. »Zuerst gibst du mir mal 'ne Maß, Sepp! Da, wo ich die ganze Zeit war, gab es alles, aber kein vernünftiges Bier. Und was ist ein Bayer ohne Bier?«

»Muss das jetzt sein, Burian?«, fragte Coco.

»O ja, des muss sei'. Es wär' a Sünd', in eine Wirtschaft zu gehen, in der ich früher schon verkehrt habe, ohne eine Maß Bier zu trinken. Sepp kann euch bereits auf die Zimmer bringen, wenn er meine Maß gezapft hat.«

Coco war es ganz recht, dass Burian Wagner noch eine Weile in der Gaststube sein wollte. Bei der einen Maß würde es bei ihm nicht bleiben.

Sie sah zu, wie der Wirt das Bier in einen Steinkrug zapfte. Burian Wagner leckte sich schon über die Lippen.

Wenn er auch zur Besatzung von Castillo Basajaun in Andorra gehörte und magische Kenntnisse und Fähigkeiten hatte, so blieb er doch ein rechter Urbayer.

Burian Wagner stürzte sich auf die Maß, kaum dass sie gezapft war. Er trank einen Schluck und verdrehte die Augen.

»Arberbräu«, sagte er und leerte den Krug gleich zur Hälfte.

Der Wirt führte Coco, Unga und den in der Tasche befindlichen Don Chapman nach oben. Er zeigte ihnen zwei Zimmer, die zwar nicht gerade feudal, aber sauber und gemütlich eingerichtet waren. Dann ging er wieder.

Unga kam in Cocos Zimmer, und sie schlossen die Tür ab und ließen Don Chapman aus der Tasche. Er reckte und streckte sich.

»Endlich kann ich mich wieder bewegen«, sagte er. »Auf die Dauer ist es doch recht unangenehm, in eine Tasche eingesperrt zu sein.«

»Wir müssen mit Dorian Verbindung aufnehmen«, sagte Coco. »Unga, nimm deinen Kommandostab und versuche ihn zu erreichen!«

Es war jetzt kurz vor elf Uhr vormittags. Der Cro Magnon nahm seinen Kommandostab aus einem Koffer und hielt die Öffnung an den Mund. »Dorian«, sagte er. »Ich, Unga, rufe dich. Coco Zamis ist bei mir.«

Ein Stöhnen kam aus dem Kommandostab.

»Coco«, sagte eine Stimme, die ziemlich geschwächt klang. »Unga – wo seid ihr?«

»In Darendorf«, sagte Coco, die ihren Mund der...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2022
Reihe/Serie Dorian Hunter - Horror-Serie
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-3903-3 / 3751739033
ISBN-13 978-3-7517-3903-0 / 9783751739030
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