Moronthor und ?der Schrecken von Botany Bay: Der Dämonenjäger von Aranaque 335 -  Lloyd Cooper

Moronthor und ?der Schrecken von Botany Bay: Der Dämonenjäger von Aranaque 335 (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
130 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-6601-5 (ISBN)
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Thomas Watling rannte. Seine nackten Füße wirbelten die rostbraune Erde auf und ließen Staubfahnen träge durch die nächtliche Luft gleiten. Sein Atem rasselte. Er wusste, dass es keinen Ausweg mehr gab. Die Verfolger waren zu nah. ?Oh Gott?, dachte er in stiller Verzweiflung, warum hat es mich an diesen Ort am Ende der Welt verschlagen? Ich könnte jetzt England sein, in der kühlen, dunklen Burg am Kaminfeuer sitzen und den Geschichten der Küchenmädchen lauschen. Er schlug die herabhängenden Blätter eines Eukalyptusbaums zur Seite und stolperte auf eine Lichtung. Im hellen Vollmondlicht wirkten die mannshohen Blumen, die darauf standen, wie Gestalten aus einer anderen Welt. Hinter ihm knurrte es. Eine Hand streifte seinen Rücken und zerfetzte sein Hemd. Thomas schrie und warf sich nach vorne, hinein in das seltsame Blumenfeld. Und prallte gegen eine Mauer!

Moronthor und ​der Schrecken von Botany Bay: Der Dämonenjäger von Aranaque 335


Lloyd Cooper


Thomas Watling rannte. Seine nackten Füße wirbelten die rostbraune Erde auf und ließen Staubfahnen träge durch die nächtliche Luft gleiten. Sein Atem rasselte. Er wusste, dass es keinen Ausweg mehr gab. Die Verfolger waren zu nah. ›Oh Gott‹, dachte er in stiller Verzweiflung, warum hat es mich an diesen Ort am Ende der Welt verschlagen? Ich könnte jetzt England sein, in der kühlen, dunklen Burg am Kaminfeuer sitzen und den Geschichten der Küchenmädchen lauschen.

Er schlug die herabhängenden Blätter eines Eukalyptusbaums zur Seite und stolperte auf eine Lichtung. Im hellen Vollmondlicht wirkten die mannshohen Blumen, die darauf standen, wie Gestalten aus einer anderen Welt.
Hinter ihm knurrte es. Eine Hand streifte seinen Rücken und zerfetzte sein Hemd. Thomas schrie und warf sich nach vorne, hinein in das seltsame Blumenfeld.
Und prallte gegen eine Mauer!
***
An einem Ort, der keiner war, weil er überall im Universum und doch nirgendwo existierte, verschoben sich die unsichtbaren Linien, aus denen die Zeit besteht. Wahrscheinlichkeiten wurden neu kalkuliert, Ereignisse ausgelöscht und erschaffen. Wie Schneeflocken, die von einem zufälligen Wind auf eine Bergspitze geweht werden, kamen einzelne Personen und Taten zusammen oder trieben auseinander. Der Zeitstrom versuchte sich selbst zu korrigieren, aber die Veränderungen griffen um sich, nahmen immer größere Ausmaße an, bis sie zu einer unaufhaltsamen Lawine geworden waren, die nur noch auf einen letzten Windstoß wartete, der sie unaufhaltsam nach unten rasen ließ.
Wäre die Menschheit nicht selbst Teil des Stroms gewesen, so hätte sie in diesem Moment bemerkt, wie die Welt sich rasant zu verändern begann: In Sydney, Australien, bereitete Mrs. Ellen Dumphries das Frühstück für sich, ihren Mann Hugh und ihre drei Kinder zu. Als der Sekundenzeiger der Küchenuhr auf acht Uhr sprang, verschwanden die Kinder, der Mann und das Haus, in dem sie lebten, spurlos. Ellen Dumphries, die eben noch die Spiegeleier in der Pfanne gewendet hatte, hielt plötzlich einen Besen in der Hand und kehrte den Hof ihres kleinen Bauernhofs in Neuseeland. Ihr Mann Malcolm war noch auf dem Feld, die fünf Kinder vermutlich gerade auf dem Weg von der Schule nach Hause. Ellen Dumphries bemerkte keine Veränderung.
In der Grafschaft Kent in England stieg die Bevölkerung sprunghaft an. Aus malerischen Farmen und Dörfern wurden qualmende, rußgeschwärzte Ruinen, zwischen denen wettergegerbte Männer und Frauen mit verbissenen Gesichtern nach Waffen und Nahrung suchten.
In Belfast, Nordirland, verschwanden die Wachtürme, die seit Jahrzehnten vom Bürgerkrieg zwischen Protestanten und Katholiken zeugten. Die Stadt wuchs, wurde zur blühenden Metropole.
Und Australien wurde leer.
Die Geschichte schrieb sich neu.
***
Australien, 1794:
»Habt ihr die Gerüchte gehört?«, fragte David Buchanan missmutig. »Angeblich will das Rum Corps schon wieder die Rationen kürzen. Vier Pfund Fleisch soll es nur noch pro Woche geben und einen viertel Liter Essig. Davon kann doch kein Mensch leben.«
Sean MacDonaghan nickte. »Es heißt, sie wollen auch die Mehlzuteilung halbieren. Sie selber schlagen sich die Bäuche voll, aber uns lassen sie verhungern. Unter Arthur Phillip waren die Dinge besser. Zumindest haben alle gehungert, wenn es nichts gab. Nicht nur wir. Wenn ihr mich fragt, wird es Zeit, dass wieder ein Gouverneur kommt.«
»Nein, es wird Zeit, von hier zu verschwinden«, widersprach Edward Cooper und stand auf. Die schweren Ketten an seinen Fußknöcheln klirrten, aber niemand reagierte auf das Geräusch, denn drei der vier Männer, die in der kleinen Holzhütte auf roh gezimmerten Schemeln saßen und Tee tranken, hörten es jeden Tag vierundzwanzig Stunden lang, wenn sie sich bewegten.
Der vierte Mann, der einzige ohne Ketten, grinste zahnlos. »Willst du immer noch nach China, Eddie?«, nuschelte er. »Das ist doch nur eine Legende.«
Cooper führ herum. Er war daran gewöhnt, von Ian Murphy belächelt zu werden, aber an manchen Tagen fiel es schwer, dem Seemann dafür nicht an den Kragen zu gehen.
»Woher willst du das wissen? Ich habe heute mit einem Iren gesprochen, der mir von einem seiner Kumpel erzählt hat. Der ist vor vier Jahren nach China aufgebrochen. Niemand hat ihn je wieder gesehen.«
Murphy schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Die verdammten Wilden haben ihn aufgeschlitzt, als er im Busch war. Du weißt doch, wie die sind.«
»Ich bin noch nicht fertig«, entgegnete Cooper scharf. »Vor einem Jahr bekommt dieser Ire einen Brief von seinem Kumpel. Darin steht, wie er durch ganz Australien gewandert ist, bis er zu einer goldenen Brücke kam, die ihn nach China brachte. Seitdem lebt er dort und wird von allen geachtet. Er hat Mätressen und Gold und Land und…«
»Hat der Ire dir den Brief gezeigt?«, mischte sich Buchanan in die Diskussion ein.
»Nein, das nicht, aber er hat geschworen, dass die Geschichte stimmt.«
MacDonaghan schnaubte. »Iren, die brechen jeden Schwur für eine gute Geschichte. Und ich muss es wissen. Schließlich ist meine Mutter Irin.«
Die vier Männer lachten. Cooper setzte sich wieder auf seinen Schemel und betrachtete die Teeblätter, die sich nach dem fünften Aufguss in seiner Tasse aufzulösen begannen.
»Lacht ruhig«, sagte er dann, »aber ich werde nach China gehen. Ein paar der Wilden sind ganz freundlich zu mir, und ich glaube, sie würden eine kleine Gruppe passieren lassen.«
Er sah auf. Jedem in der Hütte war klar, was mit der Bemerkung gemeint war.
»Wet ist dabei?«, fragte er. »Wer von euch will raus aus diesem Drecksloch?«
Die Männer senkten die Köpfe. Nur das Summen der Mücken, die wie eine Wolke über den zwei brennenden Kerzen schwebten, unterbrach die Stille.
Schließlich räusperte sich David Buchanan. »Eddie«, sagte er langsam, »jeder, der hier gefangen gehalten wird, will zurück nach Hause. Wir sind ans andere Ende der Welt verbannt worden, weil wir ein wenig Silber oder eine Kuh gestohlen haben, aber dieses dämliche Gerücht über eine Landbrücke nach China wird keinem von uns die Freiheit bringen, höchstens den Tod. Im Busch werden uns die Hitze und der Hunger erledigen.«
»Und die Wilden«, warf MacDonaghan ein.
»Und die. Ich habe euch alle aus einem bestimmten Grund heute Abend hierher gebeten. Eigentlich wollte ich warten, bis Thomas hier ist, der mir den Vorschlag gemacht hat, aber Eddies Idee zwingt mich dazu, ohne ihn zu beginnen.«
Die drei anderen Männer sahen sich an. Buchanan äußerte sich gern ein wenig ausschweifend, doch in den meisten Fällen hatte er gute Einfälle.
»Worum geht es?«, nuschelte Murphy.
Buchanan hob die Schultern. »Je weniger ihr wisst, desto besser. Im Moment kann ich euch nur sagen, dass bei diesem Fluchtplan jeder von euch eine wichtige Aufgabe hat. Wenn ihr erst einmal erfahren habt, worum es geht, gibt es kein Zurück mehr. Sollte also jemand in diesem Raum glauben, eine Flucht sei ihm zu riskant, so soll er jetzt gehen. Niemand wird ihm deswegen einen Vorwurf machen.«
Er sah seine Freunde ruhig an, obwohl seine Hände vor Nervosität schweißnass waren. Wenn auch nur einer von ihnen kniff, war der Plan zum Scheitern verurteilt. Er brauchte sie alle: MacDonaghan, den Fischer, Cooper, den Schreiner, Murphy, den Seemann und sich selbst, den Schmied. Auch wenn es noch andere Sträflinge mit diesen Berufen in der kleinen Kolonie Botany Bay gab, so waren die drei doch die einzigen, denen er vertraute.
Die Zeit verstrich. Von See her war eine leichte Brise aufgekommen und bewegte die Stofffetzen, die Buchanan notdürftig als Insekten- und Wetterschutz vor die Fensteröffnungen gehängt hatte. Die frische Luft vertrieb die Hitze ein wenig aus dem Raum.
Niemand sagte etwas.
»Also gut«, sagte Buchanan erleichtert. »Dann ist es beschlossen. Sobald Thomas eintrifft, reden wir über unsere Flucht aus dieser Hölle.«
»Wenn Thomas eintrifft«, unkte Murphy. »Vergesst nicht, dass Vollmond ist.«
Die anderen Männer sahen sich mit einem unguten Gefühl an. Sie alle wussten, was der volle Mond bedeutete, aber sie drängten den Gedanken zurück und klammerten sich an die Hoffnung, die Buchanan in ihnen geweckt hatte.
Sie warteten.
Aber Thomas kam nicht. Und der Plan geriet ins Wanken…
***
Frankreich, 2000:
»Computer aus«, sagte Professor Moronthor. Er lehnte sich zurück und sah zu, wie der Monitor die Abschlussmeldungen ausgab und dann dunkel wurde; das Surren der Turbolüfter in den parallelgeschalteten Computern verstummte.
Moronthor reckte sich, verließ seinen Platz am hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch und trat zum. Panoramafenster seines Büros. Es nahm fast die gesamte Außenwand des Zimmers ein, von der Decke bis zum Fußboden, und erweckte den Eindruck, man stehe direkt vor einer riesigen Öffnung.
Von außen...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
ISBN-10 3-7389-6601-3 / 3738966013
ISBN-13 978-3-7389-6601-5 / 9783738966015
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