Im Netz des Dämons (eBook)

Roman | High Fantasy voller Verschwörungen, Intrigen und düsterer Magie

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
576 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60356-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Netz des Dämons -  Richard Swan
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Im zweiten Band der epischen High-Fantasy-Reihe »Die Chroniken von Sova« zieht die Gruppe um Richter Konrad Vonvalt in die Hauptstadt Sova. Dort informiert der Kaiser persönlich Vonvalt darüber, dass das Oberhaupt des Richterordens ebenfalls zu den Verschwörern gehört, die das Reich bedrohen. Vonvalt soll die Leitung des Ordens übernehmen und dessen uraltes Magiewissen schützen. Bereits auf dem Weg nach Sova wurde er jedoch von einer mysteriösen Krankheit befallen. Er und seine Begleiter müssen schnellstens den Ursprung seines seltsamen Leidens herausfinden, bevor es zu spät ist ...

Richard Swan wurde im Norden Englands geboren und verbrachte den größten Teil seiner Jugend auf Stützpunkten der Royal Air Force in Yorkshire und Lincolnshire. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der University of Manchester arbeitete er zehn Jahre lang als Anwalt für Handelsstreitigkeiten, bevor er sich dem Schreiben widmete. Der Autor lebt aktuell in Sydney, Australien, wo man ihn und seine wunderbare Frau Sophie bei dem Versuch antreffen kann, zwei sehr laute Söhne großzuziehen.

Richard Swan wurde in North Yorkshire geboren und verbrachte den größten Teil seiner Jugend auf Stützpunkten der Royal Air Force in Yorkshire und Lincolnshire. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der University of Manchester erlangte Richard Swan 2011 seine Zulassung als Anwalt. Anschließend spezialisierte er sich auf Handelsstreitigkeiten.   Wenn er nicht gerade schreibt oder arbeitet, kann man Richard in Sydney bei seiner wunderbaren Frau Sophie antreffen, wo sie mit gemischtem Erfolg versuchen, zwei sehr laute Söhne großzuziehen.

I


Auf der Straße nach Sova


»Nichts geschieht einfach so.
Ein jedes Ereignis ist der Kulminationspunkt
zahlloser Faktoren, deren tiefe Wurzeln bis
zum Ursprung der Zeit reichen. Man ist schnell
dabei, eine Epoche großer Umbrüche als plötzliches Zusammentreffen verschiedener Unglücksfälle
zu beklagen – aber der kritische Blick der Geschichte
lehrt uns, dass es kaum Zufälle gibt,
wenn es um die Ränke der Menschheit geht.«

(Vormaliger) Richter Emmanuel Kane,
Das Arsenal des Rechts:
Verflechtung, Nekromantie und Weissagung

 

»Glaubst du, dass er sterben wird?«

»Junker Konrad?«

»Ja.«

»Man sollte es meinen, so wie er sich dahinschleppt.«

Es war ein warmer, vernieselter Frühlingsmorgen in der Südmark von Guelich, und Junker Radomir, Bressinger und ich standen fünfzig Schritt von der baufälligen Hütte eines Kräutersammlers entfernt. Vonvalt hielt sich schon über eine Stunde in der Hütte auf. Um uns gegenseitig zu provozieren, tauschten wir müde, gelangweilte Sticheleien aus.

»Es stimmt auf jeden Fall etwas nicht mit ihm«, sagte ich.

Die beiden wandten sich zu mir um.

»Du hast doch selbst gesagt, dass er schnell aufgeregt wird, wenn es um seine Gesundheit geht«, sagte Junker Radomir.

»Nema, sprich leise«, murmelte ich. Bressinger sah mich tadelnd an. Er hatte schon immer eine vorwurfsvolle Art gehabt, aber seit er seinen Arm verloren hatte, war er noch übellauniger geworden. Er war schnell gereizt, vor allem, wenn er den Eindruck hatte, dass Vonvalts Charakter infrage gestellt wurde. Früher hätten seine nonverbalen Rügen bei mir nagende Schuldgefühle ausgelöst. Doch inzwischen schenkte ich seinen stummen Vorwürfen kaum noch Beachtung.

»Es kann wohl niemand mit klarem Verstand das Gegenteil behaupten«, sagte ich und warf Bressinger einen Blick zu. »Aber das ist etwas anderes. So habe ich ihn schon ewig nicht mehr erlebt.«

»Ja«, murmelte Bressinger schließlich eines seiner seltenen Zugeständnisse. »Das ist anders als seine übliche Nervosität.«

Ich drehte mich wieder zu der Hütte um. Das Bauwerk aus Holz und Lehm war halb verfallen, eingesunken unter dem Gewicht des Strohdachs. Inmitten der kunterbunten Wiesenblumen und anderer Pflanzen war es fast nicht zu sehen, und in der Luft hing ein Kräuterduft, der im Nieselregen noch intensiver wurde und bei Mensch und Pferd zu endloser Nieserei führte.

Seit Ossica waren wir nun schon fast den ganzen Monat Sorpen über unterwegs, und von den Vorstädten Sovas trennten uns nur noch ein paar Tagesritte. Guelich war eines der Fürstentümer, die Sova umgaben wie das Eiweiß den Dotter. Regiert wurde es von Prinz Gordan Kzosic, dem dritten Sohn des Kaisers. Seine Residenz, die Festung Badenburg, war fern am Horizont zu erkennen. Die Sonne schien auf das hohe graue Gemäuer, sodass es auch in dreißig Meilen Entfernung ins Auge sprang.

Unsere Reise hätte nicht so lange dauern sollen. Hätte Bressinger in Galetal nicht einen Arm verloren, hätten wir Pferde und Ausrüstung dort gelassen und für die hundertfünfzig Meilen lange Strecke bis in die Westmark von Guelich die Kaiserliche Stafette genommen. Von dort wären wir dann auf der Badener Straße ostwärts direkt nach Sova gelangt. Bei gutem Wetter hätten wir für die gesamte Reise vielleicht eine Woche gebraucht, bei schlechtem Wetter zehn Tage.

Hätte Vonvalt nicht darauf bestanden, Oberpatria Fischer zu verfolgen und zu ermorden, hätten wir einfach ein Schiff anheuern und die Gale hinunterfahren können, die in den Sauber mündet, der wiederum direkt nach Sova fließt (und ein Nebenfluss der Kova ist). Doch schweife ich gerade genauso ab, wie es unsere Route tat.

Jedenfalls hatte Vonvalts schlechter Gesundheitszustand unseren Vorsatz, schnell voranzukommen, vereitelt. Über Nacht war er ganz plötzlich krank geworden. Erst hatte er über Benommenheit geklagt, die wir alle dem Wein zugeschrieben hatten, aber sie war auch am folgenden Tag noch geblieben. Vonvalt, der sich mit Gebrechen auskannte, schob es auf Schwindelgefühle – bis er anfing, auch noch an ernsthaften Angstzuständen zu leiden, die er nicht einordnen konnte. Dieses zweite Symptom hatte uns alle ratlos gemacht, denn er war wahrlich kein furchtsamer Mensch. Doch das nebulöse Bedrohungsgefühl wich nicht mehr, und bald darauf gesellte sich noch Müdigkeit hinzu, die rasch zu Anfällen lähmender Erschöpfung führte.

Im Kaiserreich wimmelte es von selbst ernannten Ärzten, und Vonvalt vermochte Quacksalber innerhalb von Sekunden zu erkennen – und strafrechtlich zu verfolgen, denn es war eine Straftat, den blauen Stern ohne entsprechende Qualifikation zu tragen. Dieser Kräutersammler hier hatte jedoch einen guten Ruf, weshalb wir nach einer zum Verzweifeln langwierigen Reise einen Umweg von ein paar weiteren Dutzend Meilen auf uns genommen hatten, um unseren Herrn und Meister medizinisch versorgen zu lassen.

»Was der braucht, ist ein ordentlicher Fick«, erklärte Radomir nach einigen Momenten der Stille mit großem Ernst. Er nahm einen langen Schluck aus seiner Flasche, die, wie ich wusste, mit verdünntem Wein gefüllt war.

Ich erwiderte nichts darauf. Ich mochte Radomir, aber auf solche Derbheiten wollte ich mich nicht einlassen.

Wir warteten. Außer unserem eigenen Zeitgefühl gab es keine Anhaltspunkte für das Verstreichen der Zeit. Selbst die Sonne war von Regenwolkentürmen verdeckt, die offenbar erpicht darauf waren, unsere Wachsmäntel auszutesten. Dann erschien Vonvalt endlich wieder. Er hatte ein Päckchen in der Hand, das bestimmt Pulver und Tränke enthielt. Er wirkte blass und abgehärmt, sein Aussehen und sein Auftreten waren ähnlich wie nach einer seiner Totensitzungen.

»Hat der Kräutersammler ein Heilmittel für dich gefunden?«, fragte Junker Radomir. Sein Ton war ruppig, aber es schwang eine Spur Optimismus mit. Vonvalts ausgeglichenes und vorhersehbares Temperament wirkte auf ihn, genau wie auf Bressinger und mich, beruhigend, doch die rasch einsetzende Krankheit hatte ihn verunsichert.

»Wir können es nur hoffen«, grummelte Vonvalt. Es war offensichtlich, dass ihm sein Leiden peinlich war, vor allem, da wir anderen selten krank wurden.

Er ging schnell an uns vorbei zu seinem Pferd Vincento und verstaute das Päckchen in einer Satteltasche. Dann stieg er auf.

»Kommt«, sagte er und richtete sich mühsam auf. »Mit Rückenwind schaffen wir es bis heute Abend nach Badenburg.«

Wir anderen sahen uns kurz an angesichts seines absurden Optimismus. Dann stiegen auch wir auf. Das schrille Krächzen einer Krähe auf dem klapprigen Zaun des Grundstücks des Kräutersammlers zog meine Aufmerksamkeit auf sich.

»Ein Vorbote des Frühlings«, bemerkte Junker Radomir.

»Es ist kein Vorbote, wenn der Frühling bereits da ist«, sagte Bressinger verächtlich. Er nickte zu dem Vogel. »Eine einzelne Krähe bedeutet Tod.«

Ich schnaubte. »Ich wusste gar nicht, dass du abergläubisch bist, Dubine«, sagte ich. Ich wollte es heiter klingen lassen, denn wir waren zu einem elenden Trupp geworden, niedergedrückt von der Last unseres Vorhabens und den düsteren Aussichten, die damit einhergingen.

Bressinger zeigte ein dünnes Lächeln und kickte Gaerwyn in einen leichten Trab.

»Nema«, murmelte Junker Radomir mir zu, als sein Pferd an meinem vorbeitrottete. »Der braucht auch mal einen ordentlichen Fick.«

 

Wir erreichten Badenburg erst kurz vor Mittag des nächsten Tages, was wir vor allem dem Herzog von Brondsey zu verdanken hatten, unserem Esel, und dem Wagen, den er zog, voll beladen mit richterlicher Ausrüstung und unserer persönlichen Habe. Aus der Rückschau war es eine Last, die wir nicht gebraucht hätten, aber ich glaube, Vonvalt ging wie Bressinger vor einem Monat noch davon aus, dass er ihn als Kranken- oder gar Totenbahre würde verwenden können. Schon längst hatte Vonvalt Boten in den kaiserlichen...

Erscheint lt. Verlag 27.7.2023
Reihe/Serie Die Chroniken von Sova
Die Chroniken von Sova
Die Chroniken von Sova
Übersetzer Simon Weinert
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Andrzej Sapkowski • Anthony Ryan • Bücher wie The Witcher • Dark Fantasy • Fantasy Abenteuer • Fantasy Krimi • George R. R. Martin • grim & gritty • High Fantasy Bücher • high fantasy reihe • high Fantasy Roman • High Fantasy Saga • Konrad Vonvalt • Richter
ISBN-10 3-492-60356-4 / 3492603564
ISBN-13 978-3-492-60356-0 / 9783492603560
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