Der Morgen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Thriller | Die neue Serie des Bestseller-Autors: Ihr nächstes Thriller-Highlight des Jahres: Berlin, eine tote Frau und der Kanzler

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
592 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2915-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Morgen -  Marc Raabe
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SPIEGEL-Bestseller und Auftakt der neuen Reihe von Marc Raabe: gruselig realistisch, absolut spannend und ein wahrer Pageturner! Das Thriller-Ereignis des Jahres mit farbigem Buchschnitt! »Figuren, Plot, Timing - hier stimmt einfach alles. Ein packender, mitreißender Thriller, den man gelesen haben muss.« krimi-couch.de Macht. Ohnmacht. Tatnacht. Im morgendlichen Schneegestöber an der Berliner Siegessäule steht ein verlassener Kleinlaster. Auf der Ladefläche findet die Polizei eine halbnackte tote Frau. Jemand hat ihr mit roter Farbe etwas auf den Körper geschrieben - die Privatadresse des Bundeskanzlers. Am Tatort trifft die ehrgeizige Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski auf den berüchtigten Ermittler Artur Mayer. Was sie nicht wissen: Das ist kein Zufall... »Thriller mit Sogwirkung! Wer dieses Buch mit dem pinken Einband und den geschwärzten Seitenrändern in den Händen hält, könnte meinen, der Inhalt sei toxisch. Doch keine Angst: Der Thriller raubt Ihnen nicht das Leben, aber allenfalls den Schlaf.« Coopzeitung Die Art Mayer-Serie: - Der Morgen - Die Dämmerung - Die Nacht*** Wenn Sie Thriller mögen, dann werden sie dieses Buch lieben! Finden Sie heraus, wer der Täter ist? ***

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

Marc Raabe, 1968 geboren, arbeitete viele Jahre lang als Geschäftsführer und Gesellschafter einer TV- und Medienproduktion. Heute widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Seine Thriller mit Kommissar Tom Babylon, zuletzt erschien VIOLAS VERSTECK, sind regelmäßig auf der LITERATUR SPIEGEL-Paperback-Bestsellerliste zu finden. Raabes Romane sind in über zehn Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Köln.

Prolog


Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen war er zwölf, unsterblich verliebt, und in Heiligensee stand die Hitze. Die Luft stieg flirrend vom Asphalt auf. Ein paar mächtige Linden überragten den ochsenblutrot gestrichenen Kiosk an der Minigolfbahn im Weiherpark und spendeten Schatten. Er steckte den Kopf durch das geöffnete Schiebefenster, um besser in den Kiosk hineinsehen zu können. Sie war nicht da! Auch nicht im Hinterzimmer.

Sein Herz kam ihm plötzlich vor wie ausgehöhlt.

»So, mein Kleiner.« Die Stimme der alten Berger klang wie ein Reibeisen. Warum nur musste er immer an sie geraten? Die Tüte in ihren Händen knisterte, als sie das Papier über den Schätzen zusammenschlug. Es roch nach Zigaretten, einem Hauch Schnaps, und aus den aufgereihten Plastikdosen stieg der süße Duft von klebrigem Weingummi.

»Eins fuffzig.« Die Berger reichte ihm die Tüte durchs Fenster. Ihre blonden Locken waren spröde und ihre Haut grau. Während er in seiner Hosentasche kramte, die vierzig Mark seiner Mutter beiseiteschob und nach den Münzen fingerte, ging sein Blick erneut zum Hinterzimmer.

»Wie alt bist ’n du«, fragte sie und musterte ihn. Hatte sie seinen Blick bemerkt? Ahnte sie, dass er wegen ihrer Tochter hier war? »Fünfzehn«, log er.

»So. Fünfzehn also.« Sie verzog keine Miene. Bestimmt hing ihre Tochter mit Älteren ab. Das taten Mädchen immer. Klimpernd legte er das Geld auf das schmale Fensterbord. Sie strich es ein. »Schicker Schlips.«

»Ist ’ne Schuluniform«, rechtfertigte er sich.

»Bist auch einer von dieser Schlauenschule, hm?«

»Mhm«, brummte er und wurde rot. Das Astoria hatte einen ziemlichen Ruf.

»Na denn …«, murmelte die Berger und machte eine leichte Kopfbewegung. Kein Nicken, kein Kopfschütteln. Irgendwas dazwischen. »Vielleicht kommste ja mal mit deinen Freunden zum Minigolf«, bot sie an und reichte ihm die Tüte. Ein goldener Wassermann an einer dünnen Kette blinkte zwischen ihren Brüsten. Starrte er etwa gerade in ihren Ausschnitt? Hastig wandte er sich ab.

»Ja, vielleicht.« Er nahm die Tüte und floh durch die grüne Gittertür neben dem Kiosk vom Gelände des Minigolfplatzes. Welche Freunde eigentlich? Die vom St. Joseph war er los, und am Astoria war er immer noch der Freak aus dem Heim.

Er wünschte, er hätte eines dieser Mofas, wie die coolen älteren Jungs. Dann würde er jetzt mit lautem Getöse in einer Staubwolke davonrauschen. Aber er hatte nur ein klapperndes grünes Hercules-Damenrad, zu klein für seine aufschießenden Glieder. Er schob sich einen Halbmond und eine Cola-Flasche gleichzeitig in den Mund und strampelte im zweiten Gang aus dem Schatten der Bäume, als er sie plötzlich sah.

Für einen Augenblick stand sein Herz still.

Er wusste ihren Namen noch nicht, aber das würde sich bald ändern. Sahra, Yvonne, Ellie, wie auch immer. Ihr Name war eigentlich egal. Er würde jeden Namen an ihr mögen.

Das Problem war, sie war nicht allein.

Mutig sein.

Zu fünft saßen sie in der Sonne, zwei Mädchen, drei Jungs – genau da, wo er vorbeimusste, am Ausgang des Weiherparks. Einer stand, die anderen hockten lässig auf den Lehnen der Stühle, die um einen quadratischen Metalltisch herum festgeschweißt waren. Ein paar Schritte weiter hatten zwei von ihnen ihre Enduro-Mopeds geparkt. Auf dem Tisch standen ein paar halb volle Bierflaschen.

Sie trank Cola und legte den Kopf in den Nacken. Ihre langen blonden Haare fielen über die Schultern, ihr weißes, locker sitzendes Top mit den tiefen Ärmelausschnitten warf ihn fast vom Rad. Jemand riss einen Witz, und sie musste prusten. Cola tropfte von ihrem Kinn auf ihr Top. Was sie nicht weniger perfekt machte. Jetzt, wo er sie sah, fand er, Ellie würde am besten passen. Hätte nur sie mit ihrer Freundin dagesessen, er hätte angehalten. Aber die drei Typen, die mit ihnen abhingen, waren schwierig. Zwei von ihnen kannte er vom Sehen, vom Astoria-Schulhof, sie waren aus der Abschlussklasse. Achtzehn. Mindestens.

Ihre Namen wusste er damals noch nicht.

Der Größte der drei Jungs glitt vom Stuhl und verstellte ihm den Weg, sodass er anhalten musste. Es war der, den er noch nie gesehen hatte. Der Typ trug eine NY-Kappe, der Schirm verschattete seinen Blick. »Schickes Fahrrad«, feixte Kappe und deutete mit der Bierflasche in seiner Hand auf das Mädchenrad.

»Schicker Schlips«, sagte der Zweite, der sitzen geblieben war. Er trug eine Brille und ein knallweißes, spöttisches Lächeln. »Aber irgendwie passt das nicht so richtig zusammen, oder?«

»Hallo«, sagte er leise, blickte angespannt an Kappe und Brille vorbei und lächelte Ellie an. Blaue Augen. Er versank. Sie wandte sich ab und wischte über die Cola-Spritzer auf ihrem Top.

»Ignoriert der uns?«, fragte Kappe. Seine Stimme leierte etwas. War wohl nicht sein erstes Bier heute.

»Sieht so aus«, grinste Brille. Auch er schien leicht einen sitzen zu haben. Oder täuschte das? Der dritte Typ hielt sich im Hintergrund, ließ ein silbernes Feuerzeug aufschnappen und steckte sich eine Zigarette an. Zippo hießen die Dinger. Jockel aus dem St. Joseph hatte auch so eins gehabt, er hatte es von irgendjemand abgezogen und immer behandelt wie eine Trophäe.

»Was is ’n der jetzt eigentlich, ’n Junge oder ’n Mädchen?«, frotzelte Kappe.

Brille zögerte. Für einen Moment schien er zu überlegen, ob er mitmachen wollte oder nicht. »Beides möglich, oder?«, sagte er und zeigte auf das Damenrad und den Schlips.

»Lasst ihn doch«, mischte Ellie sich ein. Himmel, war das peinlich. Als wäre er ein Baby, dem man helfen müsste.

»Wieso?«, meinte Kappe. »Er könnte uns neues Bier holen.«

»Der?« Ellies Freundin hob die Augenbrauen. Ihre Pupillen waren so groß wie bei Jockels Kumpel Falco, wenn er was intus hatte. Sie war ebenfalls blond und trug ein eng anliegendes geripptes Top mit tiefem Ausschnitt. Noch tiefer als Ellies Mutter. Wenn das überhaupt ging. »Der ist doch höchstens … dreizehn? Zwölf?«

»Dann soll er nach Hause und bei seinem Vater aus dem Kühlschrank was holen«, sagte Kappe.

Mist. Wenn er jetzt nicht bald etwas sagte, dann würde Ellie denken, er wäre der letzte Feigling. »Eure Flaschen«, kam es ihm über die Lippen, »die sind doch noch fast voll.« Sofort kam ihm der Satz idiotisch vor.

Es herrschte kurz Stille.

Der mit dem Zippo lächelte amüsiert.

»Hat das Mädchen mit dem Schlips was gesagt?«, fragte Brille.

»Ich hab nur voll gehört«, meinte Kappe. Mit ausdruckslosem Gesicht hob er die Flasche hoch und goss sie über ihm aus. Das Bier floss durch seine Haare, lief ihm ins Gesicht, von dort am Schlips herab bis in den Schritt.

Die mit dem Ausschnitt lachte schrill.

»Jetzt ist sie leer«, sagte Kappe mit falschem Bedauern.

»Mein Gott, jetzt lasst ihn doch«, bat Ellie erneut. In ihrem Blick regte sich Mitleid. Alles, nur das nicht, dachte er. Bitte kein Mitleid.

»Husch, husch, zu Papas Kühlschrank«, meinte Kappe. »Da kannst du Nachschub holen.«

»Nicht jeder Vater ist ein Säufer«, brachte er hervor.

Wieder Stille.

Keine gute Stille.

»Treffer, versenkt«, prustete Ellie.

Kappes Faust schnellte vor. Der Schmerz war eine stumpfe Explosion, es knirschte in seinem Mund, als wäre etwas zerbrochen, Kappe stieß nach und schickte ihn zu Boden. Das Fahrrad schlug scheppernd auf. Das Weingummi flog aus der Tüte und zierte den Boden mit bunten Sprenkeln in der Sonne. Er schmeckte Kupfer, alles wackelte.

»Ey, man schlägt kein Mädchen«, monierte Brille. Er klang plötzlich, als würde er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlen.

»Ich dachte ganz kurz, es könnte ein Junge sein«, verteidigte sich Kappe grinsend. »Aber hast recht, jetzt, wo sie da so liegt … wir könnten ja mal nachsehen, was es wirklich ist.« Kappe beugte sich vor und machte Anstalten, ihm die Hose zu öffnen.

»Nein! Nicht!«, protestierte er. Blut lief ihm über die Lippen, er spuckte etwas kleines Weißes aus, ballte die Fäuste und wehrte sich aus Leibeskräften.

»Jetzt hilf mir schon«, blaffte Kappe. Brille zögerte, nahm einen Schluck aus der Flasche, dann kam er heran. Während Kappe ihn festhielt, zog Brille ihm Hose und Unterhose aus.

»Schau an! Ist doch ein Junge«, rief Kappe mit gespieltem Erstaunen.

»So ein süßer Flaum«, gluckste Ausschnitt.

Der mit dem Zippo wendete sich ab und ging ein paar Schritte.

»Wo willst ’n hin? Wird doch gerade interessant«, rief Kappe.

»Muss mal pinkeln«, erwiderte Zippo.

»Ey, du bist so ’n Verpisser.«

Kappe kramte in den Taschen der erbeuteten Hose, fand die vierzig Mark und hielt die Scheine hoch. »Hey, hey!«

»Gib das her. Das is für meine Ma. Ich soll zur Apotheke«, stöhnte...

Erscheint lt. Verlag 7.3.2023
Reihe/Serie Art Mayer-Serie
Art Mayer-Serie
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2023 • Berlin • Bundeskanzler • Chancengleichheit • Ermittler • Ermittlerin • farbiger Buchschnitt • Frau • Geschenk • Gesundheitsminister • Herkunft • Kanzler • Kindheit • Krimi • Leiche • Liebe • Männerberuf • Mord • Mörder • Neuerscheinung • Neukölln • Politisches • Polizei • Polizeiarbeit • Rache • Serie • Serienkiller • Serienmörder • Spannung • Thriller • Tod • Tote • Trauer • Trauma • Traumata • Verlust
ISBN-10 3-8437-2915-8 / 3843729158
ISBN-13 978-3-8437-2915-4 / 9783843729154
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