Das Haus Zamis 52 (eBook)

Der Seelenfresser

(Autor)

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2022 | 1. Aufl. 2022
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-4116-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Haus Zamis 52 - Logan Dee
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Aus der Dämonenvita des Michael Zamis
Am Heiligen Abend des Jahres 1912 verlasse ich meine Festung endgültig. Ich gehe, wie ich gekommen bin - mit nichts außer meiner Kleidung und einem Rucksack mit ein paar Habseligkeiten auf dem Rücken. Der Dorfflecken Brsk ist nur wenige Stunden entfernt. Wahrscheinlich lebt dort niemand mehr. Ich schätze, dass sie alle die grüne Pest geholt hat - damals vor zwei Jahren ...

Während Michael Zamis in der Vergangenheit erneut die Konfrontation mit Rasputin sucht, ist Coco in die Gegenwart zurückgekehrt. Im Gepäck hat sie nicht nur ihren Großvater Dorghai Zamis, sondern auch den Überrest des Tunguska-Meteoriten, mit dessen Hilfe sie Gorgons Fluch brechen will. Doch dafür muss sie erst einmal nach Wien gelangen - und dem Seelenfresser entkommen, der sich an ihre Fersen heftet!


2. Kapitel


Gegenwart

Ich legte das Buch beiseite. Die Buchstaben begannen bereits vor meinen Augen zu verschwimmen. Ein Zeichen, dass ich für heute genug darin gelesen hatte.

Ich verstaute das Buch in meiner Tasche und warf einen Blick aus dem Fenster.

Frankfurt war ein Moloch. Die Metropole wirkte auf mich wie ein graues Ungeheuer, das noch immer am Wachsen war – so lange, bis es alles mit seinen Wucherungen überdeckt haben würde. Selten hatte ich mich fremder gefühlt als hier.

Ich traute niemandem mehr. Am liebsten hätte ich mich nur in meinem Zimmer im Holiday Inn verschanzt, in der Dämonenvita meines Vaters gelesen und über meine weiteren Pläne nachgegrübelt. Wenn da nicht Dorghai Zamis gewesen wäre.

Es war eine komplizierte Geschichte mit uns. Eigentlich war er mein Großvater. Dorghai Zamis hatte als mächtiger Magier in Sibirien gewirkt und war durch ein Versehen mit mir aus der Vergangenheit in die Gegenwart katapultiert worden.

Ich musste daran denken, was alles geschehen war. Wie sehr mein Leben sich in den letzten Monaten verändert hatte. Der Dämon Gorgon hatte Wien mitsamt meiner Familie zu Stein erstarren lassen. Gleichzeitig war die gesamte Stadt aus der Erinnerung der Menschen und von allen Landkarten dieser Welt gelöscht worden. Ich wusste mittlerweile, dass Asmodi dahintersteckte. Mir selbst war im letzten Moment die Flucht aus Wien gelungen – dank eines riesigen steinernen Gargoyles, den mir eine Verbündete gesandt hatte, eine Nachfahrin der sagenhaften Kassandra. Ihre Bestimmung war es, Gorgon zu bekämpfen, doch sie hatte es nicht geschafft. Ich wusste nicht, ob sie mitsamt den anderen Opfern zu Stein geworden oder gestorben war. Über einige Irrwege war ich schließlich an die Dämonenvita meines Vaters, Michael Zamis, gelangt.

So erfuhr ich zum ersten Mal etwas über seine Jugendjahre, über die er nie zu mir gesprochen hatte. In dem Buch war beschrieben, wie er, gezeugt von Dorghai Zamis, immer wieder mit seinem Halbbruder, dem berüchtigten Rasputin, aneinandergeraten war.

Mein Verderben war es, dass ich an einen gerissenen Dämon, Ambrosius Seth, geriet, der mir eine Falle stellte. Auch dahinter vermutete ich Asmodi. Jedenfalls war ich in die Vergangenheit meines Vaters katapultiert worden und hatte mich schließlich im Körper einer Wirtstochter wiedergefunden. Mein Vater war in seiner Gegenwart – meiner Vergangenheit – geblieben, während Dorghai bei dem Versuch, mich wieder in meine eigene Zeit zu bringen, mitgezogen worden war. Gleichzeitig war Seths Haus in Flammen aufgegangen. Dorghai Zamis beherrschte die Kunst, Stein in Leben und umgekehrt, Leben in Stein zu verwandeln. Es war mir wie die Gunst des Schicksals vorgekommen – ich klammerte mich an den Strohhalm, dass es ihm gelingen würde, meine Familie zurückzuverwandeln. In diesem speziellen Falle benötigte Dorghai jedoch einen Splitter des Tunguska-Meteoriten. Nur hatte sich gerade dieser während unserer »Zeitreise« zurück in die Gegenwart in Luft aufgelöst. Ein neuer Meteorit musste also her!

Inzwischen hatte ich es geschafft, ihm unser nicht ganz einfaches Verwandtschaftsverhältnis begreiflich zu machen, und ihm erzählt, was mir seit der Versteinerung meiner Familie widerfahren war.

Das Problem war, dass Dorghai anscheinend Schwierigkeiten hatte, zu akzeptieren, dass ich seine Enkelin und kein Flittchen war, über das er jederzeit verfügen konnte. An seine unverhohlen begehrlichen Blicke auf meine Brüste hatte ich mich inzwischen gewöhnt, an seine ewig grapschenden Hände, die ich stets beiseite schlug, weniger. Inzucht war in der schwarzen Familie weitverbreitet, insofern hatte er sicherlich kein Problem damit.

Ich schon.

Noch etwas hatte ich aus der Vergangenheit in die Gegenwart retten können. Es war die Dämonenvita meines Vaters. Bislang hatte ich die Kapitel von seiner Geburt bis zu seinen ersten Auseinandersetzungen mit seinem Halbbruder Rasputin gelesen. Ich war gespannt gewesen, wie es weiterging – vor allen Dingen, nachdem er in der Festung seines Vaters zurückgeblieben war. Aber erst heute hatte ich Muße gehabt, das Buch wieder in die Hand zu nehmen und darin zu blättern. Es war kein einfaches Lesen, sondern eher eine Meditation, ein Versinken in den jeweiligen Schilderungen. Manchmal – so hatte ich erlebt – verschloss sich der Inhalt ganz vor mir und die Buchstaben verwandelten sich in unleserliche Hieroglyphen.

Es klopfte.

Augenblicklich warf ich alle Gedanken beiseite und wappnete mich. Wer mochte das in aller Frühe sein? Es war neun Uhr morgens, und ich erwartete weder den Zimmerservice noch sonst jemanden. Ich nahm mir nicht die Mühe, den hoteleigenen Morgenmantel überzustreifen, sondern begab mich im Nachthemd zur Tür.

Ein zweites Mal klopfte es, diesmal resoluter.

»Frau Zamis, bitte öffnen Sie«, vernahm ich eine drängende Stimme. Sie war alles andere als dominant, eher von serviler Höflichkeit geprägt, und ich erkannte sie sofort. Sie gehörte dem Direktor des Hotels, Jens Hofer. Bei der Wahl nach einer vorläufigen Bleibe war unsere Entscheidung mehr oder weniger zufällig auf das Holiday Inn gefallen, und es hatte nur weniger magischer Unterstützung bedurft, Herrn Hofer vorzugaukeln, es mit einem reichen Millionärsgespann – Vater und Enkelin – zu tun zu haben.

Ich öffnete und sah auf Hofer hinab. Er reichte mir nur bis zur Schulter, dafür war sein Körperumfang aller Ehren wert. Obwohl es kühl war, standen bereits Schweißperlen auf seiner Stirn.

»Herr Hofer, was ist passiert?«, fragte ich erstaunt.

»Ihr Großvater! Sie müssen mir helfen! Bitte!«, brach es aus ihm in abgehackten Sätzen hervor. »Er sitzt unten im Frühstückssaal und belästigt die anderen Gäste! Insbesondere unser weibliches Servicepersonal ...«

»Ich komme sofort.«

Ich schlug ihm die Tür vor der Nase zu, zog rasch mein Nachthemd aus und schlüpfte in Jeans und Shirt. Dann folgte ich Hofer nach unten. Auf dem Weg malte ich mir mit Schrecken aus, was Dorghai in der Zwischenzeit alles angestellt haben mochte.

Dorghai Zamis und mein Großonkel Enrico hätten bestimmt ein gutes Team abgegeben.

Auch auf Onkel Enrico hatte ich pausenlos achtgeben müssen.

Wir konnten es kaum erwarten, bis endlich der Aufzug kam. Hofer trommelte nervös gegen die Schiebetüren, bis diese sich schließlich öffneten. Auch mir wurde immer flauer. Im Geiste sah ich Großvater Dorghai bereits das gesamte Servicepersonal in Kröten verwandeln. Er war in jeder Hinsicht ein schwieriger Patron, der sich einfach nicht anpassen konnte. Weder, wenn es um Kleidung, noch, wenn es um Essen oder andere Sitten und Gebräuche ging.

Je weiter wir uns dem Speisesaal näherten, umso mehr fiel mir die unnatürliche Stille auf. Eigentlich hätte das Klappern von Geschirr und das Klirren von Messern und Gabeln, untermalt von leisem Stimmengewirr, bis zu uns dringen müssen.

»Wo haben Sie ihn zuletzt gesehen? Rasch!«, bedrängte ich Hofer.

»Im Frühstücksaal. Anscheinend war Herr Zamis äußerst ungehalten über das, was ihm serviert wurde. Er kenne nur Blinis, schimpfte er. Als ich ihn beruhigen wollte, verlangte er als Entschädigung eine Flasche Wodka! Eine Flasche! Und das vor dem Frühstück. Als ich ihn dezent darauf hinwies, dass die Bar erst um zehn öffnet, wurde er ausfallend. Und dann begann der Spuk ...«

»Der Spuk?«, echote ich ahnungsvoll. Warum ließ sich Hofer jede Information aus der Nase ziehen?

»Sämtliches Geschirr samt Speisen segelte plötzlich durch die Luft. Unfassbar! Ich hatte regelrecht den Eindruck, dass die Teller und Bestecke Jagd auf das Personal machten! Ich muss mich natürlich getäuscht haben – aber es wirkte so echt, so unheimlich ... Ihr Großvater hingegen stand inmitten des Chaos, und es schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Ein teuflisches Grinsen stand auf seinen Lippen.«

Als wir um die Ecke bogen, schrie Hofer vor Überraschung auf, während ich die Fäuste ballte. Es schien, als wäre die Szenerie, die sich uns darbot, eingefroren. Sämtliche Frühstücksgäste im Saal waren zu Statuen erstarrt. Wenn auch nicht zu Stein, so erinnerte mich ihr Anblick dennoch auf fatale Weise an die Situation meiner Familie in Wien. Mein Blick fiel auf ein typisches Ehepaar in den Sechzigern. Beide schienen gut situiert zu sein, denn die Frau hatte bereits fürs Frühstücksbuffet ihren Goldschmuck angelegt. Ihr Mund stand offen, als hätte sie soeben noch ein »O« mit den Lippen geformt. Ihren Gemahl gegenüber hatte es in dem Moment erwischt, als er ein Croissant zum Mund führte. Nun sah es aus, als würde das spitze, nach oben gebogene Ende aus seinem Mund herauswachsen. Der an ihrem Tisch stehende Kellner schenkte soeben Kaffee nach. Der Strahl aus der Kanne wirkte erstarrt wie aus Bernstein.

Nur einer bewegte sich in diesem Panoptikum: Dorghai Zamis. Seine riesige Gestalt war unschwer auszumachen. Er war von beeindruckendem Äußeren, über zwei Meter groß, mit einem muskulösen Körper, der sich unter seiner Kleidung...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2022
Reihe/Serie Das Haus Zamis
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Coco Zamis • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • Dorian Hunter • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • sonder-edition • spannend • Spin-Off • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony-Ballard • Top • Zaubermond
ISBN-10 3-7517-4116-X / 375174116X
ISBN-13 978-3-7517-4116-3 / 9783751741163
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