Operation Simipath: Letzte Option (eBook)
272 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7517-2420-3 (ISBN)
Simipath Inc. versorgte die Reichen, Mächtigen und Kriminellen der Galaxis mit den Dienstleistungen von Gestaltwandlern. Doch nun werden diese sogenannten Simipathen einer nach dem anderen entführt - und viele ehemalige Auftraggeber werden nervös: CEO Minarel Tarkin und ihre Mitarbeiter kennen zu viele Geheimnisse.
Der Notfallplan: Minarel muss mehr über die Herkunft der Simipathen erfahren, um herauszufinden, woher die Angriffe kommen. Gejagt durch die gesamte Galaxis, sucht sie fieberhaft nach Informationen. Doch die muss sie teuer bezahlen. Und auch die Gegenspieler von Simipath Inc. machen sich auf den Weg, um ihren Plan zu vollenden.
'Letzte Option' ist der zweite Band von Operation Simipath - die neue Science-Fiction-Trilogie von Dirk van den Boom.
Band 1: Verborgene Jagd
Band 3: Geheimes Manöver
eBooks von beTHRILLED - spannungsgeladene Unterhaltung.
<p>Dirk van den Boom (geboren 1966) hat bereits über 100 Romane im Bereich der Science-Fiction und Fantasy veröffentlicht. 2017 erhielt er den Deutschen Science Fiction Preis für seinen Roman "Prinzipat". Zu seinen wichtigen Werken gehören der "Kaiserkrieger-Zyklus" (Alternative History) und die Serie "Sternkreuzer Proxima" (Military SF). Dirk van den Boom ist darüber hinaus Berater für Entwicklungszusammenarbeit, Migrationspolitik und Sozialpolitik sowie Professor für Politikwissenschaft. Er lebt mit seiner Familie in Saarbrücken.</p>
Kapitel 2
»Sir, dann doch diese hier.«
Die junge Frau in der absolut perfekt sitzenden Uniform einer Mitarbeiterin der Autorität legte ihm das Pad mit den Dokumenten vor. Es war ein altmodisches Ritual, das sich der Vorsitzende der Tor-Autorität gönnte. Es erinnerte an bessere Zeiten, damals, als Männer wie er noch Flotten kommandiert hatten und nicht im steten Sumpf entnervender Bürokratie zu versinken drohten. Er machte seine Kürzel und ID-Abdrücke, registrierte dabei immer die Aktenzeichen, die sich sofort in seinem Kopf mit den richtigen Vorgängen verbanden.
Sein Gedächtnis war hervorragend. Er benutzte es mit großer Intensität, trainierte es ständig darauf, zu bemerken, wenn Admiral a. D. Gregor Hattka in Gefahr geriet, etwas zu unterschreiben, was er sich besser noch einmal genau durchlas. Es geschah nicht häufig, sein Stab machte seine Arbeit gut, und auch diesmal gab es kein Warnzeichen, das ihn hätte zögern lassen, und so nickte er der Bediensteten zum Abschied noch einmal zu.
Dass er sich gerne mit jungen, gut aussehenden Offizierinnen umgab, hing gleichermaßen mit seinem Uniformfetisch wie seiner Wehmut zusammen, und es hatte natürlich damit zu tun, dass er dabei ein subtiles Gefühl von Macht empfand. Das war es, was Gregor Hattka motivierte, daran gab es keinerlei Zweifel – und er war der Letzte, der das nicht sofort zugeben würde, zumindest vor jenen, die ihm daraus keinen Strick drehen wollten.
Das waren nicht viele. So musste es wohl sein, wenn man diese Machtfülle innehatte.
Dann saß er alleine in seinem großen Büro, ganz oben auf der Spitze von Status Eins, dem Hauptquartier der Tor-Autorität, dem größten, jemals von Menschenhand gebauten Objekt, einer Raumstation, die einfach alles in den Schatten stellte – zumindest seitdem die Flotte das Archäum über Athir hatte abstürzen lassen.
Der Mann dachte oft an diesen Moment des Triumphs zurück, es war der Zeitpunkt gewesen, an dem Gregor Hattka das höchste Ansehen genossen hatte. Seinen Zenit erreicht hatte, dadurch, dass er das mobile Hauptquartier des Feindes zerbombt hatte. Die Tatsache, dass er jetzt als Herr der Autorität über ungleich mehr Macht verfügte als der Admiral damals, wurde durch die ermüdende Routine eines Superverwaltungschefs überdeckt, der keinen Ruhm mehr anzuhäufen in der Lage war. Stattdessen würde er heute mit der Regierung von Elan darüber verhandeln, ob und wie die staatliche Handelsflotte eine höhere Quote an Tortransfers bekommen könnte, und wenn ja, zu welchem Preis. Kein Ruhm, kein Triumph, sondern am Ende wohl das, was immer dabei herauskam: ein Kompromiss.
Gott, wie er Kompromisse hasste. Hattka verzog schon bei dem Gedanken angewidert den Mund. Kompromisse waren für Schwächlinge, für Politiker und Bürokraten. Er hasste sie so sehr, weil er selber über die Jahre zu einem solchen Schreibtischtäter geworden war. Und er würde sie so lange hassen, bis er mit beiden Beinen in sein Grab stieg. Dennoch, ganz würde er dem Ruhm nicht abschwören müssen, das war ihm ein Trost.
Später. Das dauerte noch. Er war bester Gesundheit, und es gab alle Voraussetzungen, dass dieser Zustand auch noch sehr lange anhielt. Für den Direktor der Tor-Autorität war nichts zu teuer oder unerreichbar. Gregor Hattka war der Spross einer sehr reichen Familie, und obgleich er seine Karriere allein auf seine persönlichen Fähigkeiten zurückführte, war ihm schon klar, dass er dereinst mit einem silbernen Löffel im Mund geboren worden war – und er schämte sich nicht, diese Vorteile auch weiterhin auszunutzen.
Ein sanfter Gongton ertönte, und das Gesicht seines persönlichen Sekretärs erschien über seinem Schreibtisch. »Sir, Direktorin Davani ist angekommen.«
»Bitten Sie sie herein. Und dann keine Störung mehr, außer bei interstellaren Katastrophen.«
Der Sekretär lächelte pflichtschuldig. Hattka machte immer den gleichen lahmen Witz. Er wog damit alle in Sicherheit, sodass sie aus dem Gleichgewicht gerieten, wenn er die eingetretenen Pfade verließ. Alles Taktik.
»Natürlich.«
Das Gesicht verschwand, die Tür öffnete sich, und Dima Davani trat ein. Die schmale Frau mit dem bemerkenswert jugendlichen Aussehen, Produkt regelmäßiger kosmetischer Eingriffe und einiger ganz ausgezeichneter Hautcremes, war die Direktorin des Amts für Achtsamkeit und damit die zweitmächtigste Person der Tor-Autorität. Manche sagten, sie sei die mächtigste. Hattka wusste es besser.
Und die zahllosen Spione seiner persönlichen Abteilung, die Davani ständig im Blick hatten, berichteten nichts, was irgendwelche anderen Ambitionen auf ihrer Seite vermuten ließ. Sie war loyal, und da es über ihr nur noch Hattka und die Götter gab, war das wahrscheinlich selbst mit einem großen Ego noch gut zu vereinbaren. Abgesehen davon tat sie ihre Arbeit im Regelfalle zur Zufriedenheit ihres Chefs, auch wenn sich jetzt noch zeigen musste, wie sie mit der aktuellen Krise umging.
Es war ein Tanz. Hattka musste vorsichtig sein. Davani war zu schlau, um alles vor ihr zu verbergen, zumindest auf Dauer, zumindest wenn die Krise dem Höhepunkt zustrebte.
»Gregor«, sagte Davani und nickte ihm zur Begrüßung zu. »Hast du von dieser Sache auf Sancto gehört? Ich bin mir nicht sicher, ob wir das übersehen dürfen.« Sie kam gleich zur Sache, wenngleich nicht zu jener, die Hattka im Sinn hatte.
»Sancto wird von einer Clique völlig durchgeknallter Irrer regiert«, erwiderte er abfällig und zeigte auf den Sessel vor seinem Schreibtisch.
»Das gilt für viele Welten des Status.« Davani setzte sich mit einer eleganten Bewegung, die große Körperkontrolle bezeugte. Hattka selbst hatte sich angewöhnt, seine wahre Fitness hinter zunehmend schwerfälligen Bewegungen zu verbergen, hin und wieder leise über sein fortschreitendes Alter stöhnend. Noch eine Marotte, um jene, die ihn im Blick hatten, etwas einzulullen. Tatsächlich stand er natürlich in vollem Saft.
»Sancto ist ein spezieller Fall«, meinte die Direktorin des Amts und schlug die Beine übereinander. »Diese Irren haben Geld und eine noch nicht abgerüstete Flottengarnison, die sie sich leisten können. Ich denke nicht, dass wir über diese Tatsachen einfach so hinwegsehen können. Die Gefahr ist, dass sie in ihrem religiösen Wahn in der Lage wären, außerhalb ihres Systems zu operieren. Dann betrifft es uns als Tor-Autorität möglicherweise sehr unmittelbar.«
»Uns sind die Hände gebunden«, sagte Hattka.
Davani lächelte und schüttelte den Kopf. »Gregor, uns sind niemals die Hände gebunden. Und wer sagt, dass wir Hände brauchen? Einen Tritt in die Weichteile kann man auch mit dem rechten Fuß durchziehen, und er wirkt nicht weniger gut.«
Davani konnte sehr distinguiert auftreten, sie war eine Frau von exquisiten Manieren und höchster Bildung. In ihren Gesprächen mit Hattka aber zeigte sie manchmal ihre direktere Seite, eine Angewohnheit, die ihr Vorgesetzter sehr an ihr schätzte. So kamen sie gemeinhin schneller zum Punkt.
»Wie ist die Lage?«, fragte er.
»Sie haben den offiziellen Vertreter der Autorität verhaften lassen. Er wurde auf offener Straße aufgegriffen, verschleppt, verprügelt und dann über irgendeiner Gasse aus einem Gleiter geworfen«, zählte Davani auf.
Es bestand stille Übereinkunft zwischen ihnen beiden, dass das individuelle Schicksal des Betroffenen, obschon bedauerlich, letztlich aber irrelevant war. Es ging hier jedoch ums Prinzip, und da musste Hattka zuhören, denn er repräsentierte dieses letztendlich.
»Er liegt im Krankenhaus. Sie waren sehr sorgfältig. Er war nie in Lebensgefahr, aber es hat wehgetan, und man sieht es ihm an. Er beklagt sich laut. Es hat sich schnell herumgesprochen.«
Hattka verstand. Der Esprit de Corps war gefährdet. Das konnte man natürlich nicht zulassen.
»Wir geben ihm einen Orden.«
»Verdienstmedaille 1. Klasse, schon unterwegs. Und nach Genesung vier Wochen Urlaub. Er wird dann auch versetzt, auf Sancto kann er nicht bleiben. Er ist aber nicht das Problem.«
»Ja, ich weiß.« Hattka seufzte. »Ich überlasse das dem Amt und deinen fähigen Händen. Es gibt doch bestimmt einen Rädelsführer.«
»Die Immune Kollektivität von Sancto rühmt sich, dass alle ihre Mitglieder gleich seien und alle Entscheidungen im Konsens gefällt werden.«
Hattka sah Davani eindringlich an, ohne ein Wort zu sagen. Sie lächelte.
»Ihr Name ist Adia Orkar, sie ist unter all den Gleichen zweifelsohne die Gleicheste. Darf ich alle Mittel einsetzen? Es könnte notwendig sein, sie ganz aus dem Spiel zu nehmen und möglichst durch jemanden zu ersetzen, der … leichter formbar ist.«
»Du hast in dieser Sache freie Hand, wenn du nur diskret genug vorgehst.«
»Selbstverständlich.«
»Nun, sie wird nicht mehr zu ›Allgemeine Dienstleistungen‹ rennen können, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen«, bemerkte Hattka. Davani verzog das Gesicht. Damit war der Themenwechsel eingeleitet und jetzt ging es um das, was den obersten Chef aller Sternentore wirklich interessierte.
»Wie ist der Sachstand? Wir haben Dakker völlig ausradiert?«
»Für die Öffentlichkeit? Ja. Seine Frau hat unser Angebot angenommen, und seine Mitarbeiter sind auch unsere Mitarbeiter. Freunde hatte er keine, was in seiner Position auch wenig verwunderlich war.« Davani sprach den letzten Satz mit einer ganz leisen Wehmut in der Stimme aus. Sie fiel ja ebenfalls unter diese Kategorie. Ihre Stellung hatte viele Vorteile: echte Macht, viel Respekt, ein großes Spielfeld, auf dem sie...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2023 |
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Reihe/Serie | Die Gestaltwandler-Verschwörung |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
Schlagworte | action • Agent • Aliens • Außerirdische • Doppelgänger • Fortsetzung • Geheim • Gestaltwandler • Imperium • Krieg • Reihe • Science-fiction • Science Fiction Romane • SciFi • SF • Space Opera • Trilogie • Verschwörung • Weltraumoper |
ISBN-10 | 3-7517-2420-6 / 3751724206 |
ISBN-13 | 978-3-7517-2420-3 / 9783751724203 |
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Größe: 3,4 MB
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