Soraya Popp ermittelt: Die zweite Chance (eBook)

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
324 Seiten
Hybrid Verlag
978-3-96741-159-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Soraya Popp ermittelt: Die zweite Chance -  Elke Schwab
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Was geschieht, wenn Soraya Popp, Schwalbe auf den Bordsteinen der Reeperbahn, aus ihrem stöhnenden Dasein gerissen wird? Wenn sie sich zwar noch an den attraktiven Kriminalhauptkommissar Horatio Feld erinnern kann, nicht aber an die letzten Stunden ihres irdischen Gastspiels? Sie entsteigt der toten Hülle und ihr Geist folgt KHK Feld, der mit der Aufklärung von Tötungsdelikten an leichten Mädchen befasst ist, auf Mörderjagd. Skurril-humorig begleitet Elke Schwab die beiden über den Kiez.

Nach vierzehnjährigem Aufenthalt in Frankreich hat sich die mehrfach ausgezeichnete Autorin wieder im Saarland niedergelassen. Schon als Kind schrieb sie gerne - meist Abenteuergeschichten. Später entschied sie sich für Kriminalromane. 2000 brachte sie ihr erstes Buch auf den Markt. Seitdem sind vierundzwanzig Krimis und neun Kurzgeschichten - inklusive einer Krimianthologie - aus ihrer Feder veröffentlicht worden. Ihre Krimis sind normalerweise Polizeiromane in bester 'Whodunit'-Tradition.

Nach vierzehnjährigem Aufenthalt in Frankreich hat sich die mehrfach ausgezeichnete Autorin wieder im Saarland niedergelassen. Schon als Kind schrieb sie gerne – meist Abenteuergeschichten. Später entschied sie sich für Kriminalromane. 2000 brachte sie ihr erstes Buch auf den Markt. Seitdem sind vierundzwanzig Krimis und neun Kurzgeschichten - inklusive einer Krimianthologie – aus ihrer Feder veröffentlicht worden. Ihre Krimis sind normalerweise Polizeiromane in bester „Whodunit“-Tradition.

2.

 

Ich fühlte mich berauscht von meinem Erfolg.

Die Erinnerung daran, wie knapp es wurde, ließ mein Adrenalin noch nachträglich in ungeahnte Höhen schnellen. Ich saß im Fond eines schwarzen Geländewagens mit getönten Scheiben. Der Fahrer stellte sich als Tim Nolan, der Beifahrer als Burt Brandon vor. Diese beiden Jungs hatten mich vor meinem Fick gefilzt. Inzwischen gaben sie sich bedeutend netter. Fast so, als wollten sie auch etwas vom Kuchen. Die Rechnung machten sie allerdings ohne mich. Ich wollte nur noch nach Hause.

Mit diesem Date hatte ich den Deal meines Lebens gemacht. Zusätzlich war ich meine Wettschulden bei Dominic los. Ich könnte jubeln, beherrschte mich aber. Dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

Ob er mein Selfie schon gesehen hatte? Am liebsten würde ich mein Handy herauskramen und mir das Foto genau anschauen. Trotz der Hektik und Panik, nicht aufzufallen, war es gestochen scharf, mein Gesicht deutlich zu erkennen … und seins auch!

Schon wieder schlich sich ein Grinsen auf meine Lippen.

Ich öffnete meine Tasche, wagte aber nicht, nach meinem Handy zu schauen. Stattdessen kramte ich die bequemen Schuhe raus. Die heißen Extrem-High-Heels streifte ich ab, warf sie in die Tasche und zog die Turnschuhe über. Meine Füße dankten es mir.

Der Blick durch die getönten Scheiben verriet, dass wir gerade die Kennedy-Brücke überquerten. Dahinter passierten wir Hochhäuser, die in ihrer Trostlosigkeit an meine eigene Behausung erinnerten. Weiter führte der Weg an Messehallen vorbei, bevor wir St. Pauli erreichten. Dort bogen sie in die falsche Straße ein. Gerade wollte ich darauf aufmerksam machen, beugte mich bereits nach vorn, als mir zum Glück rechtzeitig wieder einfiel, dass mein Zuhause vorübergehend ganz woanders lag.

Meine Erleichterung sollte allerdings nicht lange andauern. In der Reihe vor mir ertönte ein Piepsen, das sich wie eine Handy-Nachricht anhörte. Dann noch eins. Noch eins. Und noch eins. Es hörte gar nicht mehr auf.

Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare aufstellten. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Mein inneres Warnsystem schaltete sich sofort ein.

Auch mein Handy meldete sich. Mit zitternden Händen fischte ich es aus der Handtasche. Was ich zu sehen bekam, ließ mich keine weitere Sekunde zögern.

Ich riss die Wagentür auf. Fast gleichzeitig bremste der Fahrer ab. Doch ich war schneller. Ich sprang heraus und rannte los. Wie gut, dass ich gerade meine flachen Sportschuhe angezogen hatte. Im Augenwinkel sah ich einen der beiden Bodyguards aus dem noch rollenden SUV springen. Viel Zeit zum Überlegen blieb mir nicht. Ich musste weg. Einen Vorteil hatte ich: Ich kannte jeden Winkel, denn ich befand mich kurz vor den Tanzenden Türmen, wo alles angefangen hatte. Jetzt hastete ich so schnell ich konnte daran vorbei — gejagt von den Leibwächtern des amerikanischen Präsidenten.

Die U-Bahn-Station Millerntorplatz kam gerade richtig. Ich flitzte die Treppe hinunter. Wo konnte ich mich hier verstecken? Ein Blick nach hinten und ich stellte fest, dass die beiden Männer verschwunden waren. Das konnte mich aber auf keinen Fall beruhigen. Die Gefahr bestand nach wie vor.

Die U-Bahn fuhr ein. Ich sprang hinein, wusste mir keinen anderen Rat. Die Blicke der anderen Fahrgäste verrieten, dass mein Outfit Fragen aufwarf. Zum heißen Paillettenkleid bequeme Turnschuhe. Das sah bestimmt komisch aus. Aber da musste ich jetzt durch.

Ich verließ meinen Platz direkt an der Tür, schlängelte mich zwischen den Sitzen hindurch zur nächsten. Instinktiv schaute ich zurück. Mein Blick ging zwischen den Menschen hindurch, die sich an den Haltegriffen festhielten.

Dann sah ich sie. Mir blieb die Luft weg vor Schreck. Gerade, als die Bahn zur Weiterfahrt ansetzte und die Türen zischend zugezogen wurden, huschten Tim Nolan und Burt Brandon hindurch und landeten in meinem Abteil.

Mein Blick fiel auf die Tür direkt vor mir. Sie war noch nicht ganz verschlossen. Fast zeitgleich quetschte ich mich durch und schlug hart auf dem Boden auf. Doch mein Einsatz hatte sich gelohnt. Die Bahn fuhr los — mit den beiden Leibwächtern.

Zufrieden rappelte ich mich auf und ging zur Treppe nach oben. Ich sah noch, wie sie mir mit wütenden Gesichtern hinterher schauten. Ich konnte nicht widerstehen: Ich musste ihnen den Stinkefinger zeigen.

 

*

 

Ich trat auf die erste Stufe. Ein ohrenbetäubendes Quietschen ertönte. Erschrocken sank ich die Stufe wieder zurück, wollte sehen, was da los war. Teufel nochmal! Grelle Funken zuckten über die Gleise. Ich war total geblendet. Trotzdem begriff ich sofort, dass die U-Bahn stoppte.

Die Notbremse!

Jetzt wurde es brenzlig für mich. Ich musste zusehen, dass ich schleunigst wegkam.

Hinter mir hörte ich, wie sich die Türen der U-Bahn zischend öffneten. Aufgebrachte Stimmen begleiteten das kreischende Geräusch. Zum Glück war ich bereits oben und rannte so schnell ich konnte in Richtung meiner eigenen Wohnung. In dem Loch würde mich niemand suchen. Ich sauste quer über die Reeperbahn an den Tanzenden Türmen vorbei in den Zirkusweg.

Ein Blick nach hinten: Scheiße! Die beiden hatten genau gesehen, in welche Straße ich eingebogen war. Ich japste so laut, dass ich selbst davor erschrak. Vor meinen Augen lag eine kerzengerade Straße! Nicht gerade gut für mich. An der Einmündung einer kleinen Seitenstraße gab es einen Spalt zwischen zwei Häusern, der durch Sträucher kaum einsehbar war. Dort kroch ich hinein und nahm dabei in Kauf, von Stechmücken und Zecken gefressen zu werden.

Die beiden Männer rannten vorbei.

Ich atmete auf.

Meinen Plan, nach Hause zu laufen, konnte ich über den Haufen schmeißen. Den Weg würde ich niemals schaffen, ohne von den Gorillas eingefangen zu werden. Ich kroch aus meinem Versteck, ging ein Stück zurück und bog in die Kastanienallee ein. Von dort gelangte ich zu der Baustelle, auf der ich Giuliana gefunden hatte. Auch hier gab es kein Versteck.

Der Container war inzwischen mit Polizeiband abgesperrt.

Ich sah zu, dass ich weiterkam. Wer wusste schon, wie lange es dauern würde, bis die beiden bemerkten, dass sie mir auf den Leim gegangen waren. Ich lief weiter. In meinem Kopf spukte immer noch der Gedanke, mich in meiner Wohnung zu verkriechen. Also bog ich links ab. Doch das stellte sich als Fehler heraus. Tim Nolan und Burt Brandon kamen mir entgegen. In einem Wahnsinnstempo. Der Abstand zwischen uns verringerte sich rasant. In meiner Not beschleunigte ich, obwohl meine Luft nicht mehr reichte. Kondition war noch nie meine Stärke. Wie sollte ich den beiden entkommen?

Da sah ich meine Rettung: Die Herbertstraße! Ja klar — mein alter Arbeitsplatz. Noch viel besser als meine Wohnung.

»Willkommen auf der Herbertstraße« stand auf der Absperrung  für Frauen eine absolute Verbotszone. Die Wand war neu. Auch das Plakat. Genauer hinschauen ging nicht, schon war ich durch einen der beiden Seitenschlitze gehuscht. Lautstarker Protest meiner ehemaligen Kolleginnen schlug mir entgegen, bis sie mich erkannten.

»Hey Puppe! Hast du was verbockt?«

»Ja. Werde verfolgt«, hechelte ich.

»Brauchst du Hilfe?«

»Ja!«

Ich steuerte die Schlüpfrige Szene an, riss die Tür auf und stieß mit meinem einstigen Chef Hans Waller zusammen. Von allen wurde er Wallung genannt, weil bei seinem Anblick jedermanns Blutdruck in Wallung geriet. Doch jetzt sank meiner sogar. Ich fiel ihm in die Arme und ließ ihn für einige Sekunden nicht mehr los.

»So eilig, wieder zu mir zurückzukommen, Zuckerschnute?«

Ich antwortete nicht darauf, sondern schaute mich um. Es hatte sich nichts verändert. Immer noch die Theke aus dunklem Holz, die rotlackierte Decke, die alles in schummriges Licht tauchte und davor die schwarzen Lederhocker. Die Fenster zur Straße wurden von zwei gelangweilten Mädels besetzt. Wohl nicht das ganz große Geschäft. Die beiden sahen sehr jung aus. Ich kannte sie nicht. Niemand saß an der Theke. Alles menschenleer.

Ich lief in Richtung Treppenhaus. Mir fiel Wallungs Spähplatz in der obersten Etage ein. Von dort aus konnte er jeden sehen und alles kontrollieren, was sich auf der Herbertstraße abspielte. Genau dort wollte ich hin.

Hinter mir hörte ich ihn rufen: »Hallo Fräulein! So geht das nicht!«

Doch ich hörte nicht zu, ging einfach weiter. Oben angekommen landete ich in einem schmalen, verwinkelten Flur mit etlichen, gleichen Türen. Sofort verlor ich die Orientierung, versuchte die erstbeste zu öffnen, doch sie war verschlossen. An der nächsten hatte ich auch kein Glück. Dafür an Tür Nummer drei. Sie führte mich in einen kleinen verqualmten Raum mit Fenster zur Straße.

Bingo!

Die Sicht war super. Ich konnte die ganze Herbertstraße sehen. Was Besseres gab es nicht. Ich ließ mich am Fenster nieder, zog die bequemen Treter aus und schlüpfte in meine Jimmy Choo. So fühlte ich mich einfach perfekter.

Hinter mir hörte ich Wallungs unregelmäßige Schritte, die von seinem Holzbein verursacht wurden. Er hatte bei einem Afghanistan-Einsatz auf einer Tretmiene gestanden und zack bumm — sein rechtes Bein war weg und die komplette rechte Seite stark vernarbt — bis ins Gesicht, wodurch er besonders böse aussah. Das rechte Auge war permanent weit aufgerissen. So schüchterte er die Mädels ein und brachte jeden Kreislauf auf Hochtouren. Aber eigentlich war er ein guter Kerl.

»He, was soll das? Hier hat keiner von euch was verloren.«

»Ich gehöre nicht mehr zu deinem...

Erscheint lt. Verlag 12.8.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bordsteinschwalbe • Cosy Crime • Delikt • historisch • Humor • Kiez • Kommissar • Krimi • Mord • Reeperbahn • skurril • Spannung • Thriller • Whodunnit
ISBN-10 3-96741-159-1 / 3967411591
ISBN-13 978-3-96741-159-1 / 9783967411591
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