War and Queens - Liebe kennt keine Grenzen (eBook)

Spiegel-Bestseller
Roman
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
880 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-29480-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

War and Queens - Liebe kennt keine Grenzen -  Jennifer L. Armentrout
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Nachdem die Blutkönigin Casteel in ihre Gewalt gebracht hat, erklärt Poppy ihr den Krieg. Sie ist fest entschlossen, ihre große Liebe zu retten und die Aufgestiegenen daran zu hindern, Atlantia und Solis einzunehmen. Doch der Kampf gegen die Aufgestiegenen ist erst der Beginn: In den Schatten sind uralte Mächte erwacht, die die Schrecken längst vergangener Zeiten mit sich bringen. Nun ist die Stunde gekommen, in der Poppy ihr Schicksal annehmen und die Prophezeiung erfüllen muss ...

Jennifer L. Armentrout ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Immer wieder stürmt sie mit ihren Romanen - fantastische, realistische und romantische Geschichten für Erwachsene und Jugendliche - die Bestsellerlisten. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. In Deutschland hat sie sich mit ihrer »Obsidian«-Reihe und der »Wicked«- Saga eine riesige Fangemeinde erobert. Mit ihrer »Blood and Ash«-Reihe ist sie regelmäßig auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste zu finden. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.

2


Poppy


ICH BETRACHTETE DEN SILBRIG weißen Wolf, der vor mir durch das Labyrinth aus Kiefern schlich, das sich vor der Stadtmauer von Massene ausbreitete.

Arden hielt sich in dem dichten Unterholz, das den Waldboden bedeckte, und bewegte sich beinahe lautlos am Rand des bewaldeten Sumpfgebietes entlang, das an die Städte Massene und Eichenhain grenzte und bis an die Küste von Solis reichte.

Nach Verwesung stinkende Insekten bevölkerten den Wald und stürzten sich mit dem Wahn der Hungernden auf jedes noch so kleine Stück nackte Haut. Wenn man genau genug hinsah, entdeckte man Kreaturen, die über den moosigen Untergrund glitten, und in den Bäumen hingen primitive, aus Stöcken und Knochen gebundene Schlingen, die an das königliche Wappen der Blutkrone erinnerten, bloß dass sie von einer diagonalen Linie durchstoßen wurden.

Hier, am Rande von Massene, begann das Territorium des Clans der Toten Knochen.

Wir hatten bis jetzt noch nichts von der mysteriösen Gruppe gesehen, die früher in dem Gebiet des heutigen Blutwaldes gelebt hatte und sich von dem Fleisch sämtlicher Lebewesen dieser Welt ernährte – einschließlich Sterblicher und Wölfischer –, aber das hieß nicht, dass sie nicht da waren. Seit wir den Kiefernwald betreten hatten, hatte ich das Gefühl, als verfolgten Hunderte Augen jeden unserer Schritte.

Es gab also genügend Gründe, warum ich diesen Wald nicht leiden konnte. Auch wenn ich nicht wusste, ob die Kannibalen oder die Schlangen den letzten Ausschlag gaben.

Aber wenn wir Eichenhain – die größte Hafenstadt im Osten – einnehmen wollten, mussten wir zuerst Massene besetzen. Und zwar ausschließlich mithilfe der Wölfe und einer kleinen Truppe Soldaten – der Vorhut der Streitkräfte, die von seinem Vater, dem ehemaligen König von Atlantia, Valyn Da’Neer, angeführt wurden. Bis auf einen Draken waren alle mit Valyns Männern unterwegs, aber ich hatte sie ohnehin nicht geweckt und zu uns gerufen, um Städte und ihre Bewohner niederzubrennen.

General Aylard, der die Truppe anführte, war erbost gewesen, als er davon erfahren hatte und wir ihm unsere Pläne für Massene dargelegt hatten. Aber ich war die Königin, und zwei Dinge waren jetzt wichtiger als alles andere:

Wir würden unseren König befreien.

Und wir würden den Krieg nicht auf dieselbe Art führen wie in der Vergangenheit.

Wir würden nicht wahllos töten und Städte in Massengräber verwandeln. Das wollte er nicht. Und ich wollte es ebenso wenig.

Massene war größer als Neuanfurt und Weißenbruck, aber kleiner als Eichenhain und nicht so gut bewacht. Was nicht bedeutete, dass sie wehrlos waren.

Wir konnten nicht länger auf Valyn und die anderen Generäle mit ihren Männern warten. Die Aufgestiegenen hinter der Mauer hatten damit begonnen, Sterbliche in den Wald zu treiben, sich an ihnen zu nähren und sie zurückzulassen, damit sie sich in Hungernde verwandelten. Die Angriffe der Hungernden wurden immer häufiger, und jede Gruppe war größer als die vorangegangene. Schlimmer war nur, dass die Stadt – laut unseren Kundschaftern – tagsüber beinahe ausgestorben wirkte, während in der Nacht Schreie durch die Straßen hallten.

Am Vortag hatten sie schließlich drei Wölfe getötet, die an der Grenze zu Pompaji patrouilliert hatten, und uns lediglich ihre gepfählten Köpfe hinterlassen. Ich kannte ihre Namen – und würde sie nie vergessen.

Roald. Krieg. Kyley.

Ich konnte nicht mehr warten.

Dreiundzwanzig Tage waren vergangen, seit er sich dem Ungeheuer ausgeliefert hatte, in dessen Händen er sich fühlte wie ein Ding. Seit ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Seit ich gesehen hatte, wie seine goldenen Augen zu leuchten begannen und sich zuerst das Grübchen in seiner rechten und anschließend in seiner linken Wange zeigte. Seit ich seine Haut auf meiner gespürt und seine Stimme gehört hatte.

Dreiundzwanzig Tage.

Die Rüstungsplatten drückten sich an meine Brust und die Schultern, als ich mich in Settis Sattel nach vorne beugte. Ich hielt die Zügel des Streitrosses fest umklammert, wie er es mir gezeigt hatte. Dann öffnete ich meine Sinne und verband mich mit Arden.

Ich schmeckte Kummer. Und Wut.

»Was ist los?«, fragte der Atlantianer Naill, der links neben mir ritt.

»Ich bin mir nicht sicher.« Ich warf einen Blick nach rechts. Schatten zogen über das hellbraune Gesicht von Kieran Contou, dem königlichen Berater. »Aber er ist beunruhigt.«

Arden hielt inne, als wir näher kamen, und richtete seine leuchtend blauen Augen auf mich. Er winselte leise, und das Geräusch brach mir beinahe das Herz, doch ich entschied, mich nicht über das urtümliche Notam mit ihm zu unterhalten. Der Wolf fühlte sich mit dieser Art der Kommunikation noch nicht wohl. »Was ist passiert?«

Er deutete mit seinem großen, silbrig weißen Kopf in Richtung Mauer, dann wandte er sich ab und setzte seinen rastlosen Patrouillengang fort.

Kieran hob die geballte Faust, und die Nachkommenden hielten an, während er und Naill durch die dichten Kiefern voranritten. Ich wartete ebenfalls und griff nach dem Beutel, den ich an der Hüfte trug. Das kleine Holzpferd, das Malik ihm zu seinem sechsten Geburtstag geschenkt hatte, drückte gegen das goldene Band der Ehe auf meiner Handfläche.

Malik.

Der ursprüngliche Erbe der Krone Atlantias. Er wurde gefangen genommen, während er seinen Bruder befreien wollte. Und beide waren von der Wölfischen verraten worden, die er einst geliebt hatte.

Die Traurigkeit, wenn ich daran dachte, was Shea getan hatte, wurde nun von Kummer und Zorn darüber überschattet, dass Malik nicht besser war als sie. Ich versuchte, die Wut nicht aufkeimen zu lassen. Malik befand sich seit einem Jahrhundert in Gefangenschaft. Nur die Götter wussten, was sie ihm angetan hatten und was er tun musste, um zu überleben. Es war zwar keine Entschuldigung für seinen Verrat und machte ihn nicht weniger schmerzhaft, aber er war genauso ein Opfer.

Ich bitte dich, ihm einen möglichst schnellen und schmerzlosen Tod zu bereiten.

Die Bitte, die Valyn Da’Neer an mich gerichtet hatte, bevor ich Atlantia verlassen hatte, lastete schwer auf mir. Aber ich würde diese Last tragen. Kein Vater sollte gezwungen sein, seinen eigenen Sohn zu töten. Ich hoffte, dass es nie dazu kommen würde, aber realistisch betrachtet würde es das wohl.

Kieran hielt inne, und seine Gefühle glichen einer plötzlichen Welle, die mich mit voller Kraft überrollte. Ich spürte Entsetzen.

Mein Magen zog sich zusammen. »Was ist da vorne?«, fragte ich und sah, dass Arden erneut angehalten hatte.

»Bei den Göttern!«, stammelte Naill und zuckte zurück. Seine tiefbraune Haut wirkte mit einem Mal grau. Sein Entsetzen war so überwältigend, dass es wie spitze Klauen durch meine Rüstung drang.

Die beiden antworteten nicht, und meine Angst wuchs und nahm mich in Besitz. Ich trieb Setti an und ritt zu der Stelle, an der Kieran und Naill angehalten hatten. Durch die Kiefern hindurch fiel mein Blick auf das Stadttor.

Zu Beginn verstand ich nicht, was ich da sah. Kreuzähnliche Gebilde hingen von oben herab.

Es waren Dutzende.

Mein Atem stockte, und der Äther summte in meiner Brust, die sich immer weiter zusammenzog. Bittere Galle stieg meine Kehle hoch. Ich fuhr zurück, doch ehe ich das Gleichgewicht verlieren und aus dem Sattel stürzen konnte, streckte Naill den Arm aus und packte meine Schulter.

Die Gebilde waren Leichen.

Nackte Männer und Frauen, die an den Handgelenken und Füßen an das eiserne Tor und den Kalkstein darüber genagelt worden waren. Ihre Körper zur Schau gestellt, während ihre Gesichter …

In meinem Kopf drehte sich alles. Ihre Gesichter waren von denselben Schleiern bedeckt, die ich so lange tragen musste. Die zarten Goldkettchen glänzten matt im Mondlicht.

Peitschende Wut vertrieb die Fassungslosigkeit, und Settis Zügel rutschten mir aus den Fingern. Der Äther – die primare Essenz der Götter, die alle Blutlinien gemein hatten – pulsierte in meiner Brust. Die Macht in mir war stärker, weil sie von Nyktos, dem König der Götter, stammte. Sie verband sich mit der lodernden Wut, während ich die Leichen anstarrte und dabei viel zu flach und viel zu schnell atmete. Ein metallischer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, und mein Blick wanderte von dem Schrecken am Eingangstor zu den Spitzen der weiter entfernten gewundenen Türme, die elfenbeinfarben in den heller werdenden Himmel ragten.

Die Kiefern über mir begannen zu beben, und ihre Nadeln regneten auf uns herab. Die Wut und das Entsetzen darüber, was ich vor mir sah, wurden größer und größer, bis der Rand meines Blickfeldes silbern zu leuchten begann.

Mein Blick glitt über die Männer, die auf der Mauer ihren Dienst versahen, während ihre sterblichen Mitbürger unter ihnen so grausam zur Schau gestellt wurden. Ein schattenhafter, rauchiger und ein wenig süßer Geschmack füllte meinen Mund und schnürte mir die Kehle zu. Er kam von einem Ort tief in meinem Inneren, wo sich in den letzten dreiundzwanzig Tagen eine schmerzende, eiskalte Leere ausgebreitet hatte.

Es schmeckte nach Vergeltung.

Nach Zorn.

Nach Tod.

Ich schmeckte den Tod, während ich die Wächter auf der Mauer beobachtete, wie sie nur wenige Meter von den Leichen entfernt innehielten, sich unterhielten und lachten. Meine...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2023
Reihe/Serie Liebe kennt keine Grenzen
Liebe kennt keine Grenzen-Reihe
Liebe kennt keine Grenzen-Reihe
Übersetzer Sonja Rebernik-Heidegger
Sprache deutsch
Original-Titel The War of the two Queens
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2023 • Bestseller • Bestsellerliste • eBooks • Fantastische Welten • Fantasy • Fantasy-Abenteuer • High Fantasy • Liebe & Erotik • Magie • Neuerscheinung • New-York-Times-Bestsellerautorin • Prophezeiung • Romantasy • Romantsy • spiegel bestseller • Spiegelbestseller • SPIEGEL-Bestseller • Spiegel-Bestsellerautorin • Vampire
ISBN-10 3-641-29480-0 / 3641294800
ISBN-13 978-3-641-29480-9 / 9783641294809
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