Ein Anruf mit Folgen (eBook)
EDITION digital (Verlag)
978-3-96521-716-4 (ISBN)
Der Anruf kam um zehn Uhr dreißig. Robert Berger wusste das später so genau, weil er kurz vor dem Läuten auf die Uhr geschaut hatte. Eine Seite hatte er geschrieben, lag also gut in der Zeit.
Es ist ein modernes Telefon, dessen Läuten ihn immer noch erschrecken lässt. Eine gewisse Überraschung ist ihm auch anzumerken, als er den Hörer für das erste Gespräch dieses Mittwochs abnimmt und sich meldet, ohne seinen Namen zu nennen:
„Spreche ich mit Herrn Berger?“, fragte eine Männerstimme.
Berger bejahte. Die Stimme klang gelangweilt oder müde.
„Hier ist die Direktion 3, Mitte. Kriminalpolizei, Kommissar Hinrich. Herr Berger, kennen Sie einen Jens Krause, oder auch Till Spiegel?“
„Ja“, sagte Berger, „ich kenne ihn, und mir sind auch beide Namen bekannt.“
„Sie sind der Schriftsteller Robert Berger?“
„Ja, ich war 's auf jeden Fall, und bin's wohl auch noch“, antwortete Berger.
„Wir möchten Sie sprechen, Herr Berger“, sagte der Kommissar, „geht es morgen Vormittag?“ Berger reizte die Stimme am Telefon.
„In welcher Angelegenheit?“, fragte er.
„In der Sache Jens Krause oder Till Spiegel“, meinte der Kommissar.
„Was ist mit Jens Krause?“
„Jens Krause ist tot.“
Wie Berger weiter erfährt, weiß auch die Polizei noch nicht, ob es ein Unfall oder ein Verbrechen war. Aber sie hätten einen angefangenen Brief an ihn gefunden, und im Notizbuch stünden seine Adresse und seine Telefonnummer. Deshalb wollten sie ihn sprechen – morgen um elf in Dienstzimmer des Kommissars.
Berger beginnt sich an den jungen Kollegen zu erinnern, der gerade dreißig geworden war. Er hatte sich gegen manche Widerstände für die außerordentliche Begabung dieses Mannes und das Veröffentlichen seiner Bücher eingesetzt. Ihm hatten vor allem zwei Dinge gefallen: Der junge Mann schrieb Prosa, eine lakonische, erstaunlich dichte Prosa. Berger schrieb auch Prosa. Und den Älteren beeindruckten die Ehrlichkeit des jungen Schreibers, seine Versuche, hinter die Dinge zu kommen.
Für Diskussionen sorgte besonders eine Erzählung: In „Requiem für Sandra“ ging es um Sehnsüchte, Träume, Enttäuschungen und den Selbstmord einer Studentin. Ein Thema, über das auch Berger einmal geschrieben hatte. Und jetzt war Jens Krause tot. Hatte er sich auch selbst umgebracht? Oder war es Mord? Später bekommt Berger einen Aktenkoffer mit brisanten Aufzeichnungen.
Geboren am 6. Januar 1928 in Breslau, gestorben am 14. Juli 2010 in Berlin. Ab 1944 Flakhelfer, sowjetische Kriegsgefangenschaft bis Oktober 1949. Bauarbeiter, Volkspolizist. Nach dem Pädagogikstudium war er Erzieher in einem Jugendwerkhof und in einem Lehrlingswohnheim. 1958 erhielt er für sein erstes Jugendbuch „Der Schwarze Peter“ den Jugendbuchpreis des Ministeriums für Kultur. Weitere Auszeichnungen: Kunstpreis des FDGB 1966, 1973 Nationalpreis 2. Klasse 1971 Held der Arbeit 1974 Nationalpreis 1. Klasse 1978 Joh.-R.-Becher-Medaille in Gold 1979 Vaterländischer Verdienstorden in Gold 1979 Ehrenspange zum VVO in Gold 1988 Goethepreis der Stadt Berlin 1983
Erscheint lt. Verlag | 20.6.2022 |
---|---|
Verlagsort | Pinnow |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | DDR • Familienleben • Mord • Russennmafia • Schriftsteller • Selbstmord • Stasi • Wende |
ISBN-10 | 3-96521-716-X / 396521716X |
ISBN-13 | 978-3-96521-716-4 / 9783965217164 |
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 2,0 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seitenlayout eignet sich die PDF besonders für Fachbücher mit Spalten, Tabellen und Abbildungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten angezeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smartphone, eReader) nur eingeschränkt geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich