John Sinclair 2284 (eBook)

Wüstentod

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Aufl. 2022
64 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-3123-2 (ISBN)

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John Sinclair 2284 - Rafael Marques
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Ich war auf der Suche nach dem Tod!
Mitten in der Geröllwüste des Atlasgebirges, in einem sandigen Tal, dessen ausgetrockneter Boden von der unbarmherzigen Mittagssonne noch weiter aufgeheizt wurde, befand sich das kleine Dorf Al-Sharam. Ein Ort, der so weit weg von der nächsten Stadt lag, dass er von der Menschheit vergessen worden zu sein schien.
Trotzdem war den Behörden zu Ohren gekommen, dass hier Menschen verschwunden waren. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich von einem Wesen, dessen purer Anblick genügte, um jeden zu Staub zerfallen zu lassen ...


Wüstentod

von Rafael Marques

Ich war auf der Suche nach dem Tod!

Mitten in der Geröllwüste des Atlasgebirges, in einem sandigen Tal, dessen ausgetrockneter Boden von der unbarmherzigen Mittagssonne noch weiter aufgeheizt wurde, befand sich das kleine Dorf Al-Sharam. Ein Ort, der so weit weg von der nächsten Stadt lag, dass er von der Menschheit vergessen worden zu sein schien.

Trotzdem war den Behörden zu Ohren gekommen, dass hier Menschen verschwunden waren. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich von einem Wesen, dessen purer Anblick genügte, um jeden zu Staub zerfallen zu lassen ...

Diese Gerüchte wären sicher nie zu mir nach London vorgedrungen, wenn Sir James nicht enge Kontakte zum Geheimdienst pflegen würde, seit kurzer Zeit auch nach Marokko. Beinahe täglich hatte er darauf gewartet, eine derartige Nachricht zu erhalten. Jetzt war es dazu gekommen, und es blieb uns nur zu hoffen, dass noch nicht viele Menschen gestorben waren.

Noch gab es dafür keine stichhaltigen Beweise, doch angesichts der Beschreibungen ging ich davon aus, den Verursacher zu kennen: Den Teufel der Wüste, eine legendäre Gestalt, der man nachsagte, mit ihrem Anblick ganze Völker vernichten zu können. Vor eineinhalb Jahrtausenden war es einem weisen Mann gelungen, dieses Wesen mit einem magischen Pfeil zu stoppen, ohne es dabei vollständig töten zu können. Er hatte es in vier Teile zerstückelt, in magische Gefäße gesperrt und drei von ihnen in die Ferne geschickt, während er das vierte über Jahrhunderte selbst bewachte.

Die Baphomet-Templer waren im Auftrag ihres Götzen hinter den Gefäßen her gewesen, und obwohl es uns gelang, die Diener des Dämons zu vernichten, konnten wir nicht verhindern, dass der Teufel der Wüste sich selbst zusammensetzte und entkam.*

Argwöhnisch starrte ich aus dem Hubschrauber und auf die karge Landschaft des südwestlichen Atlasgebirges. Die zumeist nur aus Geröll und bizarren Felsformationen bestehenden Höhenzüge wurden von gewaltigen Schluchten durchzogen, und genau dort existierten auch einige Dörfer. Sie lagen viele Kilometer weit auseinander, sodass es selbst mit einem Fahrzeug oft Stunden dauerte, um von einem Ort zum nächsten zu kommen. Kein Wunder, in einem entlegenen Gebiet wie diesem, in dem kaum Straßen existierten.

Was würde passieren, wenn ich wirklich auf dieses Geschöpf traf? Immer wieder schossen mir solche und ähnliche Fragen durch den Kopf. Würde mein Kreuz genügen, um es zurückzuschlagen? Bisher war es schon schwer gewesen, dessen Kristallaugen mit der Aktivierungsformel zu neutralisieren.

Ich befand mich natürlich nicht allein in dem Hubschrauber. Ein schweigsamer, etwa fünfzig Jahre alter Mann mit vernarbten Wangen saß hinter dem Steuerknüppel. Er arbeitete für den Geheimdienst, mehr wusste ich nicht über ihn, nicht einmal seinen Namen. Der Auftrag lief unter strengster Geheimhaltung ab, da natürlich niemand erfahren sollte, dass ein Wesen wie der Teufel der Wüste existierte. Nicht auszudenken, wenn eine Panik in der Bevölkerung ausgebrochen wäre.

Im Bereich einer von einem trockenen Flussbett durchzogenen Schlucht trat der Pilot langsam den Sinkflug an. Ich stand im hinteren Bereich des Hubschraubers, hielt mich eisern fest und verfolgte stumm mit, wie wir uns deutlich dem Boden näherten. Durch die relativ engen Felswände wurde das Echo der ratternden Rotoren in ebensolcher Lautstärke zurückgeworfen und war dadurch nur schwer zu ertragen.

Dem Piloten machte die donnernde Geräuschkulisse nichts aus. Der Geheimdienstler verstand sein Handwerk, und so setzten wir schließlich sanft aus dem staubtrockenen Boden auf.

Wortlos reichte mir der Mann ein Satellitentelefon und ein Funkgerät. Ich hätte bei dem Krach auch kein einziges Wort verstanden. Mit einem Nicken bedankte ich mich und erntete wieder nur betretenes Schweigen. Als ich die Tür aufzog, fand ich mich in einer undurchdringlichen Staubwolke wieder, und kaum dass ich den Hubschrauber verlassen hatte, zog der Pilot ihn wieder in die Höhe. Ob der Mann so handelte, weil es ihm befohlen worden war oder weil er Angst hatte, blieb sein Geheimnis.

Ich vergrub mein Gesicht in meiner Jacke, bis der Hubschrauber endlich außer Reichweite war und sich der Staub langsam wieder zurückzog. So nahm ich mehr von meiner Umgebung wahr, den steil aufragenden Felswänden und dem rissigen Boden, an dem sich wohl nur manchmal im Jahr ein Fluss bildete.

Wieder dachte ich an Suko, den ich mir jetzt an meiner Seite wünschte. Gezwungenermaßen war er in London zurückgeblieben, um dort die Stellung zu halten. Dass die Mächte der Finsternis unabhängig voneinander an mehreren Orten auf der Welt zuschlugen, hatten wir schon mehrfach erlebt, und es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass ich allein losziehen musste. Trotzdem war es besser und vor allem sicherer, als Team zu arbeiten.

So blieb mir nichts anderes übrig, als mich allein nach Al-Sharam zu begeben. Das Dorf sollte am Ende der immer enger werdenden Schlucht liegen, an dem sich ein von hohen, zerfurchten Bergen umgebener Talkessel ausbreitete.

Trotz des drückenden Klimas hielten sich im Bereich der Felswände noch einige Gräser, die wohl dem Vieh als Nahrung dienten und so das Überleben der Bewohner sicherten. Entsprechende Spuren sah ich jedenfalls auf dem rissigen Boden, nur von den Tieren selbst war nichts zu sehen.

Mittels des Funkgeräts oder des Satellitentelefons sollte ich in der Lage sein, den Geheimdienst und damit auch den Piloten jederzeit wieder zu alarmieren – so hieß es zumindest, denn bereits mein erster Versuch scheiterte an einem steten, atmosphärischen Rauschen.

Kein Wunder, in einer Schlucht wie dieser war es mit einem Funksignal nicht weithin. Ich musste schon auf einen der Berge steigen, um mit den Geräten etwas anfangen zu können. Oder es gelang mir, über einen Bewohner Kontakt zum Geheimdienst zu bekommen. Die Leute lebten hier sicher auch nicht alle wie im Mittelalter, es musste auch irgendwo Telefone geben.

Kreuz, Beretta, Bumerang, die magische Kreide, den silbernen Nagel, einen Rucksack mit etwas Wasser, Broten und Energieriegeln – mehr trug ich nicht bei mir. Im Dorf sollte mich ein Mann namens Malik Houzi erwarten, so etwas wie ein Ortsvorsteher, bei dem ich mich hoffentlich weiter versorgen konnte. Wenn nicht, würde sich meine Mission auch ohne Gegner zu einem Himmelfahrtskommando entwickeln.

Es war so heiß, dass mir das Hemd trotz des Windes wie eine zweite Haut am Körper klebte. Die Sonne brannte unerbittlich auf mich herab, und als ich einen Blick zum Himmel warf, sah ich einige große Vögel über mir ihre Kreise ziehen. Vielleicht Geier, die glaubten, in mir eine leichte Beute zu finden.

Zumindest entdeckte ich bald die ersten Häuser, die mir wie Relikte aus einer anderen Zeit vorkamen. Einige der hellen Sandsteinbauten hatten nicht einmal Fenster, nur Vorhänge, und viele dienten wohl eher Tieren als Menschen als Unterkunft. Dicht aneinander zogen sich die Bauten am Hang entlang zu beiden Seiten der Schlucht in die Höhe. Im Tal selbst führte ein schmaler Weg, wohl das ausgetrocknete Flussbett, durch das Dorf.

Längst hätte ich irgendwelche Stimmen oder Tierlaute hören müssen, aber da war nichts. Die Geier und ich schienen die einzigen lebenden Wesen an diesem seltsamen Ort zu sein. Wenn der Teufel der Wüste hier wirklich aufgetaucht war ...

Ich wollte den Gedanken nicht zu Ende bringen, denn noch hoffte ich, nicht zu spät gekommen zu sein. Und natürlich stellte sich mir die Frage, warum dieses Geschöpf ausgerechnet hier erschienen war. Aus reiner Willkür? Das konnte ich mir nur schwer vorstellen. Es gab immer einen Grund, besonders für dämonische Wesen.

Ich spähte durch die Fenster und in die Häuser und Hütten, ohne eine Menschenseele zu entdecken. An einem größeren Bau, dessen Dach sogar mit Ziegeln ausgekleidet war, drückte ich die Tür auf. Ich gelangte in einen kurzen Flur und von dort in eine größere Halle.

Dort fand ich auch die ersten Spuren der Bewohner – herumliegende Kleidung und Staub. ...

Ein Schauer rieselte über meinen Rücken. Sofort dachte ich wieder an die Legende des Teufels der Wüste, laut der jeder, der ihn ansah, zu Staub zerfiel. Ich hatte bisher nur erlebt, dass von denjenigen, die eines seiner Körperteile erblickten, lediglich Knochen zurückgeblieben waren, aber jetzt war dieses Geschöpf ja vollends zurückgekehrt.

Der Anblick der fünf verstaubten Kleiderhaufen wischte auch die letzten Zweifel weg, es wieder mit diesem Wesen zu tun zu haben. Der Teufel der Wüste war hier gewesen und hatte bereits seine Zeichen gesetzt. Musste ich deshalb davon ausgehen, dass mit den anderen Bewohnern von Al-Sharam dasselbe geschehen war?

Mit einem Mal wurde mir bei dem Anblick so kalt. Ich verließ die Halle wieder und trat zurück in die Sonne, doch selbst sie konnte mich nicht mehr wärmen. Über dieses Dorf war der Tod gekommen, in Form eines Wesens, dessen Rückkehr ich eigentlich hätte verhindern müssen.

Ich ging weiter, trat in das nächste Haus und fand auf einer Matratze weitere Kleidung, die von Staub bedeckt war. Von der Größe her ging ich...

Erscheint lt. Verlag 19.4.2022
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-3123-7 / 3751731237
ISBN-13 978-3-7517-3123-2 / 9783751731232
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