Die Spur der Seketi - Gesa Helm

Die Spur der Seketi

Roman

(Autor)

Buch | Hardcover
896 Seiten
2004 | 1., Aufl.
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-93690-2 (ISBN)
25,00 inkl. MwSt
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Ein Seketi ist schnell, klug und gefürchtet, ob als Einzelgänger oder im Rudel, doch er wird selten beschworen, denn sein Zauber könnte zu mächtig sein.

Auf der hohen Schule von Zabga werden jene ausgebildet, die über die besondere Gabe des miach-Sehens verfügen, die also die Fähigkeit haben, sowohl die Gedanken anderer zu lesen als auch zu manipulieren. Wird diese Fähigkeit nicht von erfahrenen miach-Sehern gefördert, kann sie gefährlich sein und sogar töten.

Einer der Absolventen nennt sich Mazron. Heimlich verläßt er mit seiner Geliebten und einem als Diener verkleideten Begleiter die Stadt. In Wahrheit ist er der Sohn des grausamen Tyrannen Xarniak. In einem wohlvorbereiteten Streich reißt Mazron die Herrschaft an sich. Er soll eine entscheidende Rolle spielen in dem sich anbahnenden Konflikt zwischen Zabga im Süden und dem Land Gachten im Norden. Der kalte, charismatische Pekeiraz, dem Haus Gachten durch seine Ehe mit der Schwester des Herrschers, der ungeliebten und schwierigen Agacha, verbunden, intrigiert im verborgenen gegen Zabga. Und eine weitere Person kommt unerwartet ins Spiel: ein Junge namens Kajec. Er, der elternlos aufwuchs, wird unter den Schutz des Seketi gestellt.

Gesa Helm, Grafik-Designerin und Chemikerin, arbeitet in der Giftküche eines Pharmaunternehmens, wohnt mit ihrer Familie einigermaßen seßhaft in Süddeutschland in einem alten umgebauten Bahnhof und schreibt mitreißende Fantasy-Romane. Nach Der Spiegel von Kajx ist Die Spur des Seketi ihr zweiter.

"Ich hasse ihn! Ich kann es nicht mehr aushalten!" Die Stimme des Knaben kippte vor Erregung. "Und jetzt soll ich nach Sarkach mitgehen wie eine Ziege am Strick!" Der alte Mann wiegte den Kopf. "Du bist ein junger Seketi, Kajec. Ich weiß noch, daß ich mich damals auch wie in einem Käfig gefühlt habe. Aber es geht vorbei. Sei schlauer als ich es war. Halt durch." Der Junge schnaubte und hackte mit einem Schnitzmesser auf einem Restchen Schwarzholz herum. Mürrisch murmelte er: "Warum bist du eigentlich damals fortgelaufen?" Kinach lächelte wehmütig. "Das war eine alberne Geschichte. Eine kleine Seiltänzerin. Sie kam mit einem Trupp Gaukler. Du bist ein bißchen zu jung, das zu verstehen, aber ich war völlig närrisch damals. Dabei ging es nur ein paar Wochen. Eine Weile bin ich danach noch mit den Gauklern herumgezogen, aber - nun ja. Kennst ja genug von meinen Geschichten." Sehnsüchtig blickte Kajec zu dem trüben Fenster der kleinen Werkstatt. "Irgendwann will ich all die Orte sehen, von denen du mir erzählt hast." "Damit fängst du ja jetzt an, wenn du nach Sarkach gehst." Der alte Mann stand ächzend auf und humpelte zu einem Kasten hinüber. "Ich wollte dir zum Abschied etwas geben, mein Junge. Ich hab ein Messer für dich gemacht. Ein richtiges Jagdmesser. Dein anderes ist ja nur ein kleines Ding." Der Alte holte etwas heraus, setzte sich umständlich und steif auf seinen Schemel und schob es dem Knaben zu. Es war ein großer Dolch mit gerader Klinge. Die Scheide war einfach, aber das Heft war außergewöhnlich: Auf einem hellem Grund leuchtete schwarz ein Seketi im Sprung - eine liebevolle, sorgfältige Einlegearbeit aus hart glänzendem Schwarzholz und schimmerndem Bein. Kajec zog die Waffe aus ihrer Scheide und wendete sie bewundernd hin und her. "Das ist das schönste Messer, das ich je gesehen hab!" "Du erkennst, was es sein soll?", lächelte der Alte. "Es ist mein Zeichen!" "So ist es." Kinach nickte. "Seketi ist ein starkes Zeichen. Ich möchte, daß du das nie vergißt. Es kann dir helfen, mehr als du vielleicht denkst. Ich wünsche dir nicht, daß du es einmal nötig hast - aber mitunter hören Dämonen einen Seketi rufen. Dann kann es sein, daß sie helfen. Nach Dämonenart allerdings, aber beim Weg! - besser das als nichts." Kajec starrte auf das Messer und fragte zögernd: "Sind wir Seketi denn Dämonenfreunde?" "Nun ja, wenn du so willst. Es muß dich nicht erschrecken." Der Alte wurde eindringlich: "Die Priester wissen nicht alles, junger Seketi. Manche Jägerzeichen haben Verbindung zu Dämonen, aber keiner redet darüber. Die Dämonen sind anders, als die Okames uns erzählen. Glaubst du etwa, deine Großtante Mianeta war schlecht? Bestimmt nicht! Aber Sie sprach mit Phachao." Der Junge saß mit aufgerissenen Augen. "Ist das wirklich wahr?" "Ja, es ist wahr. Sie hat es mir einmal im Vertrauen erzählt. Sie besaß sogar lange einen Sonai - genau so eine Figur wie sie der Schattengänger im Märchen hatte. Außer mir weiß das niemand, aber mir hat Mianeta den Sonai sogar gezeigt. Sie nannte ihn ´Seketimann´. Er rief den Langzähnigen." "Aber als Tante Mianeta tot war, habe ich all ihre Sachen in den Wald gebracht. Da war keine Figur. Bestimmt nicht!" Kinach räusperte sich verlegen. "Ich glaube, sie hat den Sonai irgendwann verloren. Kurz bevor du auf die Welt kamst." Beide schwiegen. Kajec strich abwesend über das seidige Heft seines neuen Messers. "Sie wußte eigentlich nicht, wie man damit umgeht", nahm Kinach das Gespräch endlich wieder auf. "Wer weiß was den Schattenherren wirklich angelockt hat. Niemand kann Dämonen begreifen. Manchmal zieht jemand ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es ist nicht immer angenehm, mitunter machen die Schattenherren eigenartige Sachen. Aber glaub mir, sie wollen uns nicht schaden. Ich bin sogar sicher, daß mir ein Dämon das Leben gerettet hat. Phachao selbst hat mir einmal geholfen." "Warum Phachao?" "Kennst du nicht die Geschichte von Jurtes dem Jäger? Als Jurtes die Nebelburg betrat, wurde er zu Phachao geleitet: Seketi und Mann, aufrechten Ganges, doch furchtbar der Fang und klauenbewehrt seine Pranken, so sprach ihm Phachao Willkomm... - Der Seketi ist Phachaos bevorzugte Gestalt. Wenn wir Seketi nach Dämonen rufen, dann hört uns vor allem Phachao, und dann zeigt sich der Langzähnige oft als schwarzer Seketi. So habe ich ihn auch gesehen." "Dann hast du einmal nach Dämonen gerufen?" Der Alte seufzte tief. "Ich habe dir nie davon erzählt. Ich war damals in Nehrasaxar. Das ist ein fernes Land am Meer, aber ein Dämon kann schließlich fliegen wohin er will. Er kennt fremde Götter und kann mit ihnen sprechen. Und wer sonst als ein Dämon hilft, wenn jemand so weit vom Weg geht wie ich damals... - Es war eine schlimme Sache und sie geht mir immer noch nach. Ich hatte einen Mann erstochen, den Sohn eines Burgherrn. Eine Frauengeschichte. Ich war übel dran, man wollte mich den nächsten Tag aufhängen. Für die Frau ging es auch nicht gut aus. Ich selbst war zunächst entwischt und hatte mich im Garten in einem Gebüsch versteckt. Direkt davor schlug sie auf. Sie hatte sich von einem Balkon gestürzt, bevor die Soldaten sie fangen konnten. Man hätte sie sowieso umgebracht. Sie starb in meinen Armen. So haben sie mich doch noch gegriffen. Nun ja. Ich hatte den Mann in Notwehr getötet, aber das zählte nicht. Er war aus großem Haus, deshalb wollte man mich gründlich hinrichten. Das Aufhängen wäre erst zum Schluß gekommen. So wollte ich nicht sterben müssen. Kannst dir vorstellen, wie ich mir die Hand an die Brust gedrückt habe und alle Sprüche hergebetet, die ich kannte - magische Zeichen gemacht und was mir nur einfiel! Sie hatten mich in ein Brunnenhaus eingesperrt und mein Bein war angekettet. Ich schlief ein und sah einen Mann, nackt und dunkel behaart, und er schwang einen riesigen Hammer. Er wandte sich um, eine Sekunde nur, und fletschte die Zähne. Lange gelbe Zähne. Reißzähne. Er hatte ein Tiergesicht - die Schnauze eines Seketi. Ich wachte auf. Die Erde bebte. Die Wand stürzte ein, und ein großer Steinbrocken zerschlug meine Kette. Leider traf er auch mein Knie - aber da war ein Hackenstiel, der reichte als Krücke. Wirst nicht glauben was man aushält, wenn es ums Ganze geht. Draußen war die Hölle los, es hat mich niemand gesehen. War dann ein weiter und schwieriger Weg nach Hause und mein Bein ist kaputt, aber ich lebe immer noch." Der greise Abenteurer sah seinen jungen Zuhörer freundlich an. "So hat mir Phachao geholfen. Ich fürchte nur, man kann sich nicht auf ihn verlassen. Wäre gesünder, du bräuchtest nie solche Hilfe, mein Junge. Mach es besser als ich. Aber falls du doch mal neben dem Weg jagst, sieh zu, daß du darauf zurückfindest." Er reichte dem Knaben beide Hände und preßte sie. "Dich werden sie schon nicht unterkriegen. Seketi-Sohn, junger Jäger - denk dran, irgendwann kannst du Jossen die kalte Schulter zeigen. Also halt durch! Und jetzt steck dein Messer ein und geh, es wird spät. Wenn du in Sarkach bist, frag nach Wakuch und grüß den alten Halunken von mir. Er hatte mir mal einen Besuch versprochen. Laß dich aber nicht zu sehr mit ihm ein. Er ist ein Hallodri." Der Knabe schob das Messer unter sein Hemd. "Wie lange braucht man bis nach Sarkach?" "Beritten ohne Wagen keinen halben Tag. Zu Fuß muß man allerdings früh los, damit man vor Dunkelwerden dort ist." Der alte Mann grinste. "Nun ja, ich würde das nicht mehr schaffen. Aber du hast ja junge Beine." Er sah prüfend auf seinen kleinen Freund. "Vielleicht gibt dir Jossen nächstes Jahr Urlaub, damit du uns besuchen kannst. Mich und deine Mutter. Ich würde mich freuen." Kajec nickte düster. Am nächsten Tag verließ Kajec seine Heimat, um mit seinem Onkel nach Sarkach zu ziehen. Seinen Eidpaten sah er nicht mehr wieder. Im nachfolgenden Frühjahr kam aus Kojanach eine Nachricht, daß der alte Messermacher zum Jahreswechsel gestorben war. Auch von seiner Mutter war Kajecs Abschied endgültig gewesen. Einem halbwüchsigen Lehrling Urlaub zu geben wäre dem strengen MesJossen kaum in den Sinn gekommen. Es gab keinen Grund. Von der Schnapsbrennerin hörte man ohnehin nur, daß sie immer weiter verwahrloste; und das zu sehen konnte nicht gut für den schwierigen Bengel sein.

Sprache deutsch
Maße 140 x 210 mm
Gewicht 1040 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Science Fiction/Fantasy
ISBN-10 3-608-93690-4 / 3608936904
ISBN-13 978-3-608-93690-2 / 9783608936902
Zustand Neuware
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