Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis (eBook)

Spiegel-Bestseller
Band 4: Penelopes pikantes Geheimnis

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
432 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-365-00035-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bridgerton - Penelopes pikantes Geheimnis -  Julia Quinn
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Wer ist Lady Whistledown?
London, 1824: Seit langem ist Penelope heimlich in den umschwärmten Colin Bridgerton verliebt - hoffnungslos, da der begehrte Junggeselle sie, ein unscheinbares Mauerblümchen, bis jetzt gar nicht wahrgenommen hat. Doch dann begegnet sie ihm im Haus seiner Schwester. In einem bewegenden Gespräch gesteht Colin ihr, wie sehr er sich nach wahrer Liebe sehnt, und küsst sie zärtlich. Fortan hat er nur noch Augen für sie. Aber Penelope hat ein Geheimnis, dessen Enthüllung ihr unverhofftes Glück gefährden würde: Unter dem Pseudonym Lady Whistledown schreibt sie pikante, manchmal skandalöse Kolumnen über die Mitglieder der Gesellschaft. Jeder will wissen, wer die Lady mit der Giftfeder ist. Was, wenn Colin es herausfindet?

Julia Quinn, auch als zeitgenössische Jane Austen bezeichnet, studierte zunächst Kunstgeschichte an der Harvard Universität. Ihre überaus erfolgreichen historischen Romane präsentieren den Zauber einer vergangenen Epoche und begeistern durch ihre warmherzigen, humorvollen Schilderungen.

PROLOG

Am sechsten April 1812 – genau zwei Tage vor ihrem sechzehnten Geburtstag – verliebte sich Penelope Featherington. Es war erschütternd. Die Erde bebte. Ihr Herz war in Aufruhr. Es raubte ihr den Atem. Und, wie sie sich hinterher mit einiger Befriedigung versichern konnte, der fragliche Herr – ein gewisser Colin Bridgerton – empfand genau das Gleiche.

Von der Liebe einmal abgesehen. 1812 verliebte er sich ganz gewiss nicht in sie, auch nicht 1813, 1814 oder 1815 und, verflixt noch mal, auch nicht in den Jahren 1816 bis 1822 und garantiert nicht im Jahr 1823, das er fast zur Gänze im Ausland verbrachte. Doch auch für ihn bebte die Erde, sein Herz geriet in Aufruhr, und Penelope war sich auch vollkommen sicher, dass es ihm den Atem raubte. Mindestens zehn Sekunden lang.

Das passierte eben, wenn man vom Pferd fiel.

Es geschah folgendermaßen: Sie war mit ihrer Mutter und zwei älteren Schwestern im Hyde Park spazieren, als sie plötzlich ein donnerndes Dröhnen unter den Füßen verspürte (siehe oben: die Sache mit der bebenden Erde). Da ihre Mutter sie gerade nicht weiter beachtete (wie immer eigentlich), stahl Penelope sich einen Augenblick davon, um einmal nachzuschauen. Die anderen Featheringtons plauderten gerade angeregt mit Lady Bridgerton und deren Tochter Daphne, für die soeben die zweite Londoner Saison begann, und gaben vor, den Lärm nicht zu hören. Die Bridgertons waren wichtige Leute, wichtiger jedenfalls als irgendein Gedröhn.

Als Penelope vorsichtig hinter einem Baum hervorspähte, sah sie zwei Reiter auf sich zukommen. Sie ritten »auf Teufel komm raus« oder wie man es eben bezeichnete, wenn zwei Narren hoch zu Ross dahersprengten und sich weder um ihre Sicherheit noch um ihre Unversehrtheit scherten. Penelope spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann (unmöglich, bei einem so aufregenden Anblick ruhig Blut zu bewahren, und außerdem konnte sie dann später behaupten, ihr Herz sei in Aufruhr gewesen, als sie sich verliebt hatte).

Dann, einer unerklärlichen Laune des Schicksals folgend, frischte der Wind auf, fegte ihr die Schute vom Kopf (die sie, zum großen Kummer ihrer Mutter, wieder einmal nicht richtig festgebunden hatte) und wehte sie – platsch! – einem der beiden Reiter direkt ins Gesicht.

Penelope keuchte auf (was ihr den Atem raubte!), und dann fiel der Mann vom Pferd und landete höchst unelegant in einer Pfütze.

Ohne nachzudenken, rannte sie auf ihn zu. Eigentlich wollte sie sich nach seinem Wohlergehen erkundigen, bekam jedoch nur einen erstickten Schrei heraus. Bestimmt wäre er furchtbar zornig auf sie, nachdem er durch ihre Schuld vom Pferd gefallen und auch noch von Schlamm bedeckt war – etwas, was jeden Gentleman in die übelste Laune versetzen würde. Doch als er schließlich wieder auf die Beine gekommen war und sich den Schmutz notdürftig von den Kleidern gewischt hatte, stürzte er sich keineswegs wütend auf sie. Weder überschüttete er sie sofort mit unflätigen Bemerkungen, noch schrie er sie an, er machte noch nicht einmal ein finsteres Gesicht.

Er lachte.

Er lachte.

Penelope hatte Männer noch nicht oft lachen hören, und wenn, dann war es kein freundliches Lachen gewesen. Aber die Augen dieses Mannes – intensiv grüne Augen – blitzten vor Vergnügen, während er sich einen Schlammspritzer von der Wange wischte und sagte: »Na, da habe ich mich aber nicht gerade mit Ruhm bekleckert.«

In diesem Augenblick verliebte sich Penelope in ihn.

Als sie ihre Stimme wiederfand (was zu ihrem Kummer länger dauerte, als man von einer halbwegs intelligenten Person erwarten durfte), erwiderte sie: »Oh nein, ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Meine Schute ist mir direkt vom Kopf geflogen, und …«

Sie hielt inne, als ihr aufging, dass sich der Mann ja gar nicht entschuldigt hatte, ihr Einwand also reichlich sinnlos war.

»Das macht doch nichts«, meinte er mit einem ziemlich amüsierten Lächeln. »Ich … ach, hallo, Daphne! Ich wusste gar nicht, dass du auch im Park bist.«

Penelope wirbelte herum und fand sich Aug in Aug mit Daphne Bridgerton, und neben ihr stand Mrs. Featherington, die ihre Tochter prompt anzischte: »Was hast du jetzt wieder angestellt, Penelope Featherington?«, worauf Penelope nicht einmal ihre übliche Antwort – »Gar nichts!« – geben konnte. Schließlich war der Unfall ja tatsächlich ihre Schuld, und wie sie dem Gesichtsausdruck ihrer Mutter entnehmen konnte, hatte sie sich soeben vor einem überaus begehrten Junggesellen lächerlich gemacht.

Nicht dass ihre Mutter glaubte, Penelope hätte auch nur die geringsten Chancen bei ihm. Aber Mrs. Featherington hegte große Hochzeitshoffnungen für ihre älteren Töchter. Penelope war zudem noch gar nicht offiziell in die Gesellschaft eingeführt.

Auch wenn Mrs. Featherington vorgehabt haben mochte, sie noch weiter zu schelten, war ihr das nicht möglich, weil sie dann ihre Aufmerksamkeit von den Bridgertons hätte abwenden müssen, zu denen nun also auch der schlammbedeckte junge Gentleman gehörte.

»Hoffentlich ist Ihrem Sohn nichts passiert«, sagte Mrs. Featherington zu Lady Bridgerton.

»Mir geht’s prima«, verkündete Colin und trat geschickt zur Seite, bevor Lady Bridgerton ihn mit mütterlicher Sorge ersticken konnte.

Man wurde miteinander bekannt gemacht, doch die restliche Unterhaltung gestaltete sich recht bedeutungslos, hauptsächlich, weil Colin Mrs. Featherington rasch als heiratswütige Mutter erkannt hatte. Penelope wunderte sich nicht, als er sich hastig entfernte.

Doch der Schaden war bereits geschehen. Penelope hatte einen Anlass zum Träumen gefunden.

Als sie sich das Zusammentreffen nachts zum etwa tausendsten Mal durch den Kopf gehen ließ, kam ihr der Gedanke, dass es netter gewesen wäre, wenn sie hätte sagen können, sie habe sich in ihn verliebt, als er ihr vor dem Tanzen die Hand geküsst hatte, und dass seine grünen Augen verwegen geblitzt hätten, während er ihre Hand fester hielt, als schicklich war. Es hätte ja auch passieren können, als er kühn durch eine sturmumtoste Heidelandschaft ritt, Wind und Wetter trotzend, um zu ihr zu gelangen.

Aber nein, sie musste sich in Colin Bridgerton verlieben, als er vom Pferd fiel und mit dem Hinterteil in einer Pfütze landete. Das gehörte sich einfach nicht, es war höchst unromantisch – und doch lag eine gewisse poetische Gerechtigkeit darin, nachdem aus der Geschichte ohnehin nie etwas werden würde.

Warum sollte man Romantik auf eine Liebe verschwenden, die immer unerwidert bleiben würde? Die sturmumtosten Moorgeschichten sollte man sich lieber für Leute aufsparen, bei denen Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft bestand.

Denn eines wusste Penelope, selbst damals, im zarten Alter von sechzehn Jahren minus zwei Tagen: Colin Bridgerton war in ihrem zukünftigen Leben bestimmt nicht für die Rolle des Gatten vorgesehen.

Sie war einfach nicht der Typ Mädchen, der einen Mann wie ihn anzog, und sie würde es wohl leider nie werden.

Am zehnten April 1813 – genau zwei Tage nach ihrem siebzehnten Geburtstag – fand Penelope Featheringtons Debüt in der Londoner Gesellschaft statt. Sie hatte es nicht gewollt. Sie hatte ihre Mutter angefleht, ihr noch ein Jahr Aufschub zu gewähren. Sie wog mindestens fünfundzwanzig Pfund zu viel, und sie neigte immer noch zu Pickeln, wenn sie nervös war, und das bedeutete, dass sie immer Pickel hatte, da nichts sie so nervös wie ein Ball machte.

Sie versuchte sich einzureden, dass Schönheit etwas rein Äußerliches war, doch half ihr das auch nicht weiter, wenn sie sich gerade mal wieder dafür hasste, dass sie nie etwas zu sagen hatte. Etwas Deprimierenderes als ein hässliches Mädchen ohne Persönlichkeit gab es einfach nicht. Und in jenem ersten Jahr auf dem Heiratsmarkt war Penelope genau das: ein hässliches Mädchen ohne jede – ach, na ja, gar so schrecklich war sie nun auch wieder nicht – mit sehr wenig Persönlichkeit.

Tief im Herzen wusste sie, wer sie war, ein kluger, freundlicher und oft sogar witziger Mensch, doch irgendwie gingen diese Qualitäten auf dem Weg vom Herz zu den Lippen verloren, sodass sie am Ende doch wieder das Falsche oder, schlimmer noch, überhaupt nichts sagte.

Um alles noch unangenehmer zu machen, wollte Penelopes Mutter ihr nicht erlauben, sich die Kleider selbst auszusuchen – wenn sie also nicht gerade Weiß trug, wie für junge Frauen üblich, war sie gezwungen, in Gelb, Rot und Orange zu gehen, alles Farben, in denen sie vollkommen elend aussah. Als Penelope einmal Grün vorgeschlagen hatte, hatte Mrs. Featherington nur die Hände in die üppigen Hüften gestemmt und erklärt, Grün sei zu melancholisch.

Gelb, so Mrs. Featherington, sei eine glückliche Farbe, und ein glückliches Mädchen würde einen Ehemann abbekommen.

Das war der Punkt, an dem Penelope es aufgab, die Gedankengänge ihrer Mutter verstehen zu wollen.

Penelope trug also auch weiterhin Gelb, Orange und hin und wieder Rot, obwohl die Farben sie entschieden unglücklich aussehen ließen und sich auch fürchterlich mit ihren braunen Augen und den rötlich braunen Haaren bissen. Da sie jedoch nichts daran ändern konnte, beschloss sie, die Situation mit einem Lächeln zu ertragen, und wenn sie schon kein Lächeln zustande brachte, wollte sie...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2021
Reihe/Serie Bridgerton
Übersetzer Petra Lingsminat, Ira Panic
Sprache deutsch
Original-Titel Romancing Mister Bridgerton
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-365-00035-6 / 3365000356
ISBN-13 978-3-365-00035-9 / 9783365000359
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