Der Gräber (eBook)

***

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2021 | 1. Auflage
448 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-5106-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Gräber -  Fredrik Persson Winter
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Jedes Jahr am 6. November schlägt er wieder zu. Er gräbt sich durch die Erde in die Keller seiner Opfer, zieht sie mit sich hinab in die Tiefe und verschwindet ohne jede Spur.

Zufällig bekommt die Lektorin Annika Granlund ein Manuskript in die Hände, dessen Inhalt ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es ist die morbide Autobiografie eines Serienkillers, der unter der Erde lebt. Annika entscheidet, den Text zu veröffentlichen. Doch sie ahnt nicht, welche düsteren Geheimnisse dadurch noch an die Oberfläche geraten und in welche Gefahr sie sich bringt. Denn jedes Wort in dem Text ist wahr. Und nun hat der Killer sie im Visier.

»Unheimlich und spannend - die Jagd nach dem Mörder ist fesselnd.« Radio Euroherz



Fredrik P. Winter wurde in Trollhättan geboren und lebt nun in Göteborg, Schweden. Er ist Anwalt bei Tag und Autor bei Nacht. Wenn er nicht als Teilhaber seiner Anwaltskanzlei tätig ist, verbringt er seine Freizeit mit Freunden und Familie, Filmen, Reisen, Lesen und dem außergewöhnlichen Hobby Segelfliegen.

2

Du bildest dir ein, in deinem Haus sicher zu sein.
Dass niemand an deiner abgeschlossenen Tür, deiner Alarmanlage vorbeikommt.
Aber ich komme von unten, durch den Fußboden.

Montag, 8. November

ANNIKA STIEG AM Järntorget aus der Straßenbahn und kämpfte in strömendem Regen und starkem Wind mit ihrem Regenschirm. Es war Montagmorgen, und in Göteborg zeigte sich der Herbst von seiner hässlichsten Seite. Einen Fuß vor die Tür zu setzen kostete genauso viel Willenskraft, wie es nun Muskelkraft brauchte, um den Schirm zu bändigen. Entnervt gab sie auf und tat ihr Bestes, den Pfützen auf dem Bürgersteig auszuweichen, während die kalten Tropfen auf sie niederprasselten. Auf Höhe des Kinos Draken und des Folkets Hus war sie vor den ärgsten Böen geschützt, doch als sie den Parkplatz vor dem gelben ehemaligen Lagergebäude überquerte, in dem die Büroräume des Eklund-Verlags untergebracht waren, zerrte der Wind an ihren Haaren. Hinter dem Lagerhaus ragte die hellblaue Fassade des Rosenlundwerks empor. Die blinkenden roten Scheinwerfer auf dem Dach waren durch den dichten Regenschleier nur schemenhaft zu erkennen. Das Geprassel der Tropfen auf nassem Asphalt vermischte sich mit dem monotonen Verkehrsrauschen der Autos, die durch den Götatunnel fuhren. Weiße Scheinwerferlichter in der einen Richtung, rote in der anderen. Die einzige Helligkeit, die dieser Tage entfernt an Tageslicht erinnerte, war ein grauer Dunst um die Mittagszeit. Doch trotz Herbstdunkelheit und einschläferndem Regengetrommel auf dem Fensterblech kämpfte Annika jede Nacht darum, in mehr als einen unruhigen Dämmerschlaf zu fallen. Kaffee und Kälte hielten sie wach und am Laufen.

Rasch überquerte sie den Parkplatz und riss die Eingangstür zum Treppenaufgang des Verlags auf, die wie immer unverschlossen war. Das Schloss war defekt, und es kam vor, dass Obdachlose im Treppenhaus übernachteten. Wenn Annika zur Arbeit kam, waren sie in der Regel verschwunden, nur leere Flaschen zeugten davon, dass sie hier ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Als hätten sie mit den Mietern des Hauses die stillschweigende Übereinkunft getroffen, dass man ihnen Unterschlupf gewährte, solange sie niemanden störten.

Vor der Eingangstür lag feuchte Erde, als ob jemand einen Blumentopf fallen gelassen und die Erde nicht weggefegt hätte. Annika machte einen Schritt darüber hinweg und rutschte mit ihren Lederstiefeln auf noch mehr Erde aus.

Kopfschüttelnd ging sie die Treppe hinauf. Der Tag fängt ja gut an. Sie tippte den Türcode in die Schließanlage und betrat den Eingangsbereich des Verlags, einen geräumigen Flur, dessen Wände mit Buchcovern dekoriert waren. Lächelnd fiel ihr Blick auf die beiden Cover der Turwall-Reihe Der Pfingstmann und Die Mittsommerfrau. Die Spitzentitel des Eklund-Verlags und ihre wichtigste Akquise.

Sie hängte ihren durchnässten Mantel an die Garderobe und holte Papierhandtücher aus dem WC. Als sie ihre Stiefel vom gröbsten Dreck säuberte, kam Katrin Falk, eine der Verlagslektorinnen, mit einem großen Becher Tee aus dem Pausenraum.

»Guten Morgen, Frau Kollegin«, begrüßte sie Annika. »Das reinste Mistwetter da draußen.«

»Das kannst du laut sagen.« Annika warf die schmutzigen Papierhandtücher in den Mülleimer neben der Tür. »Habt ihr schon angefangen? Die Straßenbahn hatte Verspätung.« Eine Lüge. Sie war heute Morgen wie immer nicht aus dem Bett gekommen.

»Nein, noch nicht. Aber die anderen sind alle schon da.«

»Alle?« Annika hob die Augenbrauen. »Habe ich noch Zeit, mir einen Kaffee zu holen?«

Katrin nickte. »Ich denke, den wirst du brauchen.«

Annika warf Katrin einen fragenden Blick zu, doch die wandte sich ab und eilte in Richtung Besprechungsraum. Annika spürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Sie ging in ihr Büro, stellte ihre Handtasche ab, nahm ihre Lunchbox heraus und brachte sie in den Pausenraum. Es war kurz vor neun. Die Arbeit rief.

Montags begannen sie immer mit einem Lektoratsmeeting, bei dem sie gemeinsam den Berg durchgingen, wie sie die in der Vorwoche unaufgefordert eingeschickten Manuskripte liebevoll nannten. Es war lange her, dass sie eines dieser Initiativmanuskripte veröffentlicht hatten, aber das gesamte Team war sich einig, dass jedes eingesandte Manuskript ernst genommen werden musste.

Immerhin war Jan Apelgrens erster Turwall-Band ein Initiativmanuskript gewesen. Und obwohl seit dem Erscheinen der beiden Titel inzwischen einige Jahre vergangen waren, generierten Apelgrens Bücher noch immer ein Viertel des Gesamtumsatzes des Eklund-Verlags. Sogar eine Verfilmung hatte im Raum gestanden. Doch das spurlose Verschwinden des Autors und seiner Frau vor fast sechs Jahren hatte diesen Plänen einen Riegel vorgeschoben. Alle Versuche, das Ehepaar zu finden, waren vergebens gewesen, und am Ende hatte die Polizei die Suche eingestellt. Das Turwall-Filmprojekt verschwand mit dem Autor. Es gab niemanden, mit dem sie einen Vertrag über die Filmrechte hätten abschließen können.

Annika goss sich eine dampfende Tasse Kaffee ein und ging in den Besprechungsraum. Wie gewöhnlich stapelten sich auf dem Tisch zahlreiche Neueinsendungen, ungewöhnlich war jedoch, dass die gesamte Belegschaft versammelt war, vom Lektorat bis hin zu Buchhaltung und Marketingabteilung. Die vorwurfsvollen Blicke ihrer Kollegen verrieten, dass sie auf Annika gewartet hatten.

Fredrik Ask, der Geschäftsführer des Eklund-Verlags, saß am Kopfende des Tisches. Hinter seiner schmalen Brille ließ er Annika nicht aus den Augen. Das dunkle Gestell kontrastierte mit seinem von grauen Strähnen durchsetzten Haar und betonte seine markanten Wangenknochen.

Annika wurde zusehends mulmiger. Fredriks Anwesenheit verhieß nichts Gutes. Er nahm nie an Manuskriptbesprechungen teil. Er führte den Verlag wie ein produzierendes Gewerbe, was bedeutete, dass er keinen Fuß in die Werkshallen setzte, wenn er nicht dazu gezwungen war. Und Annika schätzte ihn dafür. Er mischte sich nicht in das Programm ein, solange die Bücher Gewinn abwarfen. Was sie seit geraumer Zeit nicht mehr taten, wie sie sich in Erinnerung rief.

Annika steuerte den freien Stuhl neben Katrin an. »Ist irgendwas passiert?«, flüsterte sie.

Katrin zuckte mit den Schultern. Fredrik wartete geduldig, bis Annika sich gesetzt hatte. Als er das Wort ergriff, war seine Stimme in der Stille deutlich zu hören.

»Schön, jetzt sind wir vollzählig. Ich fasse mich kurz.« Fredrik räusperte sich und faltete wie zum Gebet die Hände auf dem Tisch. »Wie ihr wisst, steckt die Verlagsbranche seit geraumer Zeit in der Krise. Bisher hatten wir kaum Einbußen zu verzeichnen, vor allem dank unserer Krimispitzentitel: Jan Apelgrens Turwall-Reihe und Stina von Grynings Wolfsmorde. Aber jetzt hat uns die Wirklichkeit leider eingeholt. Unsere Verkaufszahlen sind in allen Genres dramatisch eingebrochen. Der Vorstand hat mich Ende letzter Woche gebeten, eine Liquiditätsprognose zu erstellen und euch über die finanzielle Lage zu informieren.«

»Was soll das heißen?«, fragte Tobias Rönn, ein weiterer Lektor des Eklund-Verlags, und beugte sich mit verschränkten Armen über den Tisch. Seine hochgekrempelten Hemdsärmel entblößten stark behaarte Unterarme.

Fredrik sah ihn betrübt an. »Einfach ausgedrückt: Uns geht das Geld aus.«

Gedämpftes Raunen setzte ein, beunruhigtes Gemurmel. Annika suchte Katrins Blick, deren Augen noch runder waren als gewöhnlich. Sie saß mit offenem Mund da, als wollte sie etwas sagen, konnte aber keinen Ton herausbringen.

»Wie bitte?«, rief Rebecka Collin, deren üppiger Schmuck leise klirrte, als sie sich bewegte. Die vierte Lektorin des Eklund-Verlags war das Gegenteil von Annika: stets perfekt geschminkt und mit zahlreichen Ringen, Armbändern und Ketten ebenso perfekt gestylt.

»Der Vorstand hat mich gebeten, euch, so gut es geht, zu beruhigen«, fuhr Fredrik fort. »Die Eigentümer sind bereit, noch eine Weile Geld zuzuschießen, aber ich will euch nichts vormachen. Wenn die Verkaufszahlen nicht steigen, dann … ja.«

»Was dann?«, fragte Annika.

Fredrik hob resigniert die Arme. »Dann müssen wir Konkurs anmelden, Punkt.«

Das Gemurmel verstummte. Annika stellte ihre Kaffeetasse auf dem vor ihr liegenden Manuskript ab. Die Luft war zum Schneiden. Katrin schüttelte den Kopf, blieb aber weiter stumm. Annika fühlte sich innerlich hohl. Das Wort Konkurs schwebte im Raum wie ein böser Geist.

Jesper Olsson, einer der Lektoren, beendete schließlich die Stille. Er beugte sich vor und sah Fredrik durchdringend an.

»Was zum Teufel faselst du da? Kündigst du uns etwa? Verlieren wir alle unsere Jobs?«

»Das kann ich gegenwärtig nicht beantworten«, erwiderte Fredrik. Annika hörte die Resignation in seiner Stimme.

»Aber du musst doch Genaueres wissen«, beharrte Jesper, dessen Wangen rot anliefen.

Tobias hob beschwichtigend die Hand. »Beruhige dich. Fredrik sagt doch, dass er das jetzt noch nicht sagen kann.«

Jesper fiel auf seinen Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Aufgebracht schüttelte er den Kopf.

»Ich will nicht lügen«, sagte Fredrik. »Es sieht nicht gut aus. Aber noch sind wir nicht am Ende.« Er deutete auf die Manuskriptstapel auf dem Tisch. »Wer weiß, vielleicht liegt die Lösung schon vor uns. Ihr wisst, wie das läuft. Ein einziger Bestseller,...

Erscheint lt. Verlag 27.12.2021
Übersetzer Ulla Ackermann
Sprache deutsch
Original-Titel The Badger (Grävlingen)
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Bücher Thriller • Dachs • düster • Eindringling • Erde • gute Krimis • gute Thriller • Keller • Krimi 2021 • Krimi Bücher • Kriminalroman • Krimi Neuerscheinungen • Krimi Neuerscheinungen 2021 • Krimis • Krimi Schweden • krimi und thriller • Manuskript • neuer schweden krimi • Schweden • Schwedenkrimi • Schweden Krimi • schweden krimi buch • schweden krimi neu • Schweden Krimi Neuerscheinung • Schwedenthriller • Serienkiller • Thriller • Thriller Buch • Thriller Bücher • Thriller Krimi • Verlag
ISBN-10 3-7499-5106-3 / 3749951063
ISBN-13 978-3-7499-5106-2 / 9783749951062
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