John Sinclair 2265 (eBook)

Insel der falschen Engel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2470-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair 2265 - Jason Dark
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Glenda Perkins brachte uns auf die Spur. Sie hatte in der U-Bahn einen Menschen mit Leichengeruch wahrgenommen.
Und das war der Anfang von einem Fall, der uns auf eine Insel trieb, auf der alttestamentarische Wesen eine neue Heimat gefunden hatten. Wir mussten erleben, dass Engel nicht gleich Engel waren ...


Insel der
falschen Engel

von Jason Dark

Ich bin zu spät dran, dachte Glenda Perkins und schlüpfte noch soeben in den Wagen der U-Bahn.

Die Bahn war rappelvoll, sodass sie sich stehend zwischen andere Fahrgäste quetschen musste. Zum Glück dauerte die Fahrt bis zum Yard nur knapp zwei Minuten. Und dass die Tube voll war, das war Glenda schon gewohnt. Es war eine völlig normale Fahrt – bis zu dem Zeitpunkt, als sie glaubte, einen bestimmten Geruch wahrzunehmen.

Täuschte sie sich? Glenda zog die Nase hoch. Der Geruch blieb. Und genau da wurde ihr bewusst, was sie da wahrnahm.

Es war der Geruch nach alten Leichen!

Glenda spürte, dass sie blass wurde.

Leichengeruch!

Glenda schnappte nach Luft. Sie hatte das Gefühl, dass man sie anstarrte. Doch niemand in ihrer Nähe hatte sich bewegt, und kreisten ihre Gedanken nur um eine Frage.

Wer stank so?

Und wieso stank er nach Leichen, die schon länger nicht mehr zu den Lebenden gehörten?

Glenda wusste es nicht, aber sie spürte, dass ihr etwas entgegenwehte. Vergleichbar mit einem zarten Windhauch. Nur stank Wind nicht so widerlich.

Es waren nur Sekunden vergangen, aber Glenda hatte das Gefühl, dass sie den Geruch noch länger wahrgenommen hatte. Aber woher kam er?

Sie wusste es nicht. Das konnte jeder Fahrgast in ihrer Nähe sein. Und es benahm sich auch niemand so, dass man ihm angesehen hätte, dass er den Geruch abgab.

Der Zug würde bald stoppen. Dann stiegen Menschen aus und neue wieder ein. Es war ein täglicher Kreislauf, der einfach dazugehörte.

Das Rucken kündete den Stopp an. Hände ließen die Griffe und Schlaufen los. Die Fahrgäste bewegten sich bereits auf die Türen zu.

War der Stinker dabei?

Glenda wusste es nicht und überlegte, ob sie den Zug ebenfalls verlassen sollte.

Die Tür schwang auf. Das übliche Gedränge setzte ein. Ein- und aussteigen. Glenda war noch unentschlossen, was sie tun sollte, als sich die Tür bereits wieder schloss. Schon gab es wieder den ersten Ruck, und einen Augenblick später nahm die Tube erneut Fahrt auf.

Vorbei!, schoss es Glenda in dem Moment durch den Kopf. Du hast es verpasst. Sie schnupperte, bewegte dabei auch den Kopf, aber den Leichengeruch nahm sie nicht mehr wahr. Also war derjenige verschwunden, von dem dieser Gestank stammte.

Ausgestiegen.

Und Glenda wusste nicht, wer diese Person gewesen war. Sie konnte nicht sagen, ob es sich bei ihr um einen Mann oder eine Frau gehandelt hatte.

Es war wieder alles okay. Als sie mehrmals einatmete, da konnte sie behaupten, nichts mehr zu riechen.

Die Person war weg. Glenda würde sie nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Das ärgerte sie. Ihre Blicke glitten zwischen den Fahrgästen hin und her.

Nein, da war nichts zu sehen. Oder nichts, was aufgefallen wäre. Die Menschen verhielten sich unauffällig.

Hatte sie sich vielleicht getäuscht?

Beinahe hätte Glenda gelacht. Nein, das war kein Irrtum. Auf keinen Fall, denn was sie gerochen hatte, das hatte sie auch wahrgenommen und musste damit zurechtkommen.

Aber allein?

Nein. Glenda musste nicht lange nachdenken. Sie arbeitete bei Scotland Yard, und wenn man ihr glaubte, dann dort ...

Suko lachte und fragte mich dann: »Wo steckt sie?«

»Wen meinst du?«

»Glenda. Wen sonst?«

Ich musste einen Moment lang nachdenken und stimmte ihm zu. Wir hatten es tatsächlich geschafft, früher im Büro zu sein als unsere Assistentin Glenda Perkins. Das war ein Novum. Das kam vielleicht in drei Jahren einmal vor.

Ich hob den Kopf an und sah auf Suko. Dabei fragte ich: »Müssen wir uns Sorgen machen?«

»Weiß ich nicht. Wenn sie in einer Stunde noch nicht eingetroffen ist, dann sollten wir uns was überlegen.«

»In Ordnung.«

Suko blieb beim Thema. »Und wo könnte sie sein?«

»Sie hat sicher verschlafen.«

Suko lachte und sagte mit spöttisch klingender Stimme: »Alles, nur das nicht.«

»Warum nicht?«

»Sie ist nicht der Typ dafür.«

Ich winkte ab und dachte darüber nach, ob ich mir selbst einen Kaffee kochen sollte, als etwas anderes passierte.

Die Tür zum Vorzimmer wurde heftig aufgestoßen, und eine weibliche Person stürmte in den Raum. Da die Tür zu unserem Büro offen stand, sahen wir, dass es Glenda war.

»So sieht jemand aus, der verschlafen hat«, fasste Suko zusammen.

Glenda hatte es gehört und gab eine Antwort.

»Perfekt, Suko. Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich habe verschlafen.«

Ich mischte mich ein. »War eine lange Nacht, wie?«

»Ha, ha, ha. Nicht länger als deine. Aber ich will euch was sagen.« Sie stemmte die Fäuste in beide Hüften, ging noch zwei Schritte und blieb dicht vor unserer Bürotür stehen.

»Und was ist dein Problem?«, fragte ich.

»Das ist ganz einfach.«

»Und das Problem?«

»Ich fuhr mit der Tube, die sehr voll war. Und in meinem Wagen fuhr eine Person mit, die nach alten Leichen stank ...«

Wir hatten es gehört. Schweigend sahen wir uns an.

Suko holte schwer Atem, unterbrach danach das Schweigen und fragte mit leiser Stimme: »Wie war das?«

Glendas Gesichtsausdruck veränderte sich. Es war zu sehen, dass die Frage sie geärgert hatte. Möglicherweise hatte sie sich auch nur über sich selbst geärgert. »Ja, verdammt, es hat nach alten Leichen gerochen.«

»Du hast von einer Person gesprochen.«

»Ja, Suko, das habe ich, und dabei bleibe ich auch, denn der Typ ist ausgestiegen. Ich gehe mal davon aus, dass es ein Mann gewesen ist.«

Jetzt war ich an der Reihe. »Vielleicht ein Ghoul?«

»Weiß ich nicht. Möglich ist alles. Und ich ärgere mich auch darüber, dass ich nicht mehr herausgefunden habe. Da ich nicht wusste, wer da so gestunken hat, ist er mir auch entkommen. Sorry, aber ich konnte nichts daran ändern.«

Suko nickte mir zu. »Und was, bitte, sagst du dazu, John?«

»Ganz einfach. Ich glaube nicht, dass Glenda sich was eingebildet hat.«

»Dann haben wir es also mit einem Ghoul zu tun.«

»Davon sollten wir ausgehen«, erklärte ich.

Glenda schlug die Handflächen gegeneinander. »Himmel, ein Ghoul hier in London oder nicht nur einer, sondern mehrere davon. Das sieht nicht gut aus.«

Ich stimmte ihr zu und sagte dann: »Es wäre besser, wenn du die Person erkannt hättest. So aber haben wir nichts in der Hand. Ach ja, und wo is er ausgestiegen?«

Glenda nannte den Namen der Haltestelle. Damit konnten wir nichts anfangen. Auch wenn es noch nicht weiterging, aber wir waren alarmiert. Mit Ghouls hatten wir schon genügend Ärger gehabt. Sie waren selten, aber es gab sie, und in der Regel hielten sie sich auf Friedhöfen versteckt, denn sie waren Leichenfresser.

Ich stellte mir vor, wie sie aussahen. Es gab sie unter anderem in einer menschlichen Gestalt, aber sie waren stets von einer Schleimschicht bedeckt, mal dicker, mal dünner.

»Das sieht nicht gut aus«, meinte Suko.

»Stimmt.«

Jetzt meldete sich Glenda wieder. »Ich habe ihn ja gerochen. Und ich frage mich, warum mir das nur passiert sein soll. Möglicherweise sind auch andere auf ihn gestoßen.« Glenda wischte kurz über ihre Lippen und fuhr fort. »Wenn das so ist, können wir möglicherweise davon ausgehen, dass auch andere Menschen ihn gerochen haben.«

Ich nickte. »Das ist richtig. Aber was willst du damit sagen?«

»Dass es solche Menschen gibt, John. Und das die Meldung gemacht haben. Nicht alle, aber vielleicht der eine oder andere.«

»Gut. Und weiter?«

Glenda beugte sich etwas vor und verengte leicht ihre Augen. Dabei sagte sie: »Ich denke, dass ich mal die Meldungen durchgehe, die heute im Laufe des Tages gekommen sind. Wenn jemand seine Entdeckung der Polizei gemeldet hat, dann weiß der vielleicht mehr. Oder seht ihr eine bessere Lösung?«

Die sahen wir nicht.

Glenda drückte sich hoch. »Dann werde ich mich mal an meinen Schreibtisch setzen und einen Versuch starten.«

»Tu das«, sagte ich.

Glenda stand auf und verschwand im Nebenraum, der zugleich ihr Reich war. Ich dachte über ihren Vorschlag nach. Er war gar nicht schlecht. Dieser Vorgang, wenn es ihn noch mal gab, der war schon ungewöhnlich. Und Menschen wenden sich recht schnell an die Polizei, wenn ihnen etwas komisch vorkommt.

»Du denkst nach, John?«

»Sieht man das?«

»Ich kenne dich.«

»Gut, ich denke nach. Und ich hoffe, dass es zu keiner Ghoulplage kommt. Dass wir hier nicht ein halbes Dutzend haben, die sich fest integrieren konnten.«

»Daran darf man nicht erst denken.«

»Und trotzdem habe ich ein wenig das Gefühl, dass wir es auch mit einem anderen Phänomen zu tun haben könnten. Denke ich mir.«

»Gut. Mit welchem?«

»Keine Ahnung. Ich lasse mich überraschen.« Meine Lippen formierten sich zu...

Erscheint lt. Verlag 7.12.2021
Reihe/Serie John Sinclair
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Academy • alfred-bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • e Book • eBook • E-Book • e books • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horrorthriller • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7517-2470-2 / 3751724702
ISBN-13 978-3-7517-2470-8 / 9783751724708
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