Die UFO-AKTEN 4 (eBook)

Der Glückspilz

(Autor)

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2021 | 1. Aufl. 2021
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7517-2314-5 (ISBN)

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Die UFO-AKTEN 4 - Carter Jackson
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»Bist du ein Loser, Eddie?«, wiederholte Mr. Stringer.
»N-nein, Boss«, murmelte Edward Blundt halbherzig. Obwohl er sich in Wahrheit genauso fühlte: wie ein Loser. Ja, mehr noch, wie der größte Versager aller Zeiten.
Dabei hatten seine Lehrer an der Highschool ihm eine rosige berufliche Zukunft prophezeit. Vielleicht nicht unbedingt als Generaldirektor von General Motors, aber zumindest als Filialleiter bei Costco oder SuperTarget.
Stattdessen versauerte er seit siebzehn Jahren in diesem Drecksladen, in dem man sogar sein Klopapier selbst mitbringen musste. Er drehte den Leuten Schrottkarren an, bei denen sie froh sein konnten, wenn sie es damit bis nach Hause schafften.
Früher hatte er daran geglaubt, dass die Welt bloß auf einen tollen Hecht wie ihn wartete. Heute wusste er es besser. Heute wusste er, dass die Welt nicht auf ihn wartete, und auch sonst niemand.


Der Glückspilz

Eddie Blundt ist ein Pechvogel sonderglei‍chen. Alles, was der Autoverkäufer anpackt, geht schief. Sein Kollege Rocky bringt zehnmal so viele Wagen im Monat an den Mann, und Wilma, seine nörgelnde Ehefrau, lässt keine Gelegenheit aus, um Eddie daran zu erinnern, was für ein jämmerlicher Versager er ist. Und sie hat eine Affäre mit seinem Chef. Als dieser ihm kündigt, bricht für Eddie der letzte, wenn auch deprimierende Halt in seinem Le‍b‍en weg.

Doch dann verkehrt sich sein Schicksal wie durch ein Wunder ins Gegenteil:
Plötzlich scheint es Fortuna gut mit Eddie zu meinen. Mehr noch: Er scheint das Glück gepachtet zu haben! Was steckt da‍h‍i‍n‍ter ...?

Stringer's Autoservice
New York City, 24. Februar 2021, 15:22 Uhr

»Gottverdammt, Eddie!«, blaffte Ebenezer Stringer mit so hochrotem Kopf, dass Eddie fürchtete, der Schädel seines Bosses würde jeden Moment platzen. Fehlte eigentlich bloß noch, dass Mr. Stringer vor lauter Empörung Dampf aus den Ohren quoll, wie in diesen Samstagmorgen-Cartoons im Fernsehen, die Eddie so gerne schaute. »Für wen hältst du mich? Für die gottverfluchte Heilsarmee

Ohne auf die Antwort seines Angestellten zu warten, der wie ein Häufchen Elend im Stuhl vor seinem Schreibtisch hockte, polterte Mr. Stringer: »Denkst du, ich hätte irgendetwas zu verschenken? Hältst du mich für einen dieser Rettet-die-Wale-Typen? Sehe ich vielleicht aus wie dieser verdammte George Clooney?«

Nein, wie George Clooney sah Mr. Stringer beim besten Willen nicht aus. Vielleicht ein bisschen wie der betagte Sean Connery. Aber keinesfalls wie George Clooney. Dafür war Mr. Stringer zu alt, zu korpulent und hatte Falten im Gesicht. Außerdem hatte George Clooney Haare.

Doch selbst, wenn Eddie sich getraut hätte, den Mund aufzumachen, hätte sein Chef ihn sowieso nicht zu Wort kommen lassen. Außer sich vor Entrüstung, machte Mr. Stringer seinem Unmut über die dreiste Bitte seines Untergebenen weiter lautstark Luft. »Hör zu, Eddie. Nichts gegen dich, okay? Versteh mich bitte nicht falsch. Du bist ein netter Kerl. Aber Nettsein bringt einen nicht weiter! Weiter bringen einen gute Verkaufszahlen! Denn gute Verkaufszahlen bringen gute Provisionen! Und gute Provisionen sorgen dafür, dass man mit seiner Alten nicht in einem verranzten Wohnwagen im Ghetto hausen muss!« Mr. Stringer hatte sich so in Rage geredet, dass seine kleinen braunen Frettchenaugen wie bemalte Gallertkugeln aus ihren fleischigen Höhlen quollen. Schnaubend griff er nach der Pillendose auf seinem Tisch, schüttete sich gierig ein halbes Dutzend in den Mund und spülte mit einem Schluck Diät-Cola nach, bevor er sich in seinem Chefsessel nach hinten sinken ließ und ein paarmal tief durchatmete, bemüht, sich zu beruhigen.

Als ihm das schließlich halbwegs gelungen war, fragte er sachlich: »Wie viele Wagen hast du diesen Monat verkauft, Eddie?«

Edward »Eddie« Blundt rutschte unruhig hin und her. Er kam sich vor wie ein Schüler, der vom Direktor zur Schnecke gemacht wird, weil er in der 7. Klasse immer noch nicht eins und eins zusammenzählen kann. Und nicht wie ein gestandener Mann von einundvierzig Jahren. Genau vor dieser Frage hatte er Angst gehabt.

»Drei«, entgegnete er kleinlaut.

»Drei«, wiederholte Mr. Stringer, trügerisch leise. »Ganz genau! Gottverfluchte drei! Und wie viele hat Rocky in den letzten vier Wochen an den Mann gebracht?« Statt auf Eddies Erwiderung zu warten, schaute er zu Rocky Hogan hinüber, der im Gegensatz zu Eddie sogar einen eigenen Schreibtisch im Ausstellungsraum von Stringer's Autoservice hatte: »Hey, Rocky, wie viele Karren hast du diesen Monat schon vertickt?«

»Sechsundzwanzig!«, gab Rocky nicht ohne Stolz zurück. »Und vier weitere sind so gut wie fix!«

»Sechs-und-zwanzig!«, wiederholte Mr. Stringer mit übertriebener Betonung. »Also, sag mir, Eddie: Warum, bei Gott und seinem Jesus-Söhnchen, sollte ich dir dasselbe Gehalt zahlen wie Rocky, der zehnmal so viele Autos verkauft wie du? Schon mal was von ›leistungsorientierter Vergütung‹ gehört? Das bedeutet, man wird für das bezahlt, was man leistet. Und machen wir uns nichts vor, Eddie, da ist bei dir noch verflucht viel Luft nach oben. Ehrlich gesagt, kannst du froh sein, dass ich dir dein gottverdammtes Gehalt nicht kürze! Du willst mehr Geld? Dann verdiene es dir! Da draußen stehen hundert verschissene Autos, die nur darauf warten, verkauft zu werden! Sieh zu, dass du deinen Umsatz bis Quartalsende mindestens verdreifachst! Denn falls nicht ...« Mr. Stringer seufzte theatralisch.

Eddie schluckte schwer. »Falls nicht ... feuern Sie mich?«

»Hochkant!«, bestätigte Mr. Stringer mit einem so nachdrücklichen Nicken, dass sein Doppelkinn Nachwuchs bekam. »Wie gesagt, ist nichts Persönliches. Aber in dieser Firma ist nun mal kein Platz für Loser.« Er schaute Eddie durchdringend an. »Und du bist doch kein Loser, oder?«

Eddie reagierte nicht. Er kauerte einfach nur auf der Stuhlkante und sah vor seinem geistigen Auge, wie auch das letzte klägliche bisschen, das von seinem Leben noch übrig war, mit Karacho den Bach runterging.

Zum millionsten Mal fragte er sich, wie es nur so weit kommen konnte.

»Bist du ein Loser, Eddie?«, wiederholte Mr. Stringer seine Frage.

»N-nein, Boss«, murmelte Eddie schließlich halbherzig.

Obwohl er sich in Wahrheit genauso fühlte: wie ein Loser.

Ja, mehr noch: Wie der größte Loser aller Zeiten.

Dabei hatten seine Lehrer an der Highschool ihm eine rosige berufliche Zukunft prophezeit. Vielleicht nicht unbedingt als Generaldirektor von General Motors, aber bei Costco oder SuperTarget hätte er es mit Sicherheit irgendwann zum Filialleiter gebracht. Oder zumindest zum Chef der Gemüseabteilung. Dort gab es sowas wie Mitarbeiterrabatte, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Zuzahlungen bei Zahnersatz.

Stattdessen versauerte er seit siebzehn Jahren in diesem Drecksladen, in dem man sogar sein Klopapier selbst mitbringen musste und drehte neunmalklugen Möchtegern-Autoschraubern, chronisch klammen Rentnern und gelangweilten Hausfrauen irgendwelche Schrottkarren an, bei denen sie froh sein konnten, wenn sie es damit ohne Panne nach Hause schafften. Früher hatte er deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt. Doch früher glaubte er auch noch daran, dass die Welt bloß auf einen tollen Hecht wie ihn wartete. Dass er ein Leben in Saus und Braus führen würde, mit jeder Menge Kohle, einer Garage voller protziger Schlitten und zehn heißen Fegern an jedem Finger.

Heute wusste er es besser.

Heute wusste er, dass die Welt nicht auf ihn wartete, und auch sonst niemand.

Und das ungeachtet all der Dinge, die Eddie den Menschen geben konnte.

Der Werbeslogan von Stringer's Autoservice lautete: »Wir machen Ihnen ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können.« Doch im Gegensatz zu seinem großen Vorbild, dem Paten Don Corleone, war es mit Mr. Stringers Geschäftstüchtigkeit, für die er sich gern und oft selbst lobte, in Wahrheit nicht allzu weit her. Eddie mochte vielleicht nicht der König der Gebrauchtwagenverkäufer sein, aber er hatte immerhin genug Ahnung von Wirtschaft, dass vieles in diesem Laden anders gelaufen wäre, wenn es nach ihm gegangen wäre.

Dummerweise tat es das aber nicht.

Bei Stringer's Autoservice ging es nicht nach Eddie.

Genaugenommen ging es nie nach Eddie.

Das war die bittere Wahrheit: Kein Mensch interessierte sich dafür, was er dachte. Seine Meinung war völlig irrelevant. So unbedeutend wie ein Fliegenschiss auf einer Weltkarte. Ja, mehr noch: Er selbst war so unbedeutend wie ein Fliegenschiss auf einer Weltkarte.

Dabei spürte Eddie instinktiv, dass er zu Größerem bestimmt war. Zu Höherem.

Das Schicksal hatte Pläne mit ihm. Das Dumme war nur, dass es sich verdammt viel Zeit damit ließ, ihm zu zeigen, was für Pläne das waren. Und mit jedem Tag, der verstrich, ohne dass etwas geschah, wuchs in Eddie der Wunsch, dem Jammertal seines Daseins zu entfliehen. Einfach Schluss zu machen. Sich vor die nächstbeste U-Bahn zu werfen und das alles hinter sich zu lassen.

Er hatte genug von diesem Mist.

Genug von Mr. Stringer, der ihn wie einen absoluten Taugenichts behandelte.

Genug von Rocky, der immer in allem besser war als er.

Und vor allem: Genug von Wilma, seiner grässlichen, nörgelnden Ehefrau, die keine Gelegenheit ausließ, ihn daran zu erinnern, was für ein »gottverdammter, jämmerlicher Verlierer« er war, und dass sie ihre »besten Jahre an ihn vergeudet« hatte. Dass er der »größte Fehler« war, den sie je gemacht hatte, und er es »niemals zu etwas bringen« würde. Mittlerweile verfolgte ihn ihr Gekeife sogar bis in den Schlaf, egal, wie viele Dosen Bud er sich abends vor dem Fernseher hinter die Binde gekippt hatte, in der Hoffnung...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2021
Reihe/Serie Die UFO-AKTEN
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Akte X • Akte X, Mulder, Scully, Aliens, Unbekannte Flug Objekte, Mystery, Timothy Stahl, Wolfgang Hohlbein • Aliens • Mulder • Mystery • Science Fiction Romane • Scully • Timothy Stahl • Unbekannte Flug Objekte • Wolfgang Hohlbein
ISBN-10 3-7517-2314-5 / 3751723145
ISBN-13 978-3-7517-2314-5 / 9783751723145
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