Im Zeichen der Mohnblume - Die Erlöserin (eBook)

Roman - Die?TikTok-Sensation aus den USA - Die deutsche Ausgabe von »The Burning God«

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
784 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-28540-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Zeichen der Mohnblume - Die Erlöserin -  R.F. Kuang
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Die?TikTok-Sensation aus den USA! Das Finale der fantastischen, mehrfach ausgezeichneten China-Trilogie.
Rin, die Schamanin des Phönix, wurde verraten. Nun zieht sie sich in ihre Heimat zurück, während die Kriegslords und Invasoren das Reich unter sich aufteilen. Doch im Süden, der von Armut und Einfachheit gekennzeichnet ist, entdeckt Rin die größte Macht des Reiches, die noch keiner der Adeligen bemerkt hat: die unzähligen einfachen Leuten, welche die junge Frau bereits als Göttin der Erlösung anbeten. Vielleicht ist Rins Traum von Freiheit doch noch möglich! Doch während ihre Macht und ihr Einfluss wachsen, werden auch die verführerischen Einflüsterungen des Phönix lauter. Wird Rin ihnen widerstehen? Oder wird sie ihnen folgen - und die Welt in Brand setzen?


RF Kuang wurde 2020 der Astounding Award for Best New Writer verliehen, der renommiertesten Auszeichnung, die ein Fantasy-Debütautor erlangen kann. Sie wird auf dem WorldCon als Teil der Hugo-Awards-Zeremonie verliehen.


Im Zeichen der Mohnblume bei Blanvalet:
1. Die Schamanin
2. Die Kaiserin
3. Die Erlöserin

Rebecca F. Kuang wanderte im Jahr 2000 aus Guangzhou, China, in die USA aus. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in International History von Georgetown, wo sie sich auf chinesische Militärstrategien, kollektive Traumata und Kriegsdenkmäler konzentrierte. Im Jahr 2018 erhielt sie ein Stipendium und studiert seitdem an der University of Cambridge Sinologie. Rebecca F. Kuang liebt Corgis, trinkt gerne guten Wein und guckt immer wieder die Fernsehserie »Das Büro«.

Prolog


»Wir sollten es nicht tun«, sagte Daji.

Das Lagerfeuer zuckte und zischte vorwurfsvoll, als spüre es ihre Schuld. Unnatürlich violette Flammenzungen streckten sich wie greifende Hände aus und verwandelten sich in flackernde Gesichter, die Daji immer noch, Monate später, Übelkeit bereiteten, so sehr schämte sie sich. Sie wandte den Blick ab.

Doch die Gesichter der Toten hatten sich innen in ihre Lider eingebrannt, die Münder noch offen vor Schreck über Dajis Verrat. Ihr Flüstern hallte in Dajis Kopf wider, so wie jede Nacht in ihren Träumen.

Mörderin, raunten sie. Undankbare. Hure.

Angst schnürte ihr die Brust zusammen. »Riga, ich finde nicht …«

»Für Zweifel ist es jetzt zu spät, Schätzchen.« Auf der anderen Seite des Feuers fesselte Riga mit routinierten, groben Handgriffen einen zappelnden Hirsch. Er hatte bereits drei Sägemesser, von den toten Bogenschützen der Ketreyiden, zu einem perfekten Dreieck um das Feuer gelegt. Daji hatte ihr Messer nicht angerührt. Zu groß war ihre Angst gewesen – das glänzende Metall sah giftig aus, grollend. »Es gibt schon lange kein Zurück mehr, meinst du nicht?«

Der Hirsch reckte den Hals, um sich loszureißen. Riga packte ihn mit einer Hand am Geweih und schlug ihm den Kopf auf den Boden.

Die Flammen sprangen höher, das Flüstern wurde lauter. Daji zuckte zusammen. »Es kommt mir falsch vor.«

Riga schnaubte. »Seit wann bist du so ein Feigling?«

»Ich mache mir nur Sorgen. Tseveri hat gesagt …«

»Wen interessiert es, was sie gesagt hat?«, fragte Riga brüsk. Daji wusste, dass auch er sich schämte. Sie spürte, dass er sich insgeheim wünschte, sie hätten gar nicht erst damit angefangen. Aber das konnte er unmöglich zugeben, weil er daran zerbrechen würde.

Riga hielt den Hals des Hirsches mit dem Knie am Boden und band ihm die Vorderläufe zusammen. Der Hirsch öffnete das Maul wie zu einem Schrei, brachte jedoch nur ein heiseres, unheimliches Krächzen hervor. »Tseveri hat schon immer Unsinn erzählt. Prophezeiung, dass ich nicht lache – glaub das bloß nicht. Sie hat nur gesagt, was die Sorqan Sira uns hören lassen wollte.«

»Sie sagte, das Ritual würde uns umbringen«, entgegnete Daji.

»Das ist nicht ganz das, was sie gesagt hat.«

»Aber fast.«

»Oh, Daji.« Riga zog mit einem grausamen Ruck den letzten Knoten fest und betrachtete kurz sein Werk. Dann setzte er sich neben sie und massierte ihr in langsamen Kreisen den Rücken. Er wollte sie trösten. Sie fühlte sich gefangen. »Denkst du, ich würde zulassen, dass dir etwas geschieht?«

Daji hatte Mühe, gleichmäßig zu atmen.

Tu, was er sagt, mahnte sie sich. Das war die Abmachung, die sie mit Ziya getroffen hatte. Mach keine Schwierigkeiten und gehorche, sonst findet Riga einen Weg, dich loszuwerden. Sie sollte dankbar für das Ritual sein. Es bedeutete Schutz – die letzte Gewähr, dass Riga sie nicht töten konnte, ohne sich selbst zu töten, ein Schild für sie und Ziya.

Aber sie hatte dennoch schreckliche Angst. Was, wenn es schlimmer war als der Tod?

Sie fand ihre Stimme wieder. »Es muss eine andere Möglichkeit geben …«

»Nein«, blaffte Riga. »So halten wir nicht mehr lange durch. Der Krieg ist zu groß geworden. Unsere Feinde sind zu zahlreich geworden.« Er deutete mit dem Messer auf den Wald. »Und wenn Ziya so weitermacht, wird er keinen weiteren Tag überstehen.«

Er wird nicht überleben, weil du ihn gedrängt hast, hätte Daji gern zurückgeblafft. Aber sie hielt den Mund, aus Angst, seinen Zorn zu erregen. Seine Grausamkeit.

Du hast keine andere Wahl. Sie hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass sie sich für Riga unentbehrlich, unersetzlich machen und in seinem Leben fest verankert sein musste, wenn ihr ihre Sicherheit lieb war.

»Komm schon, Ziya.« Riga legte die Hände trichterförmig um den Mund und rief: »Bringen wir’s hinter uns.«

Die Bäume schwiegen.

Riga hob die Stimme. »Ziya! Ich weiß, dass du da bist.«

Vielleicht ist er geflohen, dachte Daji. Schlauer Kerl.

Sie fragte sich, was Riga tun würde, falls Ziya wirklich versuchen würde zu fliehen. Er würde ihm natürlich nachjagen und ihn wahrscheinlich auch kriegen – Riga war immer der Stärkste und Schnellste von ihnen gewesen. Die Strafe würde furchtbar sein. Aber vielleicht gelang es Daji, Riga für ein paar Minuten abzuwehren, um Ziya Zeit zu verschaffen. Dann würde zumindest einer von ihnen verschont bleiben, selbst wenn es sie das Leben kostete.

Doch schon kam Ziya aus dem Wald gestolpert, als sei er betrunken. In seinen Augen stand der verwirrte, wilde Ausdruck, den Daji in letzter Zeit oft bei ihm gesehen hatte. Sie wusste, dass er Gefahr bedeutete. Ihre Hand kroch zu ihrem Messer.

Riga erhob sich und ging Ziya entgegen, die Hände vor sich gespreizt, wie ein Wärter, der sich einem Tiger näherte. »Wie geht es dir?«

»Wie es mir geht?« Ziya legte den Kopf schräg. »Wie meinst du das?«

Daji sah Rigas Kehle pulsieren.

»Kannst du dich zu uns setzen?«, fragte Riga.

Ziya schüttelte kichernd den Kopf.

»Das ist nicht witzig«, knurrte Riga. »Komm her, Ziya.«

»Ziya?« Ziya richtete die Augen zum Himmel. »Wer ist das?«

Riga griff nach seinem Schwert. Daji hob das Messer. Sie hatten sich mit Ziyas Einwilligung auf das Ritual vorbereitet. Sie mussten zuschlagen, unmittelbar bevor er das Portal öffnete …

Ein schreckliches Grinsen teilte Ziyas Gesicht. »War nur Spaß.«

Riga entspannte sich. »Zum Teufel mit dir.«

Daji stieß den Atem aus, um ihren rasenden Herzschlag zu verlangsamen.

Ziya ließ sich im Schneidersitz am Feuer nieder und warf einen flüchtig interessierten Blick auf den gefesselten Hirsch. »Er verhält sich sehr zahm, oder?«

Er nahm sein Messer vom Boden und ließ es vor dem Hirsch hin und her baumeln. Die gezackte Klinge blitzte im Feuerschein auf. Der Hirsch reagierte nicht. Er hätte tot sein können, wäre da nicht sein resignierter, schwerer Atem gewesen.

»Daji hat ihm einen Opiumklumpen ins Maul gestopft«, sagte Riga.

»Ah.« Ziya zwinkerte ihr zu. »Kluges Mädchen.«

Daji wünschte, die Droge hätte schneller gewirkt. Sie wünschte, Riga hätte dem Tier mehr Zeit gelassen. Aber das hätte Mitgefühl erfordert – eine Eigenschaft, die er nicht besaß.

»Jetzt mach schon, Daji.« Riga schwang das Messer nach ihr. »Wir sollten es nicht unnötig in die Länge ziehen.«

Daji saß wie erstarrt da. Für einen flüchtigen Moment spielte sie mit dem Gedanken zu fliehen. Ihre Knie zitterten.

Nein. Es gibt keinen Ausweg. Wenn sie es schon nicht für sich selbst tat, musste sie es zumindest für Ziya tun.

Er machte gern Witze. Er hatte noch nie etwas ernst nehmen können; nur er konnte sich über die Aussicht amüsieren, den Verstand zu verlieren. Aber Dajis Furcht – ihre und Rigas – war echt. Ziya taumelte schon seit Monaten auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Vernunft, und sie wussten nicht, wann er endgültig in die Leere abstürzte. Nur dieses Ritual konnte ihn zurückholen.

Aber sie hatten einen verdammt hohen Preis dafür bezahlt.

»Messer hoch«, befahl Riga.

Sie gehorchten. Der Hirsch lag zahm da, die Augen offen und glasig.

Riga begann zu sprechen. Jedes Wort der Beschwörung, für die sie gelogen, gefoltert und gemordet hatten, ließ das Feuer höher und immer höher steigen, bis drei Meter hohe Flammen in den Nachthimmel schlugen. Als Tseveri diese Worte gesprochen hatte, hatten sie wie Musik geklungen, doch aus Rigas Mund hörten sie sich an wie ein Fluch. Daji kniff die Augen zusammen und bemühte sich, die Schreie in ihrem Kopf auszublenden.

Riga beendete den Gesang. Nichts geschah.

Sie saßen lange da, und ihre Verwirrung wuchs, bis Ziyas Gelächter die Stille durchbrach.

»Was ist denn los mit dir?«, fragte Riga ärgerlich.

»Du sprichst es falsch aus«, sagte Ziya.

»Was zum Teufel soll das heißen?«

»Dein Akzent. Wenn du die Worte dermaßen vergewaltigst, wird das nichts.«

»Dann mach du es.« Riga zischte noch etwas zwischen den Zähnen. Eine mugenische Beleidigung, die er als Kind aufgeschnappt hatte. Pferdehure.

»Ich kenne den Text nicht«, wehrte Ziya ab.

»Oh doch.« Ein boshafter Unterton stahl sich in Rigas Stimme. »Du hast ihn als Erster von ihr gelernt.«

Ziya versteifte sich.

Tu es nicht, dachte Daji. Los, töten wir ihn, und dann nichts wie weg.

Ziya begann die Beschwörung. Seine Stimme verwandelte sich allmählich von einem heiseren Flüstern in einen kraftvollen, flüssigen Ruf. Diesmal klangen die Worte fast wie bei Tseveri. Diesmal hatten sie Kraft.

»Jetzt«, flüsterte Riga, und sie erhoben die Messer, um den letzten notwendigen Unschuldigen abzuschlachten.

Als es vorbei war und die Leere sie in ihre stofflichen Körper zurückschleuderte, traf sie der Schock wie ein eisiger Wasserstrahl. Daji stolperte keuchend ein paar Schritte nach vorn. Sie spürte den Boden unter den Füßen und atmete süße Luft. Die Welt wirkte vertraut und gleichzeitig fremd – fest und schön und rätselhaft. Daji brannte innerlich und bebte von der puren Macht, die sie...

Erscheint lt. Verlag 16.5.2022
Reihe/Serie Im Zeichen der Mohnblume-Reihe
The Poppy War
"The Poppy War"-Saga
"The Poppy War"-Saga
Übersetzer Michaela Link
Sprache deutsch
Original-Titel The Burning God
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte 2022 • asiatische Fantasy • Babel • Booktok • China • China Roman • chinesischer Schamanismus • Die Kaiserin • Die Schamanin • Diversität • Diversity • Diversity Bücher • Drachen • eBooks • Fantasy • Fantasy Neuerscheinung 2022 • Feministische Fantasy • Heroische Fantasy • High Fantasy • Mythologie • Neuerscheinung • New York Times Bestsellerautorin • New York Times Platz 1 Bestsellerautorin • Opiumkrieg • Rachefeldzug • TikTok • TikTok-Hype • tiktok made me buy it • tiktok trend • tomi adeyemi • Trudi Canavan • yellowface
ISBN-10 3-641-28540-2 / 3641285402
ISBN-13 978-3-641-28540-1 / 9783641285401
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