Der Plan - Zwei Frauen. Ein Ziel. Ein gefährliches Spiel. (eBook)
384 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-29017-7 (ISBN)
Meg ist eine Meisterin der Täuschung, und sie hat nur ein Ziel: Gerechtigkeit. Sie schleicht sich in die Leben skrupelloser Männer, die sich auf Kosten von Frauen bereichern, und bringt diese um ihr Vermögen und ihren guten Ruf. Doch nun wird es Zeit für ihren letzten Plan: Endlich will sie den Mann zu Fall bringen, mit dem alles begann. Aber sie ahnt nicht, dass ihr jemand auf den Fersen ist. Es ist eine Frau. Und auch sie will Rache ...
Julie Clark wuchs in Santa Monica auf. Während sich ihre Freunde auf Surfbrettern in die Wellen stürzten, las sie lieber Bücher am Strand. Nach dem Studium arbeitete sie in Berkeley an der University of California. Dann kehrte sie zurück nach Santa Monica, wo sie heute mit ihren beiden Söhnen und einem Goldendoodle lebt und als Lehrerin tätig ist. Mit »Der Tausch« und »Der Plan« eroberte sie die SPIEGEL-Bestsellerliste und stand wochenlang auf Platz 1.
MEG
GEGENWART – JUNI
Zweiundzwanzig Wochen vor der Wahl
Es beginnt, wie es immer beginnt.
Ich gleite leise neben dich – keine plötzlichen Bewegungen, kein lautes Trara. Als ob ich immer da gewesen wäre. Immer da hingehörte.
Diesmal ist es eine Spendenveranstaltung, bei der pro Gedeck zehntausend Dollar gezahlt werden. Nach fast zehn Jahren fühle ich mich zwischen den Insignien des Reichtums richtig heimisch – den originalen Kunstwerken an den Wänden, den Antiquitäten, die mehr kosten, als die meisten Menschen im Jahr verdienen, und den Hausangestellten, die ich vorgeblich nicht bemerke und die sich leise durch Häuser wie dieses bewegen, das hoch oben auf einem Hügel über Los Angeles thront, während sich die Stadt glitzernd unter uns erstreckt.
Wenn du meine Zielperson bist, dann habe ich dich sorgfältig ausgesucht. Wahrscheinlich befindest du dich gerade in einer Umbruchphase deines Lebens – ein Jobverlust, eine Scheidung, der Tod eines Familienmitglieds. Oder du steckst in der heißen Phase der Kandidatur für ein Amt, bei der es nicht gut für dich läuft. Psychisch angeschlagene Menschen gehen Risiken ein, denken nicht klar und glauben nur zu gerne jedes Märchen, das ich ihnen auftische.
Für meine Recherchen benutze ich hauptsächlich die sozialen Medien mit ihren Check-ins, Geotags und ihrer schamlosen Selbstdarstellung. Und die Ratespiele, die einige deiner Freunde dort veranstalten. Hunde oder Katzen? Anzahl der Brüder und Schwestern? Die meisten der Fragen scheinen harmlos, aber sieh sie dir beim nächsten Mal genauer an. Nenne fünf Orte, an denen du gelebt hast, oder vier Namen, unter denen du bekannt bist – beides ermöglicht mir, mich dir zu nähern. John? Ich bin’s, Meg! Aus Boise, erinnerst du dich? Ich kannte deine Schwester.
Es ist kriminell leicht.
Ich verbringe Hunderte von Stunden mit Beobachten und Recherchieren. Mache mir ein Bild von Menschen, die in deinem Leben eine Rolle spielen, um denjenigen zu finden, mit dem ich mich anfreunden kann und der mich zu dir führt. Am Ende weiß ich alles, was ich über dich und die meisten Menschen in deinem Umfeld überhaupt wissen kann. Wenn du zu mir sagst: Schön, Sie kennenzulernen, kenne ich dich schon seit Monaten.
Beunruhigt dich das? Sollte es.
»Hast du schon die Krabbenküchlein probiert?« Veronica taucht neben mir auf, eine Cocktailserviette in der Hand. In den sechs Monaten, seit ich wieder in Los Angeles bin, sind wir gute Freundinnen geworden. Wir haben uns in einem Yoga-Kurs in Santa Monica kennengelernt, unsere Yogamatten lagen hinten direkt nebeneinander, und aus der freundlichen Begrüßung zweier Fremder am Beginn des Kurses ist schließlich eine dicke Freundschaft geworden. Erstaunlich, wie leicht es mithilfe von Instagram Stories ist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort neben der richtigen Person zu sein.
»Nein. Ich habe gehört, es gibt zum Dinner Filet Mignon, und ich spare meinen Hunger dafür auf«, erkläre ich.
Mir wird ganz heiß in der Brust, eine zunehmende Anspannung, die ich immer spüre, wenn ich einen neuen Job beginne. Dieser Teil – den Köder auslegen – gefällt mir am besten. Ich genieße den köstlichen Vorgeschmack dessen, was gleich geschehen wird. Egal wie oft ich es mache, ich bekomme nie genug von dem Nervenkitzel, der immer mit diesem Moment verbunden ist.
Veronica zerknüllt ihre Serviette. »Dir entgeht was, Meg.«
Es ist immer noch ein Schock, wenn mich jemand mit meinem richtigen Namen anspricht. Im Lauf der Jahre hatte ich viele Namen, meistens waren es Abwandlungen meines eigenen: Margaret, Melody, Maggie. Falsche Biografien, die von der Studentin bis zur selbstständigen Fotografin reichten, kürzlich auch Innenarchitektin und Life Coach von Filmstars, alles ausgefeilte Erfindungen. Rollen, die ich nahezu perfekt spielte. Aber heute bin ich als ich selbst hier, jemand, der ich schon lange nicht mehr war.
In diesem Fall hatte ich keine Wahl, denn als Einstieg in diesen Job brauchte ich eine Maklerlizenz, und das ging nicht ohne Sozialversicherungsnummer und Fingerabdruck. Aber es ist in Ordnung, denn diesmal will ich mich zu erkennen geben. Ron Ashton – Bauunternehmer, Lokalpolitiker und Kandidat für den Senat von Kalifornien – soll wissen, wer ihm alles genommen hat. Nicht nur sein Geld, sondern auch seinen guten Ruf, an dem er jahrelang gearbeitet hat.
Ich sehe ihn auf der anderen Seite des Raumes, seine breiten Schultern, die alle anderen um einige Zentimeter überragen, die grauen Haare ordentlich gekämmt, im Gespräch mit Veronicas Mann, seinem Wahlkampfmanager.
Veronica folgt meinem Blick und erklärt: »David sagt, die Wahl wird ein knappes Rennen werden. Ron kann sich in den verbleibenden Monaten keinen einzigen Fehltritt leisten.«
»Wie ist er so?«, frage ich. »Unter uns.«
Veronica überlegt einen Moment und antwortet: »Der typische Politiker. Heimlicher Frauenheld. Hält sich für die Reinkarnation von Reagan. David sagt, er ist von ihm besessen. ›Er hört nicht auf, von dem verdammten Reagan zu reden.‹«
Sie lacht kurz auf und schüttelt den Kopf.
»Und was denkst du?«
Sie sieht mich amüsiert an. »Ich denke, er ist wie jeder andere Politiker da draußen – krankhaft ehrgeizig. Aber er bezahlt David gut, und die Zusatzleistungen sind toll.« Dann stupst sie mich gegen die Schulter. »Schön, dass du kommen konntest. Ich glaube, hier sind einige Leute, die du kennenlernen solltest. Vielleicht neue Kunden.«
Ich nehme noch einen Schluck Wein. Ich bin heute Abend nur hier, um mir einen ganz bestimmten Kunden zu schnappen. »Das könnte ich brauchen«, sage ich. »Es war hart, wieder von vorne anzufangen.«
»Du wirst es schaffen. Schließlich bringst du jahrelange Erfahrung aus Michigan mit. Ich meine, wie du unseren Immobilienkauf in der achtzigsten Straße gedeichselt hast … Ich weiß immer noch nicht, wie du die Verkäufer dazu gebracht hast, so weit mit dem Preis runterzugehen.«
Ich unterdrücke ein Lächeln. Kurz nachdem wir uns kennengelernt hatten, hatte Veronica mir nach dem Yoga beim Sushi erzählt, dass sie eine Immobilie als Geldanlage suchten, aber die Maklerin, die sie kontaktiert hatten, fand nichts in ihrer Preisklasse.
»Hat sie euch die Immobilie in Kelton gezeigt?«, hatte ich gefragt, denn ich wusste genau, was sie suchten. »Die Ranch, die für eins Komma sieben auf dem Markt war?«
Veronica bekam große Augen. »Nein, das wäre perfekt gewesen. Ich sollte sie danach fragen.«
»Sie wurde noch am Tag, an dem sie auf den Markt kam, für ein Vielfaches verkauft, es ist also zu spät«, sagte ich. »Eure Maklerin arbeitet für Apex Realty in Brentwood, stimmt’s? Wir bekommen immer interne E-Mail-Benachrichtigungen über ihre Deals – zehn Millionen, zwanzig Millionen.« Ich nahm ein Stück Sushi und hielt es zwischen meinen Stäbchen in der Luft. »Ich kann dir sagen, Transaktionen in der Größenordnung zu managen, kann ziemlich aufreibend sein.«
Meine erfundene Biografie besagte, dass ich nach einer erfolgreichen Karriere als Immobilienverkäuferin in Ann Arbor zurück nach Los Angeles gekommen war. Meine neue Website ist mit einer in Michigan verlinkt, mit Angeboten, die ich einfach von Zillow und Redfin übernommen habe.
Veronica hatte ihre Stäbchen hingelegt und gesagt: »Sie war großartig, als wir das Haus in Malibu gekauft haben, aber vielleicht ist diese Preisgrenze unter ihrer Würde.« Ich nahm einen Schluck von meinem Zitronenwasser und ließ Veronica darüber nachdenken. Schließlich sagte sie: »Ich würde dich gerne mit der Sache betrauen. Du könntest mal deine Fühler ausstrecken, vielleicht findest du was.«
Ich hatte fast sofort etwas gefunden. Ein einstöckiges traditionelles Haus in einer Straße mit vielen Bäumen in Westchester. Holzfußboden, ein Fenster zur Bucht sowie eine komplett renovierte Küche. Als ich Veronica das vollständige Angebot aushändigte, mit der knappen Beschreibung der Besonderheiten des Hauses und dem Preis, hatte sie abgewehrt: »Das liegt fast fünfhunderttausend über unserem Budget.«
In einem anderen Leben hatte ich einmal einen Kurs in Digital Design belegt. In irgendeiner eingelagerten Kiste liegt noch das Abschlusszeugnis. Zugegebenermaßen ist es eine Fälschung, aber ich hatte genug gelernt, um am Anfang zurechtzukommen, und im Lauf der Jahre noch mehr.
»Ich glaube, ich kann sie deutlich runterhandeln. Lass es uns erst mal ansehen. Es gibt einen Schlüsseltresor, wir können also gleich hinfahren, wenn du willst.«
Das Angebot, das ich ihr ausgehändigt hatte, stimmte – zumindest was die Anzahl der Zimmer, Quadratmeter, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlage usw. anging. Ich erhöhte nur den Preis. Dann versprach ich, ihn auf wenig mehr als zweihunderttausend über dem tatsächlichen Preis »runterzuhandeln«.
Das funktionierte nur, weil Apps wie Zillow und Redfin für Leute wie Veronica und David nicht existieren. In ihrer Steuerklasse tut niemand etwas, das delegiert werden kann. An Wirtschaftsprüfer und Buchhalter, die ihre Rechnungen bezahlen. Hausangestellte, die ihre Einkäufe erledigen und ihre Mahlzeiten kochen. Und einen verlässlichen Immobilienmakler, der für sie auf die Suche geht, mit den Verkaufsagenten vereinbart, die Immobilienangebote vorab zu bekommen, Besichtigungen organisiert und die Transaktion für sie abwickelt.
David und Veronica unterschrieben Papiere, als ich sie dazu aufforderte, überwiesen das Geld...
Erscheint lt. Verlag | 1.4.2022 |
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Übersetzer | Astrid Gravert, Katja Hald |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Lies I Tell |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | 2022 • Bestseller 2022 • Der Tausch • eBooks • Frauenfreundschaft • Identitätsschwindel • Immobilienmaklerin • #metoo • metoo • Neuerscheinung • Neuerscheinung Thriller 2022 • Neue Thriller 2022 • New-York-Times-Bestseller • Nr.1-Bestseller • Politiker • Rache • spiegel-besteller • SPIEGEL-Bestseller • Täuschung • Thriller |
ISBN-10 | 3-641-29017-1 / 3641290171 |
ISBN-13 | 978-3-641-29017-7 / 9783641290177 |
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