Schwarze Schafe (eBook)

Ein Sylt-Krimi

(Autor)

eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
480 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60115-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarze Schafe -  Gisa Pauly
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Von schwarzen Schafen und falschen Fuffzigern Endlich wieder Sommer auf Sylt, das genießt neben den Touristen auch Mamma Carlotta. Für Tratsch und Klatsch sorgt Sänger Pierre Thom, der gerade mit seiner Partnerin - einem echten Superstar! - auf der Insel weilt. Doch all das ist vergessen, als Frau Kemmertöns Mamma Carlottas Hilfe sucht: Ihr Lottogewinn ist verschwunden! Sie hatte ihn in einer alten Lexikonreihe versteckt, die ihr Mann nun an das lokale Tierheim gespendet hat. Keine Frage, die beiden Frauen müssen das Geld unbemerkt zurückholen! Selbstverständlich haben sie nicht erwartet, dabei des Nachts über eine Leiche zu stolpern. Und erst recht nicht, dass diese am nächsten Morgen wie vom Erdboden verschluckt sein könnte ... Treibt sich etwa ein schwarzes Schaf auf Sylt herum? »Gisa Paulys Romane verbreiten auf jeder Seite Inselatmosphäre.« WDR Gisa Pauly lebt als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre turbulenten Sylt-Krimis um die temperamentvolle Mamma Carlotta erobern ebenso regelmäßig die Spiegel-Bestsellerliste wie ihre Italien-Romane. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018. Band 16 der Reihe um Hobbyermittlerin Mamma Carlotta

Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt's - eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre Sylt-Krimis um die resolute Mamma Carlotta erobern jedes Jahr aufs Neue die Bestsellerlisten. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018.

Gisa Pauly hängte nach zwanzig Jahren den Lehrerberuf an den Nagel und veröffentlichte 1994 das Buch »Mir langt's – eine Lehrerin steigt aus«. Seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin in Münster, ihre Ferien verbringt sie am liebsten auf Sylt oder in Italien. Ihre Sylt-Krimis um die resolute Mamma Carlotta erobern jedes Jahr aufs Neue die Bestsellerlisten. Gisa Pauly wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Satirepreis der Stadt Boppard und der Goldenen Kamera des SWR für das Drehbuch »Déjàvu«. Die Leser der Fernsehzeitschrift rtv wählten sie zur beliebtesten Autorin des Jahres 2018.

2


Am Morgen hatte sie nur kurz den Kühlschrank und die Regale in der Vorratskammer inspiziert. Es war wie immer gewesen. Außer ein paar Konservendosen mit den Aufdrucken »Nasi Goreng«, »Pichelsteiner Eintopf« und »Königsberger Klopse« war nicht viel zu finden gewesen. Es wurde Zeit, dass sie hier mal wieder Hand anlegte. In zwei, drei Monaten verlotterte der Haushalt ihres Schwiegersohns vollkommen. Da musste sie erst einmal für Ordnung sorgen, für Vorräte, die nicht in einer Fabrik, sondern in der eigenen Küche hergestellt worden waren, und für den gewissen Überfluss, der zu einem gut geführten Haushalt gehörte. Also für Lebensmittel, die niemand brauchte, die aber gern gegessen wurden: italienisches Gebäck, einige Hartwürste und natürlich jede Menge Oliven. Die Antipasti, die sie für gewöhnlich am Tag ihres Eintreffens auf Sylt einlegte, würden noch warten müssen. Nun hatte sie erst einmal fürs Mittagessen eingekauft, am Nachmittag würde sie dann das frische Gemüse, das gute Olivenöl und eine große Flasche Balsamico besorgen. Am nächsten Tag schon würde es im Hause Wolf duften, dass jedem Gast das Wasser im Mund zusammenlief. Nach der Siesta würde sie noch einmal losgehen, und dann mit viel Zeit. Sie würde alle Lebensmittel genau in Augenschein nehmen und ausgiebig betasten, um die frischeste Ware zu bekommen, sie würde die Kassiererinnen begrüßen und sich erkundigen, ob die eine immer noch die schrecklichen Gummistrümpfe tragen musste und eine andere endlich den Mut aufgebracht hatte, zum Zahnarzt zu gehen. Und natürlich würde sie auch den Filialleiter begrüßen, um ihn daran zu erinnern, dass er für die nächsten zwei Wochen die kritischste Kundin im Laden haben würde, die ihm je begegnet war. So jedenfalls hatte er einmal gesagt, und Mamma Carlotta hatte es als Kompliment verstanden, obwohl sie nicht sicher war, dass der Filialleiter es so gemeint hatte.

Natürlich war sie auch noch nicht dazu gekommen, die Nachbarin zu begrüßen. Ihr Flugzeug war ja erst am späten Nachmittag in Hamburg gelandet. So freute sie sich nun, dass Frau Kemmertöns ihr entgegenkam und ihr damit die Aufgabe abnahm, am Nachbarhaus zu klingeln oder darauf zu warten, dass man sich am Gartenzaun traf. Mamma Carlotta ließ die Einkaufstaschen fallen, damit sie beide Hände zur Begrüßung frei hatte. In Panidomino, ihrem Dorf, würde sie nach ihrer Rückkehr jede einzelne Nachbarin in ihre Arme ziehen, aber sie hatte mittlerweile gelernt, dass Gefühlsausbrüche dieser Art auf Sylt nicht gern gesehen und völlig unüblich waren. Jedenfalls unter denen, die auf der Insel geboren waren oder schon lange hier lebten. Also würde die rechte Hand völlig ausreichen.

»Moin.« Dass Frau Kemmertöns sich freute, die Schwiegermutter ihres Nachbarn zu sehen, konnte nur der erkennen, der mit ihrem Temperament vertraut war. In Italien wäre diese Art von Begrüßung einer Beleidigung gleichgekommen.

»Buon giorno!« Natürlich ließ Mamma Carlotta es sich nicht nehmen, Frau Kemmertöns so zu begrüßen, wie sie es gewohnt war: laut und herzlich, mit vielen überflüssigen Worten und Episoden, mit denen sie ins Haus fiel, um das Schweigen, das sie ernten würde, zu übertönen. Als sie ausgiebig das schlechte Wetter in Panidomino geschildert und erwähnt hatte, dass der Pfarrer ihres Dorfs an Gallensteinen litt, merkte sie allerdings, dass Frau Kemmertöns diesmal ihren Wortschwall nicht wie sonst über sich ergehen ließ wie einen Regenguss, dem man nicht ausweichen konnte. Nein, sie versuchte, Mamma Carlotta zu unterbrechen, weil sie augenscheinlich etwas auf dem Herzen hatte, was rauswollte. Das war ungewöhnlich. In Frau Kemmertöns’ Leben geschah wenig, ihre Tage liefen eintönig dahin. Die wenigen aufregenden Erlebnisse hatte sie allesamt Carlotta Capella zu verdanken, von der sie gelegentlich zu Abenteuern verführt wurde, die sie immer erst abzuwehren versuchte, wenn es zu spät war. Diesmal schien sie jedoch etwas zu drängen.

»Ich bin froh, dass Sie auf Sylt sind«, brachte sie schließlich heraus. »Ich brauche dringend Ihre Hilfe.«

Mamma Carlotta begriff sofort, dass es nicht um ein Pastarezept oder einen biologischen Unkrautvernichter ging. Sie riss ihre Einkaufstaschen in die Höhe und winkte die Nachbarin mit einem Kopfnicken zur Tür der Wolfs. »Ich muss das Mittagessen vorbereiten. Währenddessen können Sie mir erzählen, was los ist.«

Wie immer war Frau Kemmertöns von Mamma Carlottas Tempo völlig überfordert. Sie stand noch mit ausgestreckten Armen da, um ihr eine Einkaufstasche abzunehmen, als Carlotta schon auf dem Weg zur Haustür war – mit beiden Taschen. Und die Tür war längst aufgeschlossen und aufgestoßen worden, als Frau Kemmertöns sich endlich in Bewegung gesetzt hatte. Obwohl die beiden Frauen im gleichen Alter, von gleicher Statur und sich auf den ersten Blick sogar ähnlich waren, unterschieden sie sich auf den zweiten doch gründlich voneinander. Beide mussten ein Gewicht in Bewegung bringen, das in Kleidergröße 44 passte, für Frau Kemmertöns mit Stöhnen und Prusten verbunden, für Mamma Carlotta kein Problem. Sie ließ die Haustür hinter sich offen stehen und hatte schon in der Küche die Espressomaschine in Gang gesetzt, als sie endlich Frau Kemmertöns’ Schritte hörte. Diese drückte die Haustür umständlich ins Schloss, was Mamma Carlotta in der Regel mit einem kräftigen Stoß erledigte, der die Tür ins Schloss donnern ließ, dass die Fensterscheiben erzitterten.

Frau Kemmertöns setzte sich an den Tisch, betrachtete die Espressotasse, als könnte sie sich nicht erklären, wie diese so schnell dorthin gekommen war, und sah Mamma Carlotta beim Auspacken der Einkäufe zu. So wie Kükeltje, die kleine schwarze Katze der Familie Wolf, die mal wieder hoffte, dass in der großen Einkaufstasche von Mamma Carlotta auch etwas für sie sein könnte. Aufgeregt strich sie um Carlottas Beine herum, wurde aber zu ihrem großen Missfallen überhaupt nicht beachtet.

»Nun reden Sie schon! Wie kann ich Ihnen helfen?«

Frau Kemmertöns begann zu Mamma Carlottas Verdruss erst einmal mit einer längeren Vorrede, ließ sich über das Phlegma ihres Mannes aus, beklagte dessen Unaufmerksamkeit und die Tatsache, dass er mal wieder ihren Geburtstag vergessen hatte.

»Aber dabei brauchen Sie nicht meine Hilfe«, drängte Carlotta. »Ihr Jupp war doch schon immer so.«

Darüber musste Frau Kemmertöns erst einmal nachdenken, dann nickte sie. »Ja, eigentlich schon …«

Carlotta war froh, dass sie ihre Ungeduld an der Fleischwurst auslassen konnte, sonst wäre Frau Kemmertöns Gefahr gelaufen, bei den Schultern gepackt und geschüttelt zu werden, damit sie endlich mit ihrer Neuigkeit herausrückte.

Aber die Zwiebeln schmorten schon in der Pfanne, als es endlich so weit war: »Ich habe im Lotto gewonnen.«

»Come?« Mamma Carlotta rutschte der Streuer mit dem Majoran aus der Hand. »Das ist ja … grande. Congratulazioni!«

Warum Frau Kemmertöns alles andere als einen glücklichen Eindruck machte, konnte sie nicht verstehen. Sie selbst hätte in einem solchen Fall Freudenschreie ausgestoßen, die bis zum anderen Ende des Dorfs zu hören gewesen wären, und dafür gesorgt, dass sämtliche Nachbarinnen herbeigelaufen wären, um zu erfahren, was bei den Capellas los war. Und dann hätte sie einen Teil des gewonnenen Geldes in Spumante umgesetzt und so lange gefeiert, bis ihre Kinder sie ermahnt hätten. Die wären bald von der Sorge befallen worden, dass das ganze Geld durch zügellose Feierei durchgebracht worden war, ehe man sich überlegen konnte, wie es investiert werden sollte.

»Wie viel?«

Frau Kemmertöns flüsterte: »Hunderttausend.«

Mamma Carlotta merkte erst, dass die Zwiebeln angebrannt waren, als sie sich ausgiebig über diesen riesigen Geldbetrag erregt und sich vorgestellt hatte, welche Wünsche man sich mit so viel Geld erfüllen konnte. »Dio mio!« Sie riss die Pfanne vom Herd, leerte sie über dem Abfalleimer und machte sich daran, die nächste Zwiebel zu pellen und in Stücke zu schneiden. »Werden Sie verreisen? Oder sich endlich den rosa Blazer kaufen, den Sie schon so lange haben wollen?«

»Größe 42«, antwortete Frau Kemmertöns dumpf. »Für den hätte ich abnehmen müssen.«

Mamma Carlotta riskierte es erneut, die Zwiebeln dem heißen Fett zu überlassen, und setzte sich zu der Nachbarin. »Was dann?«

Frau...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2022
Reihe/Serie Mamma Carlotta
Mamma Carlotta
Mamma Carlotta
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Dora Heldt • Geld • Gisela Pauli • humorvoller Krimi • Klaus-Peter Wolf • Kultermittler • Liebesbriefe • Lottogewinn • Mamma Carlotta • Nordsee-Krimi • Regionalkrimi • Schafe • Spende • Spiegel-Bestsellerautorin • Sylt • Tierheim • Urlaubslektüre • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-492-60115-4 / 3492601154
ISBN-13 978-3-492-60115-3 / 9783492601153
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