Das Nibelungenlied (eBook)

Deutsch-Lektüre, Deutsche Klassiker der Literatur - 14190

Reclam (Herausgeber)

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2021 | 1. Auflage
482 Seiten
Reclam Verlag
978-3-15-961908-8 (ISBN)

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Das Nibelungenlied -
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Von Liebe, Ehrverletzung, Mord und Rache handelt das um 1200 entstandene 'Nibelungenlied'. In über 2000 Strophen erzählt das Heldenepos von Siegfried, dem heldenhaften Drachentöter, von König Gunther und dessen schöner Schwester Kriemhild, von der isländischen Königin Brunhild und dem verschlagenen Vasallen Hagen von Tronje, der den Schatz der Nibelungen bei Worms im Rhein versenkt. Hier in der lesefreundlichen Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen von Felix Genzmer. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

1. Wie Kriemhild bei den Burgunden aufwuchs
2. Wie Sigfrid erzogen ward
3. Wie Sigfrid nach Worms kam
4. Wie Sigfrid mit den Sachsen stritt
5. Wie Sigfrid Kriemhild zum ersten Male sah
6. Wie Gunther gen Island zu Brünhild fuhr
7. Wie Gunther mit seinen Gefährten nach Island kam
8. Wie Sigfrid zu den Nibelungen, seinen Recken, fuhr
9. Wie Sigfrid nach Worms gesandt ward
10. Wie König Gunther zu Worms mit Frau Brünhild Hochzeit feierte
11. Wie Sigfrid sein Weib zu seinem Heimatlande brachte und wie sie daheim ihre Hochzeit feierten
12. Wie Gunther Sigfrid und Kriemhild nach Worms einlud, wo man ihn später erschlug
13. Wie Kriemhild mit ihrem Mann zum Hofgelage zog
14. Wie sich die Königinnen überwarfen
15. Wie man zu Worms Fehde ansagte
16. Wie Sigfrid ermordet ward
17. Wie Kriemhild ihren Mann beklagte und wie man ihn begrub
18. Wie Kriemhild dort blieb und ihr Schwäher von dannen ritt
19. Wie der Nibelungenhort nach Worms gebracht ward
20. Wie der König Etzel nach Frau Kriemhild zu Worms seinen Boten sandte
21. Wie Kriemhild von Worms schied, als sie zu den Hunnen fuhr
22. Wie Kriemhild und Etzel in der Stadt Wien Hochzeit feierten
23. Wie der König Etzel und Frau Kriemhild zu ihren Gefreundten nach Worms sandten
24. Wie die Boten zum Rheine kamen und wie sie von dort schieden
25. Wie die Könige zu den Hunnen zogen
26. Wie sie mit Else und Gelfrat stritten und wie es ihnen da gelang
27. Wie der Markgraf die Könige mit ihren Recken in seinem Hause empfing und wie er sie dann versorgte
28. Wie die Nibelunge zu Etzels Burg kamen und wie sie da empfangen wurden
29. Wie er nicht vor ihr aufstand
30. Wie die Könige mit ihren Recken schlafen gingen und was ihnen da geschah
31. Wie die Herren zur Kirche gingen
32. Wie Blödel mit Dankwart in der Herberge stritt
33. Wie Dankwart die Nachricht seinen Herren zum Hofe brachte
34. Wie Iring erschlagen ward
35. Wie die drei Könige mit ihrer Schwester über die Sühne redeten
36. Wie Rüdeger erschlagen ward
37. Wie Dietrichs Recken alle erschlagen wurden
38. Wie Dietrich Gunther und Hagen bezwang

Anmerkungen
Literaturhinweise
Nachwort

Drittes Abenteuer

Wie Sigfrid nach Worms kam


  • 47

    Den Herren traf da selten irgendein Herzeleid.

    Er vernahm die Kunde, dass eine so schöne Maid

    bei den Burgunden wäre, wie man nur wünschen kann,

    von der er noch viele Freuden und viel Mühsal auch gewann.

     

  • 48

    Von ihrer stolzen Schönheit ging die Kunde weit;

    und auch ihr Hochgemüte zu der gleichen Zeit

    hatte bei der Jungfrau so mancher Held erkannt.

    Das lockte viele Degen hin in König Gunthers Land.

     

  • 49

    So viele um ihre Minne man auch werben sah,

    Kriemhild in ihrem Sinne selber nie geschah,

    dass sie jemand wollte haben zum trauten Mann.

    Noch fremd geblieben war ihr, dem bald sie wurde untertan.

     

  • 50

    Da sann auf hohe Minne der Siglinde Kind.

    Aller andern Werben, das ging in den Wind.

    Er mochte wohl verdienen schöner Frauen Leib.

    Bald ward die edle Kriemhild des kühnen Helden Sigfrid Weib.

     

  • 51

    Ihm rieten seine Magen und auch manch andrer Mann,

    wenn auf stete Minne sich richtete sein Plan,

    dass er eine wählte, die an Rang gleich ihm käme.

    Da sprach der edle Sigfrid: »Kriemhild alsdann ich nehme,

     

  • 52

    die edele Jungfrau aus Burgundenland

    in ihrer großen Schönheit. Das ist mir wohlbekannt,

    kein Kaiser sei so mächtig; hätt er ein Weib im Sinn,

    ihm zu minnen ziemte diese reiche Königin.«

     

  • 53

    Diese Märe hörte da König Sigmund.

    Davon sprachen seine Leute. Dadurch ward ihm kund

    der Willen seines Sohnes. Das war ihm bitter leid,

    dass er werben wollte um diese herrliche Maid.

     

  • 54

    So vernahm es auch die Mutter, die edle Sigelind.

    Sie musste schwere Sorge haben um ihr Kind:

    sie meint ihn zu verlieren durch Gunthers Heeresbann.

    Die Werbung man dem Degen sehr zu widerraten begann.

     

  • 55

    Da sprach der starke Sigfrid: »Viellieber Vater mein,

    ohn aller Frauen Minne wollte ich immer sein,

    ich würbe denn, wo mein Herze innige Liebe hat.«

    Was man auch reden mochte, es gab dawider keinen Rat.

     

  • 56

    »Willst du davon nicht lassen«, der König sprach also,

    »so bin ich deines Willens doch im Innern froh

    und will zum Ziel dir helfen, wie ichs am besten kann.

    Doch hat der König Gunther gar manchen übermütigen Mann.

     

  • 57

    Wenns niemand anders wäre als Hagen, der Degen;

    der weiß voll Übermutes der Hoffahrt zu pflegen,

    so dass ich sehr befürchte, dass es uns werde leid.

    Solche Mär erzählt man von den Recken weit und breit.«

     

  • 58

    »Wie kann uns das hindern?« hub da Sigfrid an.

    »Was ich nicht in Freundschaft von ihnen erbitten kann,

    das mag mit ihren Kräften erwerben meine Hand;

    ich trau mich zu erzwingen beides, Leute und Land.«

     

  • 59

    »Die Rede ist mir schmerzlich«, sprach König Sigmund;

    »denn wenn diese Märe am Rheine würde kund,

    dann dürftest du nimmer reiten in das Land:

    Gunther und Gernot, die sind mir lange bekannt.

     

  • 60

    Mit Gewalt erwerben kann niemand die Maid«,

    sprach der König Sigmund. »Da weiß ich wohl Bescheid.

    Wollen wir aber mit Recken reiten in das Land,

    unsern besten Freunden gebe ich die Fahrt bekannt.«

     

  • 61

    »So ist mir nicht zumute«, sprach da Sigfrid,

    »dass mir Recken sollen zum Rheine folgen mit,

    wohl auf einer Heerfahrt; das wäre mir gar leid,

    sollt ich so erzwingen diese herrliche Maid.

     

  • 62

    So soll sie erwerben allein meine Hand:

    Ich will mit zwölf Gefährten in König Gunthers Land;

    dazu sollt Ihr mir helfen, Vater Sigmund.«

    Da gab man seinen Degen zu Kleidern Stoff, grau und bunt.

     

  • 63

    Da vernahm auch diese Kunde seine Mutter Sigelind.

    Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind.

    Sie war in schwerer Sorge vor König Gunthers Heer.

    Die Königin, die edle, darüber weinte sie sehr.

     

  • 64

    Da kam der Herr Sigfrid, wo die Frau er sah,

    hin zu seiner Mutter. Gütig sprach er da:

    »Um meinetwillen sollt Ihr nimmer weinen, Frau:

    sorglos jeden Helden zu bestehn ich mich getrau.

     

  • 65

    Doch helfet mir zur Reise nach Burgundenland,

    dass ich mit meinen Recken habe solch Gewand,

    wie es so stolze Helden in Ehren mögen tragen.

    Dank dafür will ich Euch von Herzen immer sagen.«

     

  • 66

    »Willst du davon nicht lassen«, sprach Frau Sigelind,

    »so helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,

    mit der besten Kleidung, die je ein Ritter trug,

    dir und deinen Gefährten; ihr sollt von allem haben genug.«

     

  • 67

    Da neigte sich ihr mit Züchten  der vielkühne Mann.

    Er sprach: »Zur Fahrt will ich niemand nehmen an

    außer zwölf Gefährten, prächtig anzusehn.

    Ich will gern versuchen, wie es um Kriemhild möge stehn.«

     

  • 68

    Da saßen schöne Frauen den Tag und die Nacht;

    wenig war auf Muße eine von ihnen bedacht,

    bis sie gefertigt hatten Sigfrids Kleiderstaat.

    Der wollte für seine Ausfahrt weiter haben keinen Rat.

     

  • 69

    Sein Vater gab zur Zierde ein ritterlich Gewand,

    darin er reiten sollte zum Burgundenland.

    Ihre lichten Brünnen, die waren auch bereit,

    und ihre festen Helme; ihre Schilde waren schön und breit.

     

  • 70

    So kam für ihre Ausfahrt die Zeit nun heran.

    Wie es ihnen ergehen würde, zu sorgen man begann,

    ob sie wieder kommen würden in ihr Land.

    Da belud man für die Degen Pferde mit Waffen und Gewand.

     

  • 71

    Schön waren die Rosse, das Reitzeug golden rot.

    Dünkte sich jemand höher, das wäre keine Not,

    als Sigfrid es wäre und auch seine Mannen.

    Urlaub er begehrte, zu reiten nun nach Worms von dannen.

     

  • 72

    Den gewährten traurig König und Königin.

    Er tröstete sie beide mit minniglichem Sinn.

    Er sprach: »Um meinetwillen traget keine Pein!

    Um mein Leben sollt Ihr immer ohne Sorge sein.«

     

  • 73

    Trauer schuf es den Recken; es weinte manche Maid.

    Mich dünkt, dass im Herzen sie ahnten das Leid,

    dass ihnen viele Freunde darum lägen tot.

    Sie hatten Grund zur Klage; das schuf ihnen einstmals Not.

     

  • 74

    Am siebenten Morgen zu Worms auf den Strand

    ritten nun die Kühnen. All ihr Gewand

    war von rotem Golde; geziert ihr Reitzeug war.

    Die Rosse gingen in Ordnung in des Herren Sigfrids Schar.

     

  • 75

    Neu waren ihre Schilde, stark sowie breit,

    und licht ihre Helme, als mit dem Geleit

    Sigfrid zu Hofe ritt in Gunthers Land.

    Man schaute an Helden nie so herrliches Gewand.

     

  • 76

    Die Schwertspitzen reichten nieder auf den Sporn;

    sie führten scharfe Speere, die Ritter auserkorn.

    Sigfrid führte einen wohl zwei Spannen breit,

    der mit seinen Schneiden gar gefährlich war im Streit.

     

  • 77

    Goldrote Zäume hielt ihre Hand;

    mit seidnen Brustriemen kamen sie in das Land.

    Das Volk allenthalben sie anzustaunen begann.

    Gunthers Mannen liefen viele zu ihnen da heran.

     

  • 78

    Die hochgemuten Recken, Ritter sowie Knecht,

    eilten ihnen entgegen – sie taten, wie es recht –

    und empfingen die Gäste in...

Erscheint lt. Verlag 28.8.2021
Reihe/Serie Reclams Universal-Bibliothek
Reclams Universal-Bibliothek
Mitarbeit Kommentare: Bernhard Sowinski
Nachwort Bernhard Sowinski
Übersetzer Felix Grenzmer
Verlagsort Ditzingen
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte aventiure • Deutsch • Deutsch-Unterricht • Felix Genzmer • gelb • gelbe bücher • Hagen von Tronje • Heldenepik • Heldenepos • Heldenlied Mittelalter • Klassenlektüre • Lektüre • Literatur Klassiker • Literatur Mittelhochdeutsch • Mediävistik • mittelalterliche Literatur • Nibelungenlied Deutsch • Nibelungenlied Übersetzung • NibelungenSchatz • Reclam Hefte • Reclams Universal Bibliothek • Schullektüre • Siegfried • Weltliteratur
ISBN-10 3-15-961908-7 / 3159619087
ISBN-13 978-3-15-961908-8 / 9783159619088
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