Inselgewinn -  Katja Peters

Inselgewinn (eBook)

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2021 | 1. Auflage
314 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-7571-4 (ISBN)
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Ich glaube an genervt sein auf den ersten Blick, denn das war ich mittlerweile, wenn mir zuhause Werkzeug oder Baumaterial den Weg versperrten. Wir steckten bereits länger wie vereinbart im Renovierungswahn, als ein geplatzter Sack mein Fass zum überlaufen und mich am Rande des Wahnsinns brachte. Ich musste zuhause raus, dachte ich hoffnungsvoll, als ich an einer Verlosung teilnahm, mir heimlich die Daumen drückte und völlig überrascht den Gewinn entgegennahm. Ein einwöchiger Familienurlaub auf Langeoog! Schnell startete ich einen Hilferuf in meiner Mädels-Runde und schon fuhren wir zu fünft dem Abenteuer entgegen. Es sollte eine ruhige entspannte Zeit für alle werden, doch wie so oft im Leben kommt es anders als geplant und schon standen wir nicht nur im Mittelpunkt eines Verbrechens, sondern überlisteten auch noch einen Stalker. Aber trotz vieler ungeplanter Delikten, durfte der Spaßfaktor bei uns allen nicht fehlen und somit durfte sich unsere trinkfreudige Dauerflirterin Jana auf eine Wattwanderung, Anke auf leckeres Essen, Ines auf ein unverhofftes Wiedersehen, unsere hörschwache Hanna auf ihren Einsatz und ich, ich durfte mich auf einen erlebnisreichen Urlaub freuen...

Kapitel 1
Der Gewinn


Ich werde noch wahnsinnig, dachte ich, als ich mich in unserem eigenen Chaos umsah.

Vor gut einem halben Jahr haben wir unser kleines Häuschen am Stadtrand gekauft und zeitgleich mit diesem Kauf, verschwanden viele unserer Möbel zum Zwischenlagern im Keller und Baumaschinen und Handwerkerutensilien zogen ein und verteilten sich wie von selbst in allen begehbaren Bereichen. So manches Mal erwischte ich mich in der letzten Zeit bei dem Gedanken, ob der Kauf die richtige Entscheidung war, denn wir lebten in diesem Häuschen bereits ein paar Jahre zur Miete und das zufrieden, doch als unser ehemaliger Vermieter sowie Hausbesitzer Herr Petersen uns im Vorjahr aus heiterem Himmel auf Eigenbedarf kündigte, standen wir erstmal unter Schock. Mein Mann Stefan fuhr damals sämtliche Geschosse auf, holte sich anwaltlichen Rat und googelte alles über Eigenbedarf nach, um dann, für uns völlig unerwartet, von Herrn Petersen das Häuschen plötzlich zum Kauf angeboten zu bekommen. Herr Petersen wusste zum einen, dass wir in dem Vorort wohnen bleiben wollten und zum anderen, dass wir uns nicht nur auf die Suche nach einer neuen Bleibe für zwei Personen machen mussten, sondern auch einen Garten für unsere vier Landschildkröten benötigen würden. Das war sein Ass, was er bei der Preisverhandlung aus dem Ärmel zog, aber uns war nach wochenlangem Immobilien googlen auch klar, dass es sehr schwer werden würde im Umfeld annähernd so ein Zuhause für uns alle zu finden und willigten deshalb zähneknirschend, aber doch überzeugt ein.

Meinem Mann Stefan war schon beim Notartermin klar, dass wir in der nächsten Zeit in einer Großbaustelle hausen mussten, mir war das zu diesem Zeitpunkt noch egal, da ich einfach nur glücklich war, nicht umziehen zu müssen. Ein paar Monate später überlegte ich ernsthaft, ob ich mit meinen Fünfzig Lebensjahren bereits etwas verkalkte, denn Stefan hatte mir seinen Bauplan schließlich mehrmals unter die Nase gehalten, nur ich, froh keine Umzugskartons packen zu müssen, hätte auch das Kleinskizzierte studieren sollen. Einen Mann mit handwerklicher Begabung im Haus zu haben, hatte nämlich seine Vor- und Nachteile. Durch seinen Ehrgeiz und Geschick sparten wir zwar einen Haufen Geld, ließen aber viele Nerven, Lärm und Dreck und der letztere machte mich wahnsinnig. Es war wie ein Fass ohne Boden und ich hatte mittlerweile mindestens genauso viele Meter Wischlappen aufgebraucht, wie Stefan Tapetenbahnen. Er fand meinen Wischzwang völlig unnütz, löste das Problem mit geschlossenen Zimmertüren vom bereits fertig renoviertem Schlaf und Küchenbereich und gab mit seinem Schlagbohrer weiter Vollgas. Wenn ich richtig drüber nachdenke, meinte ich mich zu erinnern, dass er beim Hauskauf von ein paar Wochen Hausrenovierung sprach und dafür seinen kompletten Jahresurlaub investierte, doch entweder hatte ich mich verhört oder verkalkte tatsächlich, denn der Umbau dauerte wesentlich länger als besprochen und wir lebten deshalb auch länger wie abgemacht in irgendwelchen Staubwolken.

Stefan hatte mir vor Kaufabschluss alle ihm vorschwebenden baumaßlichen Veränderungen aufgelistet, mir diese zum Bedenken ausgehändigt und ja, ich hatte mir diese Liste auch ordentlich durchgelesen, sah aber die Arbeit nicht, die sich in den einzelnen Wörtern versteckte. Mein Gehirn registrierte nur neues Bad, Ankleideraum, Neue Fliesen und das reichte mir, um allem zuzustimmen.

Ein Graus, doch mein Mann zog sein Ding durch und bohrte und hämmerte wie ein Weltmeister und ich lief zuhause, nach meinem acht Stunden Bürotag, wie angestochen mit Wischwasser und Schrubber durch die Zimmer, um nicht ganz im Dreck unterzugehen. Es zerrte an den Nerven, deshalb plädierte ich wenigstens an manchen Wochenenden auf etwas weniger Staub, dafür auf mehr Freundetreffen. >> Wir müssen uns doch wenigsten Mal eine Verschnaufpause gönnen. Mensch Stefan, wir sind beide keine zwanzig mehr, arbeiten Alltags schon genug und die letzten Wochenenden auch ohne Unterbrechung. Sorry, aber maaaaal muss man doch auch etwas Anderes als Baustaub und Schlagbohrer sehen und hören. <<

>> Ich habe es dir gleich gesagt. Wenn wir uns zum Kauf entscheiden, dann möchte ich es auch so renovieren, wie wir es uns vorstellen und vom Jammern wird es nicht fertig. <<

>> Jammern tun Weintrauben. << Mir fehlte zum Diskutieren die Lust.

>> Du kannst dich ja mit deinen Freundinnen treffen, ich zieh das hier durch << und setzte den Schlagbohrer wieder an. Der Bauplan umfasste eine neue Raumaufteilung, somit wich die große Küche einem neuen Bad, das alte Bad einem Ankleideraum und nun mussten noch die alten Bodenfliesen im Wohn- und Essbereich erneuert werden. Anfangs dachten wir einfach eine Fliese auf Fliese auf den alten Fußbodenbelag zementieren zu können, doch da spielte unsere elektrische Fußbodenheizung nicht mit, denn bei einer doppelten Fliese inklusive Kleber wurde die Wärmequelle nicht mehr garantiert. Es musste umdisponiert werden, was hieß, dass die alten Fliesen weichen mussten. Als mein Mann mit dem geliehenen Abbaugerät anfing die extrem vermörtelten alten Dinger Stück für Stück zu entfernen, war ich kurz davor, den guten alten Velourteppich wieder in Erwähnung zu ziehen. Abgesehen von den Lärm des Höllengerätes, folgte diesem auch eine ständige Staubwolke und es dauerte Ewigkeiten, bis die Fläche endlich Fliesenfrei wurde. Ich hatte die Schnauze so langsam gestrichen voll und beneidete heimlich meine Freundinnen, die bei den Frühlingstemperaturen mit Sicherheit auf einer Liege im Garten lagen oder es sich sogar mit einer Weinschorle im Pool bequem machten. Ich pustete mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, zog die Arbeitshandschuhe wieder über, nahm den leeren Plastikeimer und füllte diesen weiter mit den kaputten Fliesen, um diese im Bauschutt zu versenken. Ich wischte mir mit dem Handschuh die Schweißperlen aus dem Gesicht und fand im Moment alles irgendwie ungerecht, vor allem diese nervigen Hitzewellen, die keine Frau brauchte. Nur weil der Mensch Sinne und Nerven hatte, bedeutete es nicht zwingend, dass er diese auch immer spüren möchte, dachte ich und winkte unserer netten Nachbarin zu, die mit ihrem Hund Charly spazieren ging. Ich hatte der netten Familie schon ein riesengroßes schlechtes Gewissen gegenüber und spontan die Idee, alle Nachbarn im Umfeld von 500m wegen des Lärms und auch Drecks als Widergutmachung oder kleine Entschuldigung zu einem gemütlichen Grillabend einzuladen und wie auf Kommando heulte der Motor der Schlagbohrmaschine erneut auf und ich verdrehte die Augen.

Stefan hatte meiner Meinung zu viel Ehrgeiz, da konnte ich einfach nicht mithalten. Vom Tragen der schweren Eimer schmerzte mir mittlerweile der Rücken deshalb entschloss ich mich, eine Raucherpause einzulegen und ließ mich in die Hollywoodschaukel plumpsen. Stefan sah dies und, oh Wunder, leistete mir Gesellschaft.

>> Na, was machen deine Knochen? <<

>> Alles gut, ich habe nur etwas Rücken, aber das renkt sich gleich wieder ein. <<

>> Dann mach doch für heute Feierabend. Ich hau den Boden noch raus, damit wir morgen die Ausgleichsmaße verteilen können und dann mach ich auch Schicht. Montag kommt Karsten zum Helfen. <<

>> Ich mach so lange wie du und dann bestellen wir uns eine Pizza, ich will ja auch, das wir fertig werden. <<

>> Wie du meinst, denk aber dran, die Eimer wiegen was! <<

>> Ich befülle sie ja nur noch halb voll und laufe dafür lieber einmal mehr. << Stefan drückte seine Zigarette aus und zog sich die Handschuhe über. >> Du wirst sehen, in ein paar Wochen wirst du froh über den Umbau sein und den ganzen Dreck und Lärm vergessen haben. Zum Glück haben wir ja wenigstens die Küche und das Schlafzimmer schon fertig << und verschwand ins Innere. Ich ging zu meinen Schildkröten, um dort nach dem Rechten zu sehen. Josy lag gemütlich unter der UV-Lampe, Finja wurde von unserem Männchen Schüppi geärgert und Paula genoss Löwenzahnblüten. Ihr habt es gut, dachte ich und streichelte Josy über den Panzer, ihr müsst nicht arbeiten, habt genug Kräuter zu fressen, könnt euch den ganzen Tag faul in die Sonne legen und euer Haus räumt sich selbst von Innen auf. >> Und genau deshalb werdet ihr lieben auch so alt, ne Josy? << Ich verließ das Gehege wieder um noch ein paar Fliesen zu entsorgen.

Später, als endlich alle Fliesen aus dem Wohnbereich entfernt waren und wir Pappsatt von der Pizza faul in der Hollywoodschaukel saßen, klingelte mein Handy. Ich war eigentlich zu Müde um noch zu telefonieren, doch als ich Hannas Namen auf dem Display las, nahm ich das ich Gespräch entgegen.

>> Hanna! Wie geht es Dir? <<

Hanna war seid über Fünfundvierzig Jahren meine beste Freundin, wir hatten zusammen die Schulbank gedrückt, wir wurden zusammen konfirmiert und stellten uns gemeinsam der Pubertät, einer Phase, in der ihr Sohn Fynn, mein Patenkind, momentan mittendrin...

Erscheint lt. Verlag 7.7.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga
ISBN-10 3-7534-7571-8 / 3753475718
ISBN-13 978-3-7534-7571-4 / 9783753475714
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