Xeyos Tränen (eBook)

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2021 | 7. Auflage
629 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7541-2558-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Xeyos Tränen -  Katica Fischer
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Die Yden - eine Spezies, die von ihren Schöpfern mit großer Intelligenz, einer Fülle mentaler Fähigkeiten und grenzenloser Regenerationsfähigkeit ausgestattet wurden - leben zunächst glücklich und zufrieden auf einem Planeten, der 'Roter Garten' genannt wird. Da sie praktisch unsterblich sind, sehen sie sich nach einiger Zeit aufgrund ihrer stetig größer werdenden Zahl gezwungen nach neuen Lebensräumen zu suchen. Ein infrage kommender Planet ist schnell gefunden. Allerdings warten im 'Blauen Garten' einige Probleme auf sie, die zunächst gelöst werden wollen.

Geboren wurde Katica Fischer 1959 im ehemaligen Jugoslawien (heute Kroatien). In Marburg an der Lahn absolvierte sie sowohl ihre Schul- als auch ihre Berufsausbildung. Sie hat einen Sohn. Die Autorin schreibt aus Leidenschaft und opfert ihre Freizeit oft der Recherche und der Entwicklung neuer Geschichten. Mittlerweile hat sie mehrere Buchveröffentlichungen und drei erfolgreiche Teilnahmen bei verschiedenen Schreibwettbewerben vorzuweisen. Hin und wieder verfasst sie auch ein Gedicht, das in der Regel ein Ausdruck eines momentanen Gefühls oder eine Reaktion auf ein aktuelles Ereignis darstellt.

Geboren wurde Katica Fischer 1959 im ehemaligen Jugoslawien (heute Kroatien). In Marburg an der Lahn absolvierte sie sowohl ihre Schul- als auch ihre Berufsausbildung. Sie hat einen Sohn. Hauptberuflich arbeitet die Autorin aus Leidenschaft als Kinderkrankenschwester in einem Krankenhaus. Doch in ihrer Freizeit widmet sie sich oft der Entwicklung und dem Schreiben neuer Geschichten. Mittlerweile hat sie mehrere Buchveröffentlichungen und drei erfolgreiche Teilnahmen bei verschiedenen Schreibwettbewerben vorzuweisen. Hin und wieder verfasst sie auch ein Gedicht, das in der Regel ein Ausdruck eines momentanen Gefühls oder eine Reaktion auf ein aktuelles Ereignis darstellt.

10 - Jystaruns Bestimmung


 

Jystarun hatte nach der elften Woche ihrer Wanderschaft jegliches Gefühl dafür verloren, wie weit sie sich von zu Hause entfernt hatten. Beständig einen Fuß vor den anderen setzend, achtete sie sorgsam darauf, keines der kleinen Geschöpfe absichtlich zu zertreten, die über den Boden krochen. Gleichzeitig übte sie sich darin, ihrem Gehirn ausschließlich belanglose Gedanken aufzuzwingen. Einfach war das nicht, denn je länger sie unterwegs waren, umso größer wurde ihre Angst, dass sie versagen könnte. Dennoch zwang sie sich, Bilder von Wiesen voller Veilchen und leise gurgelnden Bachläufen zu produzieren, über welchen zwei Monde hingen, wohl wissend, dass sie während der Begegnung mit Xeyo keinen einzigen Gedanken an Aquitan zulassen durfte, sollte ihre wahre Identität verborgen bleiben. Dass Ayko meist stumm neben ihr einherging, empfand sie als angenehm. Allein während der Pausen, die sie gezwungenermaßen einlegen mussten, weil ihre erschöpften Körper zum einen ausreichend Schlaf benötigten, und es zum anderen in der Nacht viel zu gefährlich war, durch den Urwald zu laufen, kuschelte sie sich in seine Arme und genoss dabei das Gefühl, absolut geborgen zu sein.

 

Am Ende der zwölften Woche erlebte Jystarun eine Vision, die ihr Xeyo in einem See stehend zeigte. Wo genau sie ihn suchen sollte, war ihr nach wie vor nicht ganz klar, als sie wieder in der Realität anlangte. Als sie jedoch Wasservögel über sich hinwegziehen sah, die in eine bestimmte Richtung strebten, erkannte sie, dass der Gesuchte nicht mehr allzu weit entfernt sein konnte. Daher entschied sie, dass Ayko für den letzten Teil des Unternehmens instruiert werden musste, damit er im entscheidenden Augenblick keinen Fehler beging und damit alles zunichtemachte.

„Wenn ich dir sage, dass ich von nun an alleine weitergehen werde, darfst du mich weder nach dem Warum noch nach dem Wohin fragen“, raunte sie ihm ins Ohr, während sie sich an ihn schmiegte. „Außerdem darfst du mich von diesem Augenblick an weder laut noch mental rufen. Schwöre mir, dass du mir weder folgen noch sonst etwas tun wirst, was deine Anwesenheit verraten könnte.“

„Aber …“, wollte er einwenden.

„Nein!“ Sie legte ihm eine Hand über den Mund, damit er still sei. „Tu einfach, worum ich dich bitte“, verlangte sie im eindringlich klingenden Tonfall. „Wenn ich zurückkomme, beantworte ich dir jede Frage, die du mir stellst.“

In derselben Nacht träumte Jystarun erneut von einem See, an dessen Ufer ein völlig verwitterter, hölzerner Unterstand aufragte. Und weil sich direkt dahinter die Sonne gen Boden senkte, erkannte sie, dass die Himmelsrichtung, die ihr bereits durch die Vögel angezeigt wurde, die richtige war. Also verabschiedete sie sich am Morgen von ihrem Begleiter und marschierte dann alleine weiter, bis sie am Ende tatsächlich den Waldrand erreichte. Vorsichtig um einen Baumstamm herum lugend, sah sie die Szenerie aus ihrem Traum in der Realität wiederholt, und dankte Rye im Stillen dafür, dass ihre Vorausschau so detailliert gewesen war. Gleich darauf zuckte sie jäh zurück, weil sich der schlafende Xeyo auf die Seite rollte, sie aber meinte, er hätte sie gehört und schaue nun in ihre Richtung. Doch nur einen Atemzug später entspannte sie sich, denn sie merkte an der chaotisch anmutenden Abfolge der Bilder und flüchtigen Gedanken, die ihr entgegenschwappten, dass der Erste Yde nach wie vor tief und fest schlief und dabei von der alten Heimat träumte.

Die Abenddämmerung senkte sich jetzt allmählich herab. Bald würde sie von stockfinsterer Dunkelheit umgeben sein. Doch das waren Nebensächlichkeiten, mit denen sich Jystarun nicht beschäftigen wollte. Vielmehr ermahnte sie sich, nicht allzu viel Zeit zu verlieren, denn jede Sekunde mehr, die sie sinnlos verplemperte, machte es umso schwerer, kühlen Kopf zu bewahren. Ohne weiter zu zögern, streifte sie ihre gesamte Kleidung ab und rieb sich anschließend mit einer Lotion ein, die einen leicht blumigen Duft verströmte. Danach nahm sie die Phiole mit dem Betäubungsmittel aus ihrem Rucksack und schlich dann vorsichtig zu dem schlafenden Mann.

Ihre gesamte Konzentration auf Xeyo richtend, erfasste Jystarun sogleich, dass er ihre Anwesenheit zwar wahrnahm, vom Schlaf aber noch so stark eingenommen war, dass er glaubte, sie sei eines seiner Traumgeschöpfe. Daraufhin rief sie sich ihren eigenen Traum von seinen Lieblingsblumen in Erinnerung und setzte sich vorsichtig neben ihm nieder. Eine Hand so leicht auf seine Schulter legend, dass er sie kaum spürte, ließ sie ihre Gedanken allein um die Schönheit und den Duft der Veilchen kreisen. Dabei beugte sie sich langsam so weit vor, dass ihre Stirn die des schlafenden Mannes berührten. Gleichzeitig tastete sie vorsichtig an seinem Körper hinab. Als er daraufhin einen tiefen wohligen Seufzer ausstieß, die Augen aber nicht aufmachte, wurde sie kühner. Am Ende rollte sie ihn sanft aber bestimmt auf den Rücken und schob sich dann über ihn.

Jystarun fühlte sich jetzt so ruhig, als bestünde die Gefahr einer Entdeckung nicht. Zugleich war sie über sich selbst überrascht, weil es ihr nicht ganz so unangenehm war, Xeyo so nahe zu spüren, wie sie ursprünglich geglaubt hatte. Vorsichtig, jede hastige Bewegung vermeidend, bewegte sie sich so lange hin und her, bis sein Fortpflanzungsorgan den Eingang in ihr Inneres fand. Allein ihr Herzschlag beschleunigte sich, als er sich in ihr versenkte und dabei einen Schmerz auslöste, der ihr wie ein Messerstich vorkommen wollte.

„Elyka!“ Xeyo wähnte sich momentan in dem klimatisierten Laderaum seines Raumschiffes, in welchem nicht nur verschiedene Nutzpflanzen, sondern auch einige Exemplare seiner schönsten Veilchen-Züchtungen untergebracht waren. Und weil da auch die Frau zu sein schien, die er liebte, war er selig. Er fühlte die Berührung ihrer zärtlichen Hände und den Druck ihres Oberkörpers, der sich gegen seinen Brustkorb pressten. Den merkwürdigen Schmerz, der in seiner Mitte rumorte, verdrängte er, weil er die Störung in diesem köstlichen Moment nicht dulden wollte. Stattdessen langte er hinauf, um ihren Hinterkopf zu umfassen und seine Stirn noch fester gegen ihre zu drücken. Als sich dann ihre Lippen berührten und ihr Atem sich mischte, wurde er von einem neuen Schmerz überfallen, der ihn kurzzeitig aus dem lustvollen Taumel riss, den er gerade erlebte. Allerdings drängte er auch diese unangenehme Empfindung einfach beiseite, um sich ausschließlich auf die schönen Gefühle konzentrieren zu können. Viel zu lange war es her, dass er seine Geliebte in den Armen gehalten hatte. Auch wenn es bloß ein Traum war – er wollte ihn so lange wie nur irgend möglich auskosten.

Jystarun konzentrierte sich unterdessen allein darauf, keinen verräterischen Gedanken zuzulassen. Sie spürte, dass ihr viel Lebensenergie entzogen wurde. Sie merkte auch, dass es dem Mann unter ihr genauso erging. Ihr Denken kreiste jedoch ausschließlich um tiefviolette Blumen und deren betörenden Duft. Als sich Xeyo schließlich aufbäumte und anhand seines Samens die Keimzelle in ihrem Inneren befruchtete, erlaubte sie sich einen erleichterten Seufzer. Doch nur einen Atemzug später hätte sie schreien mögen, weil ein sengend heißer Schmerz ihren Körper flutete, sodass sie meinte, ihr Inneres stünde in hellen Flammen.

Nach Luft ringend klammerte sich Jystarun einen Moment lang an Xeyos Schultern. Doch gleich darauf tastete sie nach der Phiole, welche sie griffbereit gelegt hatte, um sogleich den Verschluss aufzudrücken. Am Ende schüttete sie den Betäubungstrank just in dem Augenblick in seinen Mund, als er ihn öffnete, um einen weiteren Seufzer der Zufriedenheit auszustoßen.

„Ich danke dir“, flüsterte sie, während sie sich vorsichtig von ihm löste, um sich anschließend neben ihn zu legen. Im Geiste rekapitulierte sie nun die Entstehungsgeschichte des Universums, was ihr Hirn vor jedem anderen Gedanken schützte. Dabei schaute sie zum nächtlichen Himmel hinauf, der mittlerweile übersät war mit hell blinkenden Sternen. Für einen Atemzug lang wie hypnotisiert, sah sie einen davon auf sich herabfallen und schloss unwillkürlich die Augen. Weil jedoch nichts weiter geschah, außer dass sich eine wohlige Wärme von ihrem Kopf aus zu ihrem Bauch bewegte, hob sie die Lider wieder und setzte sich langsam auf.

Es war vollbracht, dachte sie erleichtert. Rye hatte sein Versprechen gehalten.

Xeyos gleichmäßigen Atemzüge machten deutlich, dass er wieder tief und fest schlief. Also stand Jystarun auf und machte sich auf den Rückweg. Mittlerweile war es rundherum so dunkel, dass sie kaum sah, wohin sie ihre Füße setzte. Dennoch tastete sie sich vorwärts, bis sie schließlich den Baum erreichte, hinter welchem ihre Sachen lagen. Zutiefst erschöpft und so müde, dass sie meinte, nicht Stunden, sondern Tage durchschlafen zu müssen, damit sie wieder zu Kräften kam, zog sie sich an. Anschließend tappte sie noch ein gutes Stück in den Dschungel hinein und kroch dann unter einen großen Dornbusch, wo sie bis zum Morgengrauen liegen blieb. Was in diesen Stunden innerhalb ihres Körpers vor sich ging, ahnte sie nicht. Sobald sie sich jedoch zum Aufbruch bereit machte, realisierte sie, dass sie ein Wesen in sich trug, welches weit mächtiger war, als irgendein anderes Geschöpf auf Aquitan. Allein ihre Furcht, der überlistete Xeyo könnte die Existenz des Kindes noch vor dessen Geburt bemerken und die körperliche Unreife seiner Tochter ausnutzen, um sie wieder zu vernichten, veranlasste...

Erscheint lt. Verlag 25.5.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Bewusstseinsreise • Blauer-Garten • Pyrokinet • Reinkarnation • Roter-Garten • Telepath • Yden
ISBN-10 3-7541-2558-3 / 3754125583
ISBN-13 978-3-7541-2558-8 / 9783754125588
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