Unterm Schinder (eBook)

Spiegel-Bestseller
Kriminalroman
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
384 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45244-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unterm Schinder -  Andreas Föhr
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Ein tödliches Geheimnis, eine ermordete Witwe und Kreuthners bewegte Vergangenheit: Teil 9 von Andreas Föhrs humorvoller Bayern-Krimi-Reihe um Wallner & Kreuthner von der Kripo Miesbach Polizeiobermeister Leonhardt Kreuthner hat sich etwas ganz Spezielles einfallen lassen, um eine äußerst attraktive neue Kollegin zu beeindrucken: einen nächtlichen Einbruch samt Schießerei, aus der Kreuthner die Neue heldenhaft retten wird. Das Ganze soll natürlich fingiert sein. Doch der abgelegene Hof, den er sich für seine Show ausgesucht hat, ist just in derselben Nacht Tatort eines wirklichen Verbrechens. Statt Platzpatronen fliegen dem Polizeiobermeister plötzlich echte Kugeln um die Ohren. Und dann gibt es auch noch eine Leiche in der Kühltruhe. Die Tote, Carmen Skriba, ist derweil keine Unbekannte für Kommissar Clemens Wallner: Vor zwei Jahren war sie Zeugin im Mordfall ihres Mannes. Wallner hatte damals schon das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Kann es wirklich Zufall sein, dass nun auch die Witwe ermordet wurde? Und was hat Kreuthners leiblicher Vater mit den Skribas zu schaffen? Die Krimi-Reihe aus Bayern von Bestseller-Autor Andreas Föhr begeistert mit intelligenten Fällen, schwarzem Humor und typisch bayrischem Lokalkolorit. Die Bayern-Krimis mit Wallner & Kreutner sind in folgender Reihenfolge erschienen: -  Prinzessinnenmörder - Schafkopf - Karwoche - Schwarze Piste - Totensonntag - Wolfsschlucht - Schwarzwasser - Tote Hand - Unterm Schinder

Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, arbeitete einige Jahre bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt. Seit 1991 verfasst er zusammen mit Thomas Letocha erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, u. a. für SOKO 5113, Ein Fall für zwei und Der Bulle von Tölz. Seine preisgekrönten Kriminalromane um das Ermittlerduo Wallner & Kreuthner stehen regelmäßig monatelang unter den Top 10 der Bestsellerlisten. Zuletzt war 'Herzschuss' Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.  Andreas Föhr lebt zusammen mit seiner Frau und einem Kater in einem alten Bauernhaus in der Nähe von Wasserburg. Wenn er nicht gerade schreibt, geht er am liebsten zum Wandern und Skifahren in die Berge, kocht Lasagne oder genießt das Leben in Italien und dem Burgund. 

Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, arbeitete einige Jahre bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt. Seit 1991 verfasst er zusammen mit Thomas Letocha erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, u. a. für SOKO 5113, Ein Fall für zwei und Der Bulle von Tölz. Seine preisgekrönten Kriminalromane um das Ermittlerduo Wallner & Kreuthner stehen regelmäßig monatelang unter den Top 10 der Bestsellerlisten. Zuletzt war "Herzschuss" Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.  Andreas Föhr lebt zusammen mit seiner Frau und einem Kater in einem alten Bauernhaus in der Nähe von Wasserburg. Wenn er nicht gerade schreibt, geht er am liebsten zum Wandern und Skifahren in die Berge, kocht Lasagne oder genießt das Leben in Italien und dem Burgund. 

1


Ein Albtraum war Wirklichkeit geworden. Ein verwirrter, alter Mann hatte sich an einem kalten Herbsttag nur mit Unterhose bekleidet in das eiskalte Wasser des Schliersees gestürzt. Das war schlimm, aber noch nicht der Albtraum. Der zufällig anwesende Polizeihauptmeister Tobias Greiner hatte sich, als er der Situation gewahr wurde, ohne Zögern in den See geworfen, den panisch um sich schlagenden Greis an Land gezogen und ihm das Leben gerettet. Das war der Albtraum. Jedenfalls für Greiners Kollegen Leonhardt Kreuthner, gut fünfzehn Jahre älter, aber immer noch im niedrigeren Rang eines Polizeiobermeisters. Laut Presseberichten war der Gerettete an Land wegen Unterkühlung in die Bewusstlosigkeit gefallen, konnte im Krankenhaus aber wieder so weit hergestellt werden, dass man ihn noch am selben Tag nach Hause brachte. Greiner hingegen wurde in der Lokalzeitung und im Internet als Held vom Schliersee abgefeiert. Allein das hätte Kreuthner genügt, um ein Magengeschwür zu entwickeln. Doch es kam noch schlimmer …

 

»Warum halten wir?«

Kreuthner deutete mit dem Kinn durchs Wagenfenster in die Nacht hinaus. Hundert Meter entfernt stand ein Bauernhaus, beschienen vom Streulicht einer Straßenlaterne. Kein stolzes Anwesen mit geschnitzten Balkonen rundherum und Bundwerk an den Stallwänden, wie viele andere Höfe in Festenbach. Die Balkone waren größtenteils abgefallen, und der Rest sah genauso heruntergekommen aus.

»Was ist mit dem Haus?« Lisa war Polizeianwärterin und hatte seit ihrem Erscheinen in Miesbach einiges durcheinandergebracht. Vor allem die männlichen Kollegen. Ihr Mund war riesig, die halblangen Haare blond, und in ihrem Lachen lag ein über zwei Jahrzehnte gereiftes Vertrauen, dass Männer alle möglichen Torheiten begehen würden, um ihr zu gefallen.

»Der Bewohner is im Krankenhaus«, sagte Kreuthner. »Ein Herr Pirkel. Das weiß jeder hier im Ort. Mir schauen einfach, dass keiner Dummheiten macht, solange der Schuppen leer steht.«

»Woher kennst du Herrn Pirkel?«

»Ich mach den Job schon a paar Wochen. Da lernst a Menge Leut kennen.«

»Also du kennst ihn beruflich?«

Kreuthner dachte kurz nach. »Nein«, sagte er schließlich und blickte konzentriert zu dem Haus. Aber da rührte sich nichts.

»Woher kennst du ihn dann?« Lisa zog die Augenbrauen hoch. »Also, wenn’s nicht zu privat ist.«

»Kann man so oder so sehen. Es heißt, er wär mein Vater.«

Lisas großer Mund blieb kurz offen. Kreuthner sah die kleine Lücke zwischen ihren oberen Schneidezähnen und fragte sich, wieso das bei Männern bescheuert aussah und bei Lisa so unfassbar sexy.

»Es heißt? Ich meine … wer sagt das? Und was sagt Herr Pirkel dazu?«

»Meine Mutter hat des g’sagt. Und Herr Pirkel sagt, des könnt sie gar net wissen, weil meine Mutter hätt’s damals so krachen lassen, die hätt da gar keinen Überblick mehr. Is a ganz a Netter, der Herr Pirkel.«

»Hört sich so an.« Lisa sah zum Haus. »Und wieso bewachst du dann sein Haus?«

»Is mein Job.« Kreuthner zuckte, um größtmögliche Lässigkeit bemüht, mit einer Schulter.

»Aber wir müssen nicht die ganze Nacht hier stehen?«

»Nein.«

Natürlich nicht. Aber fahren konnten sie jetzt auch nicht. Kreuthner schaute unauffällig auf die Uhr. Es wurde langsam Zeit, dass sich was tat im Haus. Hatte Sennleitner die Sache verschwitzt? Konnte eigentlich nicht sein. Als sie vorgestern den Plan schmiedeten, war Sennleitner maximal bei der siebten Halben, also noch nüchtern. Hatte Kreuthner sich selber vertan? Ausgeschlossen. Es war heute ausgemacht, und Sennleitner kannte das Haus.

Kreuthner hatte ein Auge auf Lisa geworfen, auch wenn klar war, dass da wenig gehen würde. Sie war mehr als zwanzig Jahre jünger und spielte in einer anderen Liga als alle ihre Polizeikollegen. Nur hielt das niemanden davon ab, um sie herumzugockeln und sich zum Deppen zu machen. Die weiblichen Mitarbeiter sahen es mit Kopfschütteln und machten die eine oder andere spitze Bemerkung dazu. Aber das half nichts. Bei dem Wettrennen, das ausgebrochen war, hatte jetzt Greiner nach seiner Rettungstat die Poleposition ergattert. »He, du bist ja ein richtiger Held« – mit diesen Worten hatte ihn Lisa bei seiner Rückkehr in die Polizeistation begrüßt, und es lag echte Bewunderung darin. Und wie sie ihm mit der Hand halb scherzhaft, halb mit echter Fürsorge über die immer noch feuchten Haare gestrichen hatte – dieses Bild war ein glühender Dolch in Kreuthners Herz. Es musste also was passieren. Denn Greiner war nicht nur Mitbewerber um Lisas Gunst, sondern seit Jahren Kreuthners Erzfeind – und umgekehrt.

Zunächst hatte Kreuthner nachgeforscht, was bei der Rettungsaktion wirklich abgelaufen war, und was er herausfand, ließ die Angelegenheit in einem etwas anderen Licht erscheinen. So war der alte Mann bei seiner Rettung keineswegs mit einer Unter-, sondern mit einer Badehose bekleidet gewesen. Denn er hatte, wie seine Enkelin Kreuthner erzählte, seit siebenundfünfzig Jahren die Gewohnheit, jeden Tag, an dem der Schliersee nicht zugefroren war, ein Bad darin zu nehmen. Die Bewusstlosigkeit des alten Herrn kam auch nicht von einer Unterkühlung, sondern von einem großen Stein am Ufer, auf dem der Kopf aufgeschlagen war, als Greiner den sich empört Wehrenden an Land schleifte. Die Familie konnte den Geretteten gerade noch davon abbringen, Anzeige zu erstatten. Eine hübsche Geschichte, um Greiner der Lächerlichkeit preiszugeben. Leider wäre da ein arges G’schmäckle von Kollegenneid gewesen, hätte Kreuthner die Sache aufgedeckt.

Es blieb ihm nur, Greiners Heldentat mit einem eigenen Husarenstück zu übertreffen. Und das hatte Kreuthner heute Abend vor. Sein Freund und Polizeikollege Sennleitner war für fünfzig Flaschen von Kreuthners schwarz gebranntem Obstler bereit gewesen, den Schurken zu spielen. Jetzt musste er nur langsam in Erscheinung treten. Doch nichts rührte sich in dem alten Bauernhaus. Kreuthner beschloss, unter einem Vorwand den Wagen zu verlassen und Sennleitner anzurufen. Der bräuchte höchstens eine Viertelstunde, um herzukommen. In der Zwischenzeit würden sie noch eine Runde mit dem Streifenwagen drehen und wieder vorbeischauen, wenn Sennleitner Position bezogen hatte.

»Ich muss mal kurz raus.« Kreuthner deutete nach draußen in Richtung einer großen, alten Linde.

Lisa starrte zum Haus und hatte anscheinend nicht zugehört. »Da ist was«, flüsterte sie.

Tatsächlich. Ein Licht wischte an einem der Fenster vorbei. Der Strahl einer Taschenlampe. Dann wurde es wieder dunkel, und das Licht zuckte hinter einem anderen Fenster auf.

»Okay«, sagte Kreuthner.

»Okay?« Lisa sah Kreuthner erstaunt an. »Was genau heißt … okay?«

»Wir schauen uns das mal an.« Er stieg aus dem Wagen. Lisa ebenfalls. »Waffe griffbereit?« Kreuthner entsicherte seine eigene Pistole.

»Meinst du, wir brauchen die?«

»Das sehen wir dann.«

Lisa nickte besorgt, zog die Pistole aus dem Halfter und zielte mit beiden Händen in die Nacht. Kreuthner legte die Hand auf ihren Arm und drückte ihn nach unten.

»Bleib dicht hinter mir!«

Bis zum Haus waren es gut fünfzig Meter. Sie liefen auf die Südwand zu. Es war die breite Seite. Rechts befand sich der Wohntrakt, links der Stall, der zwei Drittel der Länge einnahm. Das Gebäude war alt und vernachlässigt. Der letzte Anstrich musste Jahrzehnte zurückliegen. Kreuthner bewegte sich in Richtung einer Eingangstür. Dahinter lag, wie er wusste, der Flur, der das Gebäude in seiner Breite durchschnitt. Erneut flackerte im Haus ein Licht auf.

»Sollen wir Verstärkung holen?« Lisas Stimme hörte sich wackelig an, die Aufregung war ihr in den Hals gekrochen.

»Am End is es nur der Nachbar, der nach dem Rechten schaut. Übertreiben ma’s net.« Kreuthner suchte hinter einem alten Kirschbaum Deckung und gab Lisa ein Handzeichen, sich hinter ihn zu stellen. Sie waren noch zehn Meter vom Haus entfernt. »Ich geh da jetzt rein und schau, was los ist.«

»Und ich?«

»Du bleibst draußen. Wenn ich erschossen werde, musst du den Burschen verhaften.«

Lisa sah Kreuthner mit weit aufgerissenen Augen an und brachte kein »Ja«, kein »Okay«, nicht mal ein Nicken zustande. Die Angst schien sie zu lähmen.

Kreuthner klopfte ihr, begleitet von einem warmen Blick, auf den Oberarm. »Keine Angst. So weit lass ma’s net kommen.« Dann drückte er die Pistole in ihrer zitternden Hand erneut sanft nach unten, denn diesmal zeigte sie auf seine Körpermitte. »Wär super, wennst mich net vorher erschießt.«

»Entschuldige!« Sie lachte dünn.

Auch Kreuthner lachte. Dann ließ er seine Waffe einmal um den Zeigefinger rotieren und schob sie in der Manier eines Terence Hill ins Holster zurück. Ein letztes Mal drehte er sich zu Lisa, deutete mit Zeige- und Mittelfinger auf seine Augen, anschließend nur mit dem Zeigefinger auf das Haus, was wohl bedeuten sollte, behalt alles im Auge für den Fall … Nun ja, was immer es bedeutete, es sah jedenfalls sehr cool aus. Dann machte sich Kreuthner zielstrebig, aber nicht hastig auf den Weg zur Haustür, dabei immer ein wachsames Auge auf die Umgebung werfend.

Das Einzige, was Kreuthner in diesem Moment Sorge machte, war Sennleitner. Sie hatten nicht genau durchchoreografiert, was sie da inszenieren wollten. Sennleitner hatte gemeint, das werde er schon hinbekommen. Ein paar Schüsse aus der Schreckschusspistole, Kreuthner würde zurückfeuern, und am Ende der Veranstaltung würde er sich schützend vor Lisa werfen, während Sennleitner das Weite suchte. Was aber, wenn Sennleitner es so dumm...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2021
Reihe/Serie Ein Wallner & Kreuthner Krimi
Ein Wallner & Kreuthner Krimi
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
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ISBN-10 3-426-45244-8 / 3426452448
ISBN-13 978-3-426-45244-8 / 9783426452448
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