Elsy Moore und der Teetassenmörder (eBook)
176 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7534-1783-7 (ISBN)
Miri Smith wurde 1982 geboren. Schon als Kind begeisterten sie vor allem rätselumwobene Geschichten. Ihre Liebe zum Schreiben und Backen entdeckte sie als Jugendliche. Nach ihrem Oecotrophologie-Studium arbeitete sie viele Jahre als Rezeptentwicklerin für Kochbücher und Magazine. In dieser Zeit veröffentlichte sie ihre ersten beiden Fantasy-Romane. Mit Elsy Moore erfüllt sie sich einen Herzenswunsch und widmet sich fortan dem Cosy Crime. Weitere Informationen auf Instagram (@miri.smith.autorin).
1
Mit einem großen Weidenkorb in der einen Hand und mit Demons Leine in der anderen spazierte Elsy Moore mit strammem Schritt zu Jos Gemischtwarenladen. Sie hatte noch einiges zu tun, für Trödeln war heute keine Zeit.
Demon, Elsys zauseliger Rauhaardackel, galoppierte neben ihr her. Er musste laufen, um mit ihr Schritt zu halten. Seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul und er sah aus, als würde er dabei lächeln. Er liebte Bewegung. Am liebsten hätte er den ganzen Tag getobt.
Elsy ging im Geiste ihre heutigen To-does durch. Für den Anblick des malerischen Dörfchens mit seinen kleinen Häusern, knochigen Bäumen, Ranken und Rosen hatte sie heute keine Zeit. Und sie liebte es normalerweise, das urige Dorf, ihr zu Hause, zu bewundern.
Stricktony war nicht immer ihr zu Hause gewesen, sie kam vor ein paar Jahren hierher. Sie war in Plymouth aufgewachsen, machte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin und lebte ihr Leben, bis sie vor zwei Jahren das Jobangebot von Fred erhielt.
Fred war Frederik Smart, Baron of Faun, ein lustiger, alter Kauz, der jemanden für seinen Haushalt gesucht hatte. Er suchte jemand, der sein Haus in Schuss hielt und kochen konnte. Und das Kochen war ihm weitaus wichtiger als der Haushalt.
Elsy war über die Grenzen für ihre Kochkünste bekannt und so wunderte sie sich nicht, als sie ein Jobangebot von einem gewissen Baron von und zu erhielt, der im Nirgendwo Nähe des Dartmoor lebte. Da Elsy damals ohnehin nach einem Tapetenwechsel suchte und das Großstadtleben leid war, packte sie ihre Koffer und verließ Plymouth.
Jetzt war Elsy Hauswirtschafterin eines Barons, in einem kleinen, alten Herrenhaus, in dem es immer etwas zu tun gab: Kochen, Putzen, sogar kleinere Renovierungsarbeiten. Aber das liebte Elsy an ihrer Arbeit, die Abwechslung, die Herausforderung, selbst etwas zu reparieren. Etwas zu tun, was sie zuvor noch nie getan hatte.
Heute standen einige Besorgungen an und der einzige Laden, der alles bot, was Elsy benötigte, war Josef Millers Gemischtwarenladen.
In Stricktony gab es nicht viele Geschäfte. Es gab nur solche, welche die Menschen zum Leben brauchten. Alle verliefen entlang der Dorfstraße, ringsum und dazwischen lagen Familienhäuser. Jos Geschäft war das Zentrum des Dorfes. Hier versammelte sich Klatsch und Tratsch.
»Okay, Demon, du kennst das Spiel. Du bleibst hier. Ich gehe schnell einkaufen.« Elsy wickelte Demons Leine an einem der Pfosten der weißen Holztreppe, die hoch zum Geschäft führte, fest. »Wenn jemand kommt, den du nicht leiden kannst – Ich nenne jetzt keine Namen. – und dich streicheln will. Du hast die Erlaubnis, so viel und so laut zu bellen, wie du willst.« Elsy zwinkerte Demon zu, kraulte ihn ein letztes Mal hinter dem Ohr und stieg gleich darauf die Treppe empor.
Demon legte sich brav auf ein sonniges Plätzchen am Wegesrand und schaute seinem Frauchen aufmerksam hinterher. Er würde geduldig warten, bis sie zurückkam.
Jos Laden war ein altes, großes Haus. Neben dem Geschäft befand sich direkt seine Wohnung, die er mit seiner Frau bewohnte. Das Haus war in einem blassen Hellblau gestrichen und hatte weiße Fensterläden und Türen, die allerdings ein bisschen in die Jahre gekommen waren. Schon oft war Farbe vom Holz abgeblättert und darüber gestrichen worden.
Bevor Elsy das Geschäft betrat, erhaschte sie kurz einen Blick auf ihre Gestalt. Sie spiegelte sich in den Glaseinsätzen der Eingangstür. Elsy war ein sportlicher Typ, sie trug Jeans, Turnschuhe und ein hellgraues Shirt. Ihre braunen Haare hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz hochgestreckt. Elsy strich sich ein paar Haare, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten, hinters Ohr. Es war mehr Reflex, als der Wunsch für die übrige Welt gut auszusehen. Elsy war kein eitler Mensch und sie war der Ansicht, dass Perfektionismus hinsichtlich Äußerlichkeiten nicht gesund für den Geist war. Niemand war perfekt und das war auch gut so. Zielstrebig betrat sie das Geschäft.
Die Türglocke, ein schrilles Relikt aus den Fünfzigerjahren, kündigte Elsy als neuen Kunden an. Kurz blickten die wenigen Gesichter im Laden zu Elsy auf, nickten und gingen dann ihren eigenen Erledigungen nach.
Elsy überblickte die Szenerie, so wie sie es immer tat. Das hatte sie schnell gelernt. Es war eines der ersten Dinge, die Elsy in Stricktony gelernt hatte. Überblicke die Situation! Lass dich nie unvorbereitet von den Klatschbasen des Dorfes überfallen!
Elsy konnte vom Eingang aus nicht alles sehen, dafür waren die Gänge des Geschäfts zu lang und zu voll gestellt, dennoch wusste sie, dass nur wenig los war und sie nicht plötzlich von einer der Klatschbasen überfallen werden würde. Klatsch war zwar hin und wieder interessant, dennoch wollte Elsy sich selbst daran nicht beteiligen. Und wie wurde sie ausgefragt über Fred. Wenn die alten Geier sie einmal in ihren Klauen hielten, gab es für sie kein Halten mehr.
»Nein, ist es nicht interessant, dass unsere liebe Miss Moore für unseren geschätzten Frederik arbeitet«, tönte die eine.
»In so einem alten Haus spukt es doch bestimmt«, stachelte eine andere.
»Heute kaufen Sie aber viel ein. Erwartet der Baron etwa Gäste?«
Elsy schauderte es bei den Erinnerungen. Ein Baron zu sein, war nicht leicht, zumindest nicht für Fred. Ständig wollten die Leute etwas von einem, waren neugierig oder erhofften sich Verbindungen zu anderen einflussreichen Persönlichkeiten. Dabei war Fred einfach nur Fred. Ein alter Mann, der zufällig einen Adelstitel trug, ein gewisses Vermögen sein Eigen nennen durfte, das er sich selbst hart erarbeitet hatte, und ansonsten ein schlichtes, ruhiges Leben bevorzugte.
Nachdem Elsy ihre Erinnerungen abgeschüttelt hatte, durchquerte sie gezielt den Laden. Jos Geschäft war bereits in die Jahre gekommen, aber stets blitzsauber. Die Regale und Theken waren eine Mischung aus Dreißigerjahre-Schick und Fünfzigerjahre-Pragmatismus. Elsy wusste genau, was sie benötigte und wo sie es fand. Sie lud alles in ihren Weidenkorb, der schnell ein beachtliches Gewicht aufwies, und stellte sich zu guter Letzt an die lange Ladentheke am Eingangsbereich, um Gebäck auszuwählen und um zu bezahlen.
Mrs Davies, eine pummelige, alte Dame, war vor ihr dran. Sie sprach gerade mit Jo. Elsy musste warten. Gedankenverloren schweifte ihr Blick durch den Laden. Die große, pittoreske Uhr über der Eingangstür erinnerte sie daran, dass sie heute nicht Trödeln durfte. Es war schon nach zehn Uhr und ihre Liste war lang. Ein weiterer Kunde saß an einem der beiden winzigen Bistrotische, die gegenüber der Ladentheke Platz fanden, und genoss ein zweites Frühstück: ein Hafercookie mit einem schwarzen Frühstückstee. Elsy leckte sich über ihre Lippen. Jos Hafercookies waren gut, sehr gut sogar. Sie hatte es jedoch auf die Zimtkringel in der Auslage abgesehen. Das sündhaft klebrige, buttrige Gebäck türmte sich ihr entgegen, rief sie förmlich. Mal ehrlich, wer konnte schon Zimtkringeln widerstehen. Elsy blickte an sich hinab. Ja, sie war schlank, aber ihr momentaner Zimtkringel-, Cookie- und Teegebäckkonsum hatte ihr ein niedliches Bäuchlein beschert, das sie liebevoll als ihre Kekswampe bezeichnete – natürlich nur im Stillen. Aber für einen flacheren Bauch auf all die Köstlichkeiten des Lebens zu verzichten, kam für Elsy nicht in Frage. Das Leben war zu kurz, um Keks-los zu leben.
»Die Tasse ist ja wie neu«, freute sich Mrs Davies überschwänglich. »Sie sind ein wahrer Künstler«, lobte sie Jo. »Was bekommen Sie dafür?«
Jo winkte ab. »Mrs Davies, das ist doch nicht der Rede wert. Ein Gefallen unter Nachbarn.«
»Sie sind ein Schatz«, schmeichelte sie Jo, der daraufhin rot anlief.
Josef Miller war ein schüchterner Mann. Er war mit seinen Anfang Fünfzig, mit dem Schicksal gestraft, kaum noch Haare zu besitzen. Lediglich ein dünner, blonder Flaum zierte sein Haupt. Wie jeden Tag trug er eine schlichte, weiße Schürze über seiner ebenso schlichten Kleidung. Elsy hatte ihn noch nie in etwas anderem gesehen als in Jeans und kleinkarierten Hemden. Und es gab noch etwas, das ihn auszeichnete: Josef Miller war herzensgut. Hatte jemand mal einen finanziellen Engpass, konnte jener bei ihm anschreiben und später bezahlen.
Elsy betrachtete die geflickte, alte Blümchentasse und nickte anerkennend. Jo war wirklich ein Experte, was die Reparatur von zerbrochenem Porzellan anging.
Nachdem Mrs Davies gegangen war, Jo hatte sie noch zur Tür begleitet, war nun Elsy an der Reihe.
»Guten Morgen, Elsy. Was darf es heute sein, drei oder fünf Zimtkringel?« Erwartungsvoll lächelte er ihr zu.
»Jo, du kennst mich einfach zu gut.« Elsys Lächeln zog sich über ihr ganzes Gesicht. »Drei Stück genügen. Danke.«
»Wie geht es dir? Alles gut bei euch im Herrenhaus« fragte er, als er die Zimtkringel eintütete. Jo war keiner der gefürchteten Klatschbasen, er war ehrlich...
Erscheint lt. Verlag | 11.5.2021 |
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Reihe/Serie | Elsy Moore | Elsy Moore |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Schlagworte | Action & Abenteuer • Backen • COSY • Cosy Crime • Cosy Krimi • cosy krimi deutsch cosy crime deustsch cosy crime england • cosy krimi neuerscheinungen cosy krimi britisch • Cosy-Krimis • Cromance (Bücher) • Dackel • Detektiv-Krimis • Detektiv-Romane • englische Krimis • Frauenabenteuer • Hobbydetektive • Hunde • Hunde und Katzen • Kleinstadt & Landleben • Krimi • Krimi britischer Humor • Krimis England • Krimiserien • Krimis mit Humor • Krimis mit Humor humorvolle Krimis • Krimis mit Hunden • Krimis mit Hunden Tierkrimi • Krimis mit Liebe • Kulinarische Krimis • Landhauskrimis • lustig • mystery & romance • Rauhaardackelkrimi • Sherlock • Tee (Bücher) • Tierromane • Urlaubsroman |
ISBN-10 | 3-7534-1783-1 / 3753417831 |
ISBN-13 | 978-3-7534-1783-7 / 9783753417837 |
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