Die Senfblütensaga - Wege des Schicksals (eBook)

Roman

****

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
512 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-491307-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Senfblütensaga - Wege des Schicksals -  Clara Langenbach
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Der Traum vom Glück, die Saat des Zweifels, eine junge Liebe am Vorabend des Krieges - Der zweite Teil der großen Familiensaga um eine Senfdynastie Metz 1914: Emma hat ihr Studium beendet und will sich in die Arbeit in der Senffabrik stürzen. Doch die Familie Seidel erwartet von ihr, dass sie sich um Hochzeitsvorbereitungen kümmert. Sie versucht alles, um aus der ihr zugedachten Rolle auszubrechen. Als die Spannungen in der Fabrik Carls ganze Aufmerksamkeit fordern, will Emma helfen, wo sie kann. Doch immer mehr drängt sich ihr die Frage auf: Will Carl ihre Hilfe tatsächlich, oder sieht er in ihr nur die künftige Ehefrau und Mutter seiner Kinder? Als auch noch der Erste Weltkrieg ausbricht, steht plötzlich noch viel mehr auf dem Spiel als ihre gemeinsame Zukunft und der Fortbestand der Fabrik.

Clara Langenbach liebt Geschichten, die im Alltäglichen stecken. »Die Senfblütensaga« ist inspiriert vom wahren Leben einer Firmengründerin Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser hinreißenden Trilogie verknüpft die Autorin ihre Leidenschaft für historische Stoffe und Liebesromane mit kulinarischem Genuss und erfüllte sich so einen eigenen Traum.  

Clara Langenbach liebt Geschichten, die im Alltäglichen stecken. »Die Senfblütensaga« ist inspiriert vom wahren Leben einer Firmengründerin Anfang des 20. Jahrhunderts. In dieser hinreißenden Trilogie verknüpft die Autorin ihre Leidenschaft für historische Stoffe und Liebesromane mit kulinarischem Genuss und erfüllte sich so einen eigenen Traum.  

Teil Eins


Straßburg, 1914


EMMA

Gutgelaunte Studenten strömten an ihr vorbei, lautes Lachen und ungezwungenes Plaudern tönten von überallher. Mit weit geöffneten Türen empfing die Universität ihre Gäste und Absolventen. Emma legte den Kopf in den Nacken und blickte hoch zu den Statuen der Gelehrten, die das Dach der Kaiser-Wilhelms-Universität zierten. Sie hatte es geschafft! Sie hatte es tatsächlich geschafft, allen Unkenrufen zum Trotz. Dennoch erfüllte der Gedanke sie mit Schwermut, die vertraute Schwelle zu überschreiten. Während ihre Kommilitonen einander feierlich gratulierten, nahm niemand Notiz von ihr. Als wäre sie unsichtbar.

Töricht, sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatte so viel erreicht! Dennoch stand sie abseits da und fühlte sich schrecklich unwohl in der allgemeinen Heiterkeit.

»Beabsichtigt das gnädige Fräulein, Wurzeln zu schlagen?«, erklang eine neckische Stimme hinter ihr. »Wenn ja, so sei ihm gesagt, dass dies eine denkbar schlechte Stelle für ein solches Vorhaben ist.«

Emma fuhr herum. »Henri!« Erleichtert darüber, ein vertrautes Gesicht zu sehen, fiel sie ihm um den Hals.

»Sachte, sachte! Du erwürgst mich ja fast.« Er drückte sie brüderlich an sich.

»So schlecht ist es um unser Militär bestellt? Dass tapfere Offiziere Angst haben, von einem Frauenzimmer außer Gefecht gesetzt zu werden?«

»Die Erfahrung hat mich früh gelehrt, dass in deiner Nähe durchaus Gefahr für Leib und Seele besteht.«

Sie lachte so laut auf, dass sich ein paar Umherstehende nach ihr umdrehten. »Der gnädige Herr übertreibt ja maßlos!«

»Ach so?«, zog er sie auf. »Wie weit sind die nächsten Gewässer entfernt? Ich möchte heute ungern baden gehen. Und im Schlucken von Verlobungsringen konnte ich auch noch nicht ausreichend Übung erlangen. Meine Sorgen sind durchaus berechtigt, nicht wahr?«

»Was ist der gnädige Herr aber nachtragend. Dass dies zu seinen größten Qualifikationen gehört, hätte ich niemals vermutet!« Ein bisschen rot war sie dennoch geworden.

Er zwinkerte ihr zu. »In den Genuss meiner wahren Qualifikationen dürfen nur ganz erlesene Personen kommen. Das gnädige Fräulein gehört leider nicht zu ihnen.«

Sie lachte noch lauter und erntete hier und da ein Kopfschütteln. Unmöglich, dass eine Frau sich in der Öffentlichkeit so gehen ließ! Aber an Henris Seite fiel es ihr leicht, den gesellschaftlichen Konventionen zu trotzen. Seine imposante Erscheinung war wie ein Schutzschild vor allen Blicken und Lästereien. Die Offiziersuniform umspannte seine breiten Schultern. Die roten Ärmelaufschläge setzten zusammen mit den goldenen Knöpfen feine Akzente zum dunkelblauen Waffenrock, während die Schirmmütze und die schneeweißen Handschuhe seine feierliche Aufmachung vervollständigten. Kaum eine Dame, die an der Seite ihres Begleiters zum Eingang der Universität defilierte, konnte es sich verkneifen, ihm einen sehnsüchtigen Blick zuzuwerfen. Nur interessierten ihn diese Blicke noch weniger als die Kieselsteine unter seinen Schuhsohlen. Sein Herz war seit Jahren vergeben – an einen jungen Mann namens Pierre Lefèvre. Der vermutlich zu den erlesenen Personen gehörte, die in den Genuss aller Qualifikationen Henris kommen durfte.

»Isch bin auch ’ier«, ertönte es hinter dem imposanten Offizier. Emmas Herz machte beinahe einen Salto.

»Émile!« Fest drückte sie ihn an sich. Sein feines silbergraues Haar kitzelte ihre Wange, und ein kaum wahrnehmbarer Geruch nach alten Büchern und Kamillentee stieg ihr in die Nase. Seine Nähe und sein Duft reichten aus, um alle Sorgen fortzuwischen. Wenn er bei ihr war, fühlte sich die Welt wie ein Zuhause an. Ganz egal, ob sie in seiner kleinen, gemütlichen Buchhandlung stand oder vor den Stufen einer riesigen Universität.

»Na, was ist denn los, ma chère?« Er schob sie ein Stück von sich und betrachtete sie voller Stolz. »Bereit für deinen großen Tag?«

Sie nickte entschlossen, dass ihr Hut beinahe verrutschte. »Jetzt schon. Außer, du hast Gusti mitgebracht. Dann muss ich natürlich vorher noch mit ihr schmusen.«

»Gusti ist sisch zu fein für solsche Ausflüge.« Er deutete auf den Eingang. »Wollen wir?«

»Wo ist Carl?« Henri sah sich um. »Sollen wir auf deinen Verlobten warten, oder muss er selbst sehen, wie er zurechtkommt?«

»Heute schaffe ich es ohne ihn.« Lachend stupste Emma ihn in die Seite. »Carl ist im Saarland. Wenn alles gut läuft, können wir unseren Senf an die Kantinen der Bergbauleute ausliefern. Das wäre ein bedeutender Erfolg für die Fabrik. Auch wenn es in Lothringen und im Elsass wunderbar läuft, brauchen wir dringend weitere Verträge, um die Zukunft des Betriebs dauerhaft zu sichern … Was ist?«, meinte sie, als sie Henris hochgezogene Augenbrauen bemerkte.

»Bei dem Elan, mit dem du darüber sprichst, wundert es mich, dass du in Straßburg bist, und nicht bei Carl im Saarland.«

»Heute ist meine Anwesenheit hier erforderlich. Wenn Carl zurück ist, werden wir meinen Abschluss feiern. Und hoffentlich auch die erfolgreichen Verhandlungen in Saarland.« Sie zwang sich zu einem siegreichen Lächeln. Obwohl es so sehr weh tat an Carls Abwesenheit erinnert zu werden. Sechs Monate hatten sie sich nicht gesehen. Seine Briefe – schon immer recht kurz – waren in der letzten Zeit noch knapper geworden. Doch zweifeln durfte sie nicht. Sie beide verband so viel! »Jetzt aber los!« Sie straffte die Schultern. »Auch wenn meine Anwesenheit hier unabdingbar ist, werden die Herrschaften nicht auf mich warten.« Mit hocherhobenem Kopf schritt Emma dem Eingang entgegen.

Die Abschlussfeierlichkeiten fanden in der großen Aula statt, die von einer beeindruckenden zweistöckigen Arkade gesäumt wurde. Weiches Tageslicht fiel durch das milchige Glas, das über ihren Köpfen das Dach ersetzte. Ganz vorn war ein Podest mit einem Pult aufgebaut worden, wie immer, wenn es um Ankündigungen und bedeutsame Reden ging. Davor standen in einem Halbkreis unzählige Stühle. Die meisten Anwesenden bemühten sich vergeblich, sich Ungeduld und Aufregung nicht ansehen zu lassen. Unsicher strich Emma ihren Rock glatt. Sie hatte sich für schlichte Stoffe und unauffällige Farben entschieden. Nur ein kleiner Strang aus Barockperlen, die Carl ihr geschenkt hatte, lag um ihren Hals. Nichts sollte davon ablenken, dass sie eine erfolgreiche Absolventin des Wirtschaftsstudiums war – und keine weitere Zierde für den festlichen Saal.

»Geh schon.« Väterlich tätschelte er ihr den Rücken. »Wir kommen zurescht.« Er sprach ganz leise, wie immer, wenn viele fremde Menschen um ihn herum waren, als würde er sich für seinen starken französischen Akzent schämen. Sanft schob er sie vorwärts. »Mach dir keine Sorgen um uns. Genieße deinen großen Tag.«

Emma nickte widerwillig. Wo war ihr ganzer Mut geblieben? Hatte das Studium sie nicht gelehrt, sich zu behaupten? Das zu nehmen, was ihr zustand? Noch immer kostete es sie eine Überwindung, sich bei offiziellen Anlässen zu ihren Kommilitonen zu gesellen. In ihren Ohren stieg sogleich das Gegröle ihrer Mitstudenten auf, das sie zu gern »Lied« schimpften:

O junge Mädchenherrlichkeit

Welch neue Schwulitäten!

Bezieht ihr alle weit und breit

Die Universitäten!

Vergebens spähe ich umher,

Ich finde keine Hausfrau mehr!

Was immer noch besser war als Pfiffe und das verächtliche Füßescharren zur Begrüßung, wenn sie einen Vorlesesaal betrat. Nicht zu vergessen den einen oder anderen schmerzhaften Kniff in den Arm, wenn einer der feinen Herren der Meinung war, sie würde ihm seinen Platz wegnehmen. Sie straffte die Schultern und steuerte die ersten Reihen an, wo sich die Absolventen des Jahres niedergelassen hatten. Heute grölte niemand und scharrte auch nicht mit den Füßen. Wenigstens etwas. Ihr Blick glitt über die jungen Männer, die aufgeregt miteinander tuschelten. Ein letzter freier Platz wartete auf sie. Emma beschleunigte den Schritt.

»Die Gäste nehmen bitte hinten Platz, mein liebes Fräulein.« Ein hagerer Mann sprang ihr in den Weg – die Hände hochgehoben. Hier sitzen …«

»Ich weiß, wer hier sitzt«, unterbrach Emma kühl seine Predigt. Manchmal reichte eine selbstbewusste Haltung, um das Gegenüber von unnötigen Diskussionen abzuhalten. Doch der Mann plusterte sich noch mehr auf, was bei seiner schmalen Gestalt einem Wunder glich. »Gnädiges Fräulein, bitte verzeihen Sie mir, aber mit einem der Absolventen herumplänkeln können Sie auch nach der Zeremonie. Ich muss Sie jetzt auf einen der hinteren Plätze verweisen.«

»Keine Sorge.« Emma lächelte charmant. »Während meiner Studienzeit habe ich genug mit meinen Kommilitonen geplänkelt. Wenn Sie erlauben – ich muss mein Zeugnis entgegennehmen.« Sie huschte an ihm vorbei zu ihrem Platz, während er mit ausgebreiteten Armen dastand und ihre Worte verdaute. Verärgert stieß sie die Luft aus und ließ sich auf den Stuhl nieder. Nichts hatte sich seit ihrem ersten Tag an dieser Universität verändert. Rein gar nichts! Aber irgendwann würde sich die Gesellschaft eingestehen müssen, dass Veränderungen unaufhaltsam waren.

Die plötzlich eingebrochene Stille lenkte ihre Gedanken ab. Der Rektor, August Sartorius von Waltershausen, stieg gemächlich auf das Podest und breitete auf dem Pult die Blätter seiner Rede aus. Elend lange raschelte es, bis er sich geschäftig räusperte. »Meine Damen und Herren. Feierlich begrüße ich Sie an diesem herrlichen Tag zu einem...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2021
Reihe/Serie Senfblütensaga
Senfblütensaga
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 1. Weltkrieg • Anfang 20. Jahrhundert • Charlotte Jacobi • deutsch-französische Geschichte • Dijon-Senf • Elsass • Emma • Familiensaga • Frauenalltag • Frauenrechte • historische romane neuerscheinungen 2021 • Historischer Roman • Hochzeit • Liebe • Liebesromane Bestseller 2021 • Liebesromane Neuerscheinungen 2021 • Lothringen • Löwensenf • Manufaktur • Maria Nikolai • Marie Lacrosse • Metz • military_&_war • Neuerscheinungen 2021 • Sehnsucht • Senf • Senfherstellung • Starke Frau • Unternehmerin • Weihnachtsgeschenk
ISBN-10 3-10-491307-2 / 3104913072
ISBN-13 978-3-10-491307-0 / 9783104913070
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