Raquel − Ein Polizeischwein ermittelt (eBook)

Die saustarke Krimireihe aus Portugal, Bd 3

(Autor)

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2022
448 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-27081-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Raquel − Ein Polizeischwein ermittelt - Heidi Elderen
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Dieses Polizeischwein löst jeden Fall!
Etwas außerhalb des portugiesischen Dorfes, in dem Inspektor Valente und Polizeischwein Raquel leben, gibt es eine kleine Kommune, in der Yoga und Frieden großgeschrieben werden. Das harmonische Miteinander findet jedoch ein jähes Ende, als die Leiche einer Kursteilnehmerin auftaucht. Inspektor Valente und sein Polizeischwein Raquel müssen ihre innere Mitte finden, um den Mord an der jungen Frau aufzuklären. Doch dann verschwindet auch noch Raquel und der Inspektor bekommt ein abgetrenntes Schweineohr samt Lösegeldforderung zugeschickt - hat der Mörder das geliebte Polizeischwein entführt?

Heidi van Elderen, 1980 am Niederrhein geboren, ist Weltenbummlerin und freiberufliche Journalistin, hat ihren Lebensunterhalt aber auch schon als Apfelpflückerin und Aushilfsköchin verdient. Sie lebte in Nordschweden, in Neuseeland und auch vier Jahre lang im portugiesischen Alentejo, wo ihre Krimireihe spielt. Heute wohnt die Autorin mit ihrem Mann und den zwei Töchtern wieder in Schweden.

2


Die Leiche lag zwischen Lavendel und Majoran. Catarina Brito war eine Frau um die fünfzig mit kinnlangen braunen Haaren. Ihre Augen waren geschlossen, die Wangen schlaff und eingefallen, ihr Mund stand weit offen. Der Tod nahm den Menschen jegliche Ausstrahlung, die sie zu Lebzeiten gehabt hatten, fand Fernando. Sein Blick wanderte über ihre fleischigen Arme und das bunte Batikkleid, das aussah, als hätte sie es für wenig Geld auf einem der Sonntagsmärkte gekauft. An Brust und Bauch spannte es ein wenig. Sie trug einen breiten goldenen Ehering, der so tief ins Fleisch gesunken war, dass sie ihn vermutlich mit ins Grab nehmen würde. Anders als ihr Körper wirkten ihre Hände eher muskulös als dick. Fernando nahm die Rechte der Toten und drehte sie vorsichtig, bis er die Handinnenseite sah. Sie war schwielig und wies schwarze Furchen auf, ebenso wie ihre Füße, die an den Fersen und Ballen von dunklen Rissen durchzogen waren. Gartenerde, vermutete Fernando.

Raquel, wenig beeindruckt von der Leiche, legte sich neben ihr Herrchen auf den Kiesweg.

»Ich tippe auf einen Herzinfarkt«, sagte der Notarzt, ein grauer, schlaksiger Mann. Er und Fernando waren sich schon häufiger an Tatorten begegnet, beide vergaßen aber ständig den Namen des anderen. Der Mediziner berichtete, dass Catarina Brito in der vergangenen Nacht an einer Ayahuasca-Zeremonie teilgenommen hatte.

»Oha«, sagte Fernando. Er wusste nicht viel über den Pflanzensud aus Südamerika, der wörtlich übersetzt so viel wie »Liane der Geister« hieß. In den letzten Jahren war die Nachfrage in Portugal gestiegen, spirituelle Gemeinschaften und selbst ernannte Schamanen boten die Ayahuasca-Zeremonien an. Gestorben war dabei seines Wissens allerdings noch niemand.

»Der Notruf ist um Viertel nach acht eingegangen. Ich war eine Dreiviertelstunde später vor Ort«, erzählte der Notarzt.

Fernando nickte. Für hiesige Verhältnisse war eine Dreiviertelstunde gar nicht schlecht, insbesondere wenn man so weit draußen lebte. Es gab wahrlich bessere Gegenden, wenn man Herzprobleme hatte.

Als hätte er Fernandos Gedanken erraten, fügte der Notarzt hinzu, dass er sowieso nichts mehr hätte ausrichten können. »Selbst wenn ich nur zwei Minuten gebraucht hätte.«

»Wann ist sie Ihrer Einschätzung nach gestorben?«

»Etliche Stunden vor meiner Ankunft. Genaueres kann Ihnen sicher der Rechtsmediziner sagen.« Der Notarzt deutete hinter Fernando. »Da kommt er schon.«

Raquel stand auf und quietschte begeistert. Auch Fernando freute sich, als er den kleinen Mann sah, der immer ein wenig zerstreut und sehr zerzaust wirkte, ganz so, als hätte er gerade bei starkem Wind stundenlang Drachen steigen lassen. Früher einmal war Dr. José Rosa Tierarzt gewesen. Dann hatte er sich zu oft über verantwortungslose Tierhalter geärgert und war stattdessen Rechtsmediziner geworden.

Er trat durch das kleine hölzerne Tor in den Kräutergarten, pflückte im Vorbeigehen einen Strauß Petersilie und überreichte ihn Raquel. Dann begrüßte er Fernando wie gewohnt mit den Worten: »Inspektor, wie schön, Sie zu sehen.«

»Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Das letzte Mal muss schon ewig her sein«, erwiderte Fernando. Im Alentejo war lange nicht gemordet worden.

Dr. Rosa zog ein Paar Gummihandschuhe aus der Tasche seines abgewetzten Cordjacketts und beugte sich über die Leiche. Was jetzt bevorstand, das Befühlen von Körperöffnungen, das Hochschieben von Kleidung, die Totenflecken – das alles wollte der Inspektor lieber nicht sehen.

»Ich schaue mich mal um, ob ich nicht jemanden finde, der erzählen kann, was hier passiert ist«, verkündete er.

»Die Senhoras, mit denen ich bei meiner Ankunft gesprochen habe, warten da drinnen«, sagte der Notarzt und zeigte auf ein einstöckiges weißes Lehmhaus gleich hinter den großen Rosmarinbüschen.

Fernando ging hinein und traf auf zwei junge Frauen in einer farbenfrohen Küche. Die eine saß am Tisch und sah aus wie jemand, der die halbe Nacht vergeblich in der Kälte auf den Bus gewartet hatte. Die andere stand im Raum, als wäre sie auf der Durchreise, nur kurz aus einem Märchenbuch in die Realität getreten. Schulterlange, blonde Korkenzieherlocken, weiche Gesichtszüge, rosa Pfirsichbäckchen und eine entzückende Stupsnase inklusive. Sie trug ein knöchellanges, hellgrünes Kaftankleid, das trotz des weiten Schnitts nicht verbarg, dass sie zierlich, aber dennoch gut trainiert war.

»Bom dia, ich bin Inspektor Fernando Valente, und das hier ist Raquel.«

Die schöne Fee blickte erst Raquel, dann ihn an. »Der Inspektor mit seinem berühmten Polizeischwein«, sagte sie und lächelte. »Warum sind Sie hier?«

»Weil in Ihrem Kräutergarten eine tote Frau liegt, Senhora.«

»De Vries. Mein Name ist Mieke de Vries.«

Fernando hatte schon viel über die Niederländerin gehört, gesehen hatte er sie noch nie. Zusammen mit ihrem Bruder Alo hatte sie vor rund zehn Jahren das Gelände der Sundance Community gekauft. Sie sah aus wie höchstens dreißig, musste aber in seinem Alter, also gut zehn Jahre älter sein.

»Der Notarzt hat gemeint, dass Catarina wahrscheinlich einen Herzinfarkt hatte. Dafür braucht man doch keine Polizei.«

»Reine Routine, Senhora de Vries, reine Routine«, entgegnete Fernando beschwichtigend, obwohl das nicht ganz stimmte. Er hatte seine morgendliche Frühlingsfaulenzerei abbrechen müssen, weil Drogen im Spiel waren und der Notarzt eben nicht sicher war, ob die Frau wirklich an einem Herzinfarkt gestorben war. Aber da Mieke de Vries das offenbar nicht wusste, wollte er es ihr nicht auf die Nase binden. Vielleicht gab es hier noch mehr Drogen, und die sollte sie möglichst nicht vernichten, bevor die Kollegen mit ihren Spürhunden eintrafen.

»Ich bin Jill«, stellte sich nun auch die Frau am Küchentisch vor. Ihre Stimme zitterte, und sie hielt sich den Bauch. Vermutlich waren ihr die Geschehnisse auf den Magen geschlagen.

»Erzählen Sie mir, was passiert ist«, sagte Fernando, nahm sein Notizbuch aus der Tasche und setzte sich auf einen der freien Stühle. Raquel legte sich neben ihn. Jill begann zu weinen.

»Haben Sie sie gefunden, Senhora?«, erkundigte sich Fernando.

Jill nickte, schluchzte lauter und vergrub das Gesicht in ihren Händen.

Raquel stand auf, und Fernando nahm ihre Leine ab. Sie konnte zwar weniger, als die meisten Menschen von einem Polizeischwein erwarteten, aber trösten und jemanden von einem Schock ablenken, das konnte sie so gut wie sonst kaum jemand.

»Jill wollte Minze aus dem Garten holen, um Tee aufzuschütten«, erklärte Mieke. Ihr Gesicht blieb ganz ruhig, aber Fernando meinte, einen leichten Ärger herauszuhören oder vielleicht auch nur zu spüren. Über den ausgefallenen Tee? Oder weil Jill und nicht sie die Leiche gefunden hatte?

»Erzählen Sie mir doch bitte, wie so eine Ayahuasca-Zeremonie abläuft«, bat er.

»Tagsüber und abends bereiten sich die Teilnehmer mit Meditation und Yoga vor. Um Mitternacht trinken sie das Ayahuasca. Nach etwa einer Stunde tritt die Wirkung ein. Alo begleitet die Zeremonie mit schamanischen Gesängen.«

»Warum um Mitternacht?«

»Nachts gibt es weniger visuelle Reize und Geräusche, die die Teilnehmer auf ihren spirituellen Reisen ablenken könnten. Die Wirkung des Ayahuascas hält etwa vier bis sechs Stunden an, danach fällt man in einen sehr tiefen Schlaf.«

Fernando rechnete nach. Wenn der Notarzt mit seiner Einschätzung richtiglag, war Catarina Brito während ihres Trips gestorben. »Und Sie lassen die Teilnehmer alleine draußen rumlaufen?«

»Nur die Teilnehmer, die schon Erfahrungen mit Ayahuasca gesammelt haben. Dann kann man das Einswerden mit Mutter Erde unter freiem Himmel noch intensiver erleben.«

»Ist denn niemandem aufgefallen, dass Catarina Brito so lange weg war?«

»Offensichtlich nicht, sonst hätten wir ja nach ihr geschaut.«

Raquel hatte unterdessen ihre lange Nase unter Jills Arm geschoben. Sie grunzte leise. Jill nahm ihre Hände vom Gesicht, mit einer kraulte sie Raquels Kopf, mit der anderen zog sie ein Papiertaschentuch aus ihrer Haremshose und putzte sich die Nase. Dann erzählte sie, dass sie den Notarzt gerufen habe, sobald sie die Tote gefunden hatte. »Erst dann habe ich Mieke Bescheid gegeben.«

Jill sprach überraschend gutes Portugiesisch, obwohl sie, wie der Inspektor ihrem Akzent entnahm, von den Britischen Inseln stammen musste.

»Wie lange leben Sie schon hier, Jill?«, fragte er.

»Drei Jahre.«

»Und Catarina?«

»Catarina hat gar nicht hier gelebt. Sie war nur für eine Woche zu Besuch, um zu meditieren, Yoga zu machen und die Ayahuasca-Zeremonie zu erleben«, sagte Mieke.

»War das ihr erster Besuch hier?«

Jill schüttelte den Kopf. »Catarina war im Oktober zum ersten Mal hier. Sie war so nett und lustig.«

Mieke warf Jill einen Blick zu, den Fernando nicht richtig einordnen konnte. Jill, die ausgesehen hatte, als wollte sie noch mehr sagen, verstummte sofort.

»Wo hat Catarina denn sonst gelebt?«, wollte Fernando wissen.

»Das müsste im Anmeldeformular stehen. Ich kann die Unterlagen gleich holen«, meinte Mieke.

»Gerne. Und bitte auch eine Liste mit allen anderen Teilnehmern des Ayahuasca-Retreats. Außerdem brauche ich die Namen von allen, die in der Community leben.«

Mieke nickte und verließ mit wallendem Kleid den Raum.

»Mochten Sie Catarina?«, erkundigte sich Fernando bei Jill, um sie wieder zum Reden zu bringen....

Erscheint lt. Verlag 8.3.2022
Reihe/Serie Die saustarke Krimireihe aus Portugal
Die saustarke Krimireihe aus Portugal
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 2022 • Achtsamkeit • Alentejo • Cozy Crime • eBooks • Ermittlerteam • Frauke Scheunemann • Humor • kleine geschenke für frauen • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Leonie Swann • lustig • lustige • Neuerscheinung • Portugal • Tierkrimi • Urlaub • Urlaubskrimi • Urlaubslektüre • Yoga
ISBN-10 3-641-27081-2 / 3641270812
ISBN-13 978-3-641-27081-0 / 9783641270810
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