Fuchsmädchen (eBook)

Thriller. Fesselnd, atmosphärisch und mit einer einzigartigen Stimme: DER schwedische Thriller-Bestseller!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
432 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-27068-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fuchsmädchen - Maria Grund
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7 Masken. 7 Todsünden. Ein Mörder ohne Reue.
Eisige Kälte herrscht an jenem Sonntag auf der Insel vor der Küste Schwedens, als man die Leiche eines jungen Mädchens in einem verlassenen Kalksteinbruch entdeckt. Das Verstörende an dem Fall: Die Tote hat eine unheimliche Fuchsmaske bei sich. Ermittlerin Eir bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die Zusammenarbeit mit ihrer neuen Kollegin Sanna einzulassen. Denn nur Tage später ist eine weitere Frau tot - und auch in ihrer Wohnung finden sich Hinweise auf eine Maske. Ein eiskalter Serienmörder hinterlässt eine blutige Spur auf der Insel und muss gestoppt werden. Doch mit Schrecken erkennt Eir, dass nicht nur das nächste Opfer vor dem Killer retten muss - auch Sanna birgt ein dunkles Geheimnis und droht, vom Strudel ihrer Vergangenheit in den Abgrund gerissen zu werden ...

»Ein begnadetes Debüt mit einer ganz einzigartigen Stimme.« Dagens Nyheter

Die Berling-und-Pedersen-Reihe geht weiter:

1. Fuchsmädchen
2. Rotwild

Maria Grund wurde in einem Vorort von Stockholm geboren. Sie arbeitete viele Jahre als Drehbuchautorin in London und New York und lebt heute auf der schwedischen Insel Gotland. Ihr großes Thriller-Debüt »Fuchsmädchen« wurde für den Crimetime Award nominiert sowie von der Swedish Academy of Crime Fiction als bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet. In Deutschland stürmte »Fuchsmädchen« sofort die SPIEGEL-Bestsellerliste.

KAPITEL EINS


Sanna Berling sieht sich in dem leeren, ausgebrannten Zimmer um. Die Sonne fällt durch die salzverkrusteten, staubigen Fenster und taucht alles in schmutziggelbes Licht. Der durchdringende Geruch nach Rauch und Schimmel setzt sich im Rachen fest. Bei jedem Besuch erscheint ihr der Raum noch dunkler. Vielleicht weil die Bäume vor dem Haus ungehindert wachsen dürfen, vielleicht kommt es ihr aber auch nur so vor, weil sie so unerträglich müde ist.

Vorsichtig streicht sie mit den Fingern über eine rußige Stelle, und eine vergilbte Kindertapete kommt zum Vorschein. Mit geschlossenen Augen streift sie mit der Hand an der Wand entlang, während sie zur Tür geht. Im Türrahmen bleibt sie wie immer bei den Buchstaben stehen, die darin von ungelenker Kinderhand eingeritzt sind, und berührt sie mit den Fingerspitzen: »HAU AB«.

Als sie ins Freie tritt, steigt ein Schwarm kleiner Vögel aus dem großen, absterbenden Baum vor dem Haus. Ihre Flügelschläge erfüllen die Luft, während sie hektisch davonflattern, als müssten sie vor einem Unwetter fliehen.

Vor ihr erstreckt sich eine weite Landschaft. Dieser ganze Teil der Insel – von den angrenzenden Feldern und Wiesen, die bis zum Weg reichen, über die Kirche und noch weiter bis zur kargen Küste – ist Ödland. Da klingelt ihr Handy. Sie nimmt den Anruf an, lauscht der Stimme am anderen Ende.

»Ich bin gerade hier«, antwortet sie. »Lehn ab. Ich verkaufe nicht. Noch nicht.«

Sie erntet lautstarken Protest, verzieht jedoch keine Miene, während sie zu ihrem schwarzen Saab geht. Beim Wegfahren folgt ihr der Hof im Rückspiegel, als würde er sie mit seinen verkohlten, blinden Fenstern beobachten.

Aus dem Autoradio ertönt knackend die Stimme eines Vertreters der Kommunalverwaltung: »… die harten Restriktionen und Maßnahmen der letzten Jahre haben die Region vor große soziale Herausforderungen gestellt und unser Sicherheitsempfinden auf vielfältige Weise beschädigt. Dennoch haben sie nicht zu einem ausgeglichenen Budget geführt … Wir müssen an einem Strang ziehen und weitere Einsparungen vornehmen, ohne gleichzeitig noch mehr Unterkünfte, Einrichtungen und andere wichtige Institutionen zu schließen, auf die die wachsende Gruppe von der Gesellschaft Ausgestoßener und Bedürftiger angewiesen ist …«

Sie schaltet das Radio aus und den CD-Spieler ein und gibt Gas. Robert Johnson and Punchdrunks’ »Rabbia Fuori Controllo« dröhnt aus den Lautsprechern, während vereinzelte Höfe und Häuser neben der Straße vorbeiziehen. Sonst besteht die Landschaft aus Wiesen, Feldern und dunklen Waldabschnitten. Dann wird der kleine Hauptort der Insel sichtbar, bevor Sanna schließlich in ein Industriegebiet einbiegt. Vor ihr erstrecken sich rissiger Asphalt und Container hinter hohen, mit Stacheldraht verstärkten Zäunen.

Ein junger Mann in einem T-Shirt-Kleid mit Puffärmeln, weitem Kragen und dicken Schulterpolstern bewegt sich ruckartig an einer Ampel. Eine Augenbraue fehlt, die andere ist mit Filzstift hoch auf der Stirn aufgemalt. Seine Füße stecken in schmuddeligen Badeschlappen, und jedes Mal, wenn er den rechten Fuß aufsetzt, zuckt er wie ein verletzter Hund. Als sie an ihm vorbeifährt, scheint er sich für ein paar Sekunden zu entspannen. Er sieht sie schüchtern an, erkennt sie wieder. Sie bremst ab, holt etwas vom Rücksitz, lässt das Fenster herunter und wirft ihm eine Strickjacke aus Wolle zu. Er wickelt sich hastig darin ein und murmelt etwas, vielleicht einen Dank.

Sie fährt auf eine schmale Schotterstraße und an einem Grundstück mit Wohnwagen und Zelten vorbei. Ein Hund bellt irgendwo im Dunkeln, als sie rechts abbiegt und auf das unansehnliche Schild mit der Aufschrift »Garage« zurollt.

Die Tür schleift knarzend und quietschend über den Betonboden. Sie schaltet eine Lampe in der Ecke ein, die ein weiches Licht auf das Feldbett mit der Decke und dem Kissen wirft. Über dem Bett ist der Raum niedriger als in der restlichen Garage, wo sie den Saab ein wenig schief abgestellt hat, mit dem Schlüssel in der Zündung.

Sie wirft ein paar Rechnungen und Werbeflyer auf einen Stuhl, schlüpft aus dem kurzen schwarzen Wollmantel und lässt ihn auf den Boden fallen, bevor sie ihre Hose auszieht. Dann streift sie sich ein Paar Kopfhörer über die Ohren.

Den Schlüssel zur Garage und ihre Polizeimarke wirft sie auf den Campingtisch, der gleichzeitig als Nachttisch fungiert. Sie landen auf einem Gegenstand, einem kleinen runden Handspiegel, auf dem »Erik« steht. Dann drückt sie drei kleine lilafarbene Tabletten aus einem Blister und schluckt sie.

Ihr Blick wird bereits verschwommen und geht ins Leere, als sie sich auf das Feldbett legt.

»Ich komme«, flüstert sie und versinkt in der Dunkelheit.

Die Türglocke der diensthabenden Apotheke läutet laut und vernehmlich, als Eir Pedersen über die Schwelle tritt. Sie bewegt sich rasch und leicht nach vorn gebeugt, die Schultern hochgezogen, die Augen voll nervöser Energie. Sie sieht, wie die Apothekerin hinter dem Tresen sie beobachtet, als sie mit der Hand in die Innentasche der engen Lederjacke greift. Diskret, aber beunruhigt. Eir erkennt diesen Blick, sie ist ihn ge­wohnt. Die Frau in dem weißen Kittel hat auch bestimmt eine Hand am Alarmknopf. Sie könnte etwas sagen, um die Situation zu entspannen, doch dafür hat sie nicht die Energie. Sie geht einfach nur zum Tresen und legt zwei Ausweise darauf. Mit dem Zeigefinger tippt sie leicht auf einen der beiden.

»Es müsste ein Rezept für Tabletten und Tropfen vorliegen. Ich bekomme die Tropfen.«

Die Apothekerin betrachtet die Ausweise, tippt etwas in den Rechner und sieht Eir unter ihrem Pony hervor an.

»Finden Sie es nicht?«, fragt Eir. »Gibt es ein Problem? Falls ja, dann können Sie folgende Nummer anrufen …«

»Nein, alles in Ordnung«, antwortet die Frau rasch und verschwindet in den Nebenraum zu den Medikamentenschub­laden.

Eir sieht sich in dem kleinen Laden um. Alles steht ordentlich an seinem Platz. Der hübsche alte Steinboden ist sauber, die Beleuchtung ungewöhnlich sanft für eine Apotheke. Vom Festland her kennt sie Apotheken, die großen klinischen Containern mit kaltem Neonlicht an der Decke und vollgestellten Regalen ähneln. Hier fühlt sie sich dagegen an einen altmodischen Süßigkeitenladen erinnert.

»Bitte sehr«, unterbricht die Apothekerin ihren Gedanken­gang. »Haben Sie sonst noch einen Wunsch?« Sie legt ein Fläschchen Methadon in eine Tüte und schiebt diese über den Tresen.

Eir liest den Preis auf dem Kassendisplay ab und bezahlt. »Gibt es noch einen kürzeren Weg nach Korsparken als den an der Trabrennbahn entlang?«

»Sie meinen, Korsgården?«, korrigiert die Apothekerin sie.

»Ja, genau.«

»Von dem Platz hier vor der Tür gehen Sie die Anhöhe da drüben hinauf. Hinter der Stadtmauer folgen Sie der Hauptstraße und gehen dann über den Sportplatz bei der früheren Eishockeyhalle.«

»Vielen Dank.«

Eir wendet sich zur Tür.

»Ich würde allerdings trotzdem den Weg über die Trabrennbahn nehmen«, sagt die Apothekerin noch. »Um diese Uhrzeit.«

Die kleine, von einer Mauer umgebene Stadt liegt still im Herbstdunkel. Die Gassen winden sich wie Schlangen um den schräg abfallenden Platz. Das Kopfsteinpflaster ist feucht, und einige hartnäckige Blätter glänzen im Dunkeln an den verholzten Rosenbüschen.

Es beginnt zu regnen. Eir hat Gewitter schon immer geliebt, sie fühlt sich dann ruhig und befreit und rundum entspannt. Doch jetzt fallen nur ein paar magere Tropfen zu Boden.

Schon wenige Schritte hinter der hübsch beleuchteten Stadtmauer verändert sich die Umgebung. Mehr Schaufenster sind vernagelt, immer öfter sieht sie schrottreife Autos und mit Graffiti beschmierte Straßenschilder. Die Straßen werden weniger. Sie nimmt eine Abkürzung über eine Straßenbaustelle und einen Sportplatz, bis sie zu einem heruntergekommenen Wohngebiet mit älteren Reihenhäusern und dicht aneinandergedrängt stehenden, niedrigen Mietshäusern kommt. Gartenmöbel stehen verloren herum, die Mülltonnen quellen über. Ein Stück weiter vorne besprühen gerade zwei junge Mädchen ein Garagentor mit Farbe.

Eines hebt den Kopf, als Eir sich nähert, sprüht dann aber gleichgültig weiter. Auf dem Garagentor leuchtet in grellpinker Schrift das Wort »STIRB«.

»Wohnt ihr hier?«, fragt Eir ruhig.

»Was?«, sagt das Mädchen. Sie hat pechschwarze Locken, trägt große Ringe in den Ohren, an ihrem Hals prangt eine Totenkopftätowierung.

Eir stopft die Tüte mit dem Methadon in die Innentasche ihrer Jacke und zieht den Reißverschluss hoch.

»Ist das eure Garage?«, fragt sie weiter.

Die Mädchen sehen einander an, versuchen, die Situation einzuschätzen. »Ja, das ist unsere Garage«, erwidert die eine.

Eir holt ihr Handy hervor, doch der Akku ist leer. Sie seufzt resigniert. »Wenn ich also an dem Haus dahinten klingele, wird eure Mutter aufmachen?«

Das andere Mädchen – mager und durchtrainiert mit rasiertem Kopf und einem großen Drachen auf dem Pulloverärmel – geht langsam um sie herum. Aus dem Augenwinkel sieht Eir, dass sie ein Messer gezogen hat und es hinter dem Handgelenk versteckt.

»Kümmer dich nicht darum, wenn du nicht eins auf die Fresse willst, du verdammte …«, zischt sie und kommt einen Schritt näher.

Eir beendet den Satz, indem sie dem Mädchen ihren Ellbogen ins Gesicht rammt. Die Angreiferin stolpert nach...

Erscheint lt. Verlag 24.12.2021
Reihe/Serie Die Berling-und-Pedersen-Reihe
Die Berling-und-Pedersen-Reihe
Übersetzer Sabine Thiele
Sprache deutsch
Original-Titel Dödssynden
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Camilla Läckberg • Crimetime Award • eBooks • Erik Axl Sund • Faber Pedersen • Gotland • Hjorth Rosenfeldt • Insel • Jan Beck • Johanna Mo • Jo Nesbø • Kastanienmann • Krimi • Kriminalromane • Krimis • Lina Bengtsdotter • Nordic Noir • Ragnar Jónasson • Schweden • Skandinavische Krimis • Søren Sveistrup • Spannung • Spiegel Bestsellerliste aktuell • Thriller • Tiermaske • weibliche Ermittlerinnen
ISBN-10 3-641-27068-5 / 3641270685
ISBN-13 978-3-641-27068-1 / 9783641270681
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