Todland (eBook)
576 Seiten
Blanvalet Verlag
978-3-641-25796-5 (ISBN)
Als Journalistin konfrontiert Charlotte ihren Mann, doch der bestreitet alles. Insgeheim fürchtet er um sein eigenes und Charlottes Leben, wenn sie die Story weiterverfolgt. Einzig Martins ehemalige Kollegin Signe will der Reporterin helfen, doch ihr Antrieb ist ein persönlicher ...
Als Charlottes Informant brutal ermordet wird, beschließt Signe, dass es an der Zeit ist für die Wahrheit. Und so kommt sie einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur, die bis in die höchsten Kreise der dänischen Politik reicht und in die auch Martin Junckers Mordopfer verwickelt ist ...
Kim Faber ist Architekt und Journalist bei »Politiken«, einer der größten dänischen Tageszeitungen.Zusammen mit seiner Frau, der Journalistin Janni Pedersen, schrieb Kim Faber mit »Winterland« einen explosiven und packenden Kriminalroman über Terror, Gewalt, Trauer und Einsamkeit. Das Erstlingswerk des Autorenehepaars ist der Auftakt der Reihe um das dänische Ermittlerduo Martin Juncker und Signe Kristiansen, gefolgt von den Romanen »Todland« und »Blutland«, die ebenfalls die dänische Bestsellerliste im Sturm eroberten.
Janni Pedersen ist Moderatorin und Kriminalreporterin bei TV2, einem der meistgesehenen Fernsehsender Dänemarks. 2018 wurde sie als beste Nachrichtensprecherin des Jahres ausgezeichnet.Zusammen mit ihrem Mann, dem Journalistin Kim Faber, schrieb Janni Pedersen mit »Winterland« einen explosiven und packenden Kriminalroman über Terror, Gewalt, Trauer und Einsamkeit. Das Erstlingswerk des Autorenehepaars ist der Auftakt der Reihe um das dänische Ermittlerduo Martin Juncker und Signe Kristiansen, gefolgt von den Romanen »Todland« und »Blutland«, die ebenfalls die dänische Bestsellerliste im Sturm eroberten.
Hochspannung aus Dänemark! Der zweite Fall für Juncker & Kristiansen: vielschichtig, erschreckend und unglaublich spannend.
Kapitel 1
Wenn man bedenkt, dass ihm zweimal in den Kopf geschossen wurde, sieht der Mann auf dem Weg erstaunlich gut aus.
Die heftigen Gewitterschauer der letzten Nacht haben das Blut aus den Eintrittswunden in den braunen Kies gespült. Eine der beiden Wunden liegt exakt in der Mitte der Stirn, zwei Zentimeter über der Nasenwurzel, und sieht dem zinnoberroten Bindi hinduistischer Frauen zum Verwechseln ähnlich. Die andere befindet sich an der rechten Schläfe auf Höhe der Augen, die halb geöffnet, blutunterlaufen und erloschen sind.
Der Tote liegt auf dem Rücken, ein Arm ruht auf dem Bauch, der andere liegt wie achtlos hingeworfen in einem Winkel von etwa dreißig Grad neben dem Körper. Das rechte Bein ist gestreckt, das linke dagegen in einem unnatürlichen Winkel gebeugt. Er muss wie ein Kartenhaus zusammengeklappt sein, denkt Polizeikommissar Martin Junckersen, der von allen aber nur Juncker genannt wird.
Im Kies sind keine Schleppspuren zu sehen, allerdings könnte der Regen sie auch weggewaschen haben. Wahrscheinlich ist der Mann also an einem anderen Ort getötet und anschließend mitten auf dem Weg deponiert worden. Aber würde man dabei das Bein in eine derart ungelenke Position bringen? Nein, der Mann liegt genau an der Stelle, wo er umgefallen ist. Er wurde hier getötet, schließt Juncker.
Es sei denn, er hat Selbstmord begangen. Aber es ist keine Waffe zu sehen. Sie könnte natürlich unter der Leiche liegen, oder jemand hat sie entwendet, nachdem sich der Mann selbst erschossen hat. Letzteres ist Juncker vor einigen Jahren tatsächlich mal in einem Fall untergekommen. Damals hatten er und seine Kollegen einzig anhand von Schmauchspuren an der Hand des Toten feststellen können, dass es sich um Selbstmord gehandelt und irgendjemand im Anschluss die Waffe gestohlen hatte.
Außerdem sind es zwei Schusswunden. Und auch wenn es theoretisch sicher möglich ist, dass der erste Schuss nicht tödlich war und der Lebensmüde daher ein zweites Mal auf sich schießen musste, scheint dieses Szenario gelinde gesagt reichlich unwahrscheinlich.
Es ist erst Viertel vor acht, doch die Kühle der Nacht ist bereits in den blauen Himmel verschwunden. Das Thermometer ist auf über zwanzig Grad geklettert, und gerade einmal eine Dreiviertelstunde nach der Morgendusche hat sich Junckers Rücken in ein Flussdelta aus Schweißströmen verwandelt, die sich als dunkle Flecken auf Hemd und Unterhose abzeichnen. Der Umstand wird noch durch den hermetisch geschlossenen Schutzanzug aus Kunststoff verschlimmert, in dem er steckt.
Sein Magen meldet sich ungehalten und klingt wie das Knurren eines verwöhnten Schoßhunds. Juncker seufzt und schluckt ein paar Mal, um die leichte Kartonrotweinübelkeit zurückzudrängen, die inzwischen zum festen morgendlichen Begleiter geworden ist.
Der etwa drei Meter breite Kiesweg teilt den Kildeparken, Sandsteds einzige größere Grünanlage, in seiner gesamten Länge. Unter den Einwohnern der kleinen Provinzstadt im Südosten Seelands heißt der Kildeparken ausnahmslos der »Kitzler«, da sich dort seit eh und je so mancherlei in den Büschen abspielt. Hier ist Juncker vor fünfundvierzig Jahren von seiner ersten Freundin in die Geheimnisse des Zungenkusses eingeweiht worden, und noch heute erinnert er sich an den frischen, leicht süßlichen Geschmack ihrer Lippen und das Unbehagen, das er beim beharrlichen Versuch ihrer feuchten Zunge empfand, sich zwischen seine zusammengebissenen Zähne zu drängen. Hier geschah es auch, dass einen Monat später eben jene Freundin – um Lichtjahre erfahrener als er – sein erigiertes Glied geschickt zu einem sehr schnellen und explosiven Erguss brachte.
Fünfzig Meter entfernt stehen zwei uniformierte Polizisten und sprechen mit dem städtischen Gärtner, der den Toten gefunden hat. Juncker, der sich am liebsten in den Schatten der mächtigen Buchen und Kastanienbäume verkriechen würde, richtet den Blick wieder auf die Leiche und geht auf dem Gras neben dem Kiesweg in die Hocke.
Die beiden Schusswunden sind klein, beinahe unschuldig anzusehen. Der Rechtsmediziner Gösta Valentin Markman, der sich gerade in seinem Wagen auf dem Weg von Kopenhagen nach Sandsted befindet, hat Juncker einmal erklärt, dass der Durchmesser einer Schusswunde aufgrund der Elastizität der Haut so gut wie immer etwas kleiner als der des Projektils ausfällt. Juncker beugt sich vor und studiert das Schussloch in der Stirn. Kaliber .22, schätzt er, jedenfalls irgendwas aus der Kleinkramabteilung. Die Nase des Opfers zeigt gerade zum Himmel, und soweit Juncker erkennen kann, gibt es keinen Blutfleck unter dem Kopf und demnach vermutlich keine Austrittswunde. Dasselbe gilt für die Wunde in der Schläfe, beide Projektile müssen also nach wie vor im Schädel stecken, was auf einen Munitionstyp mit einer geringen Mündungsgeschwindigkeit hindeutet.
Vielleicht ist der Täter Mitglied in einem Schützenverein, überlegt Juncker. Die meisten Sportwaffen haben nämlich just jenes Kaliber .22. Es wäre definitiv eine Möglichkeit, zumal es in der Stadt tatsächlich einen recht großen Schützenverein gibt. Andererseits … es könnte auch die Arbeit eines Profis sein. Ausgeführt von einem Minimalisten. Einem »Weniger ist mehr«-Typ.
Juncker richtet sich auf und stöhnt über den stechenden Schmerz in den neunundfünfzig Jahre alten und reichlich eingerosteten Kniegelenken. Er sollte zu einem Arzt gehen und sie untersuchen lassen. Er sollte so vieles von einem Arzt untersuchen lassen. Seine Prostata beispielsweise. Aber er hat gelesen, dass eine rektale Untersuchung für die Untersuchung des Drüsenumfangs fast schon obligatorisch ist. Und der Finger eines Arztes in seinem Hintern? Nein, danke, erst mal nicht.
Die Leberwerte dagegen? Hierfür braucht es schließlich bloß eine Blutprobe. Ja, bald. Vielleicht. Er schiebt die Verfallsgedanken beiseite. Drüben am Eingang hebt eine Frau das rot-weiße Absperrband an und schlüpft darunter hindurch in den Park. Beim Anblick von Nabiha Khalids entschlossenem Marsch über den Rasen zuseiten des Kiesweges muss Juncker unwillkürlich schmunzeln. Der Rücken der zweiunddreißigjährigen Polizeiassistentin ist durchgedrückt, der Kopf hocherhoben, und der kräftige pechschwarze Pferdeschwanz wippt hinterdrein. Sie behauptet steif und fest, in ihrem Pass stünde eins siebenundsechzig, doch Juncker hat den Verdacht, dass sie sich bei der Messung bis zum Äußersten gestreckt hat und in Wahrheit keinen Zentimeter größer ist als die eins vierundsechzig, die früher einmal als Mindestanforderung für Bewerberinnen in der dänischen Polizei galten. Sie grüßt die beiden uniformierten Beamten. Der eine reicht ihr einen weißen Anzug und Plastiküberzüge für die Schuhe. Sie zieht die Schutzausrüstung über und geht auf Juncker und die Leiche zu. Als sie näher kommt, sieht er ein begeistertes Blitzen in ihren dunklen, fast schwarzen Augen, das zu verbergen sie sich nicht im Geringsten bemüht.
Noch bis vor wenigen Monaten hat Nabiha gemeinsam mit Juncker eine kleine Polizeistation in Sandsted besetzt. Sie war im letzten Jahr mit dem vorrangigen Ziel eingerichtet worden, die Probleme mit dem Asylheim für unbegleitete Minderjährige anzugehen, das ein Stück außerhalb der Stadt lag, doch der Zustrom von Flüchtlingen hat seither deutlich nachgelassen, und das Heim wurde im April geschlossen.
Da die Polizei nach einem Terroranschlag in Kopenhagen am dreiundzwanzigsten Dezember ressourcentechnisch am Limit arbeitete, entschied man kurz darauf, auch die Polizeistation in Sandsted zu schließen, woraufhin Juncker und Nabiha zur Abteilung für Gewaltkriminalität der Hauptdienststelle in Næstved versetzt wurden.
Zwar hat Nabiha Juncker bei den Ermittlungen im Doppelmord an einem verheirateten Paar in Sandsted assistiert, der, wie sich später herausstellte, mit dem Terroranschlag in Verbindung stand. Doch dieser Fall hier wird nun ihr erster Mordfall als ordentliche Ermittlerin.
»Guten Morgen«, begrüßt sie ihn mit einem strahlenden Lächeln.
Juncker brummt etwas, das mit ein wenig gutem Willen als »Moin« gedeutet werden kann.
»Na«, sagt sie und reibt sich erwartungsvoll die Hände. »Was haben wir denn hier?« Sie macht einen Schritt auf die Leiche zu.
»He, Moment …« Juncker legt ihr eine Hand auf die Schulter.
»Entspann dich. Ich hatte nicht vor, ganz an ihn ranzutreten. Ich bin doch nicht blöd.« Sie funkelt ihn wütend an, und wieder einmal kann er nur staunen, wie mühelos sie von einem Moment auf den anderen von gut gelaunt zu zornig und wieder zurück switchen kann.
»Dann ist ja gut«, meint er.
Sie positioniert sich leicht breitbeinig, verschränkt die Arme vor der Brust und betrachtet die Leiche. Der Mann trägt eine beige Leinenhose sowie ein schwarzes kurzärmeliges Polohemd, dazu hat er einen ebenfalls schwarzen Pullover um die Schultern gebunden. Die nackten Füße stecken in einem Paar Bootsschuhen. Auch wenn er vermutlich seit mehreren Stunden tot ist, hat seine Haut noch immer eine nussbraune Farbe mit einem satten, intensiven Teint, der darauf hinweist, dass er die Wintermonate an einem weit südlicheren Breitengrad als Sandsted verbracht hat. Das kräftige, fast stahlgraue Haar ist halblang, wie bei einem Künstler, und zurückgekämmt.
»Sieht aus wie ein verdammt gut gealtertes Model«, murmelt Nabiha. »Der stinkt nach Geld.« Sie wirft Juncker einen Blick zu. »Als Erstes müssen wir ihn wohl identifizieren?«
Juncker wischt sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, öffnet den Reißverschluss des Schutzanzugs und fischt sein Handy aus der Tasche. 08.30 Uhr. Die Techniker und Markman...
Erscheint lt. Verlag | 24.12.2021 |
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Reihe/Serie | Juncker & Kristiansen |
Übersetzer | Franziska Hüther |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Satans Sommer (Juncker & Kristiansen 2) |
Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
Schlagworte | Dänemark • Ermittlerkrimi • Ermittlerpaar • Kopenhagen • Krimireihe • Neuerscheinung 2021 • Nr. 1 Bestseller Dänemark • Skandinavische Krimis • skandinavische Spannung • Terroranschlag |
ISBN-10 | 3-641-25796-4 / 3641257964 |
ISBN-13 | 978-3-641-25796-5 / 9783641257965 |
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