Mord im Dorfwirtshaus: Waldviertel-Krimi -  Lore Macho

Mord im Dorfwirtshaus: Waldviertel-Krimi (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
224 Seiten
Federfrei Verlag
978-3-99074-147-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
4,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

In Klein Schiessling mietet sich das deutsche Ehepaar Konrad und Roswitha Mörsebrink im Dorfwirtshaus ein, kurz darauf findet die Wirtin Roswitha Mörsebrink mit einer Weinflasche erschlagen auf. Der Verdacht fällt auf den Ehemann, welcher jedoch vorgibt ein Alibi zu haben. Zeitgleich taucht das deutsche Ehepaar Riccardo und Roseanna Schrademann in Eggenburg auf. Wie sich heraussstellt, sind beide Paare miteinander befreundet. Inspektor Schreiner ermittelt. Und während er allen noch so kleinen Hinweisen nachgeht, findet ein Spaziergänger Roseanna Schrademann auf dem Vitusberg bei Grafenberg ebenfalls erschlagen auf.



Lore Macho lebt mit ihrem Mann seit 1987 in dem kleinen Weinort Straning, nahe Eggenburg (NÖ), wo Wein- und Waldviertel ineinander übergehen. Nach dem Besuch der Handelsschule und einigen Jahren der Tätigkeit als Sekretärin absolvierte sie 1974 die Sommerakademie für Malerei in Sirmione und ist seit dieser Zeit freischaffende Malerin. Neben dem Malen gilt ihre große Freude dem Schreiben. Bisher wurden von ihr drei Bücher zum Thema Malen veröffentlicht sowie ihre Dorfkrimis im Verlag federfrei.

»Jedes Ding hat drei Seiten.

Eine positive, eine negative und eine komische.«

Karl Valentin

 

Kapitel 1


 

»Josef Maria!«

Frau Krügerl, die Wirtin des Klein Schiesslinger Dorfwirtshauses, schlank, mittelgroß, mit einem feschen blau gemusterten Dirndl und Spitzenbluse bekleidet, ist eben dabei, das Gästezimmer für Roswitha und Konrad Mörsebrink aus Essen vorzubereiten, die sich kurzfristig entschlossen haben, bei ihnen im Dorfwirtshaus ein paar Tage auszuspannen.

Die Betten sind bezogen, frische Handtücher liegen bereit und der Raum ist gut durchgelüftet. Nur einen frischen Obstkorb und eine Flasche Grünen Veltliner zur Begrüßung der neuen Gäste muss ihr Mann, Josef Maria Krügerl, noch aus dem Keller holen und aufs Zimmer stellen. Und dazu braucht er, wie immer, ellenlang Zeit. Mit der Stammtischrunde zu schnapsen geht bei ihm wesentlich rascher vonstatten und macht obendrein Spaß. Da ist er in seinem Element, und solche Runden lassen zusätzlich die Kassa klingeln. Wenn so richtig schön geschimpft, geflucht und gelacht wird, trocknen verständlicherweise die Hälse aus, und das verlangt wiederum ordentlich Nachschub an G’spritztem, Wein oder Bier. Und wenn es höher als hoch hergeht, auch den einen oder anderen Schnaps. Ganz selten Mineralwasser. Wenn die Dörfler krank sind, bleiben sie daheim im Bett und lassen sich von ihren Angetrauten gesund hätscheln.

Frau Krügerl lässt noch einmal einen kritischen Blick durch den Raum schweifen. Auf dem kleinen Tisch, mitten auf einem runden Häkeldeckchen, steht ein Keramikkrug mit gelb blühenden Forsythienzweigen und auf der Anrichte an der linken Wand ein dunkelviolettes, üppig blühendes Usambaraveilchen. Die Kopfpolster sind gut durchgeschüttelt und glatt gestrichen, und durch das weit geöffnete Doppelfenster mit Blick in den sonnigen Innenhof dringt Vogelgezwitscher. Es ist Ende März, ein sanftes Frühlingslüfterl weht Wölkchen über den blauen Himmel und bauscht leicht die Vorhänge auf. Für diese Jahreszeit ist es wieder einmal zu warm. Wahrscheinlich schneit es dann im April, um die Temperaturen auszugleichen. Ordnung muss schließlich sein!

 

Frau Krügerl hat für ihre deutschen Besucher Zimmer Nummer drei gewählt. Es ist ruhiger als die beiden anderen Gästezimmer, deren Fenster sich auf die Hauptstraße von Klein Schiessling öffnen. Dort herrscht untertags ziemlich reger Straßenverkehr. Vor allem dann, wenn die mit Granitblöcken schwer beladenen Laster aus dem nahe gelegenen Steinbruch durchdonnern und Lärm, Staub und Gestank verbreiten. Als kleine Entschädigung dafür bekam Klein Schiessling die Tafel »Gesunde Gemeinde« verliehen, sie prangt groß und unübersehbar hinter beiden Ortstafeln. Das für die neuen Gäste vorgesehene ruhige Hofzimmer verfügt außerdem über einen separaten Zugang. Es ist gemütlich über den Innenhof des Wirtshauses zu erreichen, ohne die Gaststube betreten zu müssen. Die beiden anderen Zimmer des Dorfwirtshauses stehen zurzeit leer, es ist ja noch keine Urlaubssaison. Erfahrungsgemäß trudeln die ersten Gäste mit der warmen Jahreszeit, also mit Sommerbeginn, ein. Da haben auch die meisten Heurigenlokale geöffnet, die Besucher können unter Nussbäumen im Freien sitzen und sämtliche Schmankerln der Klein Schiesslinger Winzer verkosten.

»Wo bleibt er denn nur?«, murmelt sie vor sich hin und ruft neuerlich nach ihrem Mann.

Doch auch das zweite »Josef Maria« bleibt ungehört.

»Wo treibt sich dieser Kerl schon wieder herum?«

Griesgrämig geht sie auf die Suche. Und weil sie annimmt, er holt das Begrüßungsgeschenk für die Gäste, stapft sie hinunter in den Keller. Plötzlich bleibt sie auf der untersten Stufe unvermittelt stehen.

»Ja, geht’s noch?«

Anstatt sich um Wein und Obstkorb zu kümmern, sitzt Josef Maria gemütlich auf einem umgedrehten Bierfass und hält ein Glas Rotwein in der Hand. Als er seine Frau erblickt, prostet er ihr freundlich zu.

Ja, hat sie der noch alle? Dem fehlt doch eine Schaube im Oberstübchen!

»Josef Maria!«

Energisch wischt sie mit ärgerlicher Handbewegung sein Zugeproste von sich, verschränkt die Arme vor der Brust und funkelt ihn böse an.

Der Wirt des Klein Schiesslinger Dorfwirtshauses hat in den letzten Jahren beträchtlich an Fülle zugelegt. Sein Bauch wölbt sich unter der weißen Schürze, die einstmals stolze Haarpracht ist schütter geworden und seine dicken roten Bäckchen schwab­beliger. Lächelnd blickt er seiner lieben Frau Gemahlin ins grimmige Gesicht.

»Du sitzt da herum, während ich oben auf den Obstkorb und die Flasche Wein warte? Die Gäste werden gleich da sein und nix ist fertig! Wie immer halt! Was denkst du dir eigentlich dabei?«

»Aber das ist doch schnell geschehen«, wendet er besänftigend ein.

»Der Korb liegt da drüben, das Obst ist gleich eingeschlichtet und die Flasche Grünen Veltliner brauch’ ich auch nur aus dem Fach zu nehmen.«

Am Gesichtsausdruck seiner Frau kann er jedoch erkennen, dass sie damit ganz und gar nicht einverstanden und im Augenblick mit ihr auch nicht gut Kirschen essen ist. Deshalb erhebt er sich mühevoll, platziert sachte das Weinglas hinter sich auf einer Stellage, streicht die weiße Schürze glatt und wandert murrend in das hintere Kellerabteil, wo Weine der ortsansässigen Winzer lagern, um vorerst einmal eine Flasche für die deutschen Urlauber auszusuchen. Den Rest mit dem Obstkorb kann er ja später noch erledigen.

 

Die Wirtin des Dorfwirtshauses, Frau Krügerl, heißt eigentlich Clementine. Da sie diesen Vornamen jedoch nicht ausstehen kann – erinnert er sie doch stets an eine saure Zitrusfrucht – und zusätzlich gegen Kosenamen jeglicher Art allergisch ist, wird sie von allen der Einfachheit halber Frau Krügerl genannt.

Josef Maria rief sie vor ihrer Ehe liebevoll Tinchen, was sie ihm mit zunehmendem Alter strikt verboten hat.

Nun rauscht sie mit wehendem Dirndlrock über die ausgetretenen Kellerstufen zurück, durchquert die Gaststube und jagt weiter in den Oberstock, um in Zimmer drei zu verschwinden. Geräuschvoll lässt sie die Türe hinter sich ins Schloss fallen.

Kurz nach ihr erreicht Josef Maria keuchend und mit hochrotem Kopf das Gästezimmer und stellt die Flasche Grünen Veltliner neben den Krug mit den gelb blühenden Zweigen ab.

»Ich geh’ dann noch einmal in den Keller und hole den Obstkorb.«

Die Türe von Zimmer drei gleitet sanft hinter ihm ins Schloss und Frau Krügerl stiert ihrem Angetrauten grimmig hinterher.

»Den konntest nicht auch gleich mitbringen?«, murrt sie und platziert verärgert zwei Weingläser neben der Flasche, während ihr Mann zurück in den Keller stapft. Hoffentlich vergisst er nicht wieder die Hälfte. Resigniert schüttelt sie ihren Kopf mit den brünetten, dauergewellten Löckchen.

Männer!!!

In der Gaststube ist wenig los, nur der Dorfboss von Klein Schiessling, Bürgermeister Alfons Pummerl, brütet am Stammtisch vor sich hin. Sein kariertes Flanellhemd wirkt zerknittert und das Kragenzipferl ist nach innen gebogen. Sonst sind im Moment keine gravierenden Toilettenfehler festzustellen, weil er sitzt und seine Hose vom Tisch verdeckt ist. Um ihn bei Laune zu halten und weil er von der vielen Arbeit ohnehin müde geworden ist, lässt sich der Wirt, nachdem er auch den Obstkorb brav und folgsam im Gästezimmer abgeliefert hat, neben ihm auf die Bank fallen. Seinen guten Tropfen hat er aus dem Keller mitgenommen. Immerhin ist dieser Blauburger von Gemeinderat und Winzer Michael Rieslinger. Und dessen Weine sind in der gesamten Region wegen ihrer besonders guten Qualität äußerst begehrt. Es käme einer Todsünde gleich, auch nur einen einzigen Tropfen davon zu vergeuden.

»Was gibt’s Neues, Bürgermeister? Ärger in der Gemeinde?«

Alfons Pummerl hebt das vor ihm stehende Weinglas, steckt seinen Riechkolben hinein, nickt zustimmend und macht einen Schluck, bevor er mit einem brummigen Ja antwortet.

»Ja? Was ja, Bürgermeister? Hast Ärger auf der Gemeinde?«

Josef Maria Krügerl kennt zwar die Wortkargheit seines Dorfbosses, hätte aber im Moment doch gerne gewusst, was ihn bedrückt.

»Was meinst damit?«, wiederholt er deshalb und rückt seinen Allerwertesten zurecht.

»Na alles halt!«

Aha!

»Aber das ist ja nix Neues, Bürgermeister.«

Krügerl will gerade sein Glas in Richtung Pummerl erheben und ihm zuprosten, stockt jedoch in der Bewegung, weil seine Frau an ihm vorbeifegt und die Eingangstüre sperrangelweit aufreißt. Beide Männer stieren erstaunt zur Tür, durch welche sich eine kleine, zierliche blonde Frau mittleren Alters schiebt. Sie ist bekleidet mit einer beigefarbenen Marlenehose, hellen Sneakers und einem weißen T-Shirt mit der Aufschrift »Heio­pei«.

»Griaß Gott!«...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
ISBN-10 3-99074-147-0 / 3990741470
ISBN-13 978-3-99074-147-4 / 9783990741474
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 333 KB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von Anne Freytag

eBook Download (2023)
dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
14,99
Band 1: Lebe den Moment

von Elenay Christine van Lind

eBook Download (2023)
Buchschmiede von Dataform Media GmbH (Verlag)
9,49