Gläserne Welt (eBook)

Eine Radioactive - Geschichte
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
286 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7394-1891-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gläserne Welt -  Maya Shepherd
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Es ist nur ein flüchtiger Moment des Widerstands. Doch dieser Augenblick verändert nicht nur das Leben zweier Menschen, sondern bringt eine ganze Welt ins Wanken. Zoe wurde in Freiheit geboren. Als die Legion ihr Zuhause angreift, muss sie nicht nur den Tod ihrer Eltern mit ansehen, sondern wird vom Feind entführt. Um zu überleben, ist sie gezwungen, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen und sich den strengen Gesetzen der Legion zu beugen. C515 ist ein treuer Kämpfer der Legion. Er besitzt weder einen Namen noch eine Persönlichkeit. Sein Dasein dient einzig und allein dem Schutz der letzten überlebenden Menschen in der Sicherheitszone unter der Erde. Bis er einem Mädchen begegnet, das aus der Menge hervorsticht. In ihren Augen erstrahlt das Leben. (Zoe & Clyde kann unabhängig von der Radioactive-Reihe gelesen werden. Es ist kein Vorwissen nötig.)

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, zwei Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren.

Maya Shepherd wurde 1988 in Stuttgart geboren. Zusammen mit Mann, zwei Kindern und Hund lebt sie mittlerweile im Rheinland und träumt von einem eigenen Schreibzimmer mit Wänden voller Bücher. Seit 2014 lebt sie ihren ganz persönlichen Traum und widmet sich hauptberuflich dem Erfinden von fremden Welten und Charakteren.

1. ZOE



Das ist der Tag, vor dem unsere Eltern sich immer gefürchtet haben.

Das ist der Tag, vor dem sie uns immer gewarnt haben.

Das ist der Tag, von dem ich geglaubt habe, dass er niemals eintreten würde.

Und obwohl es der Tag ist, mit dessen täglicher Erwähnung ich aufgewachsen bin, trifft uns der Angriff der Legion völlig unvorbereitet. Wir wussten immer, dass er irgendwann kommen würde. Die Lage hat sich immer mehr zugespitzt. Während wir zu Beginn noch mit ihnen zusammengearbeitet haben, entzweiten sich unsere Vorstellungen über die Jahre immer weiter voneinander, bis sie so verschieden waren, dass selbst ein friedliches Gespräch längst nicht mehr möglich war.

Die Legion will die Kontrolle behalten, aber wir wollen das Gegenteil: unsere Freiheit.

Wenn meine Eltern und die anderen Rebellen über die Legion sprechen, wissen sie, wovon sie reden, denn sie waren einst ein Teil von ihr. Sie lebten in einer Sicherheitszone unter der Erde, sahen niemals die Sonne, den Mond oder die Sterne, fühlten keinen Regen oder Wind auf ihrer Haut, ernährten sich von Tabletten und folgten dem obersten Gebot: Keine Gefühle! Denn Gefühle sind der größte Feind der Menschheit. Sie bringen einen dazu, Dinge zu tun. Schreckliche Dinge. Dinge, die so grausam sind, dass sie einen ganzen Planeten zerstören können – die Erde.

Als im Dritten Weltkrieg die Atombomben fielen, war danach alles radioaktiv verseucht und den letzten Überlebenden blieb nur die Zuflucht in die Legion und ihre Sicherheitszone.

Seitdem sind nun achtzig Jahre vergangen und die Erde hat es geschafft, sich selbst zu heilen. Es geht keine Gefahr mehr von ihr aus, dafür ist der Retter der Menschheit zu einer geworden: die Legion.

Wenn die anderen von ihr sprechen, sind ihre Worte für mich wie Erzählungen aus einer fremden Welt, denn ich habe diesen Ort nie von innen gesehen. Ich bin in Freiheit geboren. Es gibt keine Mauern, die mich eingrenzen, außer jene, die ich mir selbst errichte.


Jep wickelt sich eine Strähne meines langen blonden Haares um den Finger. Ein schelmisches Lächeln liegt in seinem Gesicht, als sein Daumen über meine Wange streift. Seine Haut ist rau von der harten Arbeit.

»Deine Augen haben dieselbe Farbe wie der Himmel«, behauptet er, woraufhin ich nur die Augen verdrehe und ihn frech angrinse, als ich ihm den Flachmann aus der anderen Hand nehme und die Öffnung an meine Lippen setze. Er braucht mir nicht zu schmeicheln.

Der scharfe Geruch des Alkohols steigt mir in die Nase, bevor ich einen großen Schluck nehme und dann angewidert das Gesicht verziehe.

Jep prustet laut los, woraufhin ich ihm erschrocken eine Hand auf den Mund presse.

»Sei still, du Idiot!«, fauche ich alarmiert. »Oder willst du, dass sie uns erwischen?«

Er blickt mich mit großen Augen an und ich lasse meine Hand nach unten gleiten, was er zu bedauern scheint.

Wir sitzen am Seeufer, abseits von den Höhlen, die unser Zuhause sind. Der Flachmann gehört Gustav. Er hat den Alkohol selbst gebrannt und rückt ihn nur zu besonderen Anlässen heraus. Dieser alte Geizhals!

Meine Eltern wollen nicht, dass ich davon trinke. Sie sagen, ich sei dafür noch zu jung. Aber sie schreiben nicht die Regeln dieser neuen Welt, sondern das Leben selbst. Und wenn ich entscheide, dass ich mit sechzehn Jahren alt genug bin, um Alkohol zu probieren, können sie mich nicht daran hindern.

Obwohl wir in ständiger Bedrohung durch die Legion leben, kann es oft sehr eintönig und langweilig sein. Die meisten Tage laufen gleich ab. Wir stehen bei Sonnenaufgang auf, danach gibt es Frühstück und dann sucht jeder nach einer Möglichkeit, um sich irgendwie nützlich zu machen. Wir gehen jagen, füttern die Ziegen und Hühner, holen Wasser, kümmern uns um die Felder, reparieren etwas, backen, kochen oder putzen. Es gibt hier nur wenig Abwechslung. Die Besuche von Ruby oder einem anderen Spion aus der Legion sind dabei ein Highlight. Sie berichten uns über alles, was die Legion plant, um uns so vor drohenden Gefahren zu schützen. Der letzte Kontakt ist jedoch schon Wochen her.

»Du bist eben doch noch zu jung dafür«, zieht Jep mich auf, als er mir den Flachmann wieder entwendet und selbst daraus trinkt.

Ich boxe ihm in die Seite, woraufhin er sich ruckartig auf mich stürzt und mich am Bauch zu kitzeln beginnt. Krampfhaft versuche ich, mein Lachen zu unterdrücken, doch dann platzt es laut und schallend aus mir heraus. Ich lasse mich zu Boden fallen und winde mich kreischend, um seinen flinken Fingern zu entkommen. Der Stoff meines kurzen Kleides raschelt bei jeder Bewegung.

Nun presst er mir seine Hand auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen. Er liegt auf mir und blickt auf mich hinab. Ein Funkeln liegt in seinen grünen Augen, das immer dann zutage tritt, wenn wir allein sind.

Das ist jedoch nicht oft der Fall. Sein Zwillingsbruder Pep folgt ihm stets überall hin und mein älterer Bruder Finn hält sich für meinen persönlichen Kommandeur. Bestimmt suchen sie schon nach uns. Wir verstecken uns nicht nur wegen des Alkohols, sondern vor allem um einmal Zeit für uns zu haben.

Jep nimmt seine Hand weg. Ich kann seinen beschleunigten Herzschlag an meiner Brust spüren. Wir kommen uns nicht zum ersten Mal nahe. Es ist ein Spiel, das wir seit ein paar Wochen spielen. Ich kann Jep gut leiden, aber verliebt bin ich nicht. Glaube ich zumindest. Meine Auswahl ist nicht sonderlich groß: er oder sein Bruder. Das war’s. Vielleicht gibt es in den anderen Rebellenlagern noch mehr Jugendliche in unserem Alter, aber die sind zu weit weg, um sich öfter als alle paar Monate treffen zu können.

Er senkt seinen Kopf zu mir herunter. Seine schwarzen Haarspitzen kitzeln mich an der Stirn.

»Wenn ich dir erlaube, mich zu küssen, muss ich es Pep dann automatisch auch gestatten?«, feixe ich herausfordernd.

Seine Lippen verziehen sich zu einem Schmunzeln. »Wir teilen nicht alles miteinander.«

»Wenn ich dir erlaube, mich zu küssen, wird Finn dich einen Kopf kürzer machen«, scherze ich weiter.

»Er muss es ja nicht erfahren.«

Unsere Nasenspitzen berühren sich fast. Sein Atem schlägt mir entgegen und ich rieche erneut den scharfen Geruch des Alkohols. Heute ist nicht der Tag, an dem ich ihm erlaube, mich zu küssen. Sorry, Jep!

»Oder wir erzählen ihm, es wäre Pep gewesen«, erwidere ich grinsend, woraufhin auch Jep lachen muss und sich von mir runterrollt. Rein optisch sind die Zwillinge kaum voneinander zu unterscheiden.

Er nimmt mir meine Zurückweisung nicht übel. Auch er hat nicht viel Auswahl. Sogar noch weniger als ich, denn ich bin das einzige Mädchen in unserem Alter. Wir sind Freunde. Es ist so schön, einfach nur neben ihm auf dem moosbedeckten Boden liegen zu können und in den wolkenlosen Himmel zu blicken, der sich hinter dem Blätterdach der Bäume erstreckt. Alles ist friedlich.

Ich halte inne. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Es ist so still – die Vögel zwitschern nicht einmal. Ich stütze mich auf meine Ellbogen und lausche angestrengt.

Jep mustert mich von der Seite. »Was ist los?«

»Hörst du das?«

Für einen Moment hält er den Atem an, dann schüttelt er den Kopf. »Ich höre nichts.«

»Das meine ich ja! Ist es nicht zu still?« Unruhig setze ich mich auf.

Jep macht es mir nach, während er seinen Blick über die umstehenden Bäume gleiten lässt. »Es sind keine Vögel da.«

»Wa…«

Ein ohrenbetäubender Knall lässt die Erde unter uns erbeben. Wimmernd schlage ich mir die Arme über dem Kopf zusammen und lege mich flach auf den Boden. Ein Piepen bleibt in meinen Ohren zurück, als der Knall längst vorbei ist.

Mit vor Schreck geweiteten Augen blicke ich zu Jep neben mir. Er wirkt genauso verängstigt wie ich, aber ihm fehlt nichts. Gleichzeitig rappeln wir uns auf und schauen uns suchend um. Was immer den Knall verursacht hat, es muss weiter weg passiert sein.

»Was war das?«, flüstere ich ängstlich und denke an die Warnungen meiner Eltern. Ist es jetzt so weit? Wir haben oft darüber gesprochen, was in diesem Fall zu tun ist. Wenn es auch nur das kleinste Anzeichen für einen Angriff durch die Legion gibt, versteckt ihr euch in der Schutzkammer und bleibt dort für mindestens einen Tag und eine Nacht.

Die Schutzkammer ist ein Raum in dem Höhlensystem, welches wir bewohnen. Sie unterscheidet sich dadurch von den anderen Zimmern, dass keine Tür in das Innere führt, sondern man sie nur erreichen kann, wenn man durch eine Öffnung in der Decke hineinklettert.

Jep beantwortet meine Frage nicht. Vielleicht weiß er die Antwort auch nicht oder er fürchtet sich davor, sie auszusprechen. Stattdessen ergreift er meine Hand und zieht mich plötzlich mit sich.

Ich möchte rennen, doch er hält mich zurück. Es ist zu gefährlich. Solange wir nicht wissen, was los ist, müssen wir unsere Umgebung im Auge behalten.

Wir kommen nur ein paar Meter weit, da lässt ein erneuter Knall die Erde erbeben. Jetzt bekomme ich es wirklich mit der Angst zu tun. Ich klammere mich an Jep fest, der wie Espenlaub zittert. Ich kann nicht sagen, ob die Erschütterung oder seine Furcht daran schuld ist. Aber obwohl er sich selbst sichtbar fürchtet, spielt er mir zuliebe den Starken und zieht mich bestimmt mit sich.

Vorsichtig tasten wir uns von einem Baum zum nächsten. Nach den ersten beiden Erschütterungen folgen noch drei weitere im Minutentakt. Wir haben die Höhlen noch nicht erreicht, da hören wir bereits die Schreie. Für...

Erscheint lt. Verlag 16.6.2018
Reihe/Serie Zoe & Clyde
Zoe & Clyde
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Abenteuer • Apokalypse • Australien • Dystopie • Fantasy • Liebe • Radioactive • Romance • Romantasy • Überlebenskampf • Weltkrieg • Wüste
ISBN-10 3-7394-1891-5 / 3739418915
ISBN-13 978-3-7394-1891-9 / 9783739418919
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