Venusfluch. Auf den Trümmern von Berlin (eBook)

Kriminalroman
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2021 | 1. Auflage
448 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45845-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Venusfluch. Auf den Trümmern von Berlin -  Liv Amber,  Alexander Berg
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In den Trümmern von Berlin ist selbst die Wahrheit eine Lüge: Teil 2 der abgründig-rasanten historischen Thriller-Reihe aus dem Berlin der Nachkriegszeit um den Heimkehrer Hans-Joachim Stein   Berlin 1949, ein Arzt stürzt vom Dach einer Klinik für Geschlechts- und Infektionskrankheiten. Während Kommissar Hans-Joachim Stein noch versucht herauszufinden, ob es sich um Selbstmord oder Mord handelt, erreicht ihn eine Bitte seines Vaters: Der alte Stein, ein strammer Kommunist, ermittelt im sowjetisch kontrollierten Teil Berlins für die Markgraf-Polizei in einem Mord und möchte wissen, wen der Tote im Westen hatte treffen wollen. Kommissar Stein ist schnell klar, dass es einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen gibt. Statt mit ihm zusammenzuarbeiten, enthält sein Vater ihm jedoch wichtige Fakten vor. Als weitere brutale Morde geschehen, muss Kommissar Stein sich die Informationen aus dem Osten anders beschaffen ...   Auch im zweiten Teil ihrer historischen Thriller-Reihe zeichnen Liv Amber und Alexander Berg ein packend-lebendiges Bild der Zerrissenheit und gleichzeitigen Aufbruchsstimmung im Berlin der Nachkriegszeit.   Zum ersten Mal ermittelt Kommissar Hans-Joachim Stein, dem als Heimkehrer aus England alles am zerbombten und besetzten Berlin fremd geworden ist, im historischen Thriller »Pandora - Auf den Trümmern von Berlin«.

Liv Amber, geboren in Stockholm, absolvierte Auslandsaufenthalte in Sydney, Auckland und Wien. Sie studierte Jura und Germanistik und arbeitete als Anwältin, bis sie ihre Leidenschaft zum Schreiben zum Beruf machte. Heute lebt sie in Hamburg und Berlin.

Liv Amber, geboren in Stockholm, absolvierte Auslandsaufenthalte in Sydney, Auckland und Wien. Sie studierte Jura und Germanistik und arbeitete als Anwältin, bis sie ihre Leidenschaft zum Schreiben zum Beruf machte. Heute lebt sie in Hamburg und Berlin. ALEXANDER BERG, Medizinprofessor, geboren im Südwesten Deutschlands, Studium Tübingen und Mainz, verschiedene Publikationen zur Psychiatrie im 20. Jahrhundert. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Pandora ist sein erster Roman,  

1


In Celle gibt es nachts mehr horizontale Umtriebe als am King’s Cross«, hatte Walter Porter seinem Freund Kommissar Hans-Joachim Stein gestern Nacht auf der Hochzeit des frischgebackenen Chef-Inspektors Mike Taylor nach dem Genuss von reichlich Gin zugeflüstert. Celle sollte der Zwischenstopp ihrer gemeinsamen Rückreise von London nach Berlin sein. Walter hatte ihm angeboten, ihn von der dortigen Basis der Royal Air Force in einem sogenannten Candy-Bomber mit nach Berlin zu nehmen. Stein hatte dankbar angenommen, denn schlimmer als auf dem Hinflug, auf dem er heftig durchgeschüttelt worden war, konnte es nicht werden. Es war fast so schlimm gewesen wie in der kleinen Maschine, mit der Walter ihn an diesem Tag aus London über den Kanal nach Celle gebracht hatte. Nun fuhr der Freund ihn in einem Jeep in den Ort, in dem er übernachten sollte, denn in der Kaserne durfte er nicht schlafen.

Es war das erste Mal seit Steins Umzug in seine Geburtsstadt Berlin, dass er nach London zurückgekommen war, wo er seine Jugend verbracht und seine Polizeiausbildung beim Yard absolviert hatte. Mike war damals sein liebster Kollege gewesen, der ihn dann zum »Best Man«, seinem Trauzeugen, erkoren hatte. Diese Ehre hatte Stein nicht ablehnen können und auch nicht wollen, denn er brauchte nach seinem ersten Jahr im Polizeipräsidium Friesenstraße dringend eine Luftveränderung. Er hatte immer noch nicht richtig Fuß gefasst in Berlin, aus dem sein Vater mit ihm schon 1933 nach dem Reichstagsbrand geflüchtet war. Die vielen Zerstörungen im Stadtbild, die verschlossenen Menschen, die immer wieder durchbrechende Vergangenheit, die an unerwarteten Stellen ihre destruktive Gewalt entfaltete, all dies waren Gründe genug, um gegenüber der Stadt auf Abstand zu bleiben. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass Vater und Sohn nun beide bei der Berliner Polizei tätig waren, allerdings lagen Welten zwischen ihnen. Nicht genug damit, dass ein tiefer persönlicher Graben sie trennte und die Spaltung der Stadt ihr Übriges tat. Die Polizei Ost und West standen sich mittlerweile nahezu feindlich gegenüber.

Die typische britische Hochzeit mit Torte und rauschender Feier war zwar den wirtschaftlich desolaten Nachkriegsbedingungen angepasst, welche auch den britischen Alltag dominierten, hatte dem Kommissar aber dennoch schmerzlich bewusst gemacht, wie sehr er weiterhin mit seiner neuen, alten Heimat haderte. In London zwischen den alten Kollegen vom Yard hatte er sich sofort zu Hause gefühlt, sodass er sich sogar über die Ankündigung Percy Williams’ freute, ihn demnächst in Berlin zu besuchen, weil der dort eine neue Arbeit aufnehmen würde. Stein hatte ihn gar nicht gefragt, warum er das Yard verlassen hatte und was er in Deutschland machen würde, aber die Aussicht, einen englischen Bekannten in Berlin zu haben, ließ ihn darüber hinwegsehen, dass Percy es im Gegensatz zu ihm mit dem Gesetz nicht immer so ganz genau nahm. Ihm wurde im selben Moment bewusst, wie auch er sich im vergangenen Jahr bei seinem ersten großen Fall in der Friesenstraße auf die Seite der Gerechtigkeit geschlagen hatte und das Recht hatte Recht sein lassen. Und er würde es immer wieder tun!

Plötzlich musste er an die Ärztin denken … und von ihr war der gedankliche Weg zu Mary nicht weit, denn die beiden Frauen ähnelten einander, wenn auch nur auf den ersten Blick. In London hatte ihn vieles an die Stunden mit seiner Geliebten erinnert, bevor sie dann mit ihrem Mann in die britische Kommandantur nach Berlin gegangen war. Und er, Hans-Joachim Stein, war ihr aus lauter Sehnsucht gefolgt. Nicht die Liebe zu seiner Geburtsstadt hatte ihn zurück nach Deutschland getrieben, sondern allein die Liebe zu einer Frau! Als ihr Mann im vergangenen Jahr nach London zurückbeordert worden war, wäre sie bei ihm, ihrem Geliebten, geblieben. Wenn ihm jener Satz über die Lippen gekommen wäre, der die Grundlage einer gemeinsamen Zukunft hätte sein können, aber selbst dafür war er zu feige gewesen. Deshalb war sie mit Mann und Kind zurückgegangen. Seinem Kind, das er nun wohl niemals zu Gesicht bekommen würde. Und das war womöglich besser so, denn er bezweifelte, dass er jemals ein guter Vater geworden wäre. Nicht nachdem sein Vater ihn damals wie ein Paket bei seiner Schwester in London abgegeben hatte und ein paarmal im Jahr vorbeigekommen war und flüchtig nach ihm gesehen hatte.

Stein versuchte, sich mit einem Blick aus dem Wagenfenster abzulenken von diesen kreiselnden Gedanken um Mary und seinen Vater, die ihm gleichermaßen schlechte Laune bereiteten.

Das Städtchen Celle wirkte erstaunlich intakt. Ganz im Gegensatz zu Berlin, das auch noch vier Jahre nach dem Krieg einer Trümmerwüste glich, obwohl unermüdlich daran gearbeitet wurde, die Spuren der Zerstörung zu beseitigen. In Celle waren ganze Häuserzeilen aus Fachwerk erhalten geblieben. Der Ortskern erinnerte ihn an Lavenham, wo eine Schwester seines Onkels John gewohnt hatte.

Stein begriff, dass Walters Bemerkung in der vergangenen Nacht über das pralle Leben in Celle gar nicht ironisch gemeint gewesen war, denn wohin man schaute, huschten Liebespaare vorbei.

»In Celle gibt es ja wirklich ein Nachtleben«, bemerkte Stein erstaunt.

»Das sind die Amis mit ihren Veronicas. Davon wimmelt es hier.«

»Veronicas? Was bedeutet das denn?«

Ein Grinsen huschte über Walters Gesicht, als er nun vor einem Haus in der Innenstadt hielt.

»Die Amis nennen diese Mädchen, die stets zu ihren Diensten stehen, so. Manche von ihnen haben sich sogar von Berlin durch die Sowjetzone aufgemacht, um in Celle Geld zu verdienen. Das Airfield B.118 ist eine Goldgrube für junge Damen.«

»Und warum heißen sie Veronicas?«

»Weil die amerikanische Militärverwaltung ihre Jungs mittels Broschüren und Plakaten eindringlich vor venereal diseases warnt. Das wird VD abgekürzt. Daraus haben ein paar Spaßvögel ›Veronica. Danke schön!‹ gemacht. Seitdem heißen die Damen bei ihnen Veronicas. Jedenfalls grassieren unter unseren amerikanischen Freunden, die zurzeit für die Luftbrücke arbeiten, Geschlechtskrankheiten aller Art.«

»Und wieso nur bei den Amerikanern? Briten sind doch auch vor Ort.«

»Kein Kommentar! Aber lass uns noch einen Drink nehmen in der Bar. Dann kannst du dich mit eigenen Augen von der Existenz der Veronicas überzeugen.«

Stein hob abwehrend die Hände. »Nein danke. Du hast sie mir nicht gerade schmackhaft gemacht. Außerdem steht mir der morgige Flug bevor. Mir war auf dem Trip über den Kanal heute Nachmittag ganz schön mulmig.«

»Morgen nehmen wir eine Handley Page Hastings. Der Flug schlägt dir nicht auf den Magen. Also, was meinst du? Noch einen Drink?«

Stein schüttelte den Kopf. Er hatte genug gefeiert. Solche Mengen an Alkohol wie bei der Hochzeit hatte er lange nicht mehr getrunken. Ihm brummte immer noch der Schädel.

Walter drückte ihm einen Schlüssel in die Hand. »Ich hole dich morgen früh ab. Und wenn die Wirtsleute fragen, sagst du einfach, du bist ein Freund von Walter Porter. «

»Und was kostet das die Nacht?«

»Gar nichts. Ich habe das Zimmer für ein halbes Jahr im Voraus gemietet.«

Stein wollte gerade fragen, wieso sein Freund ein Zimmer im Ort besaß, aber Walter schien es unangenehm, darüber zu sprechen, denn er wechselte schnell das Thema. »Und keine Sorge wegen morgen. Die Maschine liegt ganz ruhig in der Luft. Wie ein Bus!« Walter klopfte ihm zum Abschied kumpelhaft auf die Schulter.

Kaum hatte Stein die Haustür aufgeschlossen, als ein neugieriges Frauengesicht in einer vom Flur abgehenden Tür auftauchte. Der Kommissar grüßte freundlich, doch da hatte sich die ältere Frau in Kittelschürze bereits vor ihm aufgebaut.

»Ich bin ein Freund von Walter Porter«, sagte er höflich in der Hoffnung, dass die Frau ihn passieren ließ, aber sie musterte ihn durchdringend.

»Wie geht es denn dem armen Mister Porter?«

Armer Mister Porter? Stein wusste nicht so recht, worauf die Frau anspielte.

»Die Renate war wirklich ein nettes Mädchen. Ganz anders die anderen. Dass der …«, sie senkte die Stimme, »… der Venusfluch ausgerechnet sie treffen musste.«

Stein zuckte mit den Schultern. »Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, von wem und wovon Sie reden. Ich bin wirklich sehr müde und würde gern auf das Zimmer gehen. Erster Stock, zweite Tür links, oder?«

»Ja, wir haben ja nur das Zimmer unserer Tochter, die jetzt aus dem Haus ist, vermietet, und wir nehmen auch nur Dauermieter. Nicht wie die Nachbarn, die in den Keller gezogen sind, um mehr Geld rauszuschlagen. Unsere örtlichen Moralapostel haben schon recht, wenn sie sagen, hier herrschen Zustände wie in Sodom und Gomorrha. Aber wir sind anständige Leute. Und das Fräulein Renate war auch keine von diesen Flittchen. Mister Porter hätte sie sicher auch geheiratet, aber nun hat man sie in eine spezielle Privatklinik …« Sie senkte erneut ihre Stimme. »… für diese gewissen Krankheiten in Berlin gebracht … Sie wissen schon, eben den Venusfluch.«

Stein wusste es nicht wirklich, aber er ahnte, von welcher Krankheit die Wirtin sprach. Er hasste Klatsch und Tratsch und machte eine abwehrende Handbewegung. »Gute Nacht. Ich muss jetzt wirklich schlafen.« Er drehte sich um und stieg die knarzende Treppe nach oben.

Trotzdem gingen ihm die Worte der Wirtin nicht aus dem Kopf, als er das Zimmer betrat und sein Blick auf das fleckige Bettzeug fiel. Er legte sich im Anzug auf das Sofa, das auch schon bessere Zeiten gesehen hatte, und deckte sich mit seinem Trenchcoat zu.

Stein fiel in einen tiefen Schlaf und schreckte in dem Moment schweißgebadet hoch, als er eine...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2021
Reihe/Serie Stein und Wuttke
Stein und Wuttke
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 1949 • Berlin • Ermittlung • Geteilte Stadt • Hans-Joachim Stein • Historische Kriminalromane • Historische Krimis • historische Krimis Deutschland • historische romane 20. jahrhundert • historische Romane für Männer • historische Romane Nachkriegszeit • Historische Romane Serie • Kommissar • Kriegsende • krimi berlin • Krimi Berlin 40er Jahre • Krimi deutsche Autoren • Krimi Deutschland • Krimi historisch • Kriminalromane Serien • Krimi Politik • krimi reihen • Medizingeschichte • Mord • Mordfall • Mordinspektion West • Nachkrieg • Nachkriegszeit • Nachkriegszeit Deutschland • Nachkriegszeit Krimi/Thriller • Nachkriegszeit Romane • Nazis • Polizei Krimis/Thriller • Rache • Romane Nachkriegszeit • Schuld • SS • Thriller • Wittenau • Zwangssterilisation
ISBN-10 3-426-45845-4 / 3426458454
ISBN-13 978-3-426-45845-7 / 9783426458457
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