Turings Vermächtnis -  Arno Endler

Turings Vermächtnis (eBook)

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
284 Seiten
Polarise (Verlag)
978-3-947619-51-1 (ISBN)
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Kannst du herausfinden, ob dein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist? Mein Name ist Jeremiah Schnitzer. Man kennt mich als KI-Skeptiker und Blogger. Ich halte es für unmöglich, dass es so etwas wie eine künstliche Intelligenz überhaupt gibt. Letztlich sind es nur programmierte Verhaltensweisen und Kommunikationsformen. Es wird uns vorgegaukelt, einer denkenden und fühlenden Maschine gegenüberzusitzen. Gerade halte ich eine Einladung in den Händen. Der berühmte Wissenschaftler Nicolas Ragg fordert mich heraus: Ich soll auf sein abgeschottetes Anwesen nach Jütland kommen und einen Turing-Test durchführen. Kann ich herausfinden, welche seiner Androiden - sogenannte Puppets - von echten Menschen gesteuert werden und welcher von einer KI? Natürlich werde ich die Herausforderung akzeptieren. Aber bin ich dort auch sicher? Was geschieht, wenn ich seinen Traum von der künstlichen Intelligenz platzen lasse? Steht dann mein Leben auf dem Spiel?

Arno Endler, geboren als Sonntagskind 1965 in Neuwied, infizierte sich im Alter von 12 Jahren mit dem Science-Fiction-Virus. Als Schüler durchstöberte er bereits sämtliche Buchhandlungen seiner Heimatstadt auf der Suche nach Büchern des Genres und litt nur an einem Mangel an Taschengeld. Er studierte Steuerrecht und betreute als Landesbeamter verschiedene IT-bezogene Projekte. Seit dem Jahr 2008 wagte er schriftstellerisch Blicke in die nähere und fernere Zukunft und publizierte Dutzende Kurzgeschichten im c´t-Magazin. Seit 2016 schreibt er für die Serie Perry Rhodan NEO und veröffentlichte mehrere Romane in verschiedenen Verlagen.

Arno Endler, geboren als Sonntagskind 1965 in Neuwied, infizierte sich im Alter von 12 Jahren mit dem Science-Fiction-Virus. Als Schüler durchstöberte er bereits sämtliche Buchhandlungen seiner Heimatstadt auf der Suche nach Büchern des Genres und litt nur an einem Mangel an Taschengeld. Er studierte Steuerrecht und betreute als Landesbeamter verschiedene IT-bezogene Projekte. Seit dem Jahr 2008 wagte er schriftstellerisch Blicke in die nähere und fernere Zukunft und publizierte Dutzende Kurzgeschichten im c´t-Magazin. Seit 2016 schreibt er für die Serie Perry Rhodan NEO und veröffentlichte mehrere Romane in verschiedenen Verlagen.

1


Das Dünengras bog sich im böigen Wind. Unterhalb des Dünenkamms trommelten Wellen im Sekundentakt gegen eine massige Mauer, jedes Auftreffen ein kleineres Erdbeben. Der Sturm pfiff, vereinzelte Regentropfen peitschten umher.

Eine Gestalt, ein Mensch von unbestimmbarer Statur, da dick eingekleidet, stemmte sich der Gewalt der Elemente entgegen, stand dicht an einer Kante, von der aus man in die Tiefe sehen konnte. Rund ein Dutzend Meter weiter unten schäumte die Brandung. Ein kräftig salziger Geruch wurde mit dem Aufwind nach oben getragen.

Die Gestalt wandte sich um. Zu ihren Füßen lag ein nackter Körper auf dem Bauch. Ein junger Mann, der schlanken Figur und den breiten Schultern nach zu urteilen. Er rührte sich nicht, trotz der eisigen Temperaturen lag er so still wie ein Toter, der er auch war.

Die dick vermummte Gestalt packte ihn an den Armen, zerrte ihn bis an den Rand und ließ ihn in die Tiefe fallen.

Das Meer verschluckte die Leiche augenblicklich. Im aufgewühlten Wellengang sah man noch einen Arm, als würde er winken.

Tag 1


Acht speziell beschichtete Rotoren erzeugten ein sanftes Flüstern. Der Oktokopter flog, dank seiner Tarnfolie nahezu unsichtbar, mit rund sechzig Stundenkilometern im strahlenden Sonnenschein. Niemand steuerte die Drohne, sie folgte lediglich dem Signal von weit unten am Boden.

Dazwischen lag eine dunkle Wolkenschicht, getränkt mit Nässe und Dreck. Gehirnwindungen gleich quollen schmutzige Ausstülpungen heraus, um zu verschwinden oder wieder zurückgesogen zu werden. Heftige Winde im Innern der Schlechtwetterfront ließen mit ihrer Energie die Wolken brodeln. Gelegentlich blitzte Wetterleuchten auf, verlieh dem Grau zusätzliche Schattierungen. All diese Bilder fing die Kamera der Sechzig-Zentimeter-Drohne ein und übertrug die Daten an die Kontrollstation. Bis zur Grenze des Aufnahmebereichs und darüber hinaus erstreckte sich die Unwetterfront, verbarg die Landschaft darunter. Es war der siebzehnte Frühjahrssturm, würden die Wetternachrichten am Abend vermelden. Nummer 18 und 19 standen in den Startlöchern.

Weit oberhalb der Wolken blies ein kräftiger Ostwind, der die Automatiksteuerung der Drohne zu Kurskorrekturen zwang. Unbeeindruckt von den Wetterphänomenen folgte die Überwachungseinheit dem Signal am Boden, das jedoch schwächer wurde. Gewaltige Potenzialunterschiede innerhalb der Wolke entstanden. Elektrische Feldstärken jenseits der drei Millionen Volt je Meter erzeugten Blitz auf Blitz.

Die Interferenzen, die sich dadurch bildeten, störten das Signal. Ohne Verzögerung verringerte die Automatik die Flughöhe. Die Drohne tauchte in die obersten Schichten ein.

Die Steuerungssoftware meldete Warnhinweise, die von der Kontrollstation als unwichtig angesehen wurden. Das Kommando traf ein, kurz bevor die Verbindung abbrach.

VERFOLGUNG AUFRECHTERHALTEN

Die Drohne sackte vier-, fünfmal durch, nutzte Windlöcher und beschleunigte den Sturzflug. Mühsam hielten die acht Rotoren die Lage im Sinkflug stabil. Die Steuerungsautomatik arbeitete am Limit und verlor mehrfach kurzfristig die Kontrolle. Das Ziel blieb im elektrostatischen Chaos verschwunden. Um den Auftrag zu erfüllen, musste das Fluggerät unter die Wolkenschicht gelangen. Ein menschlicher Pilot wäre sicherlich zurückgeschreckt. Die Software der Spionagedrohne kannte solche Bedenken nicht. Stur setzte sie den Sinkflug, der eher einem wirbelnden Sturz glich, fort.

Die Schlechtwetterfront trug auch größere Mitbringsel mit sich. Müll, aufgepickt und im Sog der Aufwinde mitgeschleppt. Ein schwarzes Rechteck fegte heran, traf eine Rotorenaufhängung und riss ein halbes Rotorblatt mit sich. Bevor die Steuerung den Verlust kompensieren konnte, trudelte die Drohne unkontrolliert. Eine thermische Verwerfung riss sie in die Höhe.

Die zweite Hälfte des Blattes war derart verbogen, dass sie wie ein Schneidwerk in die Plastikverkleidung des Motorarms schnitt. Dann gab das Material nach, das Rotorblatt zersplitterte endgültig.

Die Software deaktivierte den nutzlosen Motor und kompensierte mit den anderen, bis das Trudeln endete.

Wieder setzte der Sinkflug ein. Nun arbeiteten die verbliebenen sieben Antriebe an der Belastungsgrenze. Nur die Temperaturen nahe dem Nullpunkt halfen, damit sie nicht überhitzten.

Endlich durchbrach die Drohne die unterste Wolkenschicht.

Sensoren maßen die Entfernung zur Erdoberfläche. Rund fünfhundert Meter lagen zwischen dem Unwetter und dem Boden.

Der Empfänger erfasste das Sendesignal, nur dass die Quelle deutlich entfernter lag als prognostiziert. Zu groß war die Kursabweichung innerhalb der Front gewesen.

Die Steuerung gewann Abstand von der Unwetterfront. Aus der dichten Schicht lösten sich nur vereinzelt Regentropfen und stürzten in die Tiefe.

Beinahe nachtdunkel wirkte die darunter befindliche Landschaft. Die Drohne beschleunigte, gleichzeitig schaltete sie einen Restlichtverstärker zu dem Objektiv. Es fokussierte ein Fahrzeug, das unbeleuchtet und mit hoher Geschwindigkeit einer schnurgeraden Straße folgte. Rechts und links der schmalen Fahrbahn wechselten sich verwilderte Wälder mit brachliegenden Feldern ab. Immer wieder erfasste die Wärmebildkamera Körper von Tieren, die umherstreiften. Gelegentlich tauchten auch Gebäude auf, in denen jedoch keinerlei Wärmesignatur messbar war.

Die Drohne erhöhte erneut das Tempo, um den Kontakt zum Fahrzeug nicht zu verlieren.

Das Sendesignal erreichte Maximalstärke, als die Drohne exakt über dem Fahrzeug flog.

Vereinzelte Orkanböen versetzten das Fluggerät, zwangen die Automatik mehrfach zum Gegensteuern. Aus dem Motor des beschädigten Rotors schlugen plötzlich Funken.

Als hätte die Unwetterfront nur darauf gewartet, entlud sich ein Blitz aus der Wolke in die fragile Konstruktion. Sie zerbrach in mehrere winzige Bruchstücke und einen größeren Korpus, der trudelnd wie ein Stein abstürzte und in den Wipfel eines Baumes unter sich krachte.

Das Fahrzeug fuhr unbehelligt und ab diesem Zeitpunkt auch ohne den stillen Beobachter weiter.

In der Kontrollstation der Drohne ertönte das Verbindungsabrisssignal. Niemand schien darauf zu achten.

Am Boden, dort, wo das größte Trümmerteil gelandet war, schlugen kurzzeitig Flammen aus dem Innern der Maschine. Ein kräftiger Regenguss von oben löschte den Brand.

Zurück blieb ein Stück Müll, das nicht auffallen würde. Denn verstreut zwischen den Stämmen, Büschen und einigen Felsbrocken verteilte sich noch mehr Unrat. Verdrecktes und zerrissenes Plastik in allen Formen und Ausprägungen hing und lag in der Landschaft herum. Als hätte ein Müllfahrer seine Ladung bei Sturm einfach in den Wald gekippt.

Es stank intensiv nach Fäulnis und Fäkalien. Wenn es einen Beobachter gegeben hätte, so wären ihm die verwesenden Überreste menschlicher Körperteile aufgefallen. Arme, Beine, mehrere beinahe vollständige Leichen. Maden und Insekten bevölkerten, zersetzten sie, fraßen sich satt und nutzten die Toten als Brutstätte.

Doch es gab keinen solchen Beobachter. Niemand betrat dieses Gebiet freiwillig.

Eine ganze Serie von Blitzen entlud sich, gefolgt von ohrenbetäubendem Donnergrollen. Für einen Moment war es taghell geworden. Man hätte den Eindruck gewinnen können, als bewegten sich die Leichen. Es war allerdings nur der heftige Sturmwind, der an den Körpern zerrte.

Regen peitschte gegen die Front des autonomen Mobils. Im Innern hörte man es leise prasseln, dazu summte der E-Antrieb. Ein auf langen Fahrten sehr beliebtes Einschlafmittel. Wie ein hypnotischer Zwang ermüdete es Insassen, und so war es wohl auch dem einzigen Fahrgast ergangen. Er schlief in seinem Sitz.

Nur sparsame Beleuchtung erhellte die Sitzgruppe. Der Monitor mit der Navigationsanzeige, den Leistungs- und Fahrdaten war ebenfalls gedimmt. 72 Stundenkilometer zeigte der Tacho, doch die KI bremste, da die Fahrbahn voraus endete. Zwischen zwei brachliegenden Ackerflächen schlängelte sich ein schmales Band. Ein behelfsmäßiger Weg, der nur selten genutzt zu werden schien. Die KI folgte der Linie des Navigationsprogramms und bog in den nur grob freigelegten Feldweg ein. Es rumpelte, mehrere tiefe Schlaglöcher schüttelten Fahrzeug und Insassen durch.

Automatikgurte spannten sich über die Schultern des Schlafenden und hielten ihn in Position.

Sein Kopf bewegte sich, zu heftig versetzte es das E-Mobil. Der Formschaumstoffsessel dämpfte nicht alle Bewegungen ab.

Der Mann öffnete die Augen, blickte sich verschlafen um. Er wirkte verwirrt, nicht ganz bei sich, wischte einen Speichelfaden von seinem Mundwinkel. Irritiert sah er hoch zu dem gläsernen Dach des Mobils. Der abperlende Regen hatte die Scheibe sauber gewaschen. So hatte er...

Erscheint lt. Verlag 3.12.2020
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Android • c't • Heise • KI • Klimawandel • Krimi • Künstliche Intelligenz • Science-fiction • surrogates • Turing-Test
ISBN-10 3-947619-51-0 / 3947619510
ISBN-13 978-3-947619-51-1 / 9783947619511
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