Eine geraubte Wahrheit

© 2020 Rosa Maria Mauceri
Eine geraubte Wahrheit
Eine Erzählung mit lauter Stimme
Originaltitel:
Una verità rubata
un racconto a voce alta
Alle Rechte vorbehalten
[Agenzia Dedalo]
Lektorat italienisch: Domenico Russo
Covergestaltung: Beatrice Spada
Layout: Giorgia Ragona
Ins Deutsche übertragen: Giacomo Pizzo
Lektorat: Barbara Kleiner
1. Italienische Auflage: Juni 2020
1. Deutsche Auflage: Oktober 2020
Druck und Bindung: AZEROprint, Marostica (Vicenza)
Printed in Italy
ISBN 978-3-982254500
Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich.
Besuchen Sie die Website
www.unaveritarubata.com


Inhaltsverzeichnis:

Vorwort 7
ERSTER TEIL 9
Eine Zwillingsschwester im Herzen 11
Der Erzeuger 15
Flucht aus dem Albtraum 25
Eine geraubte Jugend 35
Der Sinn meines Lebens 47
Falsche Liebe, wahre Liebe 57
Erst Mutter, dann Frau 67
Neuer Job, alte Schatten 81
Ein abgeschlossenes Kapitel 89
Die Enthüllung, die mein Leben veränderte 95

ZWEITER TEIL 103
Ein Versprechen 105
Jetzt bin ich am Zug 109
Ein Hauch von Liebe und Schmetterlinge
im Bauch 121
Der Seelenmörder 129
Auf der Suche nach dir, liebe Schwester… 135
Internet 139
Ein Hoffnungsschimmer 151
Auf der Suche nach Maria 169
Endlich du? 173
Fast am Ziel 179
Frohe Ostern? 181
Zeit für Gerechtigkeit 187
Eine nie verschlossene Tür 191
Der Maresciallo 195
Ein entscheidendes Beweisstück 205
Ein Befreiungsschlag 211
Hilfe in Uniform 215
Das Geburtsregister 223
Eine absurde Rekonstruktion 231
Die falsche Wiege? 239
Warten auf Antwort 243
An meine Mutter 247
An Rosa 248
Schlusswort der Autorin 250

Liebe Leser, Ich möchte vorwegschicken, dass dieses Buch aus zwei Teilen besteht, die wie zwei eigenständige Bücher erscheinen, und ein bisschen ist das auch so. Der erste Teil handelt von meinem persönlichen Wachstum. Ohne dieses Wachstum hätte der folgende Teil nicht zustande kommen können. In der Tat stellt der zweite Teil eine Konsequenz dar: Auswirkungen, die zu dem geführt haben, was mein Leben war und heute ist. Viel Spaß beim Lesen.

Eine Zwillingsschwester im Herzen Von Anfang an hatte ich immer das Gefühl, eine weitere Schwester zu haben. Wahrscheinlich war es meine „Anomalie“, die mich auf den Gedanken brachte, jedenfalls habe ich mir das eingeredet. Warum musste ausgerechnet ich diese schweren gesundheitlichen Probleme haben und warum hatte ich immer dieses Gefühl der Unvollkommenheit? Vielleicht, so sagte ich mir, hätte ich eine Zwillingsschwester haben sollen. Vielleicht hätte ich aber auch überhaupt nicht geboren werden sollen. Dieser Gedanke machte mir dermaßen zu schaffen, dass ich überzeugt war, es könnte wirklich eine Zwillingsschwester geben. „Kannst du dir das vorstellen? Es hätte eine andere Rosa geben können, eine Zwillingsschwester? Zwei Rosas, kannst du dir das vorstellen?“, fragte ich Deborah, eine meiner besten Freundinnen, immer wieder. „Nein, du allein reichst schon“, antwortete sie, und wir mussten lachen. Das war ein Spiel, mit dem ich versuchte, dieses Gefühl aus meinem Herzen zu verscheuchen. Aber tief in mir fühlte ich mich anders. Die Vorstellung, dass eine weitere Schwester existieren könnte, begleitet mich schon mein ganzes Leben lang, es war beinah zu einer Überzeugung geworden, die mich überallhin verfolgte. Wenn Menschen mich auf meine Missbildung ansprechen, die ich „Anomalie“ nenne und die darin besteht, zwei Gebärmütter, aber nur eine Niere zu haben, antworte ich oft, dass ich wahrscheinlich als Zwilling geboren wurde. Möglich, sage ich mir, dass in unserem Wachstumprozess, also meinem und dem meiner imaginären Schwester, etwas geschehen ist. Vielleicht ist im Mutterleib irgendetwas unterbrochen worden und nur ich bin übrig geblieben. Ich weiß, dass das irreal ist, aber ich habe das immer gedacht, nicht nur in der Jugend, sondern auch im Erwachsenenalter. Dieser Gedanke brachte mich dazu zu glauben, dass es anderswo einen anderen Teil von mir gibt. Eines Tages erzählte mir meine Mama von ihren vielen Schwangerschaften, damals kam ich nicht auf die Idee, Fragen zu stellen, ich wollte einfach nicht mehr wissen. Ich hatte sowieso schon das Gefühl, überflüssig auf dieser Welt zu sein. Das änderte sich jedoch, als ich selbst Mutter wurde, jetzt wollte ich es doch genauer wissen und fragte sie nach ihren Schwangerschaften. Jetzt wollte ich es wissen und ob. Das veränderte unser Verhältnis, es wurde enger, insbesondere, seitdem wir nicht mehr nah beieinander im selben Land leben. Früher hatte ich nie das Bedürfnis verspürt, sie an meiner Seite zu haben, aber heute leben wir weit voneinander entfernt, und jetzt verspüre ich dieses Bedürfnis mehr denn je. Ich brauche diese Nähe, wie die Luft zum Atmen.